Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrages mit Russland

Man fragt sich nur im Nachhinein, was war der Grund für diese Vorgehensweise? Die gesamte Aktion ist doch völlig unverständlich-

Entscheidend war hier Holstein, der eine sehr schlechte Meinung von Russland hatte. Er war der festen Überzeugung, das Russland bei jedem geheimen Vertrag mit Deutschland von der Absicht geleitet werde, ihm gegenüber dem Reich als Mittel zu Verrat oder Erpressung zu benutzten - das Geheimnis zu wahren sei deshalb eine Zumutung für das Zarenreich.

Die Widersprüche die Holstein sah, beispielsweise hinsichtlich des Meerengenverschlußes vermögen in der aktuellen vorgelegten Varianten von Giers nicht mehr so recht zu überzeugen. Es ging schlicht und ergreifend nur darum abzulehnen.
 
^^
Dabei hatte doch gerade die preußische Geschichte genügend Beispiele dafür geliefert, dass man mit Russland immer eine Art der Verständigung suchen sollte. Man erinnere sich an den legendären Ausspruch von Friedrich dem Zweiten:
Zwischen ihm und Preußen gibt es keine Streitfragen. Nur der Zufall macht es zu unserem Feinde.
 
Wilhelm II. hatte sich ja auch noch den Faupax geleistet, sein gegebenes Wort zu Verlängerung gegenüber Schuwalow an den Zaren adressiert zu brechen. Und das al Monarch.

Als man später dann erkannte, das die Schaukelpolitik nicht zielführend ist, war das Kind in Brunnen gefallen.
 
Der Zar Alexander III. war nach der Nichtverlängerung nicht mehr gut auf Wilhelm II. zu sprechen. Anläßlich des Besuches der Kaiserin Friedrich sprach der Zar ganz offen über einem Krieg zwischen Frankreich und Deutschland. "Soweit ich unterrichtet bin, ist Frankreich jetzt mächtig, wir werden aufbauen."

Im September 1891 war der Zar in Kopenhagen und machte auf dem Rückweg keinen Halt in Berlin, sondern direkt nach Danzig, um fort dort die Reise mit dem Zug fortzusetzten. Wilhelm II. war wenig begeistert; erwartete er doch einen Gegenbesuch. Von Schuwalow darauf hingewiesen, reagiert der Zar gereizt. Der französische Außenminister Ribot wußte zu berichten, "Der Zar hat sich nicht in Berlin aufhalten wollen, weil es ihm unmöglich ist, eine einstudierte Mine zur Schau zu tragen." (1)

1892 hatte es Giers erreicht, das der Zar zumindest nach Kiel kam. Dort beauftragte der demonstrativ Waldersee, Bismarck seine Grüße auszurichten. (2) Wilhelm II. ernannte den Zaren bei dieser Gelegeneheit zum Admiral der deutschen Flotte.Eine Ehrung seitens des Zaren für Wilhelm II. war unterblieben.

Gleichzeitig kam es zu einen Besuch des Cousins des Zaren, Großfürst Konstantin, anläßlich eines Turnfestes in Nancy beim französischen Staatspräsidenten Carnot.

Das deutsche Auwärtige Amt nahm dies nicht weiter ernst. Genauso wenig, das während des Besuchs Wilhelm II. in Russland dort auch der französische stellvertretende Generalstabschef Boisdeffre weilte und sich eingehend mit dem russischen Generalstabschef Obrutschew Gespräche führte. Gewissermaßen direkt vor der deutsche Nase.



(1) DDF, Band 9, Dokument Nr. 76
(2) Waldersee, Band 2, S.242
 
Noch ein schönes Zitat von Giers aus einem Gespräch mit Bülow aus dem Jahr 1887:
Ich gebe Ihnen meinen Kopf dafür, dass Zar Alexander niemals, niemals seine Hand gegen den Kaiser erheben wird (..) Wie können diese Franzosen nur so dumm sein, sich einzubilden, dass Zar Alexander mit Clemenceau gegen seinen Onkel vorgehen wiüde! Dieses Bündnis konnte den Zar nur beleidigen, der zugunsten der Kommune (gemeint. die frz. Republik) keine Kastanien aus dem Feuer ziehen würde “

Цит. по: Манфред А.З. Указ. соч. С. 227. Ж. Клемансо был тогда лидером буржуазных радикалов во Франции.
 
