Namen der Alamannen

Zitat:// In der Frühphase kamen die Siedler meist aus den stark romanisierten Kerngebieten (Südgallien, Spanien und Oberitalien) .//
Eben, in der Frühphase, als das Misstrauen der Einheimischen noch am grössten war. Zu Tacitus Zeit scheint der zivilisierender Einfluss noch wenig gewirkt zu haben, wznn szine Beschreibung stimmt.
Diese Frühphase beginnt allerdings, wie geschrieben, ab dem frühen 2. Jahrhundert, also nach Tacitus. Ich kann also beim besten Willen nichts aus dessen Aussage zu den Siedlern ziehen, eben mit Ausnahme zu denen die sich vor der Sicherung des Landes in das Dekumatland gewagt hatten.
Außerdem ist es ja auch nicht so, dass besonders viele gallo-romanische Siedler im Dekumatland blieben nach desen Aufgabe bzw. schon davor.
 
@ El Quijote
Zu "Raetobari";
Die Namensbildungen mit "-vari/-bari" beziehen sich meist auf einen Fluss (Chattuari, Amsivarii) oder aber auf eine natürliche Landschaft (Angrivari, Vidivari) aber was die Referenz auf eine römische Provinz angeht, so kenne ich nur , viel später, die engl. "Cantwaere" in Kent. Dass dagegen Rhaeter im Zusammenbruch der römischen Verwaltung kriegerische Banden bildeten und mit den Fremden gemeinsame Sache machten scheint mir nicht ungewöhnlich. So etwas passierte auch in Gallien und in Nordafrika.
Fluss - Chattuari ?
@ Witege
Du stellst fest, dass auch Franken und Bajuvaren gemischter Herkunft waren. Aber die ersten "Franken" waren die Salier, römische Foederaten, und später durch die Merovinger zusammengehalten.
Bei den Baiuvaren gab es den ethnogenetischen Kern der "Fünf Geschlechter" und das Herzogshaus der Agilolfinger.
Über die baiuwarische Ethnogenese herrscht Uneinigkeit. Es scheint aber so, als wären sie eine künstliche Schaffung, spätostgotisch oder frühfränkisch, wenn ich es einmal so nennen darf. Die Alamannen sind bereits lange Zeit bevor sie eine einheitliche Führung haben bekannt, wenn auch noch nicht 213. Das gerade die Baiern fünf Geschlechter genießen dürfte doch auch auf eine Mehrzahl früherer Herrschaften hindeuten.
Es wurde hier schon erwähnt, die Salier sind nicht die ersten Franken. Zudem werden die Franken nicht durch die Merowinger zusammengehalten. Es scheint doch eher so, daß erst die Eroberung Chlodwigs weite Teile dieser Franci in einer Herrschaft integriert.

Die "Bucinobanten" gegenüber von Mainz waren nach meiner Meinung Franken, siehe "Tubanten, Brabant, Teisterbant", die aber mit Alamannen gemeinsame Sache machten, und daher für römische Autoren Alamannen waren.
An eine Beteiligung von Franken an den Alamannen darf man ruhig denken. Ich denke da an Hattenhuntari, falls dieses nicht in Verbindung steht mit den Chättuori des Ptolemaios. Allerdings gibt es die Franken halt nicht, wie ich oben andeutete. Der Name -bant kommt in NW-Deutschland vor. Allerdings ist nicht bekannt, woher die Tubanten kamen. Da sie in Verbindung mit Usipitern und Tenkterer standen, waren sie vielleicht mit ihnen an den Rhein gekommen, wie übrigends auch Chatten. -bant muß also nicht originär westgermanisch sein, da über die Herkunft der erwähnten Völker nichts bekannt ist. Übrigends gibt es in Britannien die Trinovantes. Wie darf man ihren Namen deuten?
 
Hyokkoses Einwände

BOIORIX Meine Antwort an Hyokkose:
Nichts davon ist meine Prämisse. Ich nehme lediglich an, dass sich bei den Einfällen von 260-270 in Rhaetien den Alamannen opportunistidche Leute (Banden) anschlossen (vielleicht sogar barbarische Söldner von dem Limesteil "Rhaetische Mauer"), deren einzige Gemeinsamkeit ihr vorheriger Aufenthalt in der römischen Provinz Rhaetia war. Wie sollten die anderen Alamannen sie nennen? ich denke "Raetobari =Raeter-Männer".



Hyokkose (Zur Frage der Raetobari)
Zitat://Ich stolpere über die Prämissen Deiner These. Zunächst einmal setzt sie voraus, daß es damals noch ein Volk gab, das sich selbst als "Räter" bezeichnete. Das halte ich nicht nur für fragwürdig, sondern für überaus unwahrscheinlich. Sodann müßte dieses Völkchen in einen Raum außerhalb des historischen Siedlungsgebiets der Räter abgewandert sein, und schließlich müßte es mit den Alemannen zu einem Stamm geformt haben, der sich einen alemannischen Namen gegeben hat, in dem der Name der Räter verewigt wurde.//

Boiorix: Nichts davon ist meine Prämisse. Ich nehme lediglich an, dass sich bei den Einfällen von 260-270 in Rhaetien den Alamannen opportunistidche Leute (Banden) anschlossen (vielleicht sogar barbarische Söldner von dem Limesteil "Rhaetische Mauer", deren einzige Gemeinsamkeit ihr vorheriger Aufenthalt in der römischen Provinz Rhaetia war. Wie sollten die anderen Alamannen sie nennen? ich denke "Raetobari =Raeter-Männer".
Hyokkose:: Dann hast Du Dich falsch ausgedrückt. Du hast von "Rätern" geschrieben. Doch auch nach diesem Rückzieher sieht es mit den Prämissen nicht viel besser aus.
Boiorix: Ich habe keinen “Rückzieher” gemacht, sondern nur präzisiert was ich vorher geschrieben habe.
Hyokkose: Die damalige Bevölkerung des heutigen Burgund würde wohl niemand als "Germanen" bezeichnen, obwohl das Gebiet zur Provinz Germania superior gehörte,....
Boiorix:Das “heutige Burgund”gehörte teils zur Provinz “Sequania” (später “Maxima Sequanorum”,) teils zur “Lugdunensis I”. Keine Rede von “Germania superior”. (und was soll der Satz eigentlich beweisen?)
Hyokkose:... und die damalige Bevölkerung des Schwarzwaldes würde auch niemand als "Dekumaten" bezeichnen. Und nicht viel anders wird es damals gewesen sein. Auch die Einwohner der Provinz Rätien wurde von niemand als "Räter" bezeichnet.
Boiorix:Ausser von Plinius, der sowohl die “Rhaeti” wie “Rhaetia” und “Rhaeticus” kennt.
Hyokkoseie Alemannen durchstreiften die römischen Verwaltungseinheiten "Germania superior", "Agri decumates" und "Raetia"....
Boiorix : Stimmt! Mit zwei Berichtigungen:1. Es heisst “Decumates agri” und der Sinn ist wohl eher “Zehnland” (10 Verwaltungskreise) als “Zehntland”..2. Seit Claudius (41-54) hiess die Provinz “Raetia et Vindelicia”. Sie reichte vom Bodensee bis zum Inn; Statthaltersitz war “Augusta Vindelicum” (Augsburg). Nordgrenze war zuerst die Donau, dann der Limes auf der Höhe der Alb.
.Hyokkose: Warum sich die Alemannen bei der Bezeichnung anderer Leute an die römische Provinzeinteilung hätten halten sollen (das ist eine Deiner unausgesprochenen Prämissen), bleibt mir unerfindlich.
Boiorix: Es ist Deine unausgesprochene Prämisse dass die Alamannen keine Ahnung von den geographischen und verwaltungstechnischen Bezeichnungen jenseits des Limes hatten und ihre Einfälle unternahmen, ohne zu wissen, wohin sie das führte.Und gelernt haben sie's bei ihren Unternehmungen auch nicht.
Hyokkose! Den modernen Begrif "Rätische Mauer" dürften sie nicht gekannt haben, oder hast Du Hinweise auf alte Quellen, die von einem "murus r(h)aeticus" sprechen? Oder gar darauf hindeuten, daß das Bauwerk von der dort ansässigen Bevölkerung so genannt wurde? Ich halte das für recht unwahrscheinlich.
Boiorix; Ich weiss dass es keinen derartigen antiken Begriff gibt, und deswegen benutze iich den modernen. Na und? Ich habe ja nicht behauptet, dass ein Volksname von diesem nicht existierenden antiken Begriff abgeleitet sei!
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So isses
 
