Mittelalter - Einfluss auf heute

tsuperbus

Neues Mitglied
Hallo !:winke:
Immer wieder wird das "finstere Mittelalter" als gar nicht so rückständig beschrieben wie es auf den ersten Blick erscheint. Angeblich hat es auf die Gegenwart immer noch großen Einfluss, doch welchen ?
Klar waren Erfindungen wie der Buchdruck und die Reformation sehr innovativ, und auch heute gibt es noch Überreste von Burgen und Ruinen. Doch ist der Einfluss des Mittelalters auf unsere heutige Zeit immer noch so groß ? Wenn ja, in welchen Formen erscheint dieser ?

Ich danke euch jetzt schon einmal für eure Hilfe und hoffe, dass mich jemand aufklären kann ! :) ;)
 
Das Mittelalter hat meiner Meinung nach die ganze Karte Europas bis heute geprägt. Wenn man sich eine Karte von 1300 anguckt, erkennt man schon Staaten, die es heute noch in veränderter Form gibt und die damals entstanden. Die damalige Uneinigkeit Deutschlands und Italiens prägt die Erscheinung dieser beiden Länder noch heute.
Im Mittelalter verbreiteten sich Christentum und römische Kultur auch über Nordeuropa, das damit ab dem 13. Jahrhundert den Süden zivilisatorisch sogar überholte und den Grundstein für die politische Dominanz des nördlichen Europas bis ins 20. Jahrhundert legte. Im Grunde kann man sagen, dass erst im Mittelalter Europa in der Form entstand, wie man es heute kennt und damals erst die vorher "barbarischen" Völker nördlich der Alpen sich in hochentwickelte Gesellschaften verwandelten.
Auch gesellschaftlich wirkt das Mittelalter noch bis heute nach. Den Feudalismus sind wir zwar zum Glück schon seit dem 19. Jahrhundert los, aber Dinge wie Kapitalismus, Industrie und öffentliche Verwaltung wurden damals eingeführt. Und die meisten Städte, in denen wir heute leben, sind im Mittelalter entstanden oder wurden zu dieser Zeit zu bedeutenden Metropolen.
Letztendlich brachte das Mittelalter auch - entgegen des Vorurteils - bedeutende technologische und wissenschaftliche Fortschritte hervor. Die Kriegstechnik wurde mit effektiveren Rüstungen, Katapulten, Armbrüsten und später dem Schießpulver revolutioniert. Man nutzte Wind- und Wasserkraft nicht nur zum Mahlen von Getreide, sondern auch als Energiequellen für mechanische Schmieden, Pumpen, Sägen oder Webereien. Philosophen wie Albert der Große oder Thomas von Aquin schufen ein Weltbild, das Christentum und rationales Denken verknüpften, ersterer war auch ein bedeutender Naturwissenschaftler. Hildegard von Bingen und andere besonders weibliche Kleriker erstellten umfangreiche Werke zu Medizin und Biologie, und Fibonacci ersetzte die römischen durch die arabischen Zahlen, mit denen deutlich einfacher zu rechnen war. Das Schulsystem, wie wir es heute kennen, entstand zum Teil im Mittelalter. Damals gründete man die ersten Universitäten und Domhochschulen.
Alles in allem hat uns das Mittelalter vieles hinterlassen, was noch heute Bedeutung hat - das wichtigste Vermächtnis ist aber wohl das Christentum, das seitdem die vorherrschende Religion in ganz Europa ist.
 
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