Offensichtlich, so scheint es, ist es der deutschen Kriegswirtschaft gelungen, natürlich mit Engpassen, die Versorgung mit Kugellagern während des Krieges hinreichend aufrecht zu erhalten.
Das ist ein kompliziertes Feld:
1. Bzgl. solcher höchst kriegswichtigen (zentralisierten) Rüstungsstätten war man auf deutscher Seite mit Verschärfung der Luftkriegs 1942 sensibilisiert. Es begannen die Verlagerungs-, später die Untertage-Programme anzulaufen. Zwischenstände über Verlagerungsmaßnahmen sind bislang kaum erforscht, und wohl sehr unternehmensspezifisch.
2. der deutsche Einsatz von Werkzeugmaschinen und Werkzeugsätzen erfolgte signifikant kleinteiliger als in GB oder gar USA. Damit ergab sich eine Abschwächung der Einwirkungsmöglichkeiten des Bombenkrieges. "Werksschäden" sind stets zu differenzieren zwischen Gebäudeschäden und Schäden an den maschinellen Anlagen und Vorrichtungen, und klaffen in untersuchten Fällen um ein Vielfaches auseinander. So finden sich (zB bei Opel, oder Hentschel, oder B&V Gebäudeschäden von 60-80%, während der Ausfall im Maschinenbereich deutlich unter 10% lag und auch relativ zügig aufgrund der in deutschen Unternehmen vergleichsweise hohen Instandhaltungskapazitäten beseitigt wurde.
3. Der Luftoffensive gegen die Kugellager-Industrie vom Herbst 1943 war wegen der hohen alliierten Verluste nicht nachhaltig, Stichwort "Herbstkrise" der 8. US-AAF. Es wurde nicht stetig bombardiert, somit wurde die Regeneration dieser Industrie nicht behindert.
4. In dem Kugellager-Fall stellt der USSBS innerhalb von 12 Monaten, also bis zum Herbst 194
4 eine Dezentralisierung von 70% der Industriekapazität fest (zuvor: >50% um Schweinfurt). Praktisch muss man sich das so vorstellen, dass die unzerstörten oder reparierten maschinellen Anlagen umgesetzt wurden oder in die Untertage-Verlagerung kamen. Engpässe konnten außerdem durch die Importe aufgefangen werden.
USSBS, Kurzfassung:
"The Germans made good use of the breathing spell. A czar was appointed with unlimited priority for requisitioning men and materials. Energetic steps were taken to disperse the industry. Restoration was aided by the circumstance -- which Survey investigations show to have been fairly common to all such raids -- that machines and machine tools were damaged far less severely than factory structures. German equipment was redesigned to substitute other types of bearings wherever possible. And the Germans drew on the substantial stocks that were on hand. Although there were further attacks, production by the autumn of 1944 was back to pre-raid levels. From examination of the records and personalities in the ball-bearing industry, the user industries and the testimony of war production officials, there is no evidence that the attacks on the ball-bearing industry had any measurable effect on essential war production."
4. In dem Kugellager-Fall stellt der USSBS innerhalb von 12 Monaten, also bis zum Herbst 1944 eine Dezentralisierung von 70% der Industriekapazität fest (zuvor: >50% um Schweinfurt). Praktisch muss man sich das so vorstellen, dass die unzerstörten oder reparierten maschinellen Anlagen umgesetzt wurden oder in die Untertage-Verlagerung kamen. Engpässe konnten außerdem durch die Importe aufgefangen werden.
Hierzu nachrichtlich noch die Quelle:
USSBS E53-European War-Equipment Division-The German Antifriction Bearings Industry, S. 66ff. "Dispersion" sowie "Exhibit X".
Die Anweisungen ergingen ab dem Mai 1943, eine massive Entflechtung setzte bis Oktober 1944 ein. Waren zuvor ca 50% der gesamten Kugellager-Fertigung in Schweinfurt konzentriert (Massstab Beschäftigte), sank dieser Wert auf rd 21% ab. Im Gegenzug stieg der Anteil "Diverse" (ohne Schweinfurt, Berlin, Cannstadt, Steyr) von 20% auf 70%. Die Entflechtung der Fertigungsstufen bedeutete aber nicht das Absenken der absoluten Produktionszahlen in Schweinfurt (immer noch zwischen 40 und 46% bis 1945), allerdings wurden die Produktionsstätten trotz gesteigerter Intensität der Bombenangriffe durch die Dispersion "unempfindlicher" bzgl. der Produktionsstörungen. Die USAAF hat dieses anhand der direkten Vergleiche der Angriffswirkungen untersucht. Beispiele für die Verlagerungen der Werkzeugmaschinen sind im 2. Bild im Monatsverlauf gegeben.