Mittelmeerentente

Zananga schrieb:
Genau das passierte aber in der Bosnische Krise! Hätten die Japaner Russland nicht besiegt (was damals alle Europäer glaubten, dass es sop passieren würde), hätten die Briten da ein echtes Problem gehabt.

Das ist, wie du natürlich auch weißt, rein spekulativ. Des Weiteren ist zu berücksichtigen, das in Großbritannien mittlerweile die Liberalen regierten und deren Außenminister Grey außengesprochen prorussisch eingestellt war. Grey hätte, das ist auch spekulativ, mit zusammengebissenen Zähnen, den Griff der Russen auf die Dardanellen hingenommen, weil die übergeordneten Interessen des Büdnissystems eine höhere Priorität gehabt hätten.
 
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Zananga schrieb:
Auch da wäre Deutschland wieder der perfekte Verbündete. Das Problem war aber dass die Herren in Berlin einfach zu grob und ungeschickt waren, und die in London nicht wusten wass sie wollten.

Die Herren in London wußten genau was sie wollten. Sie wollten den Ausgleich mit den USA und haben bereitwilig weitesgehend ihre Positionen geräumt. Das Deutsche Reich wollte zu der Zeit ein Bündnis mit Großbritannien, was dieses schon zu der Zeit noch praktizierten Balance of power Politik nicht wollte. Man war in London zu punktuellen Abkommen bereit, doch das war den Herrn in Berlin zuwenig. Vor allem wollte sich London nicht in einen weiteren Gegensatz zu Petersburg manövrieren lassen und das wäre aufgrund der aufeinanderstoßenden Interessen auf dem Balkan zwischen Russland und Österreich-Ungarns, unweigerlich bei einem Bündnis mit dem Deutschen Reich der Fall gewesen.
 
Sicher, bis 1914 läuft ja alles auch nach Plan. Nur die Entscheidung 1914 finde ich völlig konträr zur Politk davor. Und zur Bosnien-Krise: natürlich ist kann man über was passiert wäre nur spekulieren, was ich auch nicht beabsichtige. Aber was passiert ist, war schon das best mögliche Szenario für Großbritannen. Ohne die Kooperation der Russen hatte man keine Trümpfe mehr in die Hand.
 
Wenn es eine relevante Feststellung des Kriegsrates vom Dez. 1914 gab, dann die, dass das Deutsche Reich vor 1914nicht kriegsbereit gegen FRA/RUS war, und der Kanal und das Rüstungsprogramm der Marine abgewartet werden mussten.

Das war Konsens.
 
Eine kleine Ergänzung: Es ist festzuhalten das der Kriegsrat vom 08.Dezember 1912 eben nicht, wie gerne fälschlicherweise behauptet wird, eine Roadmap für die Entfesselung des großen Krieges festgelegt wurde. So eine Planung gab es nicht.
 
Eine kleine Ergänzung: Es ist festzuhalten das der Kriegsrat vom 08.Dezember 1912 eben nicht, wie gerne fälschlicherweise behauptet wird, eine Roadmap für die Entfesselung des großen Krieges festgelegt wurde. So eine Planung gab es nicht.

Jedenfalls wurde der Kriegsfall für ein bestimmtes Szenario ausgeschlossen.

Als Roadmap kann man es sicher nicht bezeichnen, eher als Pflichtenheft für ein bestimmtes militärisches und politisches Szenario, unter dem der Krieg akzeptabel erscheint. Man vertagte sich und realisierte.

Wichtigste Folgen sind - natürlich von den Fischer- Schülern eingehend untersucht - in den Bereichen Rüstung, Etat, Publizistik und Balkanpolitik zu sehen. Das ist inzwischen aber durch Dutzende Dissertationen gegangen. Ein wesentlicher so nicht antizipierter Störfaktor war dagegen der Wahlsieg der SPD. Eine Bilanz 1911/1914 ist auch interessant, wenn man Fischer nicht in letzter Konsequenz (Kriegsbeschluss) folgt.
 
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