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Boiorix: Ich habe keinen “Rückzieher” gemacht, sondern nur präzisiert was ich vorher geschrieben habe.

Wie Du meinst. Erst hast Du von "Rätern" geschrieben, und dann hast Du "präzisiert", daß es wohl nicht direkt Räter gewesen sein müssen...


Boiorix:Das “heutige Burgund”gehörte teils zur Provinz “Sequania” (später “Maxima Sequanorum”,) teils zur “Lugdunensis I”. Keine Rede von “Germania superior”.

Wir sprechen von der Zeit um 260/270. Die Provinz "Sequania" bzw. "Maxima Sequanorum" wurde m. W. erst 297 geschaffen, als Diokletian die Provinz "Germania superior" teilte.

(und was soll der Satz eigentlich beweisen?)


Der Satz demonstriert, daß es nicht "unpräzis", sondern schlicht unsinnig ist, von "Rätern" zu sprechen.

Boiorix:Ausser von Plinius, der sowohl die “Rhaeti” wie “Rhaetia” und “Rhaeticus” kennt.

Daß es 200 Jahre vor der Zeit, von der wir sprechen, noch Räter gegeben hat, ist nicht Gegenstand unserer Diskussion. Nur lebten die nicht im (ehemals keltischen) nördlichen Alpenvorland, sondern im südlichen Alpengebiet.

Bei alledem wissen wir aber immer noch nicht, ob sich die Räter einst als "Volk" verstanden bzw. ob sie für sich selber die von den Römern verwendete Bezeichnung "Raeti" angewendet haben.


Mit zwei Berichtigungen:1. Es heisst “Decumates agri”

Verwendet werden beide Bezeichnungen, sie sind auch von der Bedeutung völlig deckungsgleich.


Seit Claudius (41-54) hiess die Provinz “Raetia et Vindelicia”.

Vielleicht hat in der römischen Verwaltung irgendjemand gemerkt, daß die Bezeichnung "Raetia" ein bißchen merkwürdig ist für eine Provinz, die größtenteils nie von Rätern besiedelt gewesen war.

Wie auch immer - umso schlechter für Deine These: Wie hätten die Alemannen auf "Raeti" verfallen sollen, wenn sie es doch eher mit "Vindelici" zu tun hatten?


Boiorix: Es ist Deine unausgesprochene Prämisse dass die Alamannen keine Ahnung von den geographischen und verwaltungstechnischen Bezeichnungen jenseits des Limes hatten und ihre Einfälle unternahmen, ohne zu wissen, wohin sie das führte.

Quatsch. Meine Prämisse ist, daß sich die Alamannen nicht groß dafür interessierten und die Leute nicht nach den verwaltungstechnischen Bezeichnungen klassifizierten.

Na und? Ich habe ja nicht behauptet, dass ein Volksname von diesem nicht existierenden antiken Begriff abgeleitet sei!

Dann weiß ich allerdings nicht, was Du mit dem von Dir in die Diskussion geworfenen Begriff "Rätische Mauer" illustrieren wolltest.
 
Ein Argument, dass meiner Meinung nach auch gegen eine "Raetnische Ethnie" spricht, ist das fehlen der "Raeter" auf dem Tropaeum Alpium. Geht man davon aus dass ettliche der Volksgruppen die dort genannt wurden zu den Raetern gehörten so muss man sich durchaus wundern warum schon bei der Eroberung keine gemeinsame Namensgebung stattgefunden hat. Die Vindelicer werden ja auch als eine Gruppe (mit vier ungenannten Einzelstämmen) aufgeführt.
Die Aufzählung der einzelnen Teilstämme zur Zeit der Eroberung des raetischen Gebiets legt doch den Schluß nahe, dass sich die Raeter damals nicht unbedingt als einheitliches Volk sahen, warum sollte es dann mehr als 200 Jahre später eine gemeinsame Namensgebung gegeben haben?
 
A propos Raeter

@ Sheik
Deine Bemerkungen sind interessant und rtwägenswert, aber es geht hier ja nicht um die Ethnie "Raeti", sonern um die Frage des Verhältnisses der Alamannen zu der Bevölkerung der römischen Provinz "Raetia (et Vindelicia)", deren Name und Existens unbestritten sind, auch wenn es niemals eine Ethnie "Raeti" gegeben hätte. Übrigens, schau Dir einmal Tacitus "Historiae" an. Da kommen dauernd Raeter, raetische Auxilia und andere einschlägige Begriffe vor.
 
Ich glaube ich habe mich etwas missverständlich ausgedrückt: Ich wollte mit dem Beispiel anmerken, dass ich es für unwahrscheinlich halte, das die Raeter die sich den Alamannen angeschlossen haben, nach ihrer Provinz benannt haben könnten. Ausser man geht natürlich von der Annahme aus, dass es sich dabei um Romanen handelte. War man von der ursprünglichen Einwohnerschaft, dann hätte man wohl seinen Volksnamen beibehalten.
 
Name der Raetobaren u.A.