Am 28.Juni 1891 wurde der Dreibund vorzeitig um 6 Jahre verlängert. Das Helgoland-Sansibar Vertrag habe ich bereits an anderer Stelle erwähnt.
Hinzu kommt das Kaiser Franz-Joseph und König Humbert das englische Geschwader in Venedig bzw. Fiume besuchten und das der Besuch von Kaiser Wilhelm II. in England dort sehr positiv aufgenommen worden waren.
Bülow berichtet unter dem Datum des 18.Juli 1891 das in Petersburg Befürchtungen und allerhand weitgehende Vermutungen über weitreichende Abmachungen zwischen der englischen und italienischen Regierung wachgerufen. Diese Vorgänge haben sicherlich dem Zaren die Allianz mit Frankreich deutlich erleichtert.
 
Ich les grad den Mearsheimer 1)
Der schreibt es sei 1890 bereits der Rückversicherungsvertrag ein „dead letter“, eine tote Vereinbarung gewesen.
Und diese sei von Bismarck in einem Akt der Verzweiflung (desperate move) 1887 mit Russland geschlossen worden um dem Bündnis mit Frankreich entgegenzuwirken.
Dieses Bündnis schließlich kam zu Stande unabhängig vom Verweilen des Bismarck im Amt.

War das so?

1)John Mearsheimer -The Tragedy of Great Power Politics- (S.214)
 
Woran macht Mearsheimer das denn fest?

Ich bin mir sehr sicher, dass das Bündnis mit Bismarck verlängert worden wäre. Wilhelm II. hatte der Verlängerung schon zugestimmt.

Der Militär Caprivi, der von auswärtiger Politik eigentlich nichts verstand, ebenso wie sein Staatssekretär, den Juristen, Marschall, wurden massiv von der grauen Eminenz des Auswärtigen Amtes Holstein beeinflusst. Holstein aber auch Berchem lehnten das Bündnis ab und setzten ihre Sichtweise gegenüber Caprivi durch. Interessant dabei ist, das der noch amtierende Staatssekretär Herbert von Bismarck bei diesem Vorgang durch Holstein und Caprivi übergangen worden war.

Caprivi sorgte dann bei Wilhelm II. unter Androhung seiner Rücktritts dafür, das der seine gegebene Zustimmung gegenüber Schuwalow zurückzog. Das war schon ein wenig peinlich für Wilhelm II. .

Der französische Marquis de Noailles meinte 1896: "Die Entente zwischen Frankreich und Russland ist heute eine vollendete Tatsache. Dieses Bündnis - ist es nicht der General Caprivi, der es geschaffen hat? Und dafür hatte Wilhelm II. ihn, Bismarck, weggejagt!"

Die Russen waren aber doch bemüht, die Verlängerung des RV unter Dach und Fach zu bekommen. Da wurde angeboten, dass das geheime Zusatzprotokoll ersatzlos entfallen könne und der Vertrag eine längere Laufzeit haben könne.

In Lambsdorff seinem Tagebuch, den Gehilfen des Außenministers Giers, steht zu lesen:

"Mir will scheinen, daß, wenn Deutschland nun einmal die Erneuerung unseres Geheimbündnisses nicht wünscht, es unter unserer Würde ist, anzufragen warum und weshalb. Woran wir sind, werden wir ja sehen, wenn der Kaiser und Caprivi hier sein werden. Es unterliegt kein Zweifel, daß in der deutschen Politik eine Kursänderung eingetreten ist und wir müssen mit allen Möglichkeiten rechnen."

In der Entwicklung der deutsch-russischen Beziehungen ist zu konstatieren, dass die, wenn auch nur kurzzeitige, Beistandsverpflichtung von 1873, sich zu einen Neutralitätsabkommen verändert hatte. Das monarchische Prinzip zwischen den beiden Großmächten war letzten Endes nur noch eine nichtssagende Floskel. Die Bindekraft bestand eben durch das Verwandtschaftsverhältnis der beiden Kaiser. Alexander III. verachtete Wilhelm II. mehr oder weniger, Giers nannte Wilhelm II. ein Jüngelchen. Nicht unproblematisch war sicher auch, das Alexander III. ein offenes Ohr für den Nationalisten Katkow hatte, der mit seiner Zeitung einigen Einfluss hatte. Im politischen Geschäft ging es eigentlich seit 1878, Stichwort Berliner Kongress, nicht mehr so gut.

