Dion
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Ich habe Heiko Steuers Werk „Germanen“ aus Sicht der Archäologie nicht ganz gelesen, aber das, was ich gelesen habe, erlaubt es mir, hier meinen ersten Eindruck zu schildern.
Was mich beim Steuer ein wenig gestört hat, war die Betrachtung von größeren Zeiträumen (120 v. Chr. bis Trajan und darüber hinaus, d.h. bis zur Völkerwanderung ) als wären sie eins. So werden Geschehnisse zu Zeit der Varusschlacht mit jenen in Beziehung gesetzt, die 100 und mehr Jahre davor stattfanden (Kimbernkriege), als auch mit all jenen Jahrhunderte später, die letztlich zum Ende des römischen (West)Reiches führten.
Aber sonst hat er überraschende Ideen auf Lager, die auf archäologischen Befunden und daraus entwickelten Thesen beruhen. Die Berichte der antiken Schriftsteller lehnte er meistens ab, es sei denn, sie bestätigen seine Vermutungen.
So überrascht es einen auch nicht, wenn er „Germanien“ als einen Bereich betrachtet, der von Jütland bis zu den Alpen, und von Niederlanden bis zur Weichsel und nach Mähren reicht, ja manchmal werden sogar Funde in der heutigen Ukraine dazu gezählt, weil sie ähnlich zu jenen sind, die z.B. in Niedersachsen gefunden wurden. So kann er natürlich auf 10 Millionen „Germanen“ zur Zeit des Augustus kommen, zumal er sagt, Germanien war mitnichten so dünn besiedelt, wie die antiken Autoren behaupten.
Sicher, Drusus Züge gingen in den Jahren 12-9 v.Chr. von Xanten die Lippe aufwärts über Anreppen bis an die Weser, also über das Gebiet der Cherusker in das Gebiet der Fosi. Und vom Mainz aus über Bad Naunheim bis nach Hedemünden, also in das Gebiet der Hermunduren und Markomannen. Später stieß man die Elbe aufwärts weit ins Binnenland, doch nach 16 n.Chr. war damit Schluss, von gelegentlichen Vorstößen des Tiberius und Caligulas einmal abgesehen.
Das Hauptproblem für die Römer wäre es gewesen, dass sie in Germanien, anders als z.B. in Gallien oder Dakien, kaum Ansprechpartner fanden, mit denen sie Verträge über größere Gebiete (mit mehr als ca. 1000 Quadratkilometern, das sind 32x32 km) schließen konnten. Und selbst wenn sie welche schlossen wie z.B. mit Cheruskern, dann waren sie nicht von Dauer. So mussten sie immer wieder mit Aufständen rechnen wie in anderen Gebieten des RR auch – siehe z.B. im Jahr 6 n.Chr. den Aufstand in Pannonien.
Er sagt auch, dass die „Provinz Germania“ für ungefähr 20 Jahre bestand – bis sie nach 16 n.Chr. zur „Germania libera“ wurde, mit der aber weiter Handel getrieben wurde, was die Existenz von Zoll man Rhein bezeugt. Und wie sich für ein römische Provinz gehört, gab es da auch Lager (Haltern, Anreppen) und Stützpunkte bis an die Elbe (Hedemünden) sowie Stadtgründungen (Lahnau-Waldgirmes bei Wetzlar) mit einem Wegenetz zwischen diesen.
Wie sich für eine römische Provinz gehört, wurden auch vertragliche Abgaben erhoben. Doch sobald die Führung eines Stammes wechselte, galten die Abmachungen nicht mehr – die Steuern wurden verweigert, was Strafaktionen nach sich zog. Doch das Gebiet, von den antiken Schriftstellern Germanien genannt, war kein einheitliches, sondern in viele kleine Gebiete gesplittet, die selten mehr als 1500 km² umfassten, das wären weniger als 40x40 km. Aber im Falle der Chrusker und Angrivarier macht er eine Ausnahme, denn deren Gebiete betrachtet er als viel größer: Statt 50x50 km sind es da plötzlich 150x150 km.
Um so seine These, Varus kämpfte mit seinen 3 Legionen mit gleichgroßen oder sogar größeren germanischen Kampfverbänden, Glaubwürdigkeit zu verleihen?