@Sheik
Ich stimme Deinen Ûberlegungen voll zu, bin aber der Meinung, dass es sich eben um eine Fremdbezeichnung handelt, wie sie ja auch sonst bei den Alamannen vorkommen.
@Hyokkose
Zitat Hyokkose://Dann weiß ich allerdings nicht, was Du mit dem von Dir in die Diskussion geworfenen Begriff "Rätische Mauer" illustrieren wolltest.//
Antwort:
Ich habe lrdiglich vermutet, dass diese Raetobari
"stiftengegangene" barbarische Auxilia gewesen sein könnten, die mit den Eindringlingen gemeinsame Sache machten, stationiert an jenem Teil des Limes, den wir heute "Rhaetische Mauer" nennen, also Leute IN oder AUS RAETIA . Dass die Angreifer ben Namen der Provinz kannten dürfen wir wohl annehmen.
Übrigens, schau Dir mal Tacitus an, Historiae I, 67 u 68
es gibt da nicht nur " Raeticae alae cuhortesque', also reguläre Reiterschwadronen und Fussvolk-Kohorten, sondern überdies "...et ipsorum Raetorum iuventus, sueta armis et more militiae exercita."
Wie leicht konnten solche Leute dir Seite wechseln!
Also bitte, erzähl mir nicht, dass diese irreguläre "Juventus"-Miliz,- "waffengewohnt und militärisch geübt"' zwischen der Mitte des ersten und dem zweiten Jahrhundert verschwunden sei.
Weiter:
Zitate://
Boiorix:Es ist Deine unausgesprochene Prämisse dass die Alamannen keine Ahnung von den geographischen und verwaltungstechnischen Bezeichnungen jenseits des Limes hatten und ihre Einfälle unternahmen, ohne zu wissen, wohin sie das führte.
Hyokkose: Quatsch. Meine Prämisse ist, daß sich die Alamannen nicht groß dafür interessierten und die Leute nicht nach den verwaltungstechnischen Bezeichnungen klassifizierten.//Zitat-Ende
Antwort:
Ich habe Dir da nur die "unausgesprochene Prämisse" aus Deinem früheren Beitrag zurückgereicht.
Dein Argument "Quatsch" ist allerdings logisch so schlagend, dass ich auf weitere Einwände verzichte.

@Beorna
Du hast REcht mit Deinem Einwand gegen die Erklärung des Namens "Chattuarii". Es sind die "Chasuari" die man mit einem Flüsschen "Haase" erklärt (Wenskus loc.cit.), das allerdings nicht in meinem Atlas vorkommt.
(zerknirscht und ganz klein) Schlamperei von mir!

Was die bayrische Ethnogenese angeht, so stimme ich Dir da weitgehend zu,,aber das ist hier off topic.
Auch wenn DU's nicht glaubst:
Die Alamannen sind doch schon 213 da, wie das von mir gebrachte Zitat des Aurelius Victor (de Caesar. XXI,2) beweist;
Gewiss, er lebte anderthalb Jh. später, war aber ein hoher Beamter, der Geschichtsbücher schrieb und Zugang zu offiziellen Akten hatte.

Zu den Franken: Childerich war zweifellos ein "fränkischer König", aber noch nicht "König der Franken". Die Methoden, mit denen Chlodwig die Einheit der Franken herzustellen begann stehen bei Gregor von Tours. Was das Namensargument mit "-bant" angeht, so stammt es von Wolfram (op.cit.S.61 u.512)

@Witege
Nachtrag zu der Frage, wie stark der provinzialrömische Einfluss in den Decumates agri gewesen sein kann:
Die Gegend muss, nach (meines Wissens einhelliger) wissenschaftlicher Meinung von den "Hermunduren" bewohnt gewesen sein, die später "in den Alamannen aufgegangen" seien.
Erinnere Dich also, was die "Germania (Cap.29)" von ihrem Umgang mit der Gegend innerhalb des Limes weiss.
Ich halte den Namen übrigens für bezeichnend:
gr.EREMON, lat. EREMUS, germ.ARMEN, ist immer "die Wildnis", an.JÖRMUND "die grosse weite Welt".
Ich nehme daher an, dass "*Hiarmundvari" eine Fremdbezeichnung aus einem Grenz-Jargon ist, von der Innenseite des Limes her gesehen: "Die Männer aus der Wildnis".
Auch das kann auf gemischte Bevölkerung zu beiden Limes-Seiten hinweisen.
So, das wär's für heute.
Schönen Pfingstmontag Euch Allen.
Boiorix
 
Zuletzt bearbeitet:
Zitat Hyokkose://Dann weiß ich allerdings nicht, was Du mit dem von Dir in die Diskussion geworfenen Begriff "Rätische Mauer" illustrieren wolltest.//
Antwort:
Ich habe lrdiglich vermutet, dass diese Raetobari
"stiftengegangene" barbarische Auxilia gewesen sein könnten, die mit den Eindringlingen gemeinsame Sache machten,

Meinetwegen, nur Räter waren das ganz gewiß nicht. (Auch keine sonstige einheimische Bevölkerung der Provinz Raetia.)


Übrigens, schau Dir mal Tacitus an, Historiae I, 67 u 68
es gibt da nicht nur " Raeticae alae cuhortesque', also reguläre Reiterschwadronen und Fussvolk-Kohorten, sondern überdies "...et ipsorum Raetorum iuventus, sueta armis et more militiae exercita."
Wie leicht konnten solche Leute dir Seite wechseln!
Also bitte, erzähl mir nicht, dass diese irreguläre "Juventus"-Miliz,- "waffengewohnt und militärisch geübt"' zwischen der Mitte des ersten und dem zweiten Jahrhundert verschwunden sei.

Was immer Du für Quellen Du aus früheren Jahrhunderten bringst, ist in unserem Zusammenhang vollkommen uninteressant, den im 3. Jahrhundert gab es keine Räter mehr, die wurden in relativ rascher Zeit romanisiert. Sogar wenn es zur fraglichen Zeit in irgendwelchen abgelegenen Alpentälern noch ein paar rätisch sprechende Dorfbewohner gab, dann hatten die spätestens seit 212 das römische Bürgerrecht, wie übrigens die restliche Bevölkerung der Provinz "Raetia et Vindelicia" auch.

Wenn dort barbarische Auxilia stationiert waren, dann stammten die von außerhalb des Reichs.



Dein Argument "Quatsch" ist allerdings logisch so schlagend, dass ich auf weitere Einwände verzichte.

Um eine rein polemische Unterstellung zurückzuweisen, bedarf es keiner "logischen Argumente", das weißt Du selber.
Wenn es Dich nächstes Mal nach einer Retourkutsche gelüstet, laß Dir doch etwas Sinnvolles einfallen, über das sich zu reden lohnt.
 
An Hyokkose

Wie gesagt:

Dein Argument "Quatsch" ist allerdings logisch so schlagend, dass ich auf weitere Einwände verzichte.

Fröhliche Pfingsten,
(das fest des Geistes)
Boiorix
 
Die Alamannen sind doch schon 213 da, wie das von mir gebrachte Zitat des Aurelius Victor (de Caesar. XXI,2) beweist;
Gewiss, er lebte anderthalb Jh. später, war aber ein hoher Beamter, der Geschichtsbücher schrieb und Zugang zu offiziellen Akten hatte.
Diese Quelle kann man nicht ganz so unkritisch betrachten. Man könnte auch behaupten, dass er diese Behauptung wegen der späteren Perspektive (also die Übernahme der alamannischen Bezeichnung) eingefägt hat.
In der Historia Augusta wird behauptet, dass sich Caracalla Alamannicus Maximus genannt haben soll, was allerdings keine Inschrift belegt. Auch die erhaltene Handschrift des Cassius Dius wird meist halt nach Meinung vieler Historiker (darunter auch Geuenich) keiner kritischen Betrachtung stand, da nur eine späte Abschrift erhalten ist, in der angeblich der Alamannen-Name auch erst eingefügt wurde.

Naja scheint halt eine Glaubenssache zu sein. Meiner Meinung nach ist es aber auch egal wann die Römer den Alamannen-Namen verwendet haben. Den Stamm der Alamannen gab es weder 213 noch 289.

Und auch wenn sich ein paar Germanen als erstes "Wahre Männer" genannt haben sollten (und nicht die Römer einen germanischen Namen für die Sammelbezeichnung "Alle Männer" geschaffen haben), kann man diesen Zeitpunkt und auch den Bezug zu den späteren Alamannen nicht erschließen.



