Mythos spartanische Überlegenheit

PostmodernAtheist

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Hab mir mal bei Wiki ein paar spartanische Schlachten angesehen und schnell festgestellt, dass es da doch viele Niederlagen oder nur unklare Ausgänge gab. Aber wie ist dann der Mythos der spartanischen Unbesiegbarkeit entstanden? Waren die spartanischen Hopliten denn jetzt denen von anderen Polis überlegen? Die Spartaner scheinen jetzt ja doch sehr viel Mühe in eine militärische Erziehung ihrer Jugend gelegt zu haben.
 
"Unbesiegbar" waren die Spartaner natürlich nicht, und sie galten im Allgemeinen auch nicht dafür.

Von den Armeen anderer Staaten unterschied sich die Spartas insofern, als es sich faktisch um ein stehendes Berufsheer handelte, während andere Staaten auf Bürgermilizen setzten. Immerhin gingen die Spartiaten keiner normalen Erwerbstätigkeit nach, sondern waren durchgehend militärisch organisiert und wurden von Jugend an gedrillt und ausgebildet.
Jedoch sollte man die Schattenseiten nicht übersehen: Die Spartaner waren stark auf die Hoplitenphalanx fixiert. Das reichte häufig, solange es gegen Gegner ging, die auch auf die Hoplitenphalanx setzten, bloß dass sie bei den Gegnern aus einem Bürgeraufgebot bestand; nicht aber bei anders strukturierten Gegnern. Die Kavallerie wurde vernachlässigt, und als in Griechenland die leichteren Peltasten modern wurden, waren die Spartaner zunächst überfordert. Im 3. Jhdt. veränderte sich die spartanische Armee zeitverzögert weitgehend zu einer "normalen" Armee der hellenistischen Ära.

Es war aber eher das "Gesamtpaket" "Sparta", das vielfach Bewunderung erregte. Schließlich unterschieden sich die ganze Gesellschaftsstruktur und der Lebensstil deutlich von denen der meisten anderen griechischen Staaten. Kritiker der attischen Demokratie und der Zustände in Athen verwiesen gerne auf das (angeblich) so erfolgreiche spartanische Modell. Statt einer Demokratie hatten die Spartaner eine Mischung aus Oligarchie, Monarchie und Demokratie, und im Gegensatz zu manchen anderen griechischen Staaten, in denen Unruhen und Umstürze beinahe auf der Tagesordnung standen, war Sparta jahrhundertelang politisch ziemlich stabil. Dazu noch die unbestreitbaren militärischen Erfolge, die den Spartanern die direkte Herrschaft über die gesamte südliche Peloponnes und die indirekte Herrschaft auch über einen Großteil der restlichen Peloponnes verschafft hatten. Das erschien durchaus attraktiv. Die Schattenseiten, wie die allmählich existenzbedrohende Abnahme der Spartiaten (Vollbürger), wurden lange übersehen.

Die Spartaner zehrten lange von ihrem Ruhm, den sie sich in der archaischen Zeit durch die Unterwerfung Lakoniens und Messeniens erworben hatten. Damals waren sie zur einzigen griechischen Großmacht aufgestiegen und konnten eine gewisse Hegemonie beanspruchen. Einen ersten Knacks bekam der spartanische Nimbus in den Perserkriegen, als sich die Spartaner zwar bei den Thermopylen einen unsterblichen Namen machten (und neuen Ruhm ernteten, von dem sie lange zehren konnten), der Sieg über die Perser aber in erster Linie den Athenern zu verdanken war. Den Peloponnesischen Krieg gewann Sparta nur mit Mühe, und im 4. Jhdt. ging es endgültig bergab.
 
@Ravenik hat auf die entscheidenden Punkte schon verwiesen. Bei den Spartanern handelte es sich de facto um eine Armee von Berufssoldaten, die im Gegensatz zu den Bürgermilizen anderer Poleis keiner anderen Beschäftigung nachgingen, als sich in den Waffen zu üben. Als unbesiegbar galten die Spartaner nicht. Ihren Ruhm verdankten die Spartaner vor allem ihrem Abwehrkampf gegen eine erdrückende Übermacht an den Thermopylen. Herodot beschreibt, wie die Perser auf die Spartaner stießen, die sich gymnastischen Übungen widmeten und ihre Haarpracht pflegten. Xerxes wundert sich, dass es nur so wenige sind, und er entschließt sich schließlich zum Angriff.

Die Spartiaten mochten besser trainiert und vielleicht auch besser motiviert sein, als die Hopliten anderer Stadtstaaten, da sie von frühester Jugend abgehärtet wurden und ideologisch auf den Kriegseinsatz vorbereitet.

Die staatstragende Elite in Sparta war aber außerordentlich dünn, in Messenien hatten die Spartaner in zwei langwierigen Kriegen die einheimische Bevölkerung unterworfen und zu Heloten gemacht. Die Spartiaten waren eine sehr kleine Minderheit, die in Messenien über eine zahlenmäßig große, feindlich gesinnte Mehrheit herrschte. In einem Initiatonsritus mussten Spartiaten einen Heloten töten, durften sich dabei aber nicht erwischen lassen. Längere Kriege mit hohen Verlusten konnte sich Sparta kaum leisten.
 
Wie labil die spartanische "Überlegenheit" in Wahrheit war, zeigte sich immer wieder. Hier nur zwei Beispiele:

464 v. Chr. kam es nach einem Erdbeben zu einem großen Aufstand der Heloten und Messenier. Die Spartaner waren zunächst so überfordert, dass sie sogar den Rivalen Athen um militärische Hilfe ersuchten.

425 v. Chr., im Peloponnesischen Krieg, landeten die Spartaner 420 Hopliten (sowie einige Heloten) auf der kleinen Insel Sphakteria vor Pylos im Westen Messeniens, wo sie von den das Meer kontrollierenden Athenern abgeschnitten wurden. Der drohende Verlust dieser gerade einmal 420 Mann erschien Sparta so gravierend, dass es Athen den Frieden anbot. (Allerdings trieb Athen den Preis so hoch, dass nichts daraus wurde.) 292 Überlebende (darunter 120 Spartiaten) kapitulierten schließlich.

Die Personaldecke Spartas war ab dem 4. Jhdt. so dünn, dass sich jede Niederlage, in der ein paar hundert Spartiaten fielen, zur Katastrophe auswuchs.
 
Wie labil die spartanische "Überlegenheit" in Wahrheit war, zeigte sich immer wieder. Hier nur zwei Beispiele:

464 v. Chr. kam es nach einem Erdbeben zu einem großen Aufstand der Heloten und Messenier. Die Spartaner waren zunächst so überfordert, dass sie sogar den Rivalen Athen um militärische Hilfe ersuchten.

425 v. Chr., im Peloponnesischen Krieg, landeten die Spartaner 420 Hopliten (sowie einige Heloten) auf der kleinen Insel Sphakteria vor Pylos im Westen Messeniens, wo sie von den das Meer kontrollierenden Athenern abgeschnitten wurden. Der drohende Verlust dieser gerade einmal 420 Mann erschien Sparta so gravierend, dass es Athen den Frieden anbot. (Allerdings trieb Athen den Preis so hoch, dass nichts daraus wurde.) 292 Überlebende (darunter 120 Spartiaten) kapitulierten schließlich.

Die Personaldecke Spartas war ab dem 4. Jhdt. so dünn, dass sich jede Niederlage, in der ein paar hundert Spartiaten fielen, zur Katastrophe auswuchs.

Ha, dann waren sie wohl noch schwächer als ich dachte, hatte nämlich geglaubt sie seien immerhin in der Lage so einen kleinen Verlust wegzustecken. Aber immerhin ist es nicht völlig falsch die Spartaner als kampferfahrener darzustellen. Hat man denn nie Versucht die Menge an Elitetruppen auszudehnen? Kommt mir wie ein ziemlich großes Versäumnis vor, als hätten die Römer nur eine Legion beschäftigt. Und ja, ich weiss, Sparta selbst war klein....aber das war Rom ja auch mal.
 
Die Spartiaten als Vollbürger grenzten sich scharf von den Perioiken (den Bewohnern untertäniger Städte) und den Heloten ab. Im Laufe der Zeit wurden zwar auch Perioiken und teilweise sogar Heloten zum Kriegsdienst herangezogen, aber sie blieben dennoch von den Spartiaten geschieden und hatten nicht deren Professionalisierung.

Dass die Zahl der Spartiaten im Laufe der Jahrhunderte so abnahm, lag nicht nur an Kriegsverlusten, sondern auch an ihrer elitären Struktur: Spartiaten mussten erhebliche "Mitgliedsbeiträge" in Naturalien und Geld für die Syssitia (die verpflichtenden Speisegemeinschaften) zahlen. Wer sich das nicht leisten konnte, verlor seinen Vollbürgerstatus.

Eine beliebige Vergrößerung der Zahl der Spartiaten durch Neuaufnahmen hätte nicht nur deren Selbstverständnis widersprochen, sondern wäre auch auf praktische Schwierigkeiten gestoßen: Irgendjemand musste ja auch arbeiten. Die Heloten wurden für die Landwirtschaft benötigt, und auch Handwerk musste betrieben werden. Wenn die Zahl der untätigen Spartiaten im Verhältnis zu ihren Ernährern zu stark zugenommen hätte, wäre die Wirtschaft irgendwann zusammengebrochen.

Erst im 3. Jhdt., als die Zahl der Spartiaten auf unter 1000 gesunken war (in der archaischen Zeit waren es noch bis zu 9000 gewesen), gab es echte Reformversuche. König Agis IV. (244-241) wollte aus den Perioiken und auch Fremden 4500 neue Spartiaten aufnehmen, scheiterte aber an politischen Widerständen und wurde getötet. König Kleomenes III. (235-222) brach die Widerstände gewaltsam und brach die Verfassung, um ähnliche Reformen durchzusetzen. Er schuf 4000 neue Spartiaten.
Letztlich kamen seine Reformen aber zu spät. In einer Zeit, als in Griechenland die hellenistischen Großmächte sowie der Achaische Bund den Ton angaben, konnte Sparta nur noch sehr begrenzt mitmischen.
 
Ha, dann waren sie wohl noch schwächer als ich dachte, hatte nämlich geglaubt sie seien immerhin in der Lage so einen kleinen Verlust wegzustecken. Aber immerhin ist es nicht völlig falsch die Spartaner als kampferfahrener darzustellen. Hat man denn nie Versucht die Menge an Elitetruppen auszudehnen? Kommt mir wie ein ziemlich großes Versäumnis vor, als hätten die Römer nur eine Legion beschäftigt. Und ja, ich weiss, Sparta selbst war klein....aber das war Rom ja auch mal.

Vielleicht in diesem Zusammenhang ganz interessant und angenehm zu lesen: Arnold Toynbee A Study of History Aufstieg und Verfall der Kulturen.

In diesem universalhistorischen, geschichtsphilosophischen Werk, stark beeinflusst von Oswald Spenglers "Der Untergang des Abendlandes untersucht Toynbee die Voraussetzungen des Aufstiegs und Verfalls verschiedener Kulturen, und er versucht dabei bestimmte Gesetzmäßigkeiten und Theorien auszumachen.

Ein Kapitel beschäftigt sich mit gescheiterten Kulturen. Diesen gescheiterten Kulturen ist gemeinsam, dass sie entstanden aus der Anstrengung und Herausforderung heraus, mit sozialen, klimatischen und topographischen Schwierigkeiten fertigzuwerden, wobei sich bei den gescheiterten Kulturen diese Herausforderungen als zu hemmend und drückend erwiesen. Als unterschiedliche Beispiele für gehemmte oder gescheiterte Kulturen sah Toynbee u. a. Die Spartaner, die Osmanen, die Polynesier und die Inuit.
 
Aber wie ist dann der Mythos der spartanischen Unbesiegbarkeit entstanden?
Es gab nie ein Mythos der Unbesiegbarkeit.
Der Mythos um Sparta bezieht sich gerade auf die Niederlage und den Heldentod der Spartiaten, die trotz der offensichtliche Niederlage an Thermopylen weiterkämpfen statt aufzugeben oder sich zurückziehen.

Eigentlich geht um Kadavergehorsam bis hin zur Karikatur. Außerhalb attischer Schöngeistigkeit wurde Witze über jedoch nicht immer verstanden. Eine positive Sicht auf diese Episode ist eher die Ausnahme. In der griechischen Geschichtsschreibung wird Sparta fast immer durch die Brille Athens gesehen und als dessen Antipode mit bunten Farben ausgemalt. Erst in der moderne Epoche der Romantik fing man an Sparta und die spartanische Lebensweise als angeblichen Naturzustand des Menschen zu verklären. Beide Deutungen Spartas stehen jedoch noch immer nebeneinander. Für die einen ist Sparta ein Idealbild für die anderen eine Karikatur oder Dystopie.

Grundlage für den Mythos ist die vielfach zitiere Inschrift auf dem sogenannten "Grab des Leonidas". Im deutschsprachigen Raum ist sicherlich die Übersetzung Schillers in seinem Gedicht "Der Spaziergang" am bekanntesten:
"Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest
Uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl."
 
Wobei die heutige Popkultur natürlich schon mitunter das Bild eines übermächtigen Spartas vermittelt. Popkultur und Realität sind eben nicht deckungsgleich.
 
Es gab nie ein Mythos der Unbesiegbarkeit.
Der Mythos um Sparta bezieht sich gerade auf die Niederlage und den Heldentod der Spartiaten, die trotz der offensichtliche Niederlage an Thermopylen weiterkämpfen statt aufzugeben oder sich zurückziehen.

Eigentlich geht um Kadavergehorsam bis hin zur Karikatur.
Umso überraschender wirkte auf die Griechen die Kapitulation der Spartaner auf Sphakteria. Thukydides (4,40) brachte es auf den Punkt, indem er schrieb, bis dahin sei die Meinung der Griechen gewesen, dass weder Hunger noch Gewalt die Lakedaimonier zur Aufgabe bringen könnten, sondern dass sie immer weiterkämpfen würden.

In der Antike speiste sich der "Mythos Sparta" nicht nur aus der Thermopylenschlacht, sondern auch aus der heute kaum noch bekannten Schlacht bei Thyrea 546 v. Chr. Sparta und Argos einigten sich, dass 300 Spartaner und 300 Argiver gegeneinander kämpfen sollten. Am Ende lebten nur noch zwei Argiver und ein Spartaner. Die Argiver liefen nach Argos, um ihren Sieg zu verkünden; der Spartaner blieb auf dem Schlachtfeld. Beide Seiten beanspruchten den Sieg für sich: die Argiver, weil sie mehr Überlebende hatten; die Spartaner, weil sie das Schlachtfeld behauptet hatten. Der Streit führte doch noch zur großen Schlacht, die Sparta gewann. Der eine überlebende Spartaner beging allerdings Selbstmord, weil er sich schämte, als einziger überlebt zu haben.
 
Hat man denn nie Versucht die Menge an Elitetruppen auszudehnen? Kommt mir wie ein ziemlich großes Versäumnis vor, als hätten die Römer nur eine Legion beschäftigt.

Die Spartiaten konnten sich so völlig dem Militärischen verschreiben, weil sie als Großgrundbesitzer nicht selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen mussten. Eine echte Berufarmee, die von staatlichen Steuern finanziert wird, und, Finanzmittel vorausgesetzt, beliebig vergrößert werden kann, war das nicht. Dass "spartanische System" funktionierte (recht lange), weil es so konservativ war; dieser Konservatismus stand aber einer Ausweitung der Klasse der Spartiaten direkt entgegen.
 
Sparta-Hegel
"Das Grundeigentum wurde schon von Lykurg, wie Plutarch erzählt, in gleiche Teile geteilt, wovon 9000 allein auf die Spartaner, das heißt die Einwohner der Stadt, und 30 000 auf die Lakedämonier oder Periöken kamen. Zu gleicher Zeit wurde zum Behuf der Erhaltung der Gleichheit festgesetzt, daß die Grundstücke nicht verkauft werden durften. Aber wie geringe Erfolge eine solche Veranstaltung hat, beweist der Umstand, daß Lakedämon in der Folge besonders wegen der Ungleichheit des Besitzes herunterkam.
Da die Töchter erbten, so waren durch Heiraten viele Güter in den Besitz weniger Familien gelangt, und zuletzt befand sich alles Grundeigentum in den Händen einiger, gleichsam um zu zeigen, wie töricht es sei, eine Gleichheit auf gezwungene Weise veranstalten zu wollen, welche, sowenig sie eine Wirksamkeit hat, noch dazu die wesentlichste Freiheit, nämlich die Disposition über das Eigentum, vernichtet.
...
Bei den Spartanern dagegen wurden die Kosten des gemeinschaftlichen Essens durch die Beiträge der Einzelnen gedeckt, und wer zu arm war, einen Beitrag zu liefern, war dadurch ausgeschlossen."


Wer zu arm war um einen Beitrag zu liefern der war also kein Vollspartaner mehr und konnte an den Kampfübungen nicht teilnehmen. Welche rechtliche Stellung hatten die nicht erbenden Söhne eines Spartaners wenn der Grundbesitz nicht geteilt werden durfte und nur ein Kind erbte ?

Schlacht von Plataiai – Wikipedia
Heloten kämpften auch (oder Herodot ist unzuverlässig)
Truppenstärke: ...5.000 Spartiaten , 35.000 Heloten (Herodot)...
(Warum machten die bewaffneten Heloten, wenn sie in so großer Zahl an einem Ort versammelt waren, keinen Aufstand ? Naja, sie waren leicht bewaffnet und bei Herodot steht auch, jeder Spartaner hatte 7 Heloten dabei , also nicht alle an einem Platz und vielleicht auch persönlich mit ihrem Herren vertraut. 7 Heloten können einen schlafen Spartiaten im Schlaf töten aber das müsste koordiniert werden .)
 
Die Zahl von 35000 Heloten wurde von Delbrück verworfen.

Wirklich getraut haben die Spartaner den Heloten jedenfalls nicht: Im Peloponnesischen Krieg wählten sie einmal 2000 Heloten aus, die sich im Krieg am tapfersten gezeigt hatten, und ließen sie "verschwinden".
 
Wer zu arm war um einen Beitrag zu liefern der war also kein Vollspartaner mehr und konnte an den Kampfübungen nicht teilnehmen. Welche rechtliche Stellung hatten die nicht erbenden Söhne eines Spartaners wenn der Grundbesitz nicht geteilt werden durfte und nur ein Kind erbte ?
Leider ist das spartanische Erbrecht kaum bekannt. Die meisten Informationen stammen von Außenstehenden (Aristoteles, Plutarch) und sind widersprüchlich; und ob die Praxis mit der Theorie übereinstimmte, ist noch einmal eine andere Frage. Möglicherweise gab es im frühen 4. Jhdt. eine rechtliche Änderung. Zumindest faktisch gab es anscheinend schon Erbteilungen. Nicht nur das: Anders als in anderen Staaten konnten Töchter anscheinend auch erben, wenn es Söhne gab.

Spartiaten, die ihren Vollbürgerstatus verloren, wurden "Hypomeiones" genannt.
 
Es gab nie ein Mythos der Unbesiegbarkeit.
Vielleicht kein Mythos der Unbesiegbarkeit, aber doch zumindest einen Ruf, der in diese Richtung ging, oder? Ich gebe zu, dass ich in der Antike nicht ganz firm bin, habe aber bei Yuval Noah Harari gelesen, mindestens bis zur Schlacht von Tegyra sei die Meinung griechischer Autoren zur Kriegskunst Spartas dahin gegangen, es wäre der Gipfel der Torheit, den Spartiaten in offener Schlacht gegenüberzutreten.

Ich sehe keinen zwingenden Widerspruch zwischen einem Ruf der Unbesiegbarkeit und tatsächlichen Misserfolgen. Die Militärgeschichte ist bis ins Informationszeitalter voll von Beispielen für Nationen, Waffengattungen, Verbände und sogar Waffensysteme, die als praktisch unbesiegbar galten bzw. gelten.

Es gilt heute z.B. als ausgemacht, dass die USA in einem konventionellen Krieg nicht besiegt werden können. Dass sie freilich jüngst mehrere (mehr oder weniger asymmetrische) Kriege verloren haben, scheint dieser Reputation ebenso wenig zu schaden wie die Tatsache, dass diese Überlegenheit streng genommen nie bewiesen wurde, denn nie haben die USA alleine gegen einen Peer Adversary gekämpft.

Nimben der Unbesiegbarkeit sind immer auch für den jeweiligen Gegner psychologisch interessant gewesen, deswegen sind sie so langlebig. Gegen einen unbesiegbaren Gegner kann man ohne Schande aufgeben oder gar nicht erst antreten; besiegt man ihn, ist der Ruhm umso größer. Siegt aber der unbesiegbare Gegner, der also kein Risiko eingeht, geschieht nur das Unvermeidliche, das keinen Ruhm verdient.

Und selbst im wenig abergläubischen Informationszeitalter finden sich Soldaten verleitet, ihre Ängste entsprechend zu kanalisieren. So fürchteten im Zweiten Weltkrieg amerikanische G.I.s den Panzerkampfwagen VI ("Tiger") wohl mehr, als seine deutschen Bediener ihn schätzten – sogar dann noch, nachdem sie in Italien gesehen hatten, wie viele von den Kisten einfach nutzlos den Geist aufgaben.
 
Ein G.I. hätte wohl geantwortet, dass es ihm egal sei, solange der Tiger in Reichweite noch funktionierte. Eine andere Perspektive eben.

Spartiaten waren nicht nur geübter, sie waren auch psychologisch trainiert, weniger schnell zu brechen. Gegen sie wollte keiner kämpfen, schon wegen der abzusehenden höheren Verluste. Da spielte auch keine Rolle, dass niemand unbesiegbar ist. Erst die Historiker können zudem beurteilen, wie es um die Unbesiegbarkeit wirklich stand. Auch das eine andere Perspektive.

Die Antwort dürfte davon abhängen, was betrachtet wird.
 
Also dafür, dass sich angeblich niemand den Spartiaten zur Schlacht entgegenstellen wollte, ist das doch erstaunlich oft vorgekommen. 457 v. Chr. z. B. zog ein Heer aus Athenern und Verbündeten (laut Thukydides insgesamt 14000 Mann, wozu noch thessalische Reiter kamen, die aber während der Schlacht zu den Spartanern wechselten) einem spartanischen Heer (laut Thukydides insgesamt 11500 Hopliten, davon 1500 spartanische und 10000 von Verbündeten) entgegen und stellte es zur Schlacht (die allerdings mit einem spartanischen Sieg endete).

Aber auch Niederlagen erlitten die Spartaner durchaus, z. B.: 669/668 v. Chr. wurden die Spartaner bei Hysiai von den Argivern geschlagen, im 6. Jhdt. v. Chr. konnte Sparta nur mit Mühe und nach mehreren Rückschlägen die arkadische Stadt Tegea niederringen.
 
Ich denke, der eigentliche Nimbus, der die Spartiaten umgab, war nicht so sehr die Unbesiegbarkeit ( da weiß eh jeder, dass es letztendlich Unsinn ist), sondern die Opferbereitschaft: Mit deinem Schild oder darauf. Spartaner geben nicht auf. Also auch wenn sie besiegt werden können, wird es auch für den Sieger teuer. Ganz davon abgesehen, dass sie halt die erfahrensten und am besten trainierten Hopliten in Hellas stellten.

Dass sie das konnten, haben sie an den Thermopylen bewiesen. Dass sie es nicht immer wollten, hat nach Sphakteria ganz Griechenland erstaunt. Obwohl eigentlich schon vorher klar war, dass die Klasse der Spartiaten einen zu großen Blutzoll gar nicht verkraften konnte. Gibt ja einen Grund, warum Leonidas nur 300 Mann mitnahm, die alle schon Söhne hatten...
 
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