Mohammed Schemsed-din al Hafiz, ost-westlicher Diwan

askan

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Kennt jemand von euch den islamischen Gelehrten und Dichter Hafiz?
Bekannt ist er in Deutschland durch Goethe geworden, der ihm ein ganzen Band gewidmet hat, den ost-westlichen Diwan.
Hat jemand seine eigenen Schriften gelesen? (siehe meine Signatur)
 
Spülte nicht der Wein den Kummer aus der Seele uns heraus,

machte bald der Zorn des Schicksals unserm Leibe den Garaus.

Könnte nicht im Rausch mitunter unser Geist vor Anker gehn,

würde all die Leidensstürme unser Schifflein nicht bestehn.


Ja, der gefällt mir. Muß mal was lesen von ihm....
 
Es ist erfrischent von einem islam.Gelehrten zu lesen der Trinksprüche auf Mohammed dichtete.

Es gibt eine Anektote über ihn als er seine Frömmigkeit beschwor:
Denn der Prophet sagte das die Weinrebe der Feind des Islam sei,
darauf entgegnete Hafiz, das er ein Moslem erste Güte sei
,da er sogar das Blut dieses Feindes trinke.! :cool:
 
askan schrieb:
Kennt jemand von euch den islamischen Gelehrten und Dichter Hafiz?
Bekannt ist er in Deutschland durch Goethe geworden, der ihm ein ganzen Band gewidmet hat, den ost-westlichen Diwan.
Hat jemand seine eigenen Schriften gelesen? (siehe meine Signatur)
Wer in Heidelberg studierte, wo Goethe mit seiner Suleika lustwandelte, und mit deutscher Literatur etwas zu tun hat, kommt daran ja nicht vorbei. Rückerts Übersetzungen hatte ich mal in der Hand.
In Weimar ist er ja präsent:
http://mats.gmd.de/~unesco/weimar/artist/index.html#Denkmal-Inschrift
 
Ha, jetzt gohts no los.... :p :cool: Den guten Hafiz überlassen wir gern den Iranern und Rückert dürfen die Franken auch behalten.....

Aber der Link ist gut (wie ich jetzt erst merk; war da schon ein paar mal drauf....aber erst spät zündets... ;) )
 
Ich hab jetzt mal nachgeschaut....so richtig viel ist über Hafiz gar nicht bekannt. Ich hab noch rausgefunden, dass er den Derwischen nahestand und er Könige unterrichtet habe. Auch sei er beim Volk sehr beliebt gewesen und wurde von den Muzzafariden (die damals Schiraz regierten) gesponsert.

So wie Firdousi die neupersische Sprache "begründet" (respektive zur Verbreitung verholfen; vergleichsweise Dante Alighieri dem Hochitalienisch) hat, kann man sagen, dass Fafiz dem Neupersisch den "letzten Schliff" gegeben hat.


Übrigens bin ich während meiner "Recherchen" immer wieder auf einen weiteren Dichter gestoßen, der immer im gleichen Atemzug mit Hafiz genannt wird: Musliheddin Saadi
 
Noch zu den persischen Dichtern: Neben erwähntem Firdousi auch noch Omar Chaijam.

Firdousi hat ein gewaltiges Epos geschaffen: Schahnameh, den iranischen/persischen Urepos. Eine Art Ilias auf persisch. Er hat damit (vergleichbar Dante oder Luther) den Iranern eine Sprache gegeben und erstmals wurde der Islam vom arabischen abgekoppelt.
Aber Undank ist der Weltlohn: Nachdem der Regent von Ghazni (für den er das geschrieben hatte) ihn weit unter Wert bezahlt hatte schrieb er das:

Oh Schah!
ein werk ließ ich dir zum Vermächtnis,
das nie vergeht; als einziges Gedächtnis
wird es von dir auf Erden bleiben,
wenn man dich selbst vergaß und all dein Treiben.
Durch Sonnenbrand und Regenguß zerfallen
die Königsschlösser und Tempelhallen,
doch den gewaltgen Bau, den ich erhoben,
versehrt nicht Regen noch der Stürme toben;
solang die Welt besteht, die Jahre kreisen,
wird wer Verstand hat, meine Dichtung preisen.

Darauf mußte der der selbstbewußte Dichter fliehen, da der Regent nicht soviel Humor hatte wie der Verfasser selbst....


Omar Chaijam: Ein weitblickender Dichter. Seine Werke sind so populär und für die heutige Zeit derart relevant und revolutionär, dass sie unter den Mullahs verboten sind. Er, wie Avicenna/Ibn Sina ein Universalgenie, schrieb etwa: "Die wahre Religion ist nur die, dass der Mensch den Menschen liebt." Und wenn man seine Verse liest, denkt man manchmal an die frühen Existenzialisten. Nur hat der Kerl im 11. Jahrhundert gelebt.
 
Der Mann ist eine Legende bei den Iranern. Er ist so populär, dass jeder gebildeter Iraner eher ein Buch von ihm hat als den Koran zu Hause.Er führte ein Doppelleben und war kein "Islamist", zu dem haben sie ihn Moslems gemacht, damit das in ihr Weltbild passt. Er war ganz klar gegen den Islam und in vielen seiner Gedichte lacht er einfach den Islam und die Mullahs aus. Er ist ebenso viel ein "islamischer" Gelehrter wie arabische Zahlen arabisch.
Er wird immer im Kontrast zum Saadi erwähnt.Hafiz deutete darauf hin, dass er Saadi als seinen Lehrer sieht ( aus seinen Werken natürlich). Auffallend ist der totale Kontrast zwischen den beiden. Saadi hat immer eineindeutig gedichtet, wobei Hafiz` Gedichte je nach Laune und Person etwas ganz anderes bedeuten können. Er hat sehr viele Phraseologismen und Wörter benutzt, die in Kombination mehrfach gedeutet werden können. Das habe ich sogar selber erlebt:D Ich habe ein Gedicht vor Jahren gelesen und es vor kurzem wieder anders wahrgenommen.Die Übersetzungen von seinen Gedichten werden niemals dem Original gerecht, weil eben seine Wortspielereien verloren gehen. Diejenigen, die sich mit Übersetungen begnügen, sollte lieber Hayam lesen.Er war als Wissenschaftler viel direkter und man kann es besser übersetzen.
Was die Präferenz der Nativespeaker angeht, also Iraner selbst, da spielt Hayam nur eine sehr geringe Rolle. Bei ihnen sind Ferdoussi, Jalalodin Balkhi, Saadi und Hafiz so etwas wie Göthe für die Deutschen mit dem Unterschied, dass sie Zugriff auf die Literatur bis zum 9ten Jahrhundert n.C. haben, was in Europa wegen sprachlischer Entwicklungen unmöglich ist.
@Leopold,es gibt Thesen, wonach der Humanzentrismus erstmals im alten Iran Einzug hatte. Die UN benutzt glaube ich den ältesten Schriftzug von einem persischen Dichter aus dem 10ten Jahrhundert als Nachweis, wo er erstmals sagt, das alle Menschen gleich berechtigt sind.
Ich kann mich an seinen Namen nicht erinnern.
edit: Das war Saadi
"Of one Essence is the human race,Thusly has Creation put the Base;One Limb impacted is sufficient,For all Others to feel the Mace."Ich hoffe dass du des Englischen mächtig bist:D
 
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