Die Gegend muss, nach (meines Wissens einhelliger) wissenschaftlicher Meinung von den "Hermunduren" bewohnt gewesen sein, die später "in den Alamannen aufgegangen" seien.
Erinnere Dich also, was die "Germania (Cap.29)" von ihrem Umgang mit der Gegend innerhalb des Limes weiss.
Noch nie was davon gehört. Ich habe dich ja richtig verstanden, dass die Hermunduren im Dekamatland gewohnt haben sollen? Wann denn das? Und von wem wird das behauptet?

Über die helvetische Einöde, wurde schon einmal hier diskutiert:
http://www.geschichtsforum.de/f32/kelten-sw-deutschland-15399/

Andererseits muß man natürlich annehmen, dass einige Alamannen auch aus dem Gebiet der Hermunduren kamen, wie auch aus anderen meist suebischen Gebieten.

Die archäologischen Quellen belegen die Herkunft der Alemannen aus dem Gebiet der kaiserzeitlichen Elbgermanen. Eine genauere Eingrenzung ist allerdings nicht möglich. Die handgemachte Keramik weist nach Mitteldeutschland, zur Prignitz und nach Böhmen, die Grabbeigabe einer Streitaxt als einzige Hiebwaffe zu den nördlichen Elbgermanen und die Mitgabe von drei Pfeilspitzen zur Haßleben-Leuna-Gruppe in Mitteldeutschland.
 
Zuletzt bearbeitet:
Alamannen und Hermunduren

@Witege

Na schön, Du zweifelst die Quelle Aurelius Victor an. Steht jedem frei. Aber als Beweis für die Realität einer blosen Möglichkeit ist es halt nicht genug, zwei anderen Texten Verfälschungen nachzuweisen, Dio Cassius und der notorisch unzuerlässigen Historia Augusta.
Ich muss mich übrigens entschuldigen. Ich habe gestern geschrieben (ich will mich bemühen, nicht mehr aus dem Kopf zu zitieren):
Erinnere Dich also, was die "Germania (Cap.29)" von ihrem Umgang mit der Gegend innerhalb des Limes weiss.
Was ich aber tatsächlich meinte war Germania 41.
Also etwas ausführlicher wie folgt -und damit ist hoffentlich auch gleich Deine Frage nach den Sitzen der Hermunduren beantwortet.
Tacitus : Germania:
[41] ......... Propior, ut, quo modo paulo ante Rhenum, sic nunc Danuvium sequar, Hermundurorum civitas, fida Romanis; eoque solis Germanorum non in ripa commercium, sed penitus atque in splendidissima Raetiae provinciae colonia. Passim et sine custode transeunt; et cum ceteris gentibus arma modo castraque nostra ostendamus, his domos villasque patefecimus non concupiscentibus. In Hermunduris Albis oritur, flumen inclutum et notum olim; nunc tantum auditur.
[42] Iuxta Hermunduros Naristi ac deinde Marcomani et Quadi agunt.


1
Also:

.“........Näher liegt, - auf dass ich, wie vor Kurzem dem Rhein, nun der Donau folge,- das Volk der Hermunduren, treu den Römern. Sie allein von allen Germanen dürfen nicht nur am Ufer Handel treiben, sondern weit hinein und bis in die glänzendste Hauptstadt der Provinz Raetien..Überall und ohne Aufsicht wandern sie umher, und während wir den anderen Völkern nur unsere Waffen und befestigungen zeigen, öffnen wir ihnen Häuser und Anwesen, da sie nicht danach verlangen. Bei den Hermunduren enrtspringt die Elbe, ein Fluss, einst berühmt und bekannt, jetzt nur noch om Hörensagen.
[43] An die Hermunduren stossen die Naristen und weiterhin rühren sich Markomannen und Quaden....“

Dazu zwei Bemerkungen:

1. Es ist wohl unmöglich, dass ein Volk/Stamm von Mähren (Elbquelle) bis zur Ostgrenze Raetiens am Inn reicht, ganz zu schweigen davon, dass östlich des Inn erst einmal die Provinz Noricum lag. Die Hypothese von zwei Gruppen von Hermunduren ist durch nichts gestützt, und Tacitus sagt selber, dass man nichts Rechtes mehr weiss.

Mir scheint, da ist ihm seine Belesenheit in die Quere gekommen. Seine Quelle sagte wohl einfach „In Hermunduris Albis oritur“ und Tacitus erinnerte sich prompt an die Feldzüge des Drusus und Germanicus, aber „oriri“ bedeutet sowohl „entspringen“ wie „aufragen“ und daher kann der Satz eben so gut heissen „Bei den Hermunduren ragt die Alb auf“.
2.Die Naristen werden ganz allgemein links der Donau in der Gegend von Nab und Regen vermutet. Wäre der Verweis auf die Elbe richtig, dann müssten die Naristen irgendwo in den Sudeten oder der hohen Tatra gehaust haben, was wohl noch niemand behauptet hat.
Allerdings kennen Strabo (VII,290 ) und Velleius Paterculus (II, 106 f.) Hermunuren an der mittleren Elbe (nicht an der Quelle), aber das erklärt sich durch meine Deutung des Namens als Frembezeichnung : Nicht alle „Männer aus der Wildnis“ sind miteinander verwandt.
Wir haben es also bei Tacitus mit mehr oder weniger friedlichen Germanen unmittelbar jenseits des Limes zu tun (Aber im Markomannenkrieg 166-180 fallen sie in Raetien ein)
Da wir nicht wissen, wie weit nach Osten und Norden sich die Decumates agri erstreckten, der Name aber anscheinend schon vor der römischen Besetzung für die Gegend gebraucht wurde, neige ich auch zu der Namensdeutung „Zehner Land“, statt "Zehntlznd" was eben auf die schon aus anderen Gründen vermutete Zusammensetzung der Alamannen aus etwa gleich grossen Kleinstämmen hinweisen könnte.

Gegen Deine Abneigung von der Interpretation "Alamannen=Alle Männer" abzugehen kann ich keine Quellen ins Feld führen.Aber es scheint mir einfach nicht logisch.
Alle Komposite mit "Männer" zeigen eine Eigenschaft: "Männer die so sind, die das können, die daher kommen....". Aber "Alle" ist keine Eigenschaft.
Und vor Allem, wie nannte sich dann so ein Krieger?
Zu "Allemänner" gibt es kein Singular.
Zu sagen "ich bin ein Alemanne" ist dann nur möglich, wenn man vom Sinn des Wortes "Alle" ganz absieht.
Das festzustellen braucht es keine grosse Logik.
Man macht sich so einfach lächerlich:
"Ich bin ein ein Alemanne, ein Mann und Alles!"
Gegenfrage: "Mamas Ein und Alles, Mann?"
Noi,noi, dees kah I it glaube ! So dackelet semmr it!
Gruss
Boiorix
 
Zuletzt bearbeitet:
Na schön, Du zweifelst die Quelle Aurelius Victor an. Steht jedem frei. Aber als Beweis für die Realität einer blosen Möglichkeit ist es halt nicht genug, zwei anderen Texten Verfälschungen nachzuweisen, Dio Cassius und der notorisch unzuerlässigen Historia Augusta.
Ich habe nur die zur Zeit meist verbreitet Meinung wiedergegeben, die in der gängigen Literatur über die Geschichte der Alamannen (Geuenich, Keller, Zettler...) nachzulesen ist. Und habe extra alles im Konjunktiv gehalten, da man es einfach nicht weis (im Gegensatz zu Geunich). Aber ein kleines Maß an Quellenkritik schadet nun einmal niemandem.


Ich muss mich übrigens entschuldigen. Ich habe gestern geschrieben (ich will mich bemühen, nicht mehr aus dem Kopf zu zitieren):
Was ich aber tatsächlich meinte war Germania 41.
Kein Problem, ich habe vor meiner Antwort natürlich auch das gelesen.
Was du da allerdings herausliest übersteigt wohl jede andere Spekulation. Im Dekumatland siedelten zu seiner Zeit die Gallier, über die wir bereits sprachen, aber nicht die Hermunduren, sonst hätte er es doch gleich geschrieben...
Sie dürfen Handel treiben ist keine Gleichsetzung mit siedeln! Die Römer führten auch mit vielen Völkern handel, aber das bedeutet nicht, dass sie dort lebten...



Seine Quelle sagte wohl einfach „In Hermunduris Albis oritur“ und Tacitus erinnerte sich prompt an die Feldzüge des Drusus und Germanicus, aber „oriri“ bedeutet sowohl „entspringen“ wie „aufragen“ und daher kann der Satz eben so gut heissen „Bei den Hermunduren ragt die Alb auf“.
Da irrst du dich leider. (Sicher, dass es dann die schwäbische und nicht die fränkische Alb wäre, die wäre immerhin näher an der Elbe).

Nach Pons:
orior, oriri, ortus sum:
1) sich erheben (v. Personen)
2) (v. Gestirnen) aufgeben
3) entstehen, ausbrechen, herrühren
4) (poet.) sichtbar werden, sich zeigen, erscheinen
5) (v. Flüssen) entspringen
6) geboren werden, abstammen
7) wachsen (v. Früchten u. Bäumen)
8) anfangen, ausgehen, beginnen, seinen Anfang nehmen

Also nichts von einem Gebirge das irgendwo aufragt. Und ich glaube nicht, dass man jetzt behaupten könnte, dass es eben nur Tacitus so ausdrückte...

Wie kommst du überhaupt darauf? Außerdem hast du behauptet:
Die Gegend muss, nach (meines Wissens einhelliger) wissenschaftlicher Meinung von den "Hermunduren" bewohnt gewesen sein, die später "in den Alamannen aufgegangen" seien.
Naja, ich bin bisher noch nicht auf eine derartige Aussage gestoßen und habe schon mehrere Sachen über die Alamannen gelesen.

Da ich mich aber noch nicht besonders mit den Hermunduren beschäftigt habe, werde ich mal schauen ob ich was finde, um deine folgenden Ausführungen zu widerlegen bzw. zu bekräftigen (kann aber länger dauern).


Zu sagen "ich bin ein Alemanne" ist dann nur möglich, wenn man vom Sinn des Wortes "Alle" ganz absieht.
Ich hatte doch geschrieben wie ich es meinte. Nicht die Germanen sagten es zu sich, sondern die Römer verwendeten es als Sammelbezeichnung. Also: einfach alle Männer die eben jenseits der Grenze wohnen. Nur weil das Wort aus dem Germanischen kommt, muß das nicht heißen, dass die Römer es von Germanen übernommen haben. Ich würde sogar behaupten, dass sich kein Germane bis zur späten Merwowingerzeit "Alamanne" nannte und das auch nur wegen den Franken.
 
Ich hatte doch geschrieben wie ich es meinte. Nicht die Germanen sagten es ["Alamannen"] zu sich, sondern die Römer verwendeten es als Sammelbezeichnung. Also: einfach alle Männer die eben jenseits der Grenze wohnen. Nur weil das Wort aus dem Germanischen kommt, muß das nicht heißen, dass die Römer es von Germanen übernommen haben.

Das halte ich nicht für besonders glaubwürdig. Warum sollten die Römer ein fremdsprachliches Kompositum bilden? Zur Frage was Alamannen bedeuten könnte: vielleicht - ist nur ne Idee von mir - 'Männergemeinschaft'? Ich denke da analog an Allmende, dass 'dörfliche Allgemeingut'.
 
Es ist wirklich schade, daß man bei den Frontangriffen auf BOIORIX im Laufe der Diskussion eigentlich nicht mehr mitkommt. Mich hatte vor einigen Tage schon wieder seine Rede von "fränkischen Alamannen" fasziniert. Nur dieser Frage bin ich etwas nachegegangen:
Boiorix schrieb:
E.
Boiorix:
Bucinobanten. Meine Vermutung und Dein Einwand.
Ich basiere mich da auf "R.Wenskus: Stammesbildung und Verfassung" (Verl.Böhlau, Köln, 1965)
--------------------------------------------------
F.
Witege:Zitat: Also "fränkische Alamannen" und daher die fränkischen Namen in Paradiddles Liste. Die stammen doch aus späterer Zeit, als die Alamannen schon von den Franken erobert worden waren.
Boiorix:
Ich habe geglaubt, es handle sich bei der Liste nur um ältere Dokumente, bzw. Namen. Mein Pech!

So ganz verstehe ich das jetzt nicht. Zuvor schreibst du:
Boiorix schrieb:
Also "fränkische Alamannen" und daher die fränkischen Namen in Paradiddles Liste.
Darauf antwortete WITEGE:
Witege schrieb:
Die stammen doch aus späterer Zeit, als die Alamannen schon von den Franken erobert worden waren.
Du revidierst also die Ansicht, daß Alemannen mit fränkischen Namen nicht Franken sind. Aber nicht deine Erwägung, die Bucinobanten als Franken zu betrachten. Mitnichten teile ich zwar die Auffassung, hauptsächlich die von Merowingern geführten Salier als Franken gelten zu lassen, wie du dies implizit tust. Zudem mir dann auch nicht einleuchtet, wenn du schreibst:
Boiorix schrieb:
Ojne die Merowinger würden sich die Franken wohl ähnlich wie die Alamannen entwickelt haben.Und die Merowinger tauchten eben bei den Saliern auf.
Nun kann man auf der Grundlage der gegenwärtigen Forschung sogar sagen, daß es durchaus starke Analogien zwischen fränkischen und alemannischen König- oder Fürstentümern gibt, nur scheint die Ethnogenese durchaus anders verlaufen zu sein. Sofern man schließlich davon ausgeht, daß es vor Chlodwig mehrere Merowinger gab, liegt der Unterschied denn auch nicht bei diesen frühen Merowingern, sondern beginnt erst mit Chlodwig und dessen Hegemonialpolitik. Wie dem auch sei, hinzuweisen sei etwa noch auf das Problem, daß zu dem Zeitpunkt, als die Merowinger auftauchen, eben nicht mehr von Saliern gesprochen wird.
Schließlich verträgt sich die Auffassung der Dominanz der Salier bzw. ihre Einschätzung als eigentliche Franken in keinster Weise mit der These, daß die Bucinobanten eben auch Franken gewesen sein könnten und das finde ich gerade eine interessante Überlegung und finde sie, die ich dann auch gemäß deines Hinweises bei Reinhard Wenskus (1961) erwähnt wieder finde:
Reinhard Wenskus schrieb:
So ist es z. B. zweifelhaft, ob die Bucinobanten, von Ammian [XXIX 4.7] gegenüber Mainz angesetzt, sich selbst als 'Alamannen' ansahen. Das Namensglied -bant weist eher auf eine Herkunft aus dem Nordwestdeutsch-niederländischen Raum (vgl. Tubantes, Brabant, Teisterbant u. a.). Freilich wäre es aufgrund einer solchen Herkunft nicht ausgeschlossen, daß sie damals den Alamannen zugeordnet haben, auch wenn die Gegen über Mainz später fränkisch ist.
Demgegenüber schreibst du:
Boiorix schrieb:
Die "Bucinobanten" gegenüber von Mainz waren nach meiner Meinung Franken, siehe "Tubanten, Brabant, Teisterbant", die aber mit Alamannen gemeinsame Sache machten, und daher für römische Autoren Alamannen waren.
Nun macht es sich WITEGE ziemlich einfach, wenn er behauptet, daß sie keine Franken gewesen seien, weil:
WITEGE schrieb:
Alamannen werden einfach von den Franken unterschieden.
Es kommt ja gerade darauf an, wer hier wie unterscheidet; man ging und geht auch heute noch trotz der scharfen Kritik an der Auffassung einer Zweiteilung der fränkischen Stämme von einer letztlichen Unterscheidung zwischen Sal- und Rheinfranken aus und versucht dies eigentlich erfolglos mit den Quellen zu belegen - etwa für ein ribuarisches Königreich in den Grenzen der Kosmographie von Ravenna, deren Quelle man um 500 n. Ztr. sieht. Oder um ein anderes Beispiel zu nennen: Gregor von Tours erwähnt die Chatten, die von einem fränkischen König geführt werden. Auch Wenskus hält das durchaus für möglich, der Mainstream aber eher für unmöglich; ähnlich bei den Bucinbanten: Denn in der Anmerkung schreibt Wenskus, daß es wohl doch zu weit gehe, wie es G. Schütte (Gotthiod. Dier Welt der Germanen. 1939, S.97) tue, die Bucinobanten deshalb und wohl direkt als Franken anzusprechen, wobei er auf eine Kritik in einer Habilitationsschrift (Von Polenz, 1959) stützt. Andererseits erwägt er aber:
ders. schrieb:
Es ist allerdings möglich, daß schon der unglückliche Krieg des Bucinobantenkönig Makrian gegen die Franken des Mallobaudes (Ammmian. Marc. XXX 3.7) dies Gebiet unter fränkische Herrschaft brachte.
Nach dem Kosmographen von Ravenna lag etwa die Grenze des Alemannen- zum Frankenland zwischen Worms und Mainz, so habe ich gerade mal nachgelesen bei Ludwig Schmidt (Die Westgermanen, Bd. II/1940, S.57).
Die Frage aber, ob sich die Buconobanten tatsächlich selbst als Franken ansahen, nur von den Römern etwa mit den Alemannen in Zusammenhang gebracht werden, finde ich wirklich einen interessanten Aspekt, aber sie läßt sich dann doch nicht mit Sicherheit beantworten, da schon die Zuordnung "Franken" viel zu viele Frage offen läßt, es sei denn man vertritt einen ethnizistischen Standpunkt, wie ich ihn etwa bei Ludwig Schmidt finde, der ja bezüglich der Franken von einer Kontinuität einer entsprechenden istväonischen Kulturgruppe am östlichen Rheinufer ausgeht. Da ich eine vergleichende Meta-Anaylse von fränkischen und allemannischen Grabfunden aus der frühen Merowingerzeit und deren ethnologischer Deutung von Frank Siegmund (1998) vorliegen habe, zitiere ich mal sein Resumée:
Frank Siegmund schrieb:
Folgt man mir hierin [d. h. in der Interpretation zweier Kulturmodelle als archäologischen Niederschlag der Alemannen und Franken], gehört bereits in der Frühzeit auch der Mittelrehin bis an den Neckarmündungsraum zum fränkischen Siedlungsgebiet. Die Mainregion scheint ebenfalls fränkisch zu sein [...]
Frank Siegmund, "Alemannen und Franken. Archäologische Überlegungen zu ethnischen Strukturen in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts." in: D. Geuenich (Hg.), Die Franken und die Alemannen bis zur Schlacht bei Zülpich (496/97). Berlin/New York: De Gruyter, 1998, S.569

Allerdings fehlt natürlich eine Analyse der wirklich frühfränkischen bzw. -alemannischen Funde auch in seiner Habilitationsschrift aus dem gleichen Jahr. Dazu müßte man die Grabunngbefunde in der entsprechenden Literatur durchsehen.

Einen Hinweis, der wiederum gegen die These sprechen könnte: Ammianus Marcellinus erwähnt einen römischen Tribun namens Hariobaudes, der ein leiblicher Bruder des Alemannenkönigs Makrian gewesen sein soll und der die Sprache der Barbaren ausgezeichnet beherrschte. Sofern man Dieter Geuenich (Geschichte der Alemannen. Stuttgart: Kohlhammer, 2005, S.45) darin begründet folgen kann, daß es sich um die alemannische Sprache handelt, wäre das Königshaus der Bucinobanten natürlich alemannisch. Leider kann ich Ammian zur Zeit nicht mehr nachlesen. Ansonsten könnten die Bucinobanten natürlich trotzdem fränkisch gewesen sein und wurden von einem Alemannenkönig beherrscht.

Der Vollständigkeit halber muß ich auch noch BEORNA Diskussion der Frage besprechen, allerdings weiß ich mal wieder nicht, wer nun die "Hattenhuntari" sind bzw. nach welcher Quelle man sie erwähnen kann. Hier habe ich einen solchen pagus gefunden: Major cities in frankish kingdom - diese wären doch dann aber tatsächlich mit den ptolemäischen "Chättuori" zu identifizieren - wie dies vielleicht Th. Steche (Altgermanien im Erdkundebuch des Claudius Ptolemäus. Leipzig, 1937, S.72) gemacht haben würde, der allerdings einen eigenen Stamm "Chaitworer" im mittleren Naabtal ansetzt. Ludwig Schmidt (Die Westgermanen Bd. II/1940, S.205 u. Anm.5), dem ich den Hinweis entnehme, hält diese Lokalisation für eigentlich unmöglich bzw. aus einer sehr alten Quelle stammend.

Trotzdem gefällt es mir, wenn du schreibst
Beorna schrieb:
An eine Beteiligung von Franken an den Alamannen darf man ruhig denken. [...] Allerdings gibt es die Franken halt nicht, wie ich oben andeutete.
Aber es gab Franken und davon verschiedene Gruppen, so darf ich das doch verstehen? Mit deinem Hinweis auf Chlodwig sehe ich das auch so.
Und dann:
Beorna schrieb:
Der Name -bant kommt in NW-Deutschland vor. Allerdings ist nicht bekannt, woher die Tubanten kamen. Da sie in Verbindung mit Usipitern und Tenkterer standen, waren sie vielleicht mit ihnen an den Rhein gekommen, wie übrigends auch Chatten. -bant muß also nicht originär westgermanisch sein, da über die Herkunft der erwähnten Völker nichts bekannt ist. Übrigends gibt es in Britannien die Trinovantes. Wie darf man ihren Namen deuten?
Mir ist nichtganz klar, worauf du mit der Frage nach der unsicheren Herkunft der hier genannten istväonischen Stämme anspielst. Du scheinst die Frage offen zu lassen, aber ich glaube schon, daß du eine Erklärung parat hast, wenn du das Suffix "-bant" als "nicht originär westgermanisch" ansiehst. Denkst du eher an die Nordwestblock-Hypothese oder an einen keltischen Zusammenhang?
 
