Moslimische Sklaverei: Rassismus?

Zum Thema Hams Fluch, Kanaans Knechtschaft und Kuschs Hautfarbe:
Das Alte Testament spielt im Nahen Osten. Die in der biblischen Völkertafel beschrieben Völker befinden sich in einem vergleichsweise kleinen Gebiet. Der größte Teil der antiken Welt, u.a. auch Europa, Westafrika und Zentralfrika waren den Autoren völlig unbekannt.
Die bekanntesten Söhne Hams sind Kanaan und Kusch, deren Namen gleich für die entsprechenden Länder und Völker stehen. Das Kanaan nicht in Afrika liegt, ist, denke ich, offensichtlich. Wo das biblische Kusch liegt, ist eher unklar. Mal scheint es für ganz Ägypten zu stehen, vielleicht auch für das ägyptische Nubien. Die erste Frau des Moses soll Kuschitin gewesen sein. Daneben tauchen Kuschiten in biblischen Texten manchmal auch in Vorderasien auf. Es ist jedenfalls uneinheitlich.
Nur bei Jeremia 13.23 wird die Hautfarbe der Kuschiten erwähnt. (Man beachte hier auch den Kontext! Womit wird die Hautfarbe denn verglichen? Das ist jedenfalls nichts gutes.)

Flavius Josephus überlieferte in römischer Zeit die in der Bibel nur angerissene Geschichte um die kuschtische Frau des Moses und macht sie zu einer äthiopischen Königin.
Im übrigen hat Josephus auch biblische Völkertafel um zahlreiche Völker erweitert, die in der klassischen Antike bekannt. So stammen von Japhet jetzt auch verschiedene europäischer Völker von Japhet und nordwestafriklanische von Sem.

Im Neuen Testament, konkret in Apostelgeschichte 8.23f. wird das Königreich Nubien bzw. Kusch erwähnt, allerdings wird es im griechischen Text Äthiopien genannt.
Es geht um einen hohen Beamten der äthiopischen Königin, der ein Eunuch ist. Laut Apostelgeschichte ist er nach Jerusalem gepilgert. Dort tritt er zufällig Philippus, der ihn bekehrt und tauft. (Luther übersetzt das aber anders.)

Erst der westgotische Gelehrte Isidor von Sevilla setzt die Söhne Noahs mit den drei Kontinent komplett gleich, sodass Ham für Afrika steht, Sem für Asien und Japhet für Europa. Diese Deutung wird prägend für europäische Gelehrte ds Mittelalters.

Die Deutung, dass die Söhne Noahs für die drei Stände Klerus (Sem), Ade (Japhet) und Leibeigene(Ham) stehen, war im hohen Mittelalter ebenfalls verbreitet. Eike von Repgow, der Verfasser des Sachsenspiegels, hält das aber für Unsinn, viel mehr seien die Leibeigenen kriegerisch unterworfen worden. Laut Eike besiedelten die Söhne Noahs die drei Kontinente und alle drei Stände in Europa stammen von Japhet ab und alle Afrikaner von Ham - das wäre seiner Meinung die wahre Geschichte.

Luther übersetzt die Kuschiten in Jeremia als "Mohren", ebenso wie die Äthiopier in der Apostelgeschichte mit Mohren. In der Einheitsübersetzung des 20. Jahrhundert werden daraus "Neger". Eunuch übersetzt er aber mit "Kämmerer".
In der Einheitsübersetzung werden die Kuschiten bei Jeremia noch bis weit ins 20. Jahrhundert noch mit "Neger" übersetzt.

Was war zuerst da?
Verschiedentlich wurde angeführt, "die Christen" hätten die Praktiken der Sklaverei von "den Muslimen" übernommen. Es handelt sich hier bei um kein Strohmann-Argument. Diese Behauptung ist meistens unbelegt so auch in den Zeitungsartikeln von Flaig und N’Diaye und wird auch immer wieder von Usern vorgetragen.
Simpler Fakt ist, dass das Christentum älter als der Islam.
Die Sklaverei zuerst war natürlich zuerst da!

ist just in dem NZZ Artikel von Flaig u.a. so etwas zu lesen:

Die islamische Orthodoxie, nicht anders als die jüdische und die christliche, war antirassistisch und hatte die natürliche Gleichheit der Menschen zum Axiom – ebenso wie das römische Recht. Sklaverei ist eine Strafe für die Ungläubigen, so lautet die offizielle Lehre der islamischen Kleriker, sie ist nicht Folge von rassischer Minderwertigkeit. Aber Philosophen und Gelehrte hielten dagegen. So lesen wir bei Ibn Khaldun (gestorben 1406): «Daher sind in der Regel die schwarzen Völker der Sklaverei unterwürfig, denn (sie) haben wenig Menschliches und haben Eigenschaften, die ganz ähnlich denen von stummen Tieren sind.»
...vielleicht sollte man Autoren, auf die man eindrischt, vorher mal lesen... was ich da zitiert habe liest sich nun nicht gerade wie typischer Revanchismus und Islamophobie.

...vielleicht sollte man Autoren, auf die man eindrischt, vorher mal lesen... was ich da zitiert habe liest sich nun nicht gerade wie typischer Revanchismus und Islamophobie.
Herzlichen Glückwunsch, du hast da mehrere Sätzr im Artikel gefunden, die keine Polemik oder gar Unfug enthalten. Die Stelle war wirklich schwer zu finden! ;)

Für den üblichen Unfug halte ich z.B. das hier aus Flaigs NZZ-Kommentar: "Die hautfarbenbezogene Version des Fluches gelangte um die Mitte des 15. Jahrhunderts nach Europa, als die Portugiesen sich in den islamischen Sklavenhandel an der westafrikanischen Küste einklinkten."
Gab es an der westafrikanischen Küste überhaupt islamischen Sklavenhandel? Und wie hat sich Portugal da "eingeklinkt?
Meines Wissens handelten muslimische Sklavenhändler (z.B. Tuareg) mit Westafrika über den Landweg quer durch die Sahara und hatten die Küstengebiete (spätere Sklavenküste, Goldküste usw.) nie erreicht, während die Portugiesen mit ihren Karavellen zur See unterwegs waren.

Zu den Anfängen des portugiesischen Sklavenhandels in Afrika
Der Seefahrer und Entdecker Nuno Tristao war der erste portugiesische Sklavenhändler in Afrika - Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Portugiesen unter Nuno Tristao überfielen irgendwelche Menschen, die sie Küste des heutigen Mauretanien bzw. Westsahara vorhanden, wahrscheinlich handelte es sich um muslimische Berber. Teilweise brachten die Portugiesen ihre eigenhändig eingefangenen Sklaven nach Portugal, andere ließen sie gegen Lösegeldzahlungen ihrer Landsleute in Form von Goldstaub wieder frei. Das Geschäft mit den verklavten Berbern hat sich aber nicht gelohnt und war außerdem aufgrund der verständlichen Feindseligkeit der Berber gefährlich. (Wie sich die Portugiesen mit versklavten Fischern und Kamelhirten über die Auslegung des Alten Testaments ausgetauscht haben soll, bleibt rätselhaft.)
Das große Geschäft der Portugiesen beginnt erst weiter südlich - außerhalb der islamischen Welt und auch außerhalb des Aktionsradius der muslimischen Sklavenhändler. Muslime tauchten dort höchstens als Sklaven auf, die aus dem Norden an die westafrikanische Küste verschleppt wurden und dort auf den Sklavenmärkten heidnischer Königreiche feilgeboten wurden.

Wo ist der Zusammenhang zwischen den verfehlten Auslegungen zu Ham?
Die Übertragung der Eigenschaften von Kusch (schwarze Haut) und Kanaan (Knechtschaft) auf ihren Vater Ham ist jetzt wirklich kein besonderer theologischer Kunstkniff. Da kommt man auch leicht selbst trauf. Ich kann auch nie erkenne in wie weit die rassistische Version des Ham-Mythos in den USA auf irgendeiner traditionsreichen Auslegungstradition beruht.
Kunstreicher erscheint mir eher die Verlagerung der Ham-Legende auf den gesamten afrikanischen Kontinent und dies geht wohl schon auf Isidor von Sevilla (um 600) zurück.
 
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Gab es an der westafrikanischen Küste überhaupt islamischen Sklavenhandel? Und wie hat sich Portugal da "eingeklinkt?
Laut Flaig:
Die hautfarbenbezogene Version des Fluches gelangte um die Mitte des 15. Jahrhunderts nach Europa, als die Portugiesen sich in den islamischen Sklavenhandel an der westafrikanischen Küste einklinkten. In der «Crónica da Guiné» berichtet Gomes de Zurara 1444, dass die muslimischen Sklavenjäger in Senegambia ihr Tun rechtfertigten mit Noahs Fluch über die Schwarzen.
Wie diese Cronica zu beurteilen ist, weiß ich nicht. Vielleicht ist sie Seemannsgarn? Da kennst du dich hoffentlich besser aus.
 
Es kann schon sein, dass das Seemannsgarn war - immerhin suchten die portugiesischen Seemänner auch noch nach dem mythischen Priesterkönig Johannes.

Diejenigen Muslime die in Senegambia als Sklavenjäger aktiv waren, waren sicherlich selbst schwarz. Das Mali-Reich, das noch immer Gebiete im Landesinneren kontrollierte, kommt dafür in Frage. Die Elite Malis war schon seit mehr als einem Jahrhundert muslimisch war. Diese Malinesen beteiligten sich am Sklavenhandel über Timbuktu beteiligte. Mit den portugiesischen Entdecktern gab es zuerst kriegerische Zusammenstöße, später führte eine portugiesische Diplomatenmission zu etwas Informationsaustausch.
 
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Mittellatein ist allerdings viel einfacher zu lesen, als klassisches Latein. Und an einige Unis kann man auch den Studiengang Mittellatein belegen. Im UTB gibt es z.B. ein mittellateinisches Wörterbuch.

Das Mittellateinische Glossar ist zwar sehr hilfreich, aber es sind nur die Glossen bearbeitet. Oder habe ich einen Titel übersehen? Schon das Schulwörterbuch Latein von Langenscheidt und der Taschen-Heinichen sind aber ebenfalls brauchbar, da sie auch mittellateinische Bedeutungen und Wörter angeben und der Umfang meist ausreicht.

Das ändert aber alles nichts daran, dass der verpflichtende Erwerb von Lateinkenntnissen für Historiker gestrichen wurde und Mittellatein an den meisten Unis auch davor der Eigeninitiative bedurfte*. Definitiv nicht unzumutbar, aber bei dem seit den 70ern abgespeckten Lateinprogramm von der großen Mehrheit nicht zu erwarten, auch wenn es vorwiegend um Wortbedeutungen und neue Wörter geht, da die Sprache den modernen Sprachen ähnlicher und daneben auch einfacher wurde. Dafür gibt es unzählige Fehler, die erst mal erkannt sein wollen.

*Ja, in den gängigen Lehrwerken gibt es ein oder zwei Lektionen dazu. Die werden aber häufig weggelassen, weil in der Prüfung klassische Texte erwartet werden.

Aber der Thread dient nicht dazu, den Untergang des Abendlands zu verkünden. (Braucht jemand Schwimmwesten? Wenn sie irgendwo teurer sind, als bei mir, dürft ihr nachzahlen.)
 
Wie diese Cronica zu beurteilen ist, weiß ich nicht.

Hier gibt es die Chronik auf Portugiesisch:
Chronica do descobrimento e conquisita de Guiné : Zurara, Gomes Eanes de, ca. 1410-1473 or 4 : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive

E aquy avees de notar que estes negros postoque sejam Mouros como os outros, som porem servos daquelles, per antiigo costume, o qual creo que seja por causa da maldiçom, que despois do deluvyo lançou Noe sobre seu filho Caym, pella qual o maldisse, que a sua geeraçom fosse sogeita a todallas outras geeraçoões do mundo, da qual estes descendem, segundo screve o arcebispo dom Rodrigo de Tolledo, e assy Josepho no livro das antiguidades dos Judeus, e ainda Gualtero, com outros autores que fallarora das geeraçoõ es de Noe depois do saimento da arca.


Und hier auf Englisch:
The Project Gutenburg ebook of The Discovery and Conquest of Guinea, Vol I, by Gomes Eannes de Azurara.

And here you must note that these blacks were Moors like the others, though their slaves, in accordance with ancient custom, which I believe to have been because of the curse which, after the Deluge, Noah laid upon his son Cain, cursing him in this way: — that his race should be subject to all the other races of the world. And from his race these blacks are descended, as wrote the Archbishop Don Roderic of Toledo, and Josephus in his book on the Antiquities of the Jews, and Walter, with other authors who have spoken of the generations of Noah, from the time of his going out of the Ark.

