Narisker - Armalauser

Valao

Mitglied
Hallo wer von euch könnte mir hauptsächlich was über den germanischen Stamm der Armalauser oder Armalausen erzählen. Ihr lateinischer Name war Armalausi auf deutsch übersetzt soll der Name "die Ärmellosen" bedeuten.

Über die Narisker oder Varisker, Naristen, Varisten, etc. weiß ich schon ein wenig was, aber ihr dürft mich gerne korrigieren und auch zu diesem Stamm euer Wissen beitragen:

Narisker: Ursprünglich ein illyrischer also venetischer Stamm, siedelte schon vor den Kelten in der Oberpfalz-Nordbayern. Wurde dann von den benachbarten suebischen Stämmen den Hermunduren im Norden und den Markomannen im Osten, germanisiert. Tacitus zählt sie bereits zu den Germanen. Gemeinsam mit den Markomannen kämpfen sie im Markomannenkrieg 166 n. Chr. gegen die Römer des Marcus Aurelius. Dabei soll ihr legendärer Häuptling Valao, von Valerius Maximianus getötet worden sein. Sie sind vermutlich teilweise in den Bajuwaren und dann später in den Franken aufgegangen.

Jetzt die Frage: südwestlich der Narisker sind auf alten Karten der Römer ein Volk der Armalausi (siehe oben) erwähnt, dazu sei gesagt dass die Römer bei Castra Regina, die Narisker gerne die Ärmellosen genannt haben.

Wer kann mir zu den beiden germanischen Stämmen, Narisker und Armalauser mehr sagen??

Danke schon mal im voraus.
 
Hallo Valao,
ich hab mal in meinem Germanen-Lexikon nachgeschlagen, und vieles gefunden, was du schon gesagt hast.
HInzufügen kann ich nur, dass die Naristen wahrscheinlich venetischer (illyrischer) Herkunft waren, in der Oberpfalz gesiedelt haben und in den Markomannenkriegen gegen die Römer gekämpft haben. Um ca. 534 sind sie teilweise von den Franken nach Burgund umgesiedelt worden. Die Franken hatten vorher Burgunder und Thüringer unterworfen.
 
Sind Veneter nicht Kelten ursprünglich aus der Gegend der Bretange? Im Gallschien Krieg werden die doch dort erwähnt? Und Illyrer sind doch eher Albaner!
 
askan schrieb:
Sind Veneter nicht Kelten ursprünglich aus der Gegend der Bretange? Im Gallschien Krieg werden die doch dort erwähnt? Und Illyrer sind doch eher Albaner!
Es gab mehrere Völker, die als "Veneter" bezeichnet werden, außer dem Namen aber nichts miteinander gemeinsam haben:

http://de.wikipedia.org/wiki/Veneter

Die Veneter an der Adria sprachen eine eigenständige indoeuropäische Sprache, die weder zum Illyrischen noch zum Keltischen noch zum Slawischen noch zum Germanischen gerechnet werden kann. Die meisten Gemeinsamkeiten weist sie mit den italischen Sprachen auf.
 
Hallo Naristen, Varisten, Armalauser und Freunde der Oberpfalz
Die Naristo saßen schon im 1.Jh n.Chr. , bojische und auch vindelikische oder andere unbekannte keltische Volksreste verdrängend etwa von der unteren Altmühl bis ins Naabgebiet, weiter in der anschließenden Donauebene dem Fluß nach bis in die Passauer Gegend, am Fluß Regnus und östlich davon im Gau Stadevanga. Sind mit den erst später erscheindenden Armelausi identisch. Stellten wohl starke Truppen im 1. Markomannenkrieg und ließen schon vorher die Obier und Langobarden (6000 Mann) durch ihr Gebiet, was den Zorn Roms gegen sie brachte.
Die Naristen wandern schon im 5.Jh. aus, entweder schon zu Beginn des Jh. mit den Burgunden (im Gefolge der Vandalen = :king: GODEGISEL) oder später von den Thüringern verdrängt. Sie finden als Warasci neue Sitze in Burgund, hier als Bonosianer von Eustasius und Agilus bekehrt.