Die ganze Batterbergaffäre förderte die Freundschaft nicht eben. Bismarck konnte eine im Sinne der russischen aktiv Balkaninteressen aktiv werden, denn diese hätter er gegen Österreich-Ungarn durchsetzen müssen. Das wäre für Deutschland unvorteilhaft gewesen. Alexander III. hatte dies Bismarck verübelt. Außenmininster Giers hingegen erkannte an, das die Leistungen Deutschlands, „hier nicht entfernt die verdiente Anerkennung gefunden hätte.“ (GP, Band 5, Dokument 1034).

Dann kam die beginnende russische Industrialisierung, die dafür sorgte, das die deutsche Einfuhr billiger deutscher Industrieprodukte beeinträchtigt wurde, eben um die russischen zu schützen. Die ostdeutsche Landwirtschaft litt unter den preiswerteren Produkten aus Russland. Das sorgte immer wieder für Verdruss, bis 1890 da eine Lösung gefunden wurde. 1887 das Lombardverbot war eine wirtschaftliche Kampfmaßnahme Deutschlands gegen Russland. Bismarck meinte dazu, Politik und Wirtschaft seien getrennte Bereiche. Das war nicht mehr zeitgemäß. Jedenfalls fanden die russischen Papiere an der Pariser Börse ihre Abnehmer. Auch hierüber war man in Petersburg nicht glücklich.

Zu ernsteren Verstimmungen führten militärische Maßnahmen, also die fortlaufende Verstärkung russischer Truppen an der deutsche Ostgrenze. Dadurch sah sich Berlin wieder genötigt, seine Friedenspräsenzstärke zu erhöhen. Leute wie Waldersee wollte am Liebsten Krieg gegen Russland führen; das war aber mit Bismarck nicht zu haben und zu machen.

Dann gab es immer wieder Klagen deutscher Diplomaten über den Umgangston ihrer russischen Kollegen. Offenbar konnten sich einige Herren nicht von den Gedanken lösen, das Deutschland nicht mehr unter russischer Vormundschaft steht.

Es gibt sicher noch weitere Ärgernisse. Entscheidend war, das die Russen den Vertrag verlängern wollte und bereit waren auf das geheime Zusatzprotokoll Bulgarien betreffen zu verzichten.

Die Nagelprobe blieb dem Bündnis erspart. Ob Petersburg im Falle eines Falles tatsächlich nur zugeschaut hätte, wenn Deutschland dabei war Frankreich entscheidend militärisch zu schlagen? Das kann bezweifelt werden. Aber für Deutschland wäre wertvolle Zeit gewonnen.
 
Entscheidend war, das die Russen den Vertrag verlängern wollte und bereit waren auf das geheime Zusatzprotokoll Bulgarien betreffen zu verzichten.

Die Frage ist aber mit welcher Intention?
Wollte man von Seiten St. Petersburgs tatsächlich auf dieser Basis längerfristig mit Deutschland zusammenarbeiten oder war man einfach daran interessiert einen Vertrag in der Schublade liegen zu haben, mit dem sich die deutsche Regierung gegenüber Wien ohne weiteres diskreditieren ließ?

Ob Petersburg im Falle eines Falles tatsächlich nur zugeschaut hätte, wenn Deutschland dabei war Frankreich entscheidend militärisch zu schlagen? Das kann bezweifelt werden. Aber für Deutschland wäre wertvolle Zeit gewonnen.

Nicht unbedingt, St. Petersburg hätte den Vertrag auch einfach benutzen können um ihn beim nächsten machtpolitischen Zusammenstoß Russlands mit der Donau-Monarchie Wien unter die Nase zu halten und somit das Vertrauen des Ballhausplatzes in den deutschen Verbündeten im Fall eines militärischen Zusammenstoßes mit Russland zu erschüttern und auf diese Weise österreichs Politik am Balkan bei Bedarf zum Einlenken zu bringen.