Hier beruft sich Gomes jedenfalls nicht auf muslimische Sklavenjäger, sondern auf Erzbischof Rodrigo von Toledo.
 
Apropos Unfug: In dem Flaig-Artikel taucht der "chinesische Kaiser Knoli Chisu um 1300" auf.
Wer könnte gemeint sein? Vielleicht Kublai (posthumer Titel: Shizu)?
Eine derart derbe Verballhornung eines chinesischen Namens oder Titels findet man selten.
 
Verstehe ich das richtig?

Offensichtlich nicht. :) Außerdem unterscheidest du nicht zwischen dem Islam und seinen Anhängern.

Es kann nolens volens keine Folge des Islam sein, was vor ihm existierte. Im Übrigen hatte ich es als Frage formuliert. Du hast auch nicht bemerkt, dass ich von der ganz frühen Form schrieb. Dem Islam und seinen Anhängern kannst du erst vorwerfen, was daraus wurde.

Außerdem habe ich dabei keinerlei moralisches Urteil abgegeben. Wie meinen Posts zu entnehmen ist ging es mir darum, erst die Tatsachen zu klären. Außer bei Scheinprozessen steht das doch vor dem Urteil.

Zudem geht es im Thread, wie ich ihn verstehe, nicht um ein moralisches Urteil, sondern um den Sachverhalt. Ob rassistische Sklaverei oder andere Sklaverei, verurteilt doch wohl jeder hier die Sklaverei und auch den Rassismus.
 
Mich stört generell, dass bei Diskussionen über die arabische oder türkische Welt fast immer von "der Islam" und "den Muslims" die Rede ist.

Natürlich ist der Islam ein tragendes Element der arabischen und vorderasiatischen Gesellschaften, aber nicht das einzige. Schon die Bezeichnung "muslimische Sklaverei" finde ich seltsam.
Da müsste man doch schon von "osmanischer Sklaverei" oder "arabischer Sklaverei" reden.

Man muss da nicht alles zwanghaft auf die Religion reduzieren um dann hinterher zu streiten, ob die jeweilige Religion daran schuld ist.

Der "christliche Skalvenhandel" war sicherlich auch nicht religiös motiviert.
Sklavenhandel geschah normalerweise aus Gewinnsucht, welche in allen großen Religionen verpönt ist.
 
Und Flavius Josephus.
Und einen Gualtero/Walter, wer immer das sein mag.
Bei Flavius Josephus finde ich keinen Zusammenhang zwischen Noahs Fluch und der Hautfarbe, daher hatte ich den Verdacht, dass Gomes das bei Erzbischof Rodrigo gefunden hatte. Aber das kann ja auch ein "Gewährsmann" sein, bei dem das so gar nicht steht.
 
Apropos Unfug: In dem Flaig-Artikel taucht der "chinesische Kaiser Knoli Chisu um 1300" auf.
Wer könnte gemeint sein? Vielleicht Kublai (posthumer Titel: Shizu)?
Eine derart derbe Verballhornung eines chinesischen Namens oder Titels findet man selten.

Ich hab da irgendwo noch ein altes Geschichtswerk aus der DDR, dass China betrifft im Schrank stehen, dass eine höchst kreative Umschrift beeinhaltet, bei der sich gefühlt 2 "ö" in jedem Wort befinden.

Im Hinblick auf derartige Verballhornungen ist glaube ich die Vielzahl an im Umlauf befindlichen Umschriften ein Problem (um ehrlich zu sein ich habe da auch manchmal etwas Probleme mich außerhalb der Pinyin-Umschrift zurecht zu finden).
Gerade ältere im Umlauf befinddliche Umschriften dürften das bei historischen Themen nicht gerade einfach machen.
Und die Aussprache ist, wenn man keine Einweisung erhalten hat ja ohnehin nah an der Quadratur des Kreises.


Ich habe kürzlich mal eine Veranstaltung besucht, bei der ein Professor die Entdeckungsreise eines Typen thematisierte, den er immer wieder "Tsong-Hé" oder so ähnlich aussprach.

Ähnlich nette Verballhornung und wahrscheinlich wird sich auch irgendwo eine ältere Umschriftvariante finden, die das so ähnlich wiedergibt.
 
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Ich hab da irgendwo noch ein altes Geschichtswerk aus der DDR, dass China betrifft im Schrank stehen, dass eine höchst kreative Umschrift beeinhaltet, bei der sich gefühlt 2 "ö" in jedem Wort befinden.

Die Umschrift ist nicht mehr oder weniger "kreativ" als andere Umschriften. Der Vokal /ə/ im Mandarin hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem deutschen /ö/, die Transkription mit "ö" vermittelt daher oft einen besseren Eindruck vom tatsächlichen Klang als andere Transkriptionen.

Hier liegt es aber nicht an der Transkription, sondern hier wurde auffallend schlampig abgeschrieben. Einen "Knoli Chisu" gibt es in keinem Transkriptionssystem. Und falls Kublai gemeint sein sollte, diesen Namen sollte auch ein Historiker kennen, der sonst eher auf Europa und Altertum spezialisiert ist.

Ich habe kürzlich mal eine Veranstaltung besucht, bei der ein Professor die Entdeckungsreise eines Typen thematisierte, den er immer wieder "Tsong-Hé" oder so ähnlich aussprach.
Das muss 鄭和 (Pinyin: Zhènghé, Wade-Giles: Cheng Ho) sein, die Aussprache kannst Du Dir hier anhören:
https://translate.google.com/?hl=de&sl=auto&tl=de&text=鄭和&op=translate
 
Die Umschrift ist nicht mehr oder weniger "kreativ" als andere Umschriften. Der Vokal /ə/ im Mandarin hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem deutschen /ö/, die Transkription mit "ö" vermittelt daher oft einen besseren Eindruck vom tatsächlichen Klang als andere Transkriptionen.

Du musst mir das nicht erklären, ich habe im Laufe meines Studiums auch mal einen A1-Sprachkurs Chinesisch angefangen gehabt, von dem allerdings bis auf die Pinyin-Umschrift und 3-4 halbwegs unfallfreie Sätze nicht viel hängen geblieben ist.

Ich stelle aber fest, dass ich, da in diesem Sinne nun einmal auf Pinyin geeicht immer wenn ich irgendwelche Werke zur chineischen Geschichte oder Kultur in der Hand habe, die nicht der Pinyin-Umschrift entsprechen, ich für meinen Teil immer wieder ins Rätseln komme, mit welcher Umschrift ich es eigentlich zu tun habe und was die Pinyin-Entsprechung davon wäre.
Ich habe kürzlich ein Einfühungswerk bezüglich "Konfuzianismus" in der Hand gehabt, das der Wade-Giles-Umschrift entsprach und dass musste ich im Kopf für mich immer erst in Pinyin umsetzen um dann von Pinyin auf die Aussprache zu schließen.

Dabei kann man schon durcheinanderkommen, jedenfalls geht es mir so.

Das das "ö" durchaus eine einfachere, an der Aussprache orientierte Wiedergabe ist, dass ist mir durchaus klar, es ist allerdings für jemanden, der auf andere Umschriften geeicht ist doch sehr gewöhnungsbedürftig.

Hier liegt es aber nicht an der Transkription, sondern hier wurde auffallend schlampig abgeschrieben.
Auch das mag sein, ich sage nur, dass ich bei chinesischen Bezeichnungen wegen der verschiedenen Umschriften generell etwas nachsichtiger sein würde, einfach weil es doch sehr verschiedene Systeme mit verschiedenen Regeln gibt, was zu Verschiebungen führen kann, wenn das Umschriftsystem nicht richtig erkannt wurde, was jemandem, der sich nicht näher damit befasst hat möglicherweise nicht direkt ins Auge fällt.

Das muss 鄭和 (Pinyin: Zhènghé, Wade-Giles: Cheng Ho) sein

Mir ist durchaus klar, wer gemeint war, aber allein, wenn man Wade-Giles und Pinyin nebeneinander setzt:

hs = x = Laut der in der Aussaprache in etwa einer Überlappung von "ch" und "ß" entspricht.

Sowas und ähnliches kann jemanden, der sich damit nie befasst hat oder jemanden, der sich wie ich nur sehr oberflächlich damit befasst hat doch recht schnell durcheinander bringen und zu so mancher Verschleifung in der Wiedergabe führen, wenn nicht das richtige Umschriftsystem identifiziert wurde.
 
?? Wem werfe ich was vor??

Du gar nichts. Ich bin auch in einem Forum mit Chat unterwegs, in dem viele allergisch auf das Wort 'man' reagieren und das allgemeine du wie im Englischen ist da eine der Umschreibungen. Ich habe gestern abwechselnd da und hier geschrieben. Tut mir leid, da habe ich sprachlich nicht umgeschaltet.

(Da brauche ich auch nicht erklären, dass das noch bis ins Mittelhochdeutsche ein Ausdruck für Mensch war*. Ein buntes, lebendiges und interessantes Forum, aber auch mit eigenen Empfindlichkeiten.)

*Ich erinnere an den mal aufgekommenen Vorschlag für Ar-mi/en-ius als Adlermensch, da auch bei man a, e und i wechseln. Allerdings im Mittelhochdeutschen. (...)
 
Ein interessantes Detail ist, dass Zurara Gomes Kain als den verfluchten Sohn Noahs nennt. In der Bibel ist Kain der verfluchte Sohn Adams. Die Namen Ham und Kain sind allerdings in der Portugiesischen Schreibe wirklich zum Verwechseln ähnlich, sodass sich eine Verballhornung wirklich anbietet.
Zumindest bei Flavius Josephus sind der Kusch, Kanaan, Kain und Ham verschiedene Personen und Kanaans Fluch, Kusch Hautsfarbe und das Kainsmal sind unverbunden.

Das Kainsmal taucht später immer wieder in vulgärtheologischen Rassismusbegründungen auf - ganz konkret bei Baptisten und Mormonen in den USA seit dem 19. Jahrhundert.
 
Sowas und ähnliches kann jemanden, der sich damit nie befasst hat oder jemanden, der sich wie ich nur sehr oberflächlich damit befasst hat doch recht schnell durcheinander bringen und zu so mancher Verschleifung in der Wiedergabe führen, wenn nicht das richtige Umschriftsystem identifiziert wurde.

Ich bin der Sache nachgegangen: Der "Knoli Chisu" beruht auf einem einfachen Druck- oder Lesefehler. Gemeint ist ein Herr namens 闊里吉思 (Wade-Giles: Kuo-li-chi-ssu, anscheinend die chinesische Transkription der mongolischen Variante des christlichen Namens Georgios), ein hochrangiger mongolischer Beamter.

Den Originalwortlaut finde ich im Goryeosa Kap. 85, 26. Jahr Chungryeol (1300 unserer Zeitrechnung), 10. Monat :

二十六年十月, 闊里吉思欲革本國奴婢之法, 王上表, 略曰.
昔我始祖垂誡于後嗣子孫云, 凡此賤類, 其種有別, 愼勿使斯類從良. 若許從良, 後必通仕, 漸求要職, 謀亂國家. 若違此誡, 社稷危矣.​
노비 신분의 세전 < 사료로 본 한국사

Für den Schreibfehler kann Flaig nichts, seine Schlamperei besteht darin, aus dem mongolischen Beamten einen chinesischen Kaiser zu machen.
 
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Nur damit ich das mal endlich auf die Kette kriege:
노비 신분의 세전 < 사료로 본 한국사
Ist ein koreanischer Artikel über jemanden, der in der chinesischen Transkription der mongolischen Variante auf den griechischen, bzw. christlichen Namen Georgios hört - eines hohen mongolischen Beamten, den dann der deutsche Althistoriker Flaig zum chinesischen Kaiser "Knoli Chisu" macht?
Uff :rolleyes:
 
Nur damit ich das mal endlich auf die Kette kriege: Ist ein koreanischer Artikel über jemanden, der in der chinesischen Transkription der mongolischen Variante auf den griechischen, bzw. christlichen Namen Georgios hört - eines hohen mongolischen Beamten, den dann der deutsche Althistoriker Flaig zum chinesischen Kaiser "Knoli Chisu" macht?
Uff :rolleyes:

Fast...
Der Link führt auf die neukoreanische Übersetzung der Annalen des Königs Chungryeol, diese sind original in chinesischer Schriftsprache verfasst. (Eine Direktverlinkung geht nicht, um zum Originaltext zu gelangen, musst Du auf 원문 klicken.)

Der Mann war wohl nestorianischer Christ und dürfte seinen Namen auf Mongolisch Körgis ausgesprochen haben.
 
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