Vercingetorix :fs: (M.W. :thx: )
 
Da ich aus der Oberpfalz stamme interessiert mich dieses Thema wirklich sehr.
Die Narisker waren ja der erste bekannte Volksstamm der meine Heimat besiedelte.

Die Ausführungen des "Vercingetorix" fand ich sehr interessant.
Interessant wären für mich Quellen die die bestätigen dass Narisker und Armalauser identisch sind.
Kann auch sonst wenig im Internet über die Narisker finden, in Sachbüchern sogar so gut wie gar nix. War halt nur ein kleiner unbedeutender Stamm.

Soviel ich weiß liegt die genaue Herkunft der Narisker im Dunkeln.
Die Meinungen schwanken zwischen "ur"-keltisch, venetisch, germanisch(160 n. Chr.) bis hin zu (um 400 n. Chr.) slawisch. Eine Mischung von allem scheint mir da gar nicht so unwahrscheinlich.

Auf einer alten römischen Karte waren die Siedlungsgebiet folgend eingezeichnet:

Narisci (Narisker):hauptsächlich Oberpfälzer Vilstal und Naabtal, zwischen Amberg und
Kallmünz

Armalausi (Armalauser): südwestlich von den Nariskern, an der Donau und im Altmühltal - bei Kelheim und Ingolstadt

Dazu sei erwähnt dass auf dem sehr bekannten Burgberg in Kallmünz eine sehr bedeutende keltische Wallanlage entdeckt wurde und in Kelheim (wo die Befreiungshalle steht) sind noch große Reste einer keltischen Burg oder Festung mit kilometerlangen Wällen zu finden.

d. h. im Siedlungsgebiet der Narisker und Armalauser sind sehr starke keltische Festungen und Siedlungstätigkeiten zu finden. Bezeugt das ihren keltischen Ursprung?

Zum Schluß noch - für die Narisker bestehen sehr viele Namensvariationen:
Narisker, Varisker, Narisken, Varisken, Naristen, Varisten, Narister, Varister.
Das könnte ein sprachlicher Hinweis auf ein "gemischtes Volk" sein. Aber da bin ich kein
Spezialist :)

Mfg Valao
 
was die Veneter in "De bello Gallico" angeht: Die könnten was mit den anderen Venetern
zu tun haben... aufgrund einer Teilung des Volkes mit Wanderungen.
Das haben wir jedenfalls so an der Humboldt-Uni bewogen.

Ach ja und was die Illyrer angeht: die spätere röm. Provinz Illyrien lag auf dem Balkan, ABER wie wissen dadurch ja nicht, ob das nicht bloß die Peripherie des ursprünglichen
Illyrischen Siedlungsgebietes war. Also seine östlichste Zone sozusagen. Die Römer habe sich ja nicht immer an die realen Bedingungen gehalten, sonder oft aus politischen Gründen selbst entschieden wie was zu heissen hat, ohne Rücksicht.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Man kann wohl davon ausgehen, das die Venetii zu einer protokeltischen, aber durchaus indoeuropäischen Bevölkerung gehörten. Wage ist natürlich die Annahme, venetisch sei die Sprache der Urnenfelder gewesen und hätte sich dann nur in Randzonen erhalten und neu vermischt, so das nur noch der alte Namen erhalten geblieben ist. Vergleiche hierzu:

1. die Veneter in der Aremorika (Nachbarn der Coriosiliten und Osismer), im DBG wurden diese Völker ja insgesamt vom restlichen Gallien abgetrennt.

2. die Vennoneter, ein Stamm im Rätergebiet, südlich von Insbruck

3. die Veneter im oberitalischen Venetien (Nachbarn der norischen? Karner, illyrischen Istrier und keltischen Cenomanen)

4. die Venedi oder Venether des Tacitus

5. die Vindeliker, als Fremdbezeichnung der 6 Stämme zwischen Lech (Licca) und Wertach (Vindo)

6. die Veneter in Kleinasien


Vercingetorix
 
Es gibt noch einen Bezug zu den Venetern.
Ist natürlich ein zeitlich ganz anderer Bezug (ab 350 n. Chr.) aber ist auch ein ganz interessantes Thema.

