Nachrichtensendung

Nergal

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Habe mich mal mit der Übermittlung von Nachrichten vor Kabel oder Funk beschäftigt, also eigentlich mit Übertragungen mit "festen" Stationen.

Recht Flott soll es bei den Staffetenläufern der Azteken und Inka gewesen sein, die Azteken sollen es ab dem vormittag geschaft haben, neben Nachrichten, dem Herrscher frischen Fisch zum Abendessen vom Meer nach Tenochtitlan zu bringen, das sind etwa 300km.
Das letzte Wort in diesem Low-Tech bereich war wohl der Flügeltelegraf bzw. optischer Telegraf, der soll es auf 2min pro Buchstabe auf 270 km geschafft haben(22 Stationen also etwa 12km von einander entfernt).
Bei kurzen Nachrichten war das wohl schneller als eine Brieftaube die dabei auf 100kmh kommen soll.

Was mich nun interessiert, gab es vor Kabel/Funk etc. etwas das schneller war als die optische Telegrafie?

Habe mal (ich denke es war die bdw) gelesen dass die alten Perser Türme hatten von denen sie sich durch Rufe, wegen der Entfernung nur über Tonhöhe, Nachrichten senden konnten, die (einzige?) Strecke die etwa 50km lang war soll in etwa 15min überbrückbar gewesen sein, haben(also die ganze Nachricht, wobei ich nicht weiß wie genau diese gestalltet werden konnte).
Kennt ihr dieses Komunikationssystem, bzw. etwas das an den FT rankommt, oder etwas interessantes das mal genannt werden sollte?
 
Zunächst mal sollten wir zwischen der Nachrichtenbeförderung und der Nachrichtenübermittlung unterscheiden. Die Nachrichtenbeförderung erfolgt mittels Zusteller bzw. Bote. Die von dir bereits erwähnten Chaski würden darunter fallen.

Recht Flott soll es bei den Staffetenläufern der Azteken und Inka gewesen sein, die Azteken sollen es ab dem vormittag geschaft haben, neben Nachrichten, dem Herrscher frischen Fisch zum Abendessen vom Meer nach Tenochtitlan zu bringen, das sind etwa 300km.
Ich glaube da verwechselst du was. Die Chaski waren Inka, über die Azteken wäre mir nichts vergleichbares bekannt. Der Umstand, dass Fisch in die Hauptstadt transportiert wurde, stimmt dann wieder, nur war die Hauptstadt eben Cuzco und die Entfernung betrug gut 500 km. Ob diese Distanz an einem Vormittag bewältigt wurde entzieht sich allerdings meiner Kenntnis (ich glaube allerdings: eher nicht). Die Chaski waren insbesondere deshalb so schnell, weil sie nur kurz- bis maximal Mittelstrecken bis zum nächsten Chaskiwasi (eine Art Gasthaus oder Herberge) liefen und dort abgelöst wurden.


Was mich nun interessiert, gab es vor Kabel/Funk etc. etwas das schneller war als die optische Telegrafie?
Die Nachrichtenübermittlung kommt im Gegensatz zur Nachrichtenbeförderung ohne Boten aus. Hierunter fällt der optische Telegraf, wobei hier die Vorteilhaftigkeit im Vergleich zu Boten bzw. im speziellen zur Brieftaube doch etwas mehr in Relation gesehen werden sollte:

Entsprechende Telegrafenstationen müssen erst gebaut und entsprechend unterhalten werden. Das macht nur auf Nachrichtenlinien Sinn, auf denen auch regelmäßig Nachrichten hin und her gesandt werden, nur dann amortisiert sich mit der Anwendung auch der Zeit- und Geldaufwand für Bau und Unterhalt im Vergleich zu Bote oder Taube.

Kennt ihr dieses Komunikationssystem, bzw. etwas das an den FT rankommt, oder etwas interessantes das mal genannt werden sollte?
Nein, organisierte Nachrichtenübermittlung durch Rufen kenne ich nicht. Kannst du da mal die Quelle raussuchen? Wobei ich mich da schon frage wo der Sinn sein soll. Geheimnisse hat man so wohl nicht übermittelt :still: Ansonsten wäre noch die Heliografie zu nennen, die kannten schon die alten Griechen: Heliograph (Nachrichtenübertragung) ? Wikipedia
 
Zu erwähnen wären natürlich auch noch Feuersignale, die über eine Postenkette weitergegeben wurden. Mit diesen Lichtsignalen konnten natürlich nur einfachste Botschaften übermittelt werden, aber dafür ging es wirklich flott. Schon im Trojanischen Krieg soll der Sage nach die Nachricht vom Fall Trojas durch eine Feuersignalkette, die auf den ägäischen Inseln errichtet worden war, nach Griechenland weitergeleitet worden sein. In historischer Zeit beschäftigten sich dann die Griechen intensiv damit, Codes auszuarbeiten, mit denen kompliziertere Botschaften optisch übermittelt werden konnten. Auch die Perser und die Chinesen verwendeten Fackelpostenketten.
 
Ich glaube da verwechselst du was. Die Chaski waren Inka, über die Azteken wäre mir nichts vergleichbares bekannt. Der Umstand, dass Fisch in die Hauptstadt transportiert wurde, stimmt dann wieder, nur war die Hauptstadt eben Cuzco und die Entfernung betrug gut 500 km. Ob diese Distanz an einem Vormittag bewältigt wurde entzieht sich allerdings meiner Kenntnis (ich glaube allerdings: eher nicht).
Das kann man getrost ausschließen. Ein absoluter Spitzensportler schafft im Sprint (also nur auf kurze Distanzen) etwa 40 km/h. Diese Staffelläufer liefen dann aber doch etwas weitere Strecken in etwas unebenerem Gelände und schleppten obendrein noch eine Last mit sich.
 
Das mit dem Heliographen ist hochinteressant, auf der en Wikipedia Seite steht dass man ohne Hilfsmittel den Lichtblitz 48km sehen konnte.
Ich habe gedacht dass dies von den Römern nur über kurze Strecken verwendet wurde und schließlich verschwand, dass die Übermitttlung von Nachrichten mit Spiegeln bis in die 1960er üblich war habe ich nicht gewußt.
Muß mal nachlesen wie weit man den kleinen Spiegel aus der Tasche des Victorynox Taschenmessers sehen kann.
 
In einigen Indianer - Romanen wird die Verwendung von Rauchzeichen
zur Nachrichten- Übermittlung dargestellt.
Das kann man zwar ebenso wie Feuerzeichen verwenden - ob es aber
zu diffenzierten Signalen reicht ( dunkler Rauch / heller Rauch / Abstände
des Rauchaufsteigenlassens ) ....keine Ahnung.
Da wird von abdecken mit nassen Bisonhäuten usw. erzählt ....

Vielleicht weiss Ingeborg etwas über die Signaltechnik der nordamerikanischen
Indianer- Stämme ?
.
 
Das mit dem Heliographen ist hochinteressant, auf der en Wikipedia Seite steht dass man ohne Hilfsmittel den Lichtblitz 48km sehen konnte.

48 km dürften auch nur bei besonders idealen Bedingungen, etwa von Berg zu Berg erreichbar gewesen sein. Unter normalen Verhältnissen dürfte dem die Erdkrümmung im Wege gestanden haben. Und ob man bei Sonnenschein einen schräg nach oben gerichteten Lichtblitz wirklich sicher wahrnehmen kann halte ich persönlich auch für eher fraglich.

Probiert habe ich sowas allerdings noch nicht.

Viele Grüße

Bernd
 
Licht ist zwar schneller als Schall.
Sirenen, Hupen, Kirchenglocken übermitteln ein Warnsignal, im weitesten Sinne auch eine Nachricht.
Dazu fallen mir noch die Trommeln zur Nachrichtenübermittlung ein.
Akustische Nachrichten sind vielleicht nicht so schnell, könnten aber den Vorteil haben, dass man nicht Wache halten muß, wie beim optischen Signal, um die Nachricht wahrzunehmen.
 