Im 2. Teil werde ich eine längere Passage aus Steuers Werk „Germanen“ aus Sicht der Archäologie bringen.
Was mich beim Steuer ein wenig gestört hat, war die Betrachtung von größeren Zeiträumen (120 v. Chr. bis Trajan und darüber hinaus, d.h. bis zur Völkerwanderung ) als wären sie eins. So werden Geschehnisse zu Zeit der Varusschlacht mit jenen in Beziehung gesetzt, die 100 und mehr Jahre davor stattfanden (Kimbernkriege), als auch mit all jenen Jahrhunderte später, die letztlich zum Ende des römischen (West)Reiches führten.
Aber sonst hat er überraschende Ideen auf Lager, die auf archäologischen Befunden und daraus entwickelten Thesen beruhen. Die Berichte der antiken Schriftsteller lehnte er meistens ab, es sei denn, sie bestätigen seine Vermutungen.
So überrascht es einen auch nicht, wenn er „Germanien“ als einen Bereich betrachtet, der von Jütland bis zu den Alpen, und von Niederlanden bis zur Weichsel und nach Mähren reicht, ja manchmal werden sogar Funde in der heutigen Ukraine dazu gezählt, weil sie ähnlich zu jenen sind, die z.B. in Niedersachsen gefunden wurden. So kann er natürlich auf 10 Millionen „Germanen“ zur Zeit des Augustus kommen, zumal er sagt, Germanien war mitnichten so dünn besiedelt, wie die antiken Autoren behaupten.
Sicher, Drusus Züge gingen in den Jahren 12-9 v.Chr. von Xanten die Lippe aufwärts über Anreppen bis an die Weser, also über das Gebiet der Cherusker in das Gebiet der Fosi. Und vom Mainz aus über Bad Naunheim bis nach Hedemünden, also in das Gebiet der Hermunduren und Markomannen. Später stieß man die Elbe aufwärts weit ins Binnenland, doch nach 16 n.Chr. war damit Schluss, von gelegentlichen Vorstößen des Tiberius und Caligulas einmal abgesehen.
Das Hauptproblem für die Römer wäre es gewesen, dass sie in Germanien, anders als z.B. in Gallien oder Dakien, kaum Ansprechpartner fanden, mit denen sie Verträge über größere Gebiete (mit mehr als ca. 1000 Quadratkilometern, das sind 32x32 km) schließen konnten. Und selbst wenn sie welche schlossen wie z.B. mit Cheruskern, dann waren sie nicht von Dauer. So mussten sie immer wieder mit Aufständen rechnen wie in anderen Gebieten des RR auch – siehe z.B. im Jahr 6 n.Chr. den Aufstand in Pannonien.
Er sagt auch, dass die „Provinz Germania“ für ungefähr 20 Jahre bestand – bis sie nach 16 n.Chr. zur „Germania libera“ wurde, mit der aber weiter Handel getrieben wurde, was die Existenz von Zoll man Rhein bezeugt. Und wie sich für ein römische Provinz gehört, gab es da auch Lager (Haltern, Anreppen) und Stützpunkte bis an die Elbe (Hedemünden) sowie Stadtgründungen (Lahnau-Waldgirmes bei Wetzlar) mit einem Wegenetz zwischen diesen.
Wie sich für eine römische Provinz gehört, wurden auch vertragliche Abgaben erhoben. Doch sobald die Führung eines Stammes wechselte, galten die Abmachungen nicht mehr – die Steuern wurden verweigert, was Strafaktionen nach sich zog. Doch das Gebiet, von den antiken Schriftstellern Germanien genannt, war kein einheitliches, sondern in viele kleine Gebiete gesplittet, die selten mehr als 1500 km² umfassten, das wären weniger als 40x40 km. Aber im Falle der Chrusker und Angrivarier macht er eine Ausnahme, denn deren Gebiete betrachtet er als viel größer: Statt 50x50 km sind es da plötzlich 150x150 km.
Um so seine These, Varus kämpfte mit seinen 3 Legionen mit gleichgroßen oder sogar größeren germanischen Kampfverbänden, Glaubwürdigkeit zu verleihen?
Im 2. Teil werde ich eine längere Passage aus Steuers Werk „Germanen“ aus Sicht der Archäologie bringen.