Alamannen und Männerbünde (el Quijote)

Eigentlich wollte ich hier Witeges Einwände bezüglich der Hermunduren behandeln, aber nun kamen mir also zwei andere Beiträge zuvor. Ich komme kaum nach.
Also zunächst zum Posting von El Quijote:
Na, endlich einer, der da auf der gleichen Wellenlänge liegt (will ich hoffen, scheint mir wenigstens so)
.. Siehe meine Beiträge:

Im Beitrag 65 steht:
Tatsächlich waren in den meisten Konflikten wohl nicht die Kleinstâmme selber impliziert,sondern, in wechselnden Kombinationen, die kriegerischen Gefolgschaftsbünde. Sie waren die eigentlichen « Alamannen », deren Namen J.Grimm (Gesch.d.Deutschen Sprache, S.348) als « Ausgezeichnete Männer » interpretiert.

Beitrag 71,
zur Namens-Erklärung bei Agathias, bzw Asinius Quadratus:
. Der Punkt um den es geht ist die Frage, ob die Alamannen nun ein Konglomerat von Stämmen waren, oder von Individuen.Im Zitat aber ist ausdrücklich von "Anthropoi", also "Männern" die Rede.
Ich schliesse daraus,und aus dem Fehlen echter Stammesnamen, dass der Begriff "Alamannen" zunächst nur die für die Römer relevanten militärischen Kräfte bezeichnete (die alamannischen Vorstösse nach Norditalien und Gallien im 3.Jh waren Raubzüge, aber keine Landsuche mit Kind und Kegel). Die dahinter stehenden Stämme waren den Römern unbekannt oder gleichgültig.*


Und Beitrag 75:
Sinn des Namens "Alamannen":
Ich kann mit vorstellen, dass ein Volk oder eine Gruppe von Völkern sich "grosse, hervorragende, wirkliche, wahre, bedeutende Männer" nennt (siehe "Burkina Faso"), aber "Alle Männer"?
Ein Minimum von Logik müssen wir auch den "Alten Germanen" zutrauen.





Und ich möchte hier nochmals betonen, falls das nicht klar ist, dass meiner Meinung nach in dem Limes-Vorland, alias "Decumates agri" (übrigens ein Hapax) eine Anzahl von Kleinstämmen existierte, deren wahre Namen, vielleicht Paatronyme, die Römer nicht kannten, weswegen sie zunächst einfach die "Zehner" waren.
(Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, gab es in Gallien einen analogen Fall, aber ich habe jetzt keine Zeit zur Suche.)
Sie alle waren für die Provinzialen aber eben auch "Die Kerle von Draussen =Hermunduren."
Diese Kleinstämme brachten aber eine rauflustige Jugend hervor, die sich, wie bei fast allen Indo- Europäern, in "Männerbünde", d.h. kriegerische Gefolgschaften zusammentaten.
Diese nannten sich aber nicht "alle Männer" sondern etwa "wahre Männer, oder wie auch immer man "Ala-" sonst interpretieren will. ("Alle Männer" würde ja nicht nur die Daheimgebliebenen, sondern auch die römischen Legionäre mit einschliessen.)
Diese Scharen aber waren es, mit denen die "Römer" auf der anderen Seite des Limes Bekanntschaft machten, und unter diesem Begriff alle Völker im "Limes-Winkel" verstanden.


Soviel für heute
.Zur Frage der diversen "Sitze der Hermunduren" und besonders zu Muspillis Einwänden meine Antworten demnächst .
Boiorix
 
Mir erschließt sich nicht ganz die Übersetzung Hermunduri=Kerle von Draußen? Hab ich da irgendwas überlesen?
Die Hermunduren faßt man i.A. als elbgermanische Gruppe im Thüringer Becken auf. Wie Boiorix ober erwähnt beschreibt Tacitus ihre Gegend als zu seiner Zeit nicht mehr im Blickfeld der Römer liegend...."eines früher wohlbekannten Flusses...". Bei Ptolemaios erscheinen die Hermunduren gar nicht mehr. Es gibt noch Teuriochaimae, sonst nichts. Auch die südlich gelegenen Hermunduren erwähnt Ptol. nicht, außer, wie ich es sehe, er faßt die Turones als diese. Die Informationen über diese Gegend, das ist bei Ptol. immer ein Problem, halte ich für Informationen aus dem 2. Jhd. Die Hermunduren erscheinen noch einmal in den Markomannenkriegen, dann verschwinden sie aus den Quellen. Ihr Entschwinden setzt also kurz vor dem Auftreten der als Alamannen bezeichneten Völker seit 213 an. Über das Datum 213 wurde oben schon diskutiert. Ich deute das so, daß die Hermunduren-/Turonenreste in den Markomannenkriegen sich als gens weitgehend auflösten und dann mit der Südwanderung elbgermanischer und seit dem 3.Jhd auch ostgermanischer gentes hinfortgespült wurden.

Die Erwähnung die Elbe entspringe in ihrem Land muß nicht bedeuten, daß die Hermunduren ein riesiges Gebiet bewohnte. Zwar hatten sie in den 50er Jahren des 1.Jhds. mächtig Einfluß. gerade bei den Markomannen, man könnte diese Stelle also auch so verstehen, genauso gut ist aber auch zu vermuten, daß man die Quelle der Elbe zur Zeit Tacitus' in einer anderen Gegend vermutete.

Zu Muspili: Mit "Allerdings gibt es DIE Franken halt nicht" meine ich das es keine einheitliche fränkische gens gab. Franken ist lange ein Sammelbegriff für die nördlichen Germanen, die entlang der Küste oder am Niederrhein ins Römische Reich einfallen, so wie Alamannen die Bezeichnung für die Gruppen ist, die an der Donau und am Oberrhein erscheinen.

Zu -bant: Nein, ich muß die leider enttäuschen, ich habe keine Erklärung hierfür. Wir wissen nicht woher Tenkterer, Usipiter und Tubanten kamen. Interessant ist auch, daß die Bucinobanten Chattennah wohnen und Chatten eben auch am Niederrhein (Bataver, Canninefaten, Chattuarier) bezeugt sind. Der Name könnte somit auch von ihnen stammen. Genauso kann der Name der britannischen Trinovanten auf Einwanderer aus dem Germanischen Raum hindeuten. Dann könnte er tatsächlich mit Gruppen aus dem sogenannten Nordwestblock zusammenfallen. Das ist aber alles Spekulation. Genauso Spekulation wie eine Zuweisung der Bucinobanten zu DEN Franken. Ich hatte bereits auf die regionale Zuordnung von Franken und Alamannen geschrieben, grob Niederrhein bzw. Donau/Oberrhein. Ich halte es daher sehr gut für denkbar, daß Gruppen die an den Aktionen in den betreffenden Regionen beteiligt waren jeweils als Franken oder Alamannen gesehen wurden, ganz egal welcher ethnischen Einheit sie zuvor angehörten. Greifen z.B. Chatten an der Donau zusammen mit elbgermanischen Gruppen Rätien an sind sie Alamannen, fallen diese im Jahr darauf mit niederrheinischen Gruppen am Niederrhein an werden sie als Franken bezeichnet.
 
Hermunduren

@BEORNA
Du schreibst:
//Mir erschließt sich nicht ganz die Übersetzung Hermunduri=Kerle von Draußen? Hab ich da irgendwas überlesen?//


Ich wiederhole also meine Erklärung des Namens aus meinem Beitrag 88, in dem ich auch auf einen anderen Deiner Einwände eingehe:
//Ich halte den Namen übrigens für bezeichnend:
gr.EREMON, lat. EREMUS, germ.ARMEN, ist immer "die Wildnis", an.JÖRMUND "die grosse weite Welt".
Ich nehme daher an, dass "*Hiarmundvari" eine Fremdbezeichnung aus einem Grenz-Jargon ist, von der Innenseite des Limes her gesehen: "Die Männer aus der Wildnis".//
"Kerle vo Draussen" ist die saloppe Form dazu.

Das griechische Wort bedeutete eigentlich nicht ein wildes unzugängliches Gelände, sondern das "Draussen", das ausserhalb des Einflusses der "Polis" lag. Das lateinische ist sichtlich ein griechisches Lehnwort (siehe Desertus, Solitudo), also wohl im gleichen Sinne zu erstehen. altnord. "Jörmund" ist ein Synonym von "Mitgard", die bewohnte Welt.
 
Hermunduren; Wer und wo?

@ Witege
( @ Muspilli demnächst)
Ich hatte festgestellt, dass Deine Quellenkriyik an anderen Texten nicht einfach auf Aurelius Viktor ausgdehnt werden kann, nue weil er auch ein spätrömischer Autor ist.
Darauf antwortest Du:
Zitat://Ich habe nur die zur Zeit meist verbreitet Meinung wiedergegeben, die in der gängigen Literatur über die Geschichte der Alamannen (Geuenich, Keller, Zettler...) nachzulesen ist. Und habe extra alles im Konjunktiv gehalten, da man es einfach nicht weis (im Gegensatz zu Geunich). Aber ein kleines Maß an Quellenkritik schadet nun einmal niemandem.//
Nun, Deinem letzten Satz stimme ich von ganzem Herzen zu, ja ich gehe noch weiter: Ich nehme mir die Freiheit, auch die „gängige Literatur“ zu kritisieren. Verzeih mir, wenn ich hier nicht erkläre, warum. Das gehört nicht in diesen Thread. Aber wenn wir einfach nur „die zur Zeit meist verbreitet Meinung“ zitieren, dann gäbe es ja auch keine Diskussion. Wissenschaft ist ja nichts Anderes als ein permanentes In-Frage-stellen der „verbreiteten Meinung“, Wenn ich mich damit blamiere, na schön .
Ich bin auch schon mal aus einem Seminar geflogen (eben über Textkritik), weil ich zwei simple Fragen stellte, auf die der Professot keine Antwort hatte. Er hat damit übrigens seine Zuhörerschaft halbiert. Doch zurück zum Thema:
Du screibx (zu Tacitus)t
Zitat://Im Dekumatland siedelten zu seiner Zeit die Gallier, über die wir bereits sprachen, aber nicht die Hermunduren, sonst hätte er es doch gleich geschrieben..//
Antwort:
Nicht ganz. Er erzählt, dass gallische “Outlaws” sich dort niedergelassen hätten, aber er sagt beileibe nicht, dass diese Gegend gallisch besiedelt sei. Tacitus (Germ.28) lässt vermuten, dass diese Gegend zuvor Wohnsitz der Helveter war, und man nimmt allgemein an, dass diese “unter dem Druck der Germanen” nach Südwesten ausgewichen xeien. Das mag stimmen, aber im Weiteren anzunehmen, dass diese Germanen das Gebiet zwischen Rhein, Donau und Main (Germ.28) leer gelassen hätten, sodass es von Gallien her besiedet werden konnte, das ist doch Nonsens.
Die Römer wussten einfach nicht, wie die Völker oder Kleinvölker hiessen, die nach der Zeitwende dort hausten, und da die Gegend noch viel Plarz hatte, nahmen diese sicher gern jeden gallischen Schlagetot auf, der bereit war, sich ihnen anzuschliessen.
Da diese Bevölkerung zunächst aber weder Grund noch Macht hatte, mit den Römern anzubinden, blieb es eben eine Weile ruhig, und die “Hermunduren” konnten die Verhältnisse in der benachbarten “Raetia” ausbaldowern. Wenige Jahrzehnte nach Tacitus war es dann aus mit der Ruhe und die friedlichen Hermunduren überfielen im Zuge der Markomannenkriege die “Provincia”.
Aber sehen wir weiter:
Im Allgemeinen betrachtet man (auch Du) die Hermunduren als “Elbgermanen” und taatsächlich plazieren Strabo (VII,290) und Velleius Paterculus (II,106 f.) sie an der mittleren Elbe (5 n.Chr.), und Tacitus setzt sie also nördlich der Donau an, gegenüber der “Raetia” einerseits, andererseits an den Elbquellen.(...in Hermundurum Albis oritur.)
Das ist schon eine tolle Verteilung für einen “Stamm”, aber nicht, wenn das eigentlich eine Fremdbezeichnung ist, für Leute, deren Stammesnamen man nicht kennt. Das ist natürlich auch denkbar, bei Leuten an der Elbquelle. Insofern bräuchte ich meine Namens-Erklärung nicht verteidigen.
Aber ich habe behauptet, das sei ein Misverständnis und die “schwäbische Alb” sei gemeint, und nicht die Elbe. Du weist das zurück, und begründest das damit, dass “oriri” eben nicht “aufragen” bedeutet. Da hast Du tatsächlich Recht und ich schlage mich reumütig an die Brust “pater peccavi...”. Ich habe nämlich das “se lever” meines französischen Wörterbuchs falsch übersetzt.
Aber der letzte von Dir nach dem “Pons” zitierte Sinn des Wortes ist “anfangen, beginnen” und der franösische .”Quicherat” stimmt ihm da zu. Nichts hindert uns, anzunehmen, dass der fragliche Satz bedeutet “bei den Hermunduren beginnt die Alb” (schwäbische ond fränkische Alb sind ein und derselbe Bergzug).
Übrigens findest Du bei Caesar (B.G. I,1) “Belgae a finibus Galliae oriuntur”.

“ Die Wissenschart” ist sich ihrer Definition wohl auch nicht so recht sicher, denn laut dem fünfbändigen “Lexicon der Antike” (Verl.dtv 1979) erklären manche Historiker “Albis oritur” nicht durch die Quelle der Elbe, sondern durch deren “Sudeten-Durchbruch”, und diesr Wortwahl ist an sich schon verräterrisch, denn “Sudeten” ist ein Sammelname für Iser- und Riesengebirge. Dazwischen aber liegt das Elbsandsteingebirge mit dem Elb-Durchbruch von Tetschen-Bodenbach.
So wird die Geographie ein bichen arrangiert und die “Hermunduren” des Tacitus werden näher an die des Strabo an der Mittel-Elbe angenähert. (Nach diesem Prinzip kommt der Rhein aus dem “Binger Loch”).
 
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