Insofern dieser Vertrag, Deutschland die militärische Unterstützung Russlands nicht sicherte, seine Veröffentlichung aber das Bündnis Deutschlands mit Österreich-Ungarn schwer beschädigen konnte, weil das zu einem gänzlichen Vertrauensverlust Wiens in die Berliner Politik hätte führen können, war dieses Papier für Deutschland eigentlich nachteilig.
Es hätte dauerhaft eigentlich ohnehin nahegelegen diese Vereinbarung, die nichts halbes und nichts ganzes und für Petersburg im Gegensatz zu Berlin instrumentalisierbar war, entweder durch den Ausbau zu einem vollwertigen Bündnis mit Russland zu ersetzten und auf das Bündnis mit Wien zu verzichten oder eben sich zu Gunsten Österreichs von einer Kooperation mit Russland zurück zu ziehen.

Ob sich eine französisch-russische Kooperation mit Rückversicherungsvertrag verhindern ließ so lange Deutschland und Österreich-Ungarn Alliierte blieben und Russlands Balkaninteressen im Weg standen, wird man bezweifeln dürfen, genau so gut hätte sich St. Petersburg für ein doppeltes Spiel entscheiden und insgeheim trotzdem mit Frankreich paktieren können, dabei aber die Möglichkeit behalten über die Veröffentlichung des Rückversicherungsvertrags ggf. den deutsch-österreichischen Zweibund zu sprengen.

Das Abkommen verletzte den Zweibundvertrag zwar nicht im Wortsinne, aber welchen tatsächlichen Wert hatte der Zweibundvertrag für Österreich-Ungarn, wenn Wien ihn nicht als Bluff gegen Russland ausspielen konnte um seine Balkanpolitik zu stützen?
Daran die territoriale Integrietät der Donaumonarchie infrage zu stellen war ja im Grunde keine der Großmächte interessiert auch Russland nicht, allenfalls Italien, aber das war allein dafür nicht stark genug.
Insofern war der Zweibundvertrag für Wien wenn es durch den Rückversicherungsvertrag gewusst hätte, dass es ihn nicht mal als Bluff gegen Russland verwenden konnte, eigentlich kaum etwas Wert gewesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Woran macht Mearsheimer das denn fest?
Er bezieht sich nur auf Einlassungen anderer Historiker, u. a. Geiss.
Danke für Deine fundierte Darlegung.
Ich hatte da meine Zweifel und mir gedacht, da frag ich mal Dich.
Die Nagelprobe blieb dem Bündnis erspart. Ob Petersburg im Falle eines Falles tatsächlich nur zugeschaut hätte, wenn Deutschland dabei war Frankreich entscheidend militärisch zu schlagen? Das kann bezweifelt werden. Aber für Deutschland wäre wertvolle Zeit gewonnen.
So wie ich es verstehe sollte der Geheimvertrag nur greifen wenn Frankreich den Krieg gegen das DR beginnt, nicht aber umgekehrt.
Es wäre also möglich gewesen einen Verteidigungspakt zwischen Russland und Frankreich zu schließen ohne den Rückversicherungsvertrag zu verletzen(?).
 
Es wäre also möglich gewesen einen Verteidigungspakt zwischen Russland und Frankreich zu schließen ohne den Rückversicherungsvertrag zu verletzen(?).

Genau so wie es möglich war diesen Pakt zu schließen ohne dabei dem Buchstaben nach die Bestimmungen des Zweibunds zwischen Deutschland und Österreich zu verletzen.

Allerdings wird man davon ausgehen dürfen, dass der Abschluss eines russisch-französischen Defensivbündnisses in Berlin wahrscheinlich zu erheblichem Misstrauen und entsprechenden Vorbehalten geführt hätte trotz Rückversicherungsvertrag.
 
Warum schließt man so einen Vertrag wie den RV im Geheimen?

Aus dem Grund, den ich schon angeführt hatte, würde ich meinen.

