Nationalstaatsgründung Italien und Deutschland

Steffi-91

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Hallo,

da ich gerade mitten unter den Abiprüfungen stecke und in Geschichte Colloquium mache bin ich beim Lernen auf eine Frage gestoßen.
Mein Schwerpunkt ist die Reichseinigung in Italien und Deutschland. Mein Lehrer hat mir gesagt, ich soll mir dazu auch überlegen, wie man die beiden Staatsgründungen vergleichen könnte..

Also z.B. hat ja sowohl Deutschland als auch Italien jeweils ein anderes Land zur Kriegserklärung provoziert und sich Bündnispartner im Angriffsfall gesichert.

Wisst ihr zufällig noch ein paar Aspekte die ähnlich oder total unterschiedlich waren bei den Staatsgründungen?

Wäre euch echt dankbar, wenn euch was einfällt! :yes:

LG, Steffi
 
Also z.B. hat ja sowohl Deutschland als auch Italien jeweils ein anderes Land zur Kriegserklärung provoziert und sich Bündnispartner im Angriffsfall gesichert.

Zu diesem Zeitpunkt würde ich noch nicht von Deutschland und Italien sprechen. Zum Zeitpunkt dieser "Provokationen" waren Deutschland und Italien noch keine staatlichen Einheiten.

Wisst ihr zufällig noch ein paar Aspekte die ähnlich oder total unterschiedlich waren bei den Staatsgründungen?

Hier verfüge ich nur über ein gesichertes Halbwissen. :pfeif: Nach meiner Einschätzung war die deutsche Einigung eine eher politische Angelegenheit, wobei Ludwig II. dem preußischen König die Kaiserkrone angetragen hat (auf Betreiben Bismarcks). Das Volk war da eher weniger beteiligt, auch wenn es Rufe nach der deutschen Einheit auch da natürlich gab (besonders bei Bürgern der Städte und Studenten).

In Italien musste die Einheit auch mit militärischen Mitteln erkämpft werden.

Einen ersten Einblick gibt es bei Wiki:

Risorgimento ? Wikipedia

Giuseppe Garibaldi ? Wikipedia

Viele Grüße

Bernd
 
Also z.B. hat ja sowohl Deutschland als auch Italien jeweils ein anderes Land zur Kriegserklärung provoziert und sich Bündnispartner im Angriffsfall gesichert.

Ich habe hier ein Beitrag von mir kopiert, der sich auf die Auseinandersetzung zwischen Frankreich und Preussen im Jahre 1870 bezieht. Es geht hier um die französische Befindlichkeiten.

Frankreich hatte ziemlich große Sorge, das der Norddeutsche Bund sich unter der Führung Preußens will heissen Bismarcks mit dem Süddeutschen Staaten vereinigen könnte. Es war nämlich klar, das dadurch Frankreich seine halbhegiomoniale Position in Europa verlieren würde. Es ging also darum das werdende Deutschland zu verhindern. Die Franzosen fühlten sich von noch immer von Bismarck, Stichwort 1866 und die ausgeliebene Kompensation (Luxemburg) für Frankreich, über den Tisch gezogen. Bismarck hatte dies zwar nicht explizit zugesagt, aber im Prinzip zu verstehen gegeben, das dies wohl kein Problem darstellen würde. Bekanntermaßen ist es denn ganz anders gekommen. Die Franzosen verlangten "Rache für Sadowa." Sie haben es ihrem Kaiser Napolen III. nicht so recht verziehen, dass er bei dem deutschen Bruderkrieg tatenlos zugesehen hat. Ein Regime, wie das Napoleons war auf außenploitische Erfolge und den damit verbundenen Prestig aber angewiesen, damit sein Kaisertum vom Volke mitgetragen wird. Und 1870 sah es nicht gerade rosig um die Monarchie Napoleons aus.

Als dann die Thronkandidatur Leopolds bekannt wurde, haben im Frankreich sämtlich Glocken Sturm geläutet. Es galt zu verhindern, das ein Prinz der Hohenzollern auf dem Thron Karl V. Platz nimmt. Die französische Diplomatie ist dabei gleich sehr agressiv zu Werke gegangen, was nicht zuletzt am dem französischen Außenminister Gramont, ein ausgesprochener Preussenhasser, gelgen hat. Es ist aber auch zu berücksichtigen, das natürlich er auch unter dem Druck der Öffentlichkeit stand. Gramont ist es im Prinzip darum gegangen, Preussen zu demütigen und hat dabei kräftig mit Feuer, hier eben dem Krieg, gespielt. Des Weiteren hatte Gramont aber auch die internationalen Absichten und Reaktionen kolossal falsch eingescshätzt bzw. hatte aus den Berichten seiner Botschafter das herausgelesen, was er lesen wollte. Der Mann war als Außenminister vollkommen unfähig.
 
Bismarck ging es bei der Redigierung der Depesche aus Ems, die übrigens sein engster Mitarbeiter Abeken gesendet hattem darum, primär darum die Demütigung Preussen, Leopold hatte ja bereits auf die Thronkandidatur verzichtet gehabt, zu relativieren. Natürlich war ihm klar, das dadurch darüber ein Krieg ausbrechen könnte. Aber wenn Preussen sich diese Demütigung gefallen läßt, so Bismarck, der das wohl auch als ein neues Olmütz empfunden hatte, wäre es zunächst mit der deutschen Einheit vorbei gewesen.
 
Mein Lehrer hat mir gesagt, ich soll mir dazu auch überlegen, wie man die beiden Staatsgründungen vergleichen könnte..

Also z.B. hat ja sowohl Deutschland als auch Italien jeweils ein anderes Land zur Kriegserklärung provoziert und sich Bündnispartner im Angriffsfall gesichert.

Ich würde es nicht nur an einem militärischen Detail des Vereinigungsprozesses festmachen. ;)

Der von Dir schon angedeutete Sachverhalt ist viel umfassender: Dass überhaupt ein nationaler Einigungsprozess im 19. Jh. notwendig war, um aus Deutschland und Italien Nationalstaaten zu machen, ist die wichtige, die entscheidende Parallele.

Warum waren sowohl Deutschland und Italien geteilt, und in was waren sie geteilt? Welche Folgen hatte das, für den Prozess der vereinigung und für die entstehenden Nationalstaaten?
 
Eine Analogie könnte man auch bzgl. des Ausgangspunktes/des "Motors" innerhalb des zu bildenden Nationalstaates sehen, auch wenn in Italien weitere Umstände (Giuseppe Garibaldi ? Wikipedia) hinzutraten:

Das Königreich Sardinien-Piemont war gut organisisert, properierend, finanziell stark und im sich industriell entwickelnden Norden Italiens positioniert.
Königreich Sardinien ? Wikipedia
 
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