Napoleons "Diktatur"

Das ist mit den Aufklärern und ihrem Verhältnis zur Staatsform Monarchie ist durchaus als eine Entwicklung zu verstehen. Es gab nur die praktische Kenntnis der Monarchie als Staatsform, andere Formen, die man aus der attischen und römischen Antike kannte, konnten aus der Sicht des vorrevolutionären 1800 Jahrhunderts als gescheitert angesehen werden. "Homo hominis lupus" zitierte Hobbes und dieser Ausspruch ist die Quintessenz seiner staatstheoretischen Schriften - der Mensch ist von Geburt an frei, aber diese Freiheit muss durch eine staatliche Autorität so weit in Ketten gelegt werden, dass der Mensch ein Mindesmaß an Sicherheit hat. Nicht so überspitzt prägt diese Ansicht Hobbes' die Diskussion des Freiheits-Sicherheitsparadoxon bis heute. Heute hat man eben nicht mehr so ein negatives Menschenbild und es gibt weitestgehend den Grundkonsens, dass Freiheit da endet, wo sie beginnt die des Nächsten zu tangieren. Von einem solchen Grundkonsens ist Hobbes noch nicht ausgegangen.
Nach dem Sturz der Monarchie wurden auch neue Ideen laut. Jemand hat das hier im Forum in den letzten Tagen mal schön formuliert: Mit der Amerikanischen Revolution, mehr noch aber mit der Frz. Revolution und Napoleon wurde den Menschen in Europa und Lateinamerika vor Augen geführt, dass es Alternativen zur Monarchie gab.
 
Nach dem Sturz der Monarchie wurden auch neue Ideen laut. Jemand hat das hier im Forum in den letzten Tagen mal schön formuliert: Mit der Amerikanischen Revolution, mehr noch aber mit der Frz. Revolution und Napoleon wurde den Menschen in Europa und Lateinamerika vor Augen geführt, dass es Alternativen zur Monarchie gab.
Hätte man nicht mit den Generalstaaten und den Reichsstädten Gegenmodelle gehabt? Freilich wäre da die Frage, wie diese bewertet wurden.
Leider kenne ich keinen deutschen Diskurs beispielsweise über den Streit zwischen "Patrioten" und Anhängern der Oranier am Vorabend der Französischen Revolution. Die Statthalter (Stadhouder) in den Niederlanden führten sich ja zu der Zeit (18.Jh.) mehr oder minder wie in den Niederlanden regierende Fürsten auf. Zumindest aus der ersten Hälfte des 18.Jh. müsste man Erfahrungen mit der Zweiten statthalterlosen Zeit gewonnen haben; aber darüber kann ich nicht viel sagen, da ich mich dafür mehr mit Anthonie Heinsius und den anderen Ratspensionären dieser Zeit hätte beschäftigt haben müssen. Zumindest die Erste statthalterlose Zeit (die Zeit der so grausam geendeten de Witts) könnte auch ein negatives Bild für die Zeitgenossen auf die Regierung ohne Statthalter geworfen haben. :grübel:
 
und mein Lehrer gab mir die Frage,ob Napoleons Diktatur anerkannt oder abgelehnt wurde.

Nun sind wir ja ein wenig vom "Wege" abgekommen. Die Eingangsfrage wurde ja bisher kaum berührt.

Ein paar Gedanken von mir:
Den 18./19. Brumaire müssen wir wohl herausnehmen auch wenn schon deutlich wurde, dass die Volksvertreter die kommende Diktatur wohl ahnten.

Die wenigen Friedensjahre des Consulates standen im Zeichen der Organisation des Landes, der Sicherung und Manifestierung der Errungenschaften der Revolution.

Das Konkordat, die Vorbereitungen (Konsulat auf Lebenszeit) zum Empire zeigte, dass die Diktatur sich schleichend gefestigt hatte.

Wenn beim Staatsstreich noch Zustimmung bestand, da das Land "befriedet" war/wurde, kostete der Weg zum Empire vielen Revolutionären, missliebigen Generalen, Royalisten ... das Leben oder die Existenz.

Mit dem Empire kamen die totale Kontrolle, Zensur, Krieg ... und die Einmischung des Diktators in privateste Dinge.

Kann unter diesen Umständen noch von Zustimmung gesprochen werden? Macht es die Organisation der Diktatur nicht unmöglich, dagegen zu sein, ohne sein Leben, seine Existenz zu gefährden?

In der Folge wurden die Parlamente kaltgestellt, missliebige und selbstdenkende Politiker durch willfährige Lakeien ersetzt, die alte Aristokratie erhielt mehr Planstellen ... der Kaiser machte mit füchterlichen Szenen gegenüber Getreuen von sich reden. Jede Opposition wurde niedergemacht, Mme de Staël und auch Mme. Recamier wurden verbannt.

Ist das ein Klima, das Zustimmung gebietet oder ein Klima, das eher Angst macht?

Deutlich wird das ganze bei der Rückehr N. von Elba:

http://www.geschichtsforum.de/617906-post47.html

Die Worte von Oberst La Bédoyère machen es deutlich: "... keinen Ehrgeiz mehr und keinen Depotismus. Wir wollen frei und glücklich sein ..."


Zustimmung zu einer Diktatur? In der Summe: nein.

Grüße
excideuil
 
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