Nicht-europäische / anglosächsische Geschichte im Schulunterricht?

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Gast

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Ich habe nun seit 3 jahren Schulunterricht in Geschichte, eigendlich ganz nett, nur leider werden ewig viele Themen ausgelassen...
Europa bzw. das anglosächsische System ist fokusiert, wir erfahren fast nichts über den Rest der welt, nichtmal Europa wird ordentlich behandelt und es treten viele Lücken auf (und das erkenne ich als Laie o_O ihr würdet wohl weinend zu Boden fallen ;))

Nun wollte ich Fragen, was denn die ganzen jahrtausende in Asien, Afrika und dem Rest der Welt so passierte... nach unserem schulischen geschichtlichen Wissensstand gab es da irgendwo die Chinesen und Russland, mehr auch nicht...ein wunder das wir überhaupt wissen das das Christentum (das ich übrigens verachte) nicht die einzige religion ist... das kotzt mich kurz gesagt an, mich interessiert wie sich die Welt entwickelt hat...
Es muss doch auch in Afrika und Asien Reiche gegeben haben, Staaten, komplizierte Systeme, viel Geschichte... nur ich kann darüber nicht sonderlich gut etwas im internet finden.
es muss doch auch zeiten geben die unserem mittelalter entsprechen, etwas wie fürstentümer, könige, kriege, etc.pp

hättet ihr eventuell quellen für einsteiger?

danke
 
Lieber Gast!

Dein Erstaunen ist verständlich - wenn auch in manch unschönen Worten ausgedrückt. Es ist allerdings ein verbreitetes Phänomen, dass im Geschichtsunterricht mit Beginn der Neuzeit die Geschichte des eigenen Landes einen breiten Raum einnimmt. Warum auch nicht? Woher sollte man denn erfahren, woher der eigene Staat kommt, welche einschneidenden Ereignisse sich in der Region, in der man lebt, stattgefunden haben und wie diese und andere Einfluss genommen haben, was heute ist. Das ist unglaublich wichtig, denn nach dem Abi, der Matura kommt man nicht mehr so leicht an einen Überblick - es sei denn, man bleibt mit Interesse an der Materie hängen.

Versteh mich nicht falsch, ich bin nicht unbedingt begeistert, dass im Geschichtsunterricht viele Dinge nur Rudiment bleiben, in einer Fußnote angerissen werden und Fragen offen bleiben. Wie soll auch alles, was passiert ist, in zwei Wochenstunden gepackt werden? Aber versuche es auch, als Chance zu sehen, denn die Fragen, die sich dir bei der Lektüre und im Unterricht stellen, können dir Wege eröffnen, über die du anders nicht gestolpert wärst. Verfolge diese Fragen weiter, denn die Schule kann dir neben einer mehr oder weniger soliden Basis dessen, was man so können muss (Lesen, Rechnen, Fremdsprachen) und Allgemeinwissen genannt werden kann (Geographie, Musik, Physik etc.) vor allem die Lücken offenbaren, die dann von dir selbst gefüllt werden müssen - wenn du dazu bereit bist.

Als ich noch zur Schule ging, half mir die Fischer Taschenbuchreihe zur Weltgeschichte (müßte momentan noch günstig im Buchhandel zu haben sein) geholfen, unbekanntere Geschichte zu erhellen. Ich bin sicher, dass sich hier noch einige Spezialisten äußern werden, die Grundlagenwerke zur außereuropäischen Geschichte anführen können.
 
Neben den von Schini bereits erwähnten Taschenbüchern gibt es hier im Forum bereits einiges über die Geschichte Afrikas:

http://www.geschichtsforum.de/forumdisplay.php?f=216

oder ein kurzer Einstieg:

Geschichte Afrikas von den Anfängen bis zur Gegenwart, Franz Ansprenger, erschienen im Beckverlag

oder das Afrika Handbuch in drei Bänden

Dann über die Geschichte Japans gibt es auch einiges hier im Forum:

http://www.geschichtsforum.de/forumdisplay.php?f=25

dazu ein sehr gutes Buch:
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=2876


über die Geschichte Asiens:

Geschichte Asiens von Martin Krieger, UTB Taschenbuch
 
Ein etwas banaler, aber gleichwohl nützlicher Tip, der mir auch schon früher viel Literatur beschert hat: Such die nächstgelegene Uni-Bibliothek auf; meist gibt es dann für Geschichte noch eine Instituts-Bibliothekt. Eine gut ausgestattete Uni bietet zumindest für Einsteiger so ziemlich alle historischen Themen. Zumindest für die Hauptbibliotheken kann man sich häufig auch als Nichtstudent einen Leseausweis ausstellen lassen.
 
In der Unibibliothek findet man meist spezialisierte Bücher, in denen man sich verliert.
Die Propyläen Weltgechichte als Taschenbuchreihe ist für den Überblick ganz nützlich.
Wenn Du da die Geschichte Indiens gelesen hast, bist Du wahrscheinlich geheilt - allein schon von den Namen der entscheidenden Akteure :) und dann die Orte, die man heute auf keinem Atlas mehr findet (vielleicht gibt's ja indische Geschichtsatlanten für den dortigen Schulgebrauch?). Man kann mit den Informationen nix verbinden. Ohne Ortskenntnis ist die Geschichte von einer Region nur Wortgeklingel.
Sogar in Europa gibt's das Problem: Während es für Island einen hervorragenden Sögu-Atlas gibt, gibt es von Norwegen nichts. Wenn man dann liest, dass sich ein König X nach "Viken" zurückgezogen hat, dann kann sich ein Nichtkundiger überhaupt nichts drunter vorstellen. Noch schlimmer, einer wird König von Suderøy, dann guckst du im Atlas und findest die südlichste Insel von den Färöern. War's aber nicht. Waren die Hebriden (bin selber reingefallen).
Das mit dem Überblick über die Weltgeschichte ist also nicht so einfach. Und da wird dir die Unibibliothek auch nicht weiterhelfen: Was es nicht gibt, hat die nämlich auch nicht :))
Und ein Geschichtsatlas von China auf chinesisch hilft auch dann nicht weiter, wenn es ihn gibt und er in der Uni steht :-( (es sei denn, du kannst zufällig chinesisch)
 
worauf soll denn verzichtet werden? auf die ollen griechen und römer? auf die zeit der glaubenspaltung? französische revolution? den ersten oder zweiten weltkrieg? und was soll stattdessen rein, die präkolumbianische zeit, japan im mittelalter, oder die geschichte des buddhismus?