Ich glaube da verwechselst du was. Die Chaski waren Inka, über die Azteken wäre mir nichts vergleichbares bekannt. Der Umstand, dass Fisch in die Hauptstadt transportiert wurde, stimmt dann wieder, nur war die Hauptstadt eben Cuzco und die Entfernung betrug gut 500 km.
Über den "frischen" Seefisch wird sich der Inka aber gefreut haben. Die werden ihren Fang wohl eher durch einsalzen oder dörren konserviert haben und dann in die Hauptstadt getragen haben.

Jodeln war noch eine Art der Nachrichtenübermittlung aber viel mehr als: "Hallo ich bin noch nicht vom Gipfel abgestürzt" konnte man damit wohl nicht mitteilen.
 

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@ rena8:
Einigermaßen aufpassen musste man aber trotzdem, um die Nachricht nicht zu überhören. Vor allem aber sollte man sie so rasch wie möglich weiterleiten, musste also entsprechend dafür vorbereitet und startklar sein.
 
Es gab da doch mal einen uralten Spielfilm - ein Western - in dem auch Basken vorkamen. In diesem Film hatten die sich mit speziellen "Triller-Pfiff-Lauten" über weite Täler hin verständigt.
Wenn ich jetzt danach google, bekomme ich allerdings nur die 'Txalaparta'.
Txalaparta. - Google-Suche
Vom Prinzip her also eine Art Xylophon, das ortsfest auf einem Berg installiert war, von 2 Leuten gespielt/bedient wurde und wohl zur Kommunikation über Bergtäler hinweg diente. In kleinerer Variante wurde die Txalaparta als Musikinstrument eingesetzt.
So zumindest hatte ich das verstanden.

War das mit diesem sehr eigenwilligen und eindrucksvollen "Triller-Pfiff" der Basken nur Hollywood oder gab/gibt es das wirklich?
 
Über den "frischen" Seefisch wird sich der Inka aber gefreut haben. Die werden ihren Fang wohl eher durch einsalzen oder dörren konserviert haben und dann in die Hauptstadt getragen haben.
Zumindest ich sag ja auch nix von frisch. ;)

Jodeln war noch eine Art der Nachrichtenübermittlung aber viel mehr als: "Hallo ich bin noch nicht vom Gipfel abgestürzt" konnte man damit wohl nicht mitteilen.
Jodeln ist auch ein Viehruf, nicht nur Nachrichtenübermittlung. Wobei es für mich irgendwie schon mehr braucht, als die blanke Info "Hallo ich bin da" um wirklich von Nachrichten zu sprechen.
 
Über den "frischen" Seefisch wird sich der Inka aber gefreut haben. Die werden ihren Fang wohl eher durch einsalzen oder dörren konserviert haben und dann in die Hauptstadt getragen haben.

Der Fisch war aber erheblich frischer als bei Verleihnix :D. Das waren trainierte Läufer, die ihren gesamten Streckenabschnitt rennend hinter sich brachten. Was eine nicht unbeträchtliche Leistung darstellt, wenn du dir die Treppen an den Bergen und die schwankenden Hängebrücken mal anschaust :grusel:.

Für Huascar Normalverbraucher wird der Fisch gesalzen oder gedörrt nach Cuzco gekommen sein und auch viel länger unterwegs gewesen sein. Die Träger mit den für Huascar Normalverbraucher bestimmten Waren waren übrigens verpflichtet, den Läufern, die für den Inka unterwegs waren, jederzeit Platz zu machen.
 
Ich habe irgendwo gelesen, dass man sich in Holland auch mit Windmühlen (Flügelstellung?) Bescheid gab, wenn Alba mit seinen Spaniern nahte. Bekannt sind ja auch so probate Mittel wie das Läuten der Sturmglocken oder das Entzünden von Signalfeuern (nicht nur in Mittelerde). Generell wird man die Annäherung von Feinden meist beizeiten bemerkt haben und sei es nur anhand der Brände am Horizont. Solche Fälle wie bei den Marsern, die Germanicus im Suff erwischte, werden Ausnahmen gewesen sein.
 
Der Fisch war aber erheblich frischer als bei Verleihnix :D. Das waren trainierte Läufer, die ihren gesamten Streckenabschnitt rennend hinter sich brachten. Was eine nicht unbeträchtliche Leistung darstellt, wenn du dir die Treppen an den Bergen und die schwankenden Hängebrücken mal anschaust :grusel:.
Mehr als eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 bis 15 kmh werden bei dem Gelände kaum möglich gewesen sein, es sei denn die Läufer wären aller 200 Meter abgelöst worden. Da war die Sardine immerhin gute 3 Tage, ungekühlt unterwegs. Von fangfrisch kann man da nicht mehr sprechen.
 
Eine Methode der Nachrichtenübermittlung, der im 19. Jh. kurzzeitig eine große Zukunft bevorzustehen schien, war die optische Telegraphie. Große Türme mit verstellbaren Flügeln o.ä. In sichtbarem Abstand, mit deren Hilfe alle Arten nachrichten weitergegeben werden konnten. Gerade militärische eine hochinteressante Sache in Zeiten, wo die Geschwindigkeit der Nachrichtenübermittlung sonst vom Tempo eines Pferdes abhängig war.


So entstand in den 30er/40er Jahren des 19. Jh. eine preußische Telegraphenlinie von Berlin bis zum Rhein (teilweise auf nicht-preußischem Gebiet), in Frankreich gab es mehrere Linien, die sternförmig von Paris ausgingen, und auch in anderen europäischen Ländern gab es vergleichbares.


Die Zukunft tatsächlich erobern tat dann natürlich der elektrische Telegraph, so dass die optischen Anlagen irgendwann ausgemustert wurden.


Optische Telegrafie ? Wikipedia


Preußischer optischer Telegraf ? Wikipedia


Ich habe irgendwo gelesen, dass man sich in Holland auch mit Windmühlen (Flügelstellung?) Bescheid gab, wenn Alba mit seinen Spaniern nahte.

Ja, das schwirrt mir auch im Kopf rum, wenn ich auch noch nicht drauf gekommen bin, wo ich es her habe; allerdings waren das nur spezielle (und geheime) Abwandlungen der Zeichen, die mit Hilfe der Windradstellung normalerweise gegeben werden, und die weniger mit Spaniern denn mit Kornmahlen zu tun hatten. ;)

Flügelsignale bei Windmühlen. Windmühlenflügelsignale.
 
Mehr als eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 bis 15 kmh werden bei dem Gelände kaum möglich gewesen sein, es sei denn die Läufer wären aller 200 Meter abgelöst worden. Da war die Sardine immerhin gute 3 Tage, ungekühlt unterwegs. Von fangfrisch kann man da nicht mehr sprechen.


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Exyle - expedition style projects

ein Zitat:

» Pizarro fragte Atahualpa, wie lange seine Boten brauchten, um die 1500 Kilometer lange Strecke bis zur Stadt Cusco zurückzulegen. Atahualpa antwortete vermittels der anwesenden Dolmetscher: Wenn die Chasquis ausgesandt werden, laufen sie von Posten zu Posten, von Dorf zu Dorf; fünfzig in rollendem Einsatz, es wird fünf Tage dauern. «
Pedro Cieza de Leon (1541)​


Das sind immerhin 300 km pro Tag. Bei 500 km also nicht ganz zwei Tage. Fangfrisch war der Inka seine Heringe ja ohnehin nicht gewohnt, aber nach zwei Tagen leuchtet der Fisch ja auch noch nicht im Dunkeln...
 
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