Nordafrika-Offensive 1942

Da diese Tropentauglichkeit auch zu meinem familiären Mythenschatz gehört, interessiert mich immer noch, warum diese Einstufung als erwähnenswert Eingang in so viele Kriegsgeschichten gefunden hat.
Mein tropentauglicher Geschichtenerzähler war übrigens auch kein Süddeutscher, sondern wurde in Norddeutschland einberufen.
Ich hatte ja schon auf Seite 2 dieses Threads angefragt, was damals bei der Eingangsuntersuchung getestet wurde.

Warum aber beginnen dann so viele Nordafrika-Kriegsgeschichten mit der ...

Inzwischen denke ich manchmal, dass die Erwähnung der Tropentauglichkeit ein harmlos klingender Nachhall und Zeitzeugnis der damaligen Rassenideologie ist, was den Erzählern selbst nicht bewußt sein muß.

Die Tropenuntersuchung bezog sich in erster Linie auf "den Zustand von Kreislauf und Zähnen". Die Untersuchungen wurden noch für die 5. Leichte Division (spätere 21. PD) sehr sorgfältig durchgeführt, zog sich doch die Entscheidung über den Einsatz länger hin ("Sonnenblume"). Die Untersuchungen bei der 33. ID (dann 15.PD) wurden bereits beschleunigt in 14 Tagen durchgeführt, zogen jedoch immerhin noch 12% Ausfall an Mannschaften noch in der Heimat nach sich. Es handelt sich also keinesfalls um eine Farce.

Quelle Bericht Divisionsarzt der 15. PD vom Mai 1942, BA-MA RH 27/15-45,
Von Taysen, Tobruk 1941 - Der Kampf in Nordafrika, S. 57.

Außerdem wurde vor dem ersten Einsatz im März 1941 noch im Generalstab eine klimatische Eingewöhnungszeit von 12 Wochen für die Einsatzfähigkeit nötig gehalten. Die Zeit nahm man sich dann ab Frühjahr 1941 nicht, die Theorie wurde von der Praxis eingeholt. Weitere Vorbereitungsmaßnahmen waren anfangs noch Schulungen in "Tropenhygiene" und "Umgang mit der islamischen Bevölkerung".

Die so insgesamt definierte "Tropentauglichkeit" - man zog auch ehemalige mit Diensterfahrung aus den afrikanischen Kolonien heran, alles hatte den Charakter von Improvisation - war das einzige Kriterium für die Auswahl der Truppe.

Ich halte es für möglich, dass die aufgebauschten Geschichten um "Tropentauglichkeit" auch nur eine Facette des "Elitecharakters" des Deutschen Afrikakorps DAK in den Nachkriegserzählungen waren, den Charakter gewissermaßen unterstreichen sollten.
 
Als ich als Kind 1980 mit meiner Familie nach Äthiopien ging, wurden wir auch alle auf "Tropentauglichkeit" untersucht. Keine Ahnung, was das beinhaltete, aber es war anscheinend auch weit nach dem Krieg noch ein Thema bei Auslandseinsätzen.
 
Ich würde auch vermuten, selbst wenn v.Taysen darüber nichts schreibt, dass noch eine Breitbandimpfung erfolgte.

Das wäre es dann aber auch.:winke:
 
Als ich als Kind 1980 mit meiner Familie nach Äthiopien ging, wurden wir auch alle auf "Tropentauglichkeit" untersucht. Keine Ahnung, was das beinhaltete, aber es war anscheinend auch weit nach dem Krieg noch ein Thema bei Auslandseinsätzen.

Dass man sich vor einem längeren Tropenaufenthalt ärztlich untersuchen läßt incl. nötige Impfung und Malariaprophylaxe, empfiehlt das Tropeninstitut noch heute.
Für Tunesien- und Ägyptenpauschaltouristen sind solche Vorkehrungen allerdings unüblich, weil unnötig. Da fragt man sich heute schon, welche Vorstellungen die Wehrmacht vor dem Nordafrikafeldzug vom Einsatzgebiet hatte.

Die Tropenuntersuchung bezog sich in erster Linie auf "den Zustand von Kreislauf und Zähnen". Die Untersuchungen wurden noch für die 5. Leichte Division (spätere 21. PD) sehr sorgfältig durchgeführt, zog sich doch die Entscheidung über den Einsatz länger hin ("Sonnenblume"). Die Untersuchungen bei der 33. ID (dann 15.PD) wurden bereits beschleunigt in 14 Tagen durchgeführt, zogen jedoch immerhin noch 12% Ausfall an Mannschaften noch in der Heimat nach sich. Es handelt sich also keinesfalls um eine Farce.

Nur so am Rande, wo kamen die ausgemusterten 12 % denn hin, waren deren Zähne und Kreislauf noch gut genug für Rußland?

Außerdem wurde vor dem ersten Einsatz im März 1941 noch im Generalstab eine klimatische Eingewöhnungszeit von 12 Wochen für die Einsatzfähigkeit nötig gehalten. Die Zeit nahm man sich dann ab Frühjahr 1941 nicht, die Theorie wurde von der Praxis eingeholt. Weitere Vorbereitungsmaßnahmen waren anfangs noch Schulungen in "Tropenhygiene" und "Umgang mit der islamischen Bevölkerung".

Die so insgesamt definierte "Tropentauglichkeit" - man zog auch ehemalige mit Diensterfahrung aus den afrikanischen Kolonien heran, alles hatte den Charakter von Improvisation - war das einzige Kriterium für die Auswahl der Truppe.

Das macht in der Tat einen improvisierten Eindruck.

Ich halte es für möglich, dass die aufgebauschten Geschichten um "Tropentauglichkeit" auch nur eine Facette des "Elitecharakters" des Deutschen Afrikakorps DAK in den Nachkriegserzählungen waren, den Charakter gewissermaßen unterstreichen sollten.

Wie kamen die denn auf die Idee, dass das Afrikakorps eine Eliteeinheit gewesen wäre, das höre ich so zum ersten Mal?
Obwohl in diesem Licht manch dunkel erinnerte Kriegsgeschichten Sinn ergeben.
 
Nur so am Rande, wo kamen die ausgemusterten 12 % denn hin, waren deren Zähne und Kreislauf noch gut genug für Rußland?

Wie kamen die denn auf die Idee, dass das Afrikakorps eine Eliteeinheit gewesen wäre, das höre ich so zum ersten Mal?
Obwohl in diesem Licht manch dunkel erinnerte Kriegsgeschichten Sinn ergeben.

Bzgl. der Ausgemusterten gibt es keine Angaben, die werden versetzt worden sein. Diesen "Luxus" kann man wohl nur in der Frühphase des Afrikafeldzuges feststellen, später sind solche Umstände angesichts der Personaldecke wohl kaum aufgetreten. Im Sommer 1942 wurde alles genommen, was greifbar war: selbst Fallschirmjäger vor El Alamein im Stellungskrieg.

Den "Elitecharakter" hab ich nur als Schlaglicht verwendet, vielleicht wäre "legendär" treffender. Schon während des Krieges ist er ein Begleitumstand der NS-Propaganda, das Phänomen zieht sich bis in die Kriegsgefangenen-Lager, in denen in der Gefangenschaft die ersten "Afrikakämpfer" deutliche Absetzung von den späteren "ordinären" Zuweisungen pflegten. Ende 1942 registrierten die Gestapo- und SD-Stellen bzgl. der Entwicklung in Afrika höhere Aufmerksamkeit in der deutschen Bevölkerung als zum Thema Stalingrad. Der Kriegsschauplatz wurde auch wegen der Propagandaintensität für wichtiger gehalten als der Osten.

Nach dem Krieg kann man mE sogar von einem Afrika-Mythos sprechen. Das DAK hielt für verschiedene Themen her, zB

- "sauberer" Krieg, insbes. im Vergleich zum Ostfeldzug
- "überlegene Operationsführung"
- Siege gegen Westalliierte, speziell England

Flankiert wurde das auch durch das (verständlich) hