Muss die römisch-germanische Geschichte umgeschrieben werden?

Ich bezweifle generell, dass man allein aus der Verteilung der Funde so weitreichende Schlüsse auf den Schlachtverlauf ziehen kann. (Eine literarische Beschreibung des Hergangs haben wir schließlich nicht.) Schlachten wogen hin und her, und vor allem kann man aus den Funden nicht ablesen, wo früher und wo eine halbe Stunde später gekämpft wurde.

Zu einem möglichen Schlachtverlauf stand schon in der National Geographic vom Juni 2010 ein Artikel:



hier eine Karte mit den Bewegungen der Römer und Germanen:

Die Schlacht am Harzhorn - Fotostrecke: Die Schlacht am Harzhorn 5 - NATIONAL GEOGRAPHIC

Sofern im Artikel richtig zitiert wurde, sagte der Archäologie-Professor Günther Moosbauer von der Universität Osnabrück: "Wir hatten hier Serben bei uns in Germanien." Ich gehe zwar einmal davon aus, dass ihm die Besiedlungsgeschichte des Balkan doch besser bekannt ist, aber umso verwerflicher ist es, dass er sich da so flapsig ausdrückt, denn schließlich muss er davon ausgehen, dass einem Großteil der Leser das nicht bekannt ist, sondern sie jetzt tatsächlich glauben, serbische Legionäre hätten in Germanien gekämpft.

ja, das ist schon ein wenig erstaunlich, daß sich Moosbauer so flapsig ausgedrückt hat.
 
Der Artikel ist eigentlich interessant, allerdings ... "Denn obwohl die römischen Historiker sonst penibel über ihre Schlachten Buch führten, erwähnten sie nach dem Sieg des Arminius im Jahr 9 nach Christus bei Kalkriese und den anschließenden Rachefeldzügen des Germanicus in den Jahren 14 bis 16 keine Schlacht mehr auf germanischem Boden." Da hat die Autorin den früheren Meinungsstand, dass die Römer nach Germanicus nicht mehr tief nach Germanien vorgedrungen seien, wohl etwas überinterpretiert oder missverstanden. Dass es noch Schlachten auf germanischem Boden gab, ging aus den Quellen hervor und wurde mW auch nicht bestritten.
 
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