Um 350 n. Chr. soll von den Ostgoten an der mittleren Weichsel ein Volk namens "Veneter" unterworfen worden sein. Daraus sollen ja dann die Begriffe Wenden und Winden entstanden sein, als Oberbegriff für die Westslawen bzw alle Slawen.

Aber da kommen wir glaub ich jetzt zu weit von den Nariskern (Variskern) weg.
Um 350 n. Chr. waren die Narisker nämlich längst germanisiert. Eigentlich schon im 1. Jhd. n. Chr.

Ich finds schade dass ich sowenig über die Narisker herausfinden kann. Es gibt so gut wie keine Literatur über sie. Wer mir helfen kann was rauszufinden, dem wäre ich sehr dankbar. Ist für mich halt deshalb so interessant weil ich genau in ihrem ehemaligen Siedlungsgebiet lebe.

Mfg
 
Das kann ich quellentechnisch nicht nachvollziehen - Bitte mal die Quelle angeben. :teach: Der Gotengeschichts-"abschreiber" Jordanes erwähnt nur die Anten (Ostslawen?), welche von Ermanerich und wohl schon unter dessen Vorfahren abhängig wahren.
 
Valao schrieb:
Auf einer alten römischen Karte waren die Siedlungsgebiet folgend eingezeichnet:

Narisci (Narisker):hauptsächlich Oberpfälzer Vilstal und Naabtal, zwischen Amberg und
Kallmünz

Armalausi (Armalauser): südwestlich von den Nariskern, an der Donau und im Altmühltal - bei Kelheim und Ingolstadt
Würdest du mir kurz mitteilen, wo du die "römische" Karte gesehen hast? Es verhält sich nämlich so, dass es eigentlich keine Karten aus der Antike gibt. Die tabula peutingeriana ist das älteste Werk, dass auf römischen Karten beruht und an ihr sieht man, dass die Römer eine andere Vorstellung und Gebrauch von Karten hatten. In Proseminaren wird da immer der Vergleich mit U-Bahn Plänen herangezogen, das passt eigentlich ganz gut, finde ich jedenfalls. Auf jeden Fall ist es eigentlich unmöglich aufgrund einer Karte das Siedlungsgebiet zu bestimmen, da diese Karten in sehr viel späterer Zeit angefertigt wurden.

Valao schrieb:
Dazu sei erwähnt dass auf dem sehr bekannten Burgberg in Kallmünz eine sehr bedeutende keltische Wallanlage entdeckt wurde und in Kelheim (wo die Befreiungshalle steht) sind noch große Reste einer keltischen Burg oder Festung mit kilometerlangen Wällen zu finden.

d. h. im Siedlungsgebiet der Narisker und Armalauser sind sehr starke keltische Festungen und Siedlungstätigkeiten zu finden. Bezeugt das ihren keltischen Ursprung?

Da kann man leider keinen direkten Schluß daraus ziehen. Fraglich ist, wie alt diese keltischen Besiedlungen sind und wie lange die besiedelt wurden. Wenn da eine durchgehende Kontinuität vorhanden wäre, dann ja! ! Allerdings zweifel ich daran. Es kann durchaus eine Zeitspanne von über 500 Jahren und mehr zwischen den Kelten der Ringburgen und deinen Nariskern bestehen. Das wäre nicht ungewöhnlich. Siehe Besiedlungsgeschichte Süddeutschlands.

Valao schrieb:
Zum Schluß noch - für die Narisker bestehen sehr viele Namensvariationen:
Narisker, Varisker, Narisken, Varisken, Naristen, Varisten, Narister, Varister.
Das könnte ein sprachlicher Hinweis auf ein "gemischtes Volk" sein. Aber da bin ich kein
Spezialist :)

Das ist eher ein Hinweis auf die Überlieferungsgeschichte dieses Namens. Also wie dieser Namen sich in der Überlieferung in den Jahrhunderten durch unterschiedliche Sprachdialekte der überliefernden Personen verändert hat.

Es ist immer schwierig über solche Stämme etwas zu finden, da die Quellenlage meist sehr bescheiden ist und insofern kaum jemand sich daranwagt. Wenn ich bei meine Recherchen zufälligerweise etwas finde melde ich mich hier!

Gruß

Marbod
 
Ich weiß dass die Quellenlage zu meinem Thema bzw. meiner Frage wirklich sehr dünn ist.
Leider.

Vielleicht kann ich die Frage etwas umformulieren?

Wer weiß was über die keltische oder germanische Besiedelung der Oberpfalz oder von Ostbayern? Jetzt mal von den Nariskern ganz abgesehen.

Würde mich sehr über ein paar Antworten freuen. Ich kann in entsprechenden Büchern gar nichts über Ostbayern/Oberpfalz finden.

Vielen herzlichen Dank.

Gruß
Valao
 
Varisker (verballhornt Narisker):
Um die Zeitenwende im sächsischen Voigtland und in Oberfranken ansässiger Keltenstamm. Vgl. Stadt Hof, deren Benennung "curia variscorum", zu deutsch "Fürstenhof der Varisker" lautet. Dies entspricht nicht nur der Angabe des Ptolemäus, der unter dem Sudetagebirge (Erzgebirge) Valistoi anführt, sondern auch der lateinischen Bezeichnung des Voigtlandes durch Variscia.

Naristen:
Tacitus zählt sie zu den Germanen. Die Naristen saßen schon im ersten Jahrhundert n.d.Z., bojische oder andere unbekannte keltische Volksreste verdrängend, etwa von der unteren Altmühl bis ins Naabgebiet, weiter in der anschließenden Donauebene dem Fluß nach bis in die Passauer Gegend, am Böhmerwald, am Fluß Regnus und östlich davon im Gau Stadevanga; benachbart den suebischen Stämmen der Hermunduren im Norden und den Markomannen im Osten. Die Narister waren vielleicht eine Völkerschaft der Markomannen, welche ihren Sondernamen gewahrt, vielleicht auch nur ein dauerndes Bündnis mit den Markomannen geschlossen hatten, ohne in deren Gruppe einzutreten. Jedenfalls scheinen die Narister mehr ein Zweigstamm eines größeren, als ein eigener Hauptstamm gewesen zu sein.
Sie stellten wohl starke Truppen im ersten Markomannenkrieg und ließen schon vorher die Obier und Langobarden (6000 Mann) durch ihr Gebiet, was den Zorn Roms gegen sie einbrachte. Gemeinsam mit den Markomannen kämpften sie im Markomannenkrieg gegen die Römer des Marc Aurel. Als Kommandant der legio I Adiutrix säuberte Helvius Pertinax die Provinzen Noricum und Raetien von versprengten Feinden. Bei einem seiner Züge im Feindesland dürfte sich auch das vielzitierte Regenwunder zugetragen haben. Hauptgegner scheint das germanische Volk der Naristen gewesen zu sein, dessen Wohnsitze nördlich der norischen Donau in Oberösterreich lagen (der Flussname Naarn könnte von den Naristen herstammen). Neben der Legion beteiligte sich noch die in Arrabona liegende ala I Hispanorum Aravacorum an dieser Expedition. Ihr Kommandant M. Valerius Maximianus tötete eigenhändig den Naristenkönig Valao. Außerdem führte der Präfekt der damals in Noricum stationierten ala Tampiana L. Iulius Vahilius Gratus Iulianus als praepositus vexillationibus tempore belli Germanici et Sarmatici das Kommando über ein vermutlich aus norischen Auxiliareinheiten bestehendes Detachement. Der zum suebischen Volk gehörige Stamm im südlichen Germanien, verschwindet seit dem Markomannenkrieg des Jahres 166 n.d.Z. Die Narister sind vermutlich teilweise in den Bajuwaren aufgegangen. Naristen wanderten aber auch teilweise aus. Sie fanden wohl als Warasci neue Sitze in Burgund, hier als Bonosianer von Eustasius und Agilus bekehrt, denn Zeuß glaubt noch in den Quellen des sechsten bis neunten Jahrhunderts in den am Abhang des Jura und an der Saone vorkommenden Warasci die Abkömmlinge jener von Marc Aurel angesiedelten Narister wiederzufinden.

Armalauser (oder Armalausen; lat. Armalausi):
Die Armalausi waren ein germanischer Volksstamm, welcher auf der Tabula Peutingeriana im dritten bzw. vierten Jahrhundert zwischen den beiden Stämmen der Alamannen und den Markomannen erscheint. Die Armalausi waren vermutlich ein Teilstamm der Hermunduren. Der Historiker und Kartograph Philippus Brietius verortet sie im Jahre 1650 auf seiner Karte Imperium Romanum in der Oberpfalz. Sie haben im zweiten oder dritten Jahrhundert den Stamm der Varisker verdrängt und die Donau überschritten. Vermutlich sind die Armalausi im vierten Jahrhundert dann im Stamm der Alamannen aufgegangen.

Quellen:
http://www.studserv.de/forum/forum.php?target=printmesg&select=6737&PHPSESSID=
imperium-romanum.com - Geografie - Provinz Noricum
Dahn: Völkerwanderung / 2. Buch / 1. Kapitel (2)
http://www.geschichtsforum.de/voelkerwanderung-und-germanen/1298-narisker-armalauser.html
Armalausi - Wikipedia
 
Armalauser

Gibt es heute 2009 neue Erkenntnisse zum Stamm der Armalauser?
Die letzten Einträge sind ja schon mehrere Jahre her.

ein letzter Überlebender
 
Gibt es heute, 2009, neue Erkenntnisse über die Armalauser? Im Forum sind ja schon längere Zeit keine Beträge mehr.
Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen.
MfG
armeLaus
 
Woher sollen diese Kenntnisse kommen? Es gibt praktisch keine Quellen zu diesem Stamm, außer der Tabula Peutingeriana.
 
Es gibt neue Erkenntnisse! Aus Chroniken von Städten, wie Reutlingen und Regensburg. Nur komme ich da auch nicht viel weiter.
Mir ist bekannt, dass die Armalauser nicht in den Alemannen sondern in den Bajuwaren aufgegangen sind. Allerdings läßt die Chronik von Reutlingen (Achalm) da auch andere Schlüsse zu.
Schlaue Sprüche bringen uns da nicht weiter.

Vielleicht hat ja Jemand noch andere vorschläge.

MfG
die arme Laus
 
hi,

da ich selbst aus der region komme welche nach frühmittelalterlichen quellen dem gau stadevanga entspricht und ich mich selber mit dem thema frühe besiedlung ostbayerns auseinander setze, hab ich dann irgendwann auch den weg auf besagte seite gefunden.

ich lass auch jedem gern sein hobby, wenn aber teilweise so arg vereinfacht, verfälscht oder banalisiert wird, dann muss ich dazu dann auch mal was schreiben.

wie schon viele vorredner hier angemerkt haben, so kann man nur unterschreiben das die quellenlage sehr dünn ist. dies gilt aber für fast alle stämme dieser zeit.

die englischsprachige wiki fasst hier alles zusammen was wirklich belegt ist!

aber beginnen wir mal mit der kritik:

herkunft der narister: ganz sicher haben die slawen hier gar nichts mit dem genannten stämmen zu tun. die slawen besiedeln böhmen grade mal im 6. Jhrd wo von den angesprochenen stämmen nichts mehr bekannt ist.
die venetisch/illyrische herkunft wurde von ernst schwarz angenommen. wenn man sich seine schriften aber mal näher ansieht, wird man merken das sie in der heutigen zeit als überholt gelten müssen. alleine der umstand das in seiner "germanischen stammeskunde" immer noch arier auftauchen spricht tausend bände. seine sprachlichen herleitungsversuche sind aber nichtsdestotrotz immer noch interessant zu lesen.

der burgberg in kelheim ist sicher imposant, aber bedeutend? ich hab mir das gelände bereits öfter angesehen und abgesehen von wallresten ist nichts, aber auch gar nichts bedeutend dort oben. es ist eine wallanlage wie man sie öfters findet. alleine der lamberg in cham dürfte um einiges höher zu bewerten sein. kelheim ist aber in der tat ein größerer ort.
leider wurde beide anlagen lange vor der ankunft der germanen verlassen.
davon auszugehen das narister/armalauser etwas mit den siedlungen zu tun haben ist daher nur spekulativ. meiner persönlichen meinung nach, war selbst kelheim nicht das zentrum für das es viele halten. wäre die siedlung in römischer zeit noch wichtig gewesen, hätte es auch dort römische spuren gegeben - was es aber nicht hat.

selbst die zeitliche einordnung ist nur hypotetisch. nach den antiken quellen existierten die narister mind. vom 1.Jhrd. bis ins 2. Jhrd.! teile des volkes werden nach den markomannischen kriegen in italien angesiedelt. nimmt man die frz. quellen zur hand dann muss aber ein teil weiter existiert haben...wie lange und wie genau steht aber nicht fest.

die armalauser tauchen erst mit der tabula peutingeriana auf, welche frühestens ins 3. jhrd. datiert werden kann und in unserer version auch nur eine mittelalterliche abschrift ist. die zeitliche einordnung ist daher falsch. wenn dann folgten die einen auf die anderen oder der stamm wurde umbenannt, was aber aufgrund der frz. quellen unwahrscheinlich ist.
darüber hinaus fehlt jedwede quelle welche die armalauser östlich von regensburg lokalisieren und von den narister gibt es westlich von regensburg nichts. (bis auf burgund ^^)

die quelle die besagt das die römer in rgbg die narisker, als ärmellose bezeichnet haben würde ich gerne sehen. mir ist davon rein gar nichts bekannt.
die in anhang 5 vorgebrachte schrift lokalisiert die armalauser an fichtelgebirge und böhmerwald, was aber ob der geografisch unbrauchbaren aussagen der tabula völlig aus der luft gegriffen zu sein scheint.

nun kommt aber der teil, der als verwegen zu bezeichnen ist! tacitus spricht in keiner quelle von den armalausern. er spricht nur von den naristern und das nur sehr kurz im zusammenhang mit den markomannen.
der oberösterreichische fluss narn hat sprachwissenschaftlich slawische wurzeln und hat rein gar nichts mit den naristern zu tun.

alle weiterne absätze haben dann mit geschichtlicher forschung rein gar nichts mehr zu tun. die fehlenden quellen werden durch nicht haltbare hypothesen ersetzt.

wenn man nun noch sieht, das eine stadtchronik reutlingens aus dem jahr 1831 und eine landeschronik aus dem jahr 1824 als quelle benutzt wird, wider dem wissen das zu dieser zeit das germanentum in deutschland als edle herkunft nur allzu beliebt war. hierbei will ich auf das herrmannsdenkmal verweisen welches ab dem jahr 1838 aus rein nationalisitschen bewegründen erbaut wurde.

zu aller letzt sei dem autor gesagt, das die vorstellung ein germanischer stamm könnte vom 1. bis ins 4. jhrd. ein gebiet von reutlingen bis böhmen kontrolliert haben ohne das davon
a) die römer berichten (man erinnere an marbods reich und roms reaktionen) und
b) keine rolle in der frühmittelalterlichen formung europas gespielt hat
völlig abstrus ist und mit wahrer forschender arbeit rein gar nichts zu tun hat.

als reenacter, heimatforscher und heimatverbundener weiß ich um die versuchung die eigene heimat zu verklären, aber so etwas geht einfach zu weit.

zur verteidigung kann ich aber anfügen, das die wissenschaftliche meinung über den ostbayerischen raum schon etwas überholungsbedürftig ist.
es hat zumindest eine höhere besiedlung des raumes in der späten latene gegeben (Lamberg, Kelheim, Kallmünz, Gräberfelder, Chamer Gruppe) und handelswege nach böhmen durch die cham-further senke, welche immerhin hypotetisch seit der zeit der feuersteinstraße bestehen könnten. belegt ist davon aber rein gar nichts - vor allem da die zeiträume einfach viel zu weit auseinander liegen.
germanische spuren zwischen regensburg und böhmen sind mehr als spärlich und beschränken sich auf ganz wenige scherbenfunde. siedlungsspuren wird man wg der dörflichen bauweise nur in ganz seltenen fällen finden. waffen und leichen aufgrund der wenigen moore auch nicht.

viele grüße
mvt
 
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