National Maritime Museum (Greenwich): Pirates

El Quijote

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Als ich im April kurz in London war, sah ich Werbung für die Ausstellung Pirates im National Maritime Museum in Greenwich, die im Januar 2026 endet. Als ich jetzt wieder in London war, habe ich mich in den Docklands Light Railway gesetzt und bin nach Greenwich gefahren, um mir die Ausstellung anzusehen. Für einen Erwachsenen kostet die Ausstellung 15 GBP (für Londoner Verhältnisse ist das preiswert, entspricht etwa anderthalb bis zwei Pint Bier).

So von NMM habe ich nicht so viel gesehen, eben nur die EIngangshalle und die Ausstellung.
In der Halle hängt der Heckspiegel (Stern decoration) der Duguay-Trouin, eines frz. Schiffs, was bei Trafalgar dabei war, zunächst entkam, aber zwei Wochen später von der Royal Navy gekapert wurde und unter dem Namen Implacable in britischen Dienst gestellt wurde und dann 1949, weil eine Reparatur zu teuer gewesen wäre (1949 200.000 GBP, entspricht heute 6 Millionen GBP). Also gut 150 Jahre (wie alt die Duguay-Trouin 1805 war, wird nicht gesagt, laut Wikipedia 1801) auf See. Viel mehr als diesen Heckspiegel und einige Galeonsfiguren, sowie ein Speedboat, dass ich den 70er oder 80er Jahren zuordnen würde (habe ich mir nicht genauer angesehen) habe ich in der Eingangshalle nicht gesehen, da ich ziemlich zügig in die Pratenausstellung bin und ziemlich zügig auch wieder raus.

Die Piratenausstellung begann mit der Rezeption von Piraten im Roman, Theater, der Malerei,, dem Film und Spielen bzw. Computerspielen, auch ein Exponat aus Germany war dabei: Das Playmobil Piratenschiff mit dem befreiten Sklaven (Kette um den Hals), das in Dtld. einen Shitstorm verrsachte, weshalb die Figur dann im Sortiment ersetzt wurde.

Hauptsächlich drehte sich die Ausstellung um The Golden Age of Piracy (ca. 1680 bis 1720), oft anhand der üblichen bekannten Biographien, dazu ein paar Artefakte und Bilder. Es wird natürlich der Unterschied von Piraterie und Freibeuterei thematisiert, genauso, wie, dass beides ineinanderfloss. Drake und so werden hauptsächlich im Rezeptionsteil thematisiert. Nach dem Golden Age of Piracy wird eingangen auf die Berberesken und die asiatische Piraterie sowie deren Bekämpfung (hauptsächlich durch Briten), zuletzt die aktuelle Piratierie (überraschend für mich, wie viele Piratenangriffe es in den letzten Jahren rund um Südamerika gab. Horn von Afrika ist ja bekannt. Aber auch Westafrika.).
 
Vielen Dank für die Zusammenfassung. Ich habe mich gleich gefragt wieviele Realien wohl bei dem Thema zu bekommen sind.

Ich hätte ja gedacht, dass St. Malo viel dazu haben müsste. Aber das dortige Stadtmuseum im Schloss der Duchesse Anne ist scheinbar schon seit Jahren geschlossen und kein Wiedereröffnungsdatum unbekannt. In dem Museum soll es eine Ausstellung zu Robert Surcouf geben - einem der wohl erfolgreichsten Korsaren aller Zeiten. Das Haus eines Armateurs war praktisch leer, auch wenn es eine Führung dadurch gab.

Das Het Scheepvaartmuseum in Amsterdam bietet ein wenig dazu in der Dauerausstellung.

Das Musée National de la Marine in Paris ist ohnehin in Relation zu den anderen, die ich bisher besuchte recht klein, auch wenn die Originalmodelle beeindruckend sind.

Einiges zur Piraterie sieht man im Museo Storico Navale in Venedig. Mit 42 Sälen ist das wirklich riesig. Die Originalschiffe im Arsenale selbst fand ich nicht so spannend. Aber durch die Geschichte Venedigs bedingt gibt es einiges über den Kampf mit den - wie es dort heißt osmanischen - Piraten bis hinein ins 18. Jahrhundert, also bis zum Ende der Republik Venedig. Mir scheint auch am Ende der Republik der Geleitschutz für die venezianische Handelsschifffahrt ein Hauptgrund der Marine der Serenissima gewesen zu sein. Der Schlacht bei Lepanto wird natürlich auch viel Raum gewährt.
 
Realien in der Pirates-Ausstellung im NMM (abseits vom Rezeptionsteil) sind zeitgenössische Waffen, wie sie auch Piraten hatten, teilweise recht einfach (was ich sonst an zeitgleichen Waffen in Schlössern gesehen habe, war eindeutig für ein finanzkräftigeres Klientel gemacht), ein paar Münzen und hauptsächlich Bilder und Pläne, die von britischen Offiziellen gemacht wurden (u.a. das Tagebuch eines britischen Schiffsarztes, der im 19. Jhdt. bei mehreren Strafaktionen gegen asiatische Piraten dabei war, der hat auch viel illustriert), einige wenige Beutestücke der Royal Navy. Aber das meiste an Realien waren Bilder und Pläne. Z.B. von der Beschießung Algiers 1816, wo die Reichweite der Kanonen der europäischen Schiffe eingezeichnet waren, die weiter schießen konnten, als die der Verteidiger und sich somit außerhalb von deren Reichweite aufhielten.
 
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