natürlich hat jeder, der sich für geschichte interessiert, seine vorlieben und eigenen schwerpunkte, die sich nicht immer mit dem lehrplan decken. natürlich sind die mayas interessant, nur ihr einfluss auf uns lebende hier in europa ist denkbar gering. aber es gibt eine direkte verbindung von den alten griechen und hebräern über den dreissigjärigen krieg bis heute. das ist die basis oder halt ungeliebte pflicht, alles andere die kür.

nachtrag: vielleicht werden meine enkelkinder mehr über die chinesische geschichte erfahren...
 
Zuletzt bearbeitet:
*lach

einige von euch haben sicherlich studiert oder ähnliches.
Zumindest diese von euch sollten wissen dass man den schulstoff eines nebenfaches der mittelstufe in 3 wochen lernen kann (und damit meine ich nicht wenige wochen von morgens bis abends durch, sondern täglich netmal ne stunde.(und ohne wochenende ;))
also 15 stunden. entspricht vielleicht 10 schulwochen. dann müssen wir unfähigkeit von lehrern und lernunwillen einrechnen, also 15 wochen. wo sind die restlichen ca. 24 wochen des jahres in denen unterricht ist?

Es kann doch nciht sein das man sich drei stunden daran aufhält, wie der französische staat vor der revolution geleitet wurde; und am ende nicht mehr weis als das was in einem din a 6 großen diagramm steht... das man in 15 minuten gelernt hätte...
sowas ist dauernd.

was hat die asiatische geschichte nicht mit uns zu tun? russland ist ein deutlicher einfluss, und wenigstens ein klein wenig sollte man auch über die asiatische geschichte parallel lernen...
Und es kommen auch fragen auf die klar damit zu tun haben, z.b. warum konnten die europäer so leicht sklaven in afrika nehmen, gab es dort denn keine reiche? haben dort wirklich alle für sich gelebt?... das kanns ja wohl nicht sein

wir haben auch in unseren büchern, falls wir uns nur irgendwie weiterbilden wollen, kein passendes material, es steht praktisch das noch ein mal da was auch unsere lehrer erzählen. und nichtmal das ist ausführlich...

was soll man davon halten ? so dumm sollten doch gymnasiasten nicht sein dass sie nicht auch sinnvoll schnell lernen können...
 
ALso ich war damals Hauptschüler, in Geschichte haben wir durchaus die Gründungsgeschichte Russlands und die Landnahme in Sibirien und auch die Geschichte der Sklaven (Dreieckshandel usw) gehabt.
 
Den Dreieckshandel Europa-afrika-amerika mit waffen/alkohol/technik - sklaven - rohstoffe hatten wir acuh, war ja bedeutend für europa...

wir hatten aber nichts über die geschichte in afrika und amerika die damit nicht klar zusammenhang (genauso wie uns nichtmal gesagt wurde wie der usa ihre "neuen gebiete" gen westen erhielten), wir wussten nix von afrikanischen reichen, eben nur das da menschen lebten ...das kanns doch net sein...

zu russland - uns wurde nichtmal im laufe des unterrichts gesagt wann russland geeint wurde (also die fürstentümer (bspw. muscovy, novgorod) sich zum russischen zarenreich zusammenschlossen, ebensowenig das dies passierte (irgendwann als napoleon behandelt wurde kam dann die frage durch uns auf, dadurch hatten wir es erfahren...)
von sibirien wissen wir nichts, aber wir sind schon beim 30jährigen krieg...

kann es das sein?...
 
geschichte ist nun einmal kein hauptfach, auch wenn das die meisten von uns hier bedauern mögen. zum einen gibt es wichtigere fächer, zum anderen auch noch jede menge anderer stoff der gelehrt und gelernt werden muss. die schule kann nur die grundlagen schaffen, und die grundlagen, die im geschichtsunterricht gelehrt werden sollte, sind unsere wurzeln.

wer mehr haben will, egal ob geschichte oder mathematik, muss sich selbst darum kümmern und, da mag ich altmodisch sein, zum buch greifen, aber eben nicht zum schulbuch, denn da steht nur das drin, was der lehrplan vorgibt.
 
Lieber Gast

Ich kann deine Frust schon verstehen, aber das wirst Du auch im Studium antreffen. Alles kann man nun mal nicht anschauen. Wenn Dich ein Thema interessiert, dann muss man zu Sekundärliteratur greifen, die über den Schulstoff hinaus gehen. Gerade in Geschichte ist es wichtig, dass man zu den Lehrbüchern oder Vorlesungen sich noch Literatur befasst die tiefer in ein Thema reingehen. Wenn Du dich für die Geschichte Afrikas interessierst dann gibt es genügend Literatur dazu der über den Dreickhandel hinausgeht. Dies gilt ebenso für die Geschichte Asiens usw. In der Schule kann man nur einen kleinen Teil zeigen, alles andere muss man selber machen.
 
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