Der Zweibundvertrag nutzte Wien, insofern die territoriale Integrität der Habsburgermonarchie überhaupt nicht gefährdet war (jedenfalls nicht durch einen Gegner der allein stark genug gewesen wäre sie ernsthaft heraus zu fordern) nur dann, wenn St. Petersburg nicht wusste, dass das ein reines Defensivbündnis war und Österreich das deutsche Bündnis als Bluff gegen Russland ausspielen konnte um seine Balkaninteressen zu stützen.
Und zwar dergestalt, dass Wien Russland mit dem deutschen Bündnis drohen und es verunsichern konnte, weil St. Petersburg nicht wusste ob Deutschland sich nicht vielleicht auch auf ein offensives Bündnis mit Wien eingelassen hatte und man, wenn man mit Wien militärisch anband möglicherweise auch in einen Krieg mit Deutschland schlitterte, selbst wenn er von österreichischer Seite Provoziert worden wäre.

Wäre der Rückversicherungsvertrag öffentlich abgeschlossen worden, wäre Wien klar gewesen, dass Berlin die Russen über die Inhalte des Zweibundvertrags in Kenntnis gesetzt hatte, St. Petersburg sicher wusste, dass Deutschland sich nicht vertraglich auf die Stützung der Wiener Balkaninteressen verpflichtet hatte und Wien dieses Bündnis, nachdem die Russen die Konditionen kannten nicht mehr als Bluff verwenden konnte.

Damit wäre für Wien der Wert des Bündnisses mit Deutschland drastisch gesunken und möglicherweise hätte das Österreich-Ungarn dazu veranlasst sich nach anderen Verbündeten umzusehen (noch war Frankreich ja nicht an Russland und die russischen Interessen gebunden).
Entsprechend konnte eine Veröffentlichung nicht im Sinne Berlins sein, weil dass die Beziehungen zu Wien beschädigt hätte.

Und genau aus diesem Grund und weil es St. Petersburg die Möglichkeit einräumte durch die Veröffentlichung einen Keil zwischen Berlin und Wien zu treiben, war es für Deutschland dauerhaft nicht von Vorteil daran festzuhalten.
 
Warum schließt man so einen Vertrag wie den RV im Geheimen?

Sicher auch deshalb, weil im Zusatzprotokoll ein gewisser Widerspruch zur Mittelmeerentente bestand. Es war aber ein Gegensatz, der den bestehenden Gegensatz der Mächte Rechnung trug und zur Sicherung des Friedens seinen Beitrag leistete. Es hat ja auch alles ohne Indiskretion in Bismarcks Amtszeit geklappt.
Bismarck hatte die Mittelmeerentente eben deshalb befürwortet, um Österreich vor russischen Übergriffen im auf dem Balkan zu schützen, ein Schutz den Deutschland nicht so ohne Weiteres hätte auf sich nehmen können, ohne sich mit Russland zu verfeinden und dadurch das cauchemar des coalitions heraufzubeschwören.
Das Zusatzprotokoll des RV betrachtete Bismarck auch als zusätzliches Mittel, um die russische Neutralität im Falle eines russischen Angriffs sicherzustellen.
 
Genau so wie es möglich war diesen Pakt zu schließen ohne dabei dem Buchstaben nach die Bestimmungen des Zweibunds zwischen Deutschland und Österreich zu verletzen.

Genauso wie es möglich war, das Italien Mitglied des Dreibundes war und gleichzeitig mit Frankreich ein Bündnis unterhielt.
 
Die Frage ist aber mit welcher Intention?
Wollte man von Seiten St. Petersburgs tatsächlich auf dieser Basis längerfristig mit Deutschland zusammenarbeiten oder war man einfach daran interessiert einen Vertrag in der Schublade liegen zu haben, mit dem sich die deutsche Regierung gegenüber Wien ohne weiteres diskreditieren ließ?

Zunächst gab es ziemliche "Berührungsängste" zu Frankreich und eine Monarchie, zumal zu Deutschland als langjähriger Freund einfach grundsätzlich näher stand. Der Außenminister Giers war durch und durch Monarchist und auf Berlin als Sicherheitspartner fixiert. Er hat sich wirklich sehr ernsthaft um die Verlängerung des RV im Jahre 1890 bis in dem Sommer hinein bemüht. Giers war bereit den Deutschen sehr entgegenzukommen. Aber es nützte alles nicht, denn Holstein und Co. lehnten die vehement ab. So kam es dann wie es kommen musste 1892 zur Militärkonvention mit Frankreich, es hatte aber dann noch bis 1894 gedauert, bis diese dann tatsächlich ratifiziert wurde.
 
Zurück
Oben