Mühlenwesen

Sissi

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Hallo ihr Lieben :winke:
Ich beschäftige mich gerade mit dem Mühlenwesen(nicht nur die aus Holland ;)), worüber ich einen Vortrag halten soll. Ich hab auch schon eingei Infos zusammen, z.B. die Entwicklung (von der Handmühle zur Wind- und Wassermühle). Allerdings bräuchte ich noch zusätzliche Informationen, wie die Mühle genau den Arbeitsalltag erleichtert oder auch erschwert hat (z.B. das man sein Korn ausschließlich in der Dorfeigenen Mühle mahlen durfte).
Meine Dozentin hat mir in dem Zusammenhang auch die Benediktiner-Mönche ans Herz gelegt, was ich allerdings so gar nicht einordnen kann. Was im speziellen hatte die mit der Mühle zu tun, dass sie so erwähnenswert sind?

Vielleicht können wir uns ja mal darüber ausstauschen, freu mich auf jedenfall schon darauf :yes:

Lieben Gruß ;)

PS: Ein paar literatur tips wärena uch nicht verkehrt, hab zwar schon einiges, aber in der Bibliographie macht sich mehr natürlich immer gut ;)
 
zu den verschiedenen formen der mühlen, insbesondere unter dem aspekt der arbeitserleichterung kurz und knapp alein einstieg vielleicht ganz gut geeignet:

eggebrecht, arne und andere: geschichte der arbeit, vom alten ägypten bis zur gegenwart, köln 1980

ponzelar
 
Ich weiß nicht, wo du genau wohnst, aber bei Gifhorn gibt es das große Mühlenmuseum mit vielen dorthin verbrachten und neu gebauten Mühlen aus der ganzen Welt. Da gibt es viel zu entdecken.
 
wenn du "benediktiner" und "mühle" in google eingibst, erhältst du fast 700 seiten angezeigt. es scheint so, als wäre dieser orden auf das mühlwesen spezialisiert gewesen, jedenfalls nach dem ersten durchblick gehörten zu den benediktinerköstern immer mehrere mühlen.

bitte nicht vergessen, dass mühlen ja nicht nur gemahlen, sondern auch gehämmert, gesägt und bei der papierherstellung geholfen haben. wiki ist mal wieder ein guter einstieg, v.a. auch wegen der vielen links zu museen. das waren die "industrieanlagen" vor der dampfkraft!
 
Alberich, Abt von Cîteaux (1099 -1108), verbot in seiner Ordensatzung den Gebrauch von Mühlen. Oberste Richtschnur der Reform ist die Reinheit der Benediktinerregel (puritas regulae) und Lebensorientierung nach der Regel (rectitudo regulae). Auch die Mönche sind fortan zur Handarbeit verpflichtet. Zu ihrer Unterstützung werden Laienbrüder in die Klosterfamilie aufgenommen. Schenkungen von kirchlichen Einkünften, Zehnten, Dörfern, Hörigen:, kultivierten Liegenschaften, Mühlen und Backöfen sind verboten. Klostergründungen dürfen nur in abgelegenen, unbewohnten Gegenden vorgenommen werden. Quelle
Der Widerspruch zwischen Handarbeit und der Nutztung von Maschinen muss irgendwie gelöst worden sein, denn auch die Zisterzienser nutzten Mühlen (und Backöfen).

Noch zwei Links zur Mühlenkunde:
http://www.muehlenfreunde.ch/print/050329-fruehjahresbrief.pdf
http://www.muehlenfreunde.ch/print/041129-herbstbrief.pdf
 
Zuletzt bearbeitet:
collo schrieb:
...
bitte nicht vergessen, dass mühlen ja nicht nur gemahlen, sondern auch gehämmert, gesägt und bei der papierherstellung geholfen haben. wiki ist mal wieder ein guter einstieg, v.a. auch wegen der vielen links zu museen. das waren die "industrieanlagen" vor der dampfkraft!

wer sich für solche mühlen interessierrt, dem würde ich einen besuch im freilichtmuseum hagen empfehlen.
http://www.freilichtmuseum-hagen.de/websidefmh/frameset/framesets_info/frameset_information.html

ponzelar
 
Zuletzt bearbeitet:
Na, das ist ja schon ne Menge, ich danke Euch :)
Aber wie genau hat sich die Arbeitswelt nun verändert? Wenn hier schon die "industralisierung" reingeworfen wurde, gab es dann damals auch schon arbeitsverlust? Wie haben die Bauern und Dorfbewohner auf diese Neuerung reagiert, dann man nun mit Wind, Wasser und Pferdekraft und nicht mehr durch Menschekraft mahlen konnte?

Lieben Gruß :)
 
Die Mühle ist eine der erstaunlichsten Maschinen der Menschheitsgeschichte. Viele Wissenschafter meinen, dass sie Europa einen entscheidenden Vorteil in der wirtschaftlichen und damit auch politischen weltgeschichtlichen Entwicklung ermöglicht hat.

Wenn ich mich recht erinnere, wird dieses Thema schon von Fernand Braudel im ersten Teil seines Jahrhundertwerks "Der Alltag" diskutiert. Michael Mitterauer hat der Mühle z.B. einen Teil seines Kapitels zur Agrarrevolution in seinem Buch "Warum Europa?" gewidmet. Ich versuche im Anschluß, seine Aussagen kurz zusammenzufassen (ich kenne es aus der Vorlesung...):

Essentiell hingegen erscheint die Verbreitung der Wassermühle, die in einem weiten Verständnis zu den konstitutiven technischen Elementen der Agrarrevolution gezählt werden muss. Warum?
  • Spelzgetreide wurden Nacktgetreiden wie Roggen verdrängt, die sich mit Mühlen besser mahlen ließen. Damit setzte sich auch der Brotkonsum im Gegensatz zum Breikonsum durch. Das Domesday Book in England verzeichnte 1086 in den 3080 englischen Gemeinden 5246 Mühlen.
  • Nachdem die Wassermühle von Grundherren gefördert wurde, beförderte dies auch die Villkation - die Trennung von Herrenland und Bauernland. Die Bauern mussten ihr Getreide in den Herrenhof bringen, um es mahlen zu lassen. Außerdem half dies, die ökonomisch sinnvollere Dreifelderwirtschaft durchzusetzen.
In China kannte man die Wassermühle ebenfalls. Dort konkurrierten die Mühlen mit den Bewässerungsanlagen für den Reisanbau - der völlig andere Bewirtschaftung braucht (Nassfeldbau).

Über die Techniken der landwirtschaftlichen Folgegewerbe hat die senkrechte Wassermühle - da sie eine Nockenwelle besitzt - eine andere, entscheidende Bedeutung. Sie konnte weiterentwickelt werden, für andere Agrarprodukte und Erze, aber auch für andere Anwendungen als das Mahlen: Reiben, Stampfen, Walken, Sägen, Bohren, Schleifen und Hämmern. Davon profitierte vor allem die Tuch- und die Montanindustrie. Außerdem nutzt sie Wasserkraft - damals eine mächtige Energiequelle.

Ich denke, Menschen haben grundsätzlich nichts dagegen, wenn ihnen Arbeit abgenommen wird. Arbeitslosigkeit war damals sicher etwas anderes als heute. Wogegen man etwas haben konnte, war der Mühlenbann und die Mühlenakzise, also der Zwang, eine bestimmte Mühle zu benutzen und dafür zu bezahlen.
 
Also, hab jetzt schon eingies zu vertikalen/horizontalen Mühlen zusammen, sowie zu den verschiedenen benutzungen (Walken, mahlen, hämmern usw.). Auch das z:B. durch die Walkmühlen bis zu 40 arbeiter ersetzt werden konnten (arbeitslos!) und das es uzm Qualitätsverlust kam. Auch zu Quellenbelegung hab ich ein paar Infos...
Über welchen Begriff ich jetzt noch gestolpert bin,, is der "Mühlenbann". Heißt das, dass die Bauern ihr Korn nur zur Mühle des Grundherren bringen durften?

@ Schini: Was hat das mit der Dreifelderwirtschaft zu tun?

Lieben Gruß :)
 
Sissi schrieb:
Also, hab jetzt schon eingies zu vertikalen/horizontalen Mühlen zusammen, sowie zu den verschiedenen benutzungen (Walken, mahlen, hämmern usw.). Auch das z:B. durch die Walkmühlen bis zu 40 arbeiter ersetzt werden konnten (arbeitslos!) und das es uzm Qualitätsverlust kam. Auch zu Quellenbelegung hab ich ein paar Infos...
Über welchen Begriff ich jetzt noch gestolpert bin,, is der "Mühlenbann". Heißt das, dass die Bauern ihr Korn nur zur Mühle des Grundherren bringen durften?

@ Schini: Was hat das mit der Dreifelderwirtschaft zu tun?

Lieben Gruß :)

Da findest du hier einen sehr guten Artikel.
http://www.absolut-mecklenburg.de/root/II_00_00022/index.php?seite=24
 
Es wird vermutet, dass die Dreifelderwirtschaft zuerst auf dem Herrenland praktiziert wurde und erst später auf dem Bauernland - sie also auf Einfluss der Grundherren durchgesetzt wurde. Dreifelderwirtschaft und Mühlen sind stark voneinander abhängig.

Die Dreifelderwirtschaft brachte mehr Ertrag als die bisher übliche Anbauweise, der nur durch rationellere Mittel weiterverarbeitet werden konnte - eben durch Mühlen. Im Rahmen der Villikationsverfassung leisteten die Bauern - die ja auch an mehr Ertrag interessiert waren - also Frondienst und konnten dafür auch die Mühle benutzen, die sie sich selbst schlecht leisten konnten, die Grundherren aber schon.
 
So, ich hab jetzt denk cih alles zusammen. Hab auch schon nen schönen Text geschrieben, den ich (wenn alle Tipfehler verschwudnen sqind *hopala*) auch mal hier hin stellen werde. hab auch eine tolle PP Presentation gemacht, die man hier aber leider nicht hochladen kann, wäre eh zu groß.

Dafür hab ich jetzt erfahren, dass ich nicht cshon nächste Woche dran bin, sondern erst Ende Juni... Ich hasse Dozenten... Aber egal.... So, werd das wohl heute abend mal hochladen.

Lieben Gruß :)
 
Sissi schrieb:
So, ich hab jetzt denk cih alles zusammen. Hab auch schon nen schönen Text geschrieben, den ich (wenn alle Tipfehler verschwudnen sqind *hopala*) auch mal hier hin stellen werde. hab auch eine tolle PP Presentation gemacht, die man hier aber leider nicht hochladen kann, wäre eh zu groß.

Dafür hab ich jetzt erfahren, dass ich nicht cshon nächste Woche dran bin, sondern erst Ende Juni... Ich hasse Dozenten... Aber egal.... So, werd das wohl heute abend mal hochladen.

Lieben Gruß :)
Ich wünsch dir viel Glück, Sissi. Würde mich auch interessieren, was dabei rauskam.
 
So, ich hoffe, es sind alle Tipfehler weg. Wer noch welche findet, darf sie wie immer behalten...
Dies soll keine ausformulierte Arbeit sein, sondern lediglich meine PP Präsentation in verschriftlichter Form darstellen. Aber wer Lust hat, liest sich den Text mal durch.

Lieben Gruß :)
 

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  • Das Mühlenwesen Referat.doc
    28,5 KB · Aufrufe: 2.752
Hab selbst zwar mit Muehlen so gar nix am Hut, habe aber mit wachsendem Interesse deine Ausarbeitung gelesen. Finde sie gut, bis auf ein paar Ecken und (sinngemaesse) Kanten, die aber wahrscheinlich halb so schlimm sind, wenn es keine schriftliche Arbeit ist, die du abgeben musst.


Respekt. :winke:
 
Hi Sissi,

mußtest Du das Referat schon halten? Wieviel Zeit hast Du noch?

Zu Don Quichotte siehe meinen Benutzernamen. Bei der Subsistenzwirtschaft fehlte auch ein Buchstabe.

Ansonsten: der berühmte Garten Gethsemane, in dem Jesus an die Römer verraten wurde, heißt so nach dem hebräischen wort für Ölmühle (liegt ja auch am Ölberg).
Hast Du die persischen Windmühlen mit berücksichtigt?
Ich habe gerade von Ronald Fraser Im Versteck gelesen (Originaltitel In Hiding, erschienen 1972), darin geht es um den letzten sozialistischen Bürgermeister des andalusischen Dorfes Mijas vor dem Bürgerkrieg, der sich 30 (dreißig!!!) Jahre lang vor den Nachstellungen seiner politischen Feinde bis zur Generalamnestie 1969 verstecken konnte. Mit 34 Jahren ist er ins Versteck gegangen, mit 64 wieder herausgekommen. Er berichtet über das Monopol der Olivenmühlen in den Händen der Großgrundbesitzer. Nur falls Du noch eine interessante Geschcihte über Mühlen brauchtest, vielleicht für die Seminararbeit... obwohl ist ja auch kein Mittelalter mehr.
 
Danke für den Tip, Quijote ( und die Rechtschreibfehler ;) Passiert beim tippen schon mal). Das Referat muß ich jetzt doch erst Ende Juli halten, hab deswegen noch etwas Zeit.
Von persischen Windmühlen hab ich bis jetzt noch nichts gelesen, hast Du da weitere Tips? Wobei ich mich ja mehr mit dem europäischen Teil beschäftige.
Werde auch mal versuchen, mit das Buch zu besorgen, auch wenn es nicht mehr so ganz in die Zeit paßt ;)

Liebe Grüße :winke:
 
Das Referat ist vor dreieinhalb Jahren gelaufen, aber vielleicht verirrt sich ja noch mal ein Mensch hierher, der über Mühlen ein Referat halten muss. Ich habe einen literarischen Verweis und zwar in der Literatur zum Priesterkönig Johannes gefunden:
In der Priesterkönig-Literatur tauchen immer wieder Utopien auf. Der Priesterkönig hat Gold und Edelsteine im Überfluss, der Priesterkönig hat einen Jungbrunnen, aus dem er täglich trinkt, um immer wie ein 32jähriger zu sein, wie es im berühmten lateinischen Brief heißt. Er verfügt aber auch über technische Wunderwerke. Z.B. hat er einen Turm auf dem ein Hohlspiegel montiert ist. Von dort kann er die ganze Welt, aber zumindest die 72 Königreiche, die ihm untertan sind, kontrollieren. Der berühmte lateinische Brief ist in mehreren mittelalterlichen Fassungen auch ins Deutsche übertragen, mit Auslassungen und Interpolationen. Oswald der Schreiber (spätes 13./frühes 14. Jhdt.) aus Königsberg, heute Nová Baňa in der Slowakei, einer Bergbauregion, hat dem Priesterkönig eine Mühle angedichtet, die unabhängig von Wind und Wasser, Menschen- oder Tierkraft arbeitet: Sie funktioniert mit Magneten, Gold und Steinen: Das Mühlrad ist mit Gold besetzt, das von Magneten in die Höhe gezogen wird. Die Steine wiederum ziehen das Mühlrad wieder in die Tiefe: ein perpetuum mobile. Der Text ist ediert in:
Bettina Wagner: Die "Epistola presbiteri Johannis": lateinisch und deutsch. Überlieferung, Textgeschichte, Rezeption und Übertragungen im Mittelalter; mit bisher unedierten Texten. Tübingen 2000
 
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