Mythos Durchschlafen

Legat

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Keine Ahnung in welches Unterforum das hier am besten passt. Also Moderatoren: Bitte verschieben und mir bitte einen Hinweis geben, wo sich dieser Thread dann befindet,sonst find ich den nie wieder :D

So zum Thema. Laut einem Artikel in der Süddeutschen hat der Mensch, vor der Erfindung der Glühbirne in zwei 4-StundenBlpcken geschlafen. Dazwischen war ca eine Stunde wo er wach war und relativ aktiv war.
Humbug? Angeblich gibt es da viele Beweis ein der Literatur.

Mythos Durchschlafen - Gesundheit - Sddeutsche.de
 
Schon mal Don Quijote gelesen? Schon mal über diese Stelle gestolpert? "Don Quijote entrichtete der Natur seinen Zoll, indem er dem ersten Schlummer unterlag, aber den zweiten gestattete er sich nicht; ganz im Gegensatze zu Sancho, der einen zweiten Schlaf nicht kannte". Die meisten lesen wohl darüber hinweg. Nicht so der Historiker Roger Ekirch von der Virginia Tech University.


Ich weiß nicht, ob der Quijote ein guter Beleg für eine solche Praxis ist. Don Quijote ist ja gewissermaßen - auch wenn Cervantes die psychologische Diagnose noch nicht kennen konnte, er hat sie aber auf den Punkt gebracht - jemand, der aufgrund Realitätsverlustes wegen zu vielen Lesens
(solche Diagnosen gibt es in der Psychologie tatsächlich, auch Fernsehens und Computerspielens) schließlich durchdreht und nur ganz allmählich geheilt werden kann (auch, weil ein Großteil seiner Bücher verbrannt wird).

Ihn [Roger Ekirch] ließen diese und andere Erwähnungen des ersten und zweiten Schlafes nicht mehr los. Er wühlte sich durch Dramen, Traktate, Tagebücher, fand mehr als 500 verschiedene Zitate, die ihm klar machten: Der Mensch schlief jahrhundertelang in zwei Blöcken von je etwa vier Stunden. Dazwischen war er eine Stunde lang wach. Diese Stunde war kein quälendes Im-Bett-Wälzen, sondern eine veritable Tageszeit: Die Menschen lasen, erzählten sich Geschichten und besuchten Nachbarn. Gelehrte empfahlen die Stunde zum besonders ergiebigen Studieren, Ärzte zum Kinderzeugen und die Kirche zum Beten. Eine ganze Reihe von Gebetsbüchern war einzig der wachen Nachtstunde gewidmet.

Es ist ja durchaus so, dass man mal nachts aufwacht, weil man was gehört hat oder auf's Klo muss oder einen was zwickt (und wenn es der/die Liebhaber/in ist). Danach kann man wachliegen oder wieder einschlafen, ich denke, das ist von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich und kann nicht für derartige Thesen herangezogen werden.

Problematisch sehe ich auch die Erwähnung der Gebetbücher (Gebetsbücher? Ist das hier nicht die falsche Ruhrgebietsfuge?). Die Stundenbücher (Matutin) dienten ja nicht der Schlaflosigkeitsüberbrückung sondern Gebetspflichten. Ich würde sie eher als Last bezeichnen wollen.

Für eine profunde Kritik an Ekirch (die ggf. ja auch sich anschließend sein kann, müsste man aber mal das Quellenmaterial, welches er zur Stützung seiner Ansichten vorlegt sich anschauen). Auf jeden Fall ein interessantes Thema. Könnte mir vorstellen, dass Briso vielleicht noch was dazu einfällt.
 
Ich kann zur historischen Sitation leider nichts sagen, auch wenn ich allein die Idee unheimlich aufregend finde.

Besonders die medizinischen Experimente sind in diesem Zusammenhang spannend. Hat man in anderen Kulturen hinweisen auf diese Schlafrhythmus gefunden?

In diesem Zusammenhang möchte ich es mir nicht nehmen lassen, auf folgenden Wikipedia-Artikel hinzuweisen:
Polyphasischer Schlaf ? Wikipedia

Ein Schlaf, der nur ca. 6 Stunden dauert und danach ein Nickerchen am Tage, scheint mir relativ denkbar. Nur kollidiert soetwas mit den Anforderungen der Industrie und Arbeitswelt!
 
In der Antike galt das Durchschlafen wohl eher als Normalität. Sueton hätte es sonst nicht für erwähnenswert gehalten, dass Caligula nur 3 Stunden schlief, den Rest der Nacht im Palast herumgeisterte und die Palastwachen damit ängstigte.
 
Ich habe davon noch nichts in der Literatur gelesen. Bei Don Quijote hätte ich als Hintergrund schlichtweg verstanden, dass er nicht mehr der Jüngste war.

Was mir generell eher auffällt ist wie gut man vor der Einführung des Weckers offenbar von selbst zur richtigen Uhrzeit aufstehen konnte. Andererseits hatte der Durchschnittsschläfer damals noch kein Wochenende, musste also keine zwei Schlafgewohnheiten berücksichtigen (Ausschlafen am WE, früh Aufstehen unter der Woche).

Ein Problem zur Untersuchung des Themas könnte auch sein, dass diejenigen, die recht gut erforscht sind, der Oberschicht angehören, die sowieso die Nacht tendenziell eher zum Tag gemacht hat, weil sie es sich zeitlich und finanziell (Kerzen waren teuer) leisten konnten.

Aus dem "Decamerone" würde mir auf Anhieb die Geschichte mit den verwechselten Betten auffallen, wo nach einem nächtlichen Aufstehen, alle in die falschen Betten gelangt sind. Aber dazu muss man sagen, dass ja die beiden verwegenen Burschen auf solche Abenteuer aus waren und daher wahrscheinlich bewusst aufwachten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was mir generell eher auffällt ist wie gut man vor der Einführung des Weckers offenbar von selbst zur richtigen Uhrzeit aufstehen konnte. Andererseits hatte der Durchschnittsschläfer damals noch kein Wochenende, musste also keine zwei Schlafgewohnheiten berücksichtigen (Ausschlafen am WE, früh Aufstehen unter der Woche).
Der Hahn war sicher schon immer ein Wecker. Das vielzitierte" wenn der erste Hahn kräht " war wohl nicht aus der Luft gegriffen. Auch die Kirchenglocken dürften dem morgendlichen Schlaf ein apruptes Ende bereitet haben. So lang wie heute, blieben die einfachen Menschen auch sicher, abends nicht wach. Wozu auch, es gab kein Fernsehen und Wachs oder Talg für die schwache Beleuchtung verschwendete man sicher auch nicht unnötig. Die Meisten hatten tagsüber, körperlich schwer gearbeitet und waren bestimmt auch ausreichend müde um schnell einschlafen zu können.
 
Ich habe davon noch nichts in der Literatur gelesen. Bei Don Quijote hätte ich als Hintergrund schlichtweg verstanden, dass er nicht mehr der Jüngste war.

Also eine Art seniler Bettflucht? :devil::devil::devil:

Ich kann nur von mir selbst ausgehen und auch mir liegt es näher, etwa sechs Stunden am Stück zu schlafen und dann wach zu werden (wenn nicht gerade das Koma wegen zu langen Wachbleibens oder des Konsums von schlaffördernden, flüssigen Nahrungsmitteln eintritt :devil:)... nach ein bis drei Stunden bin ich dann wieder so weit, dass ich nochmal zwei bis vier Stunden Schlaf dranhängen kann.

Dementsprechend kommt es mir doch sehr entgegen, dass ich für meine Arbeit eine längere Zugstrecke zurücklegen muss, sodass ich etwa eineinhalb Stunden nach dem Aufwachen wieder gemütlich eindösen kann :devil:

Vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu faul zum wach bleiben im Zug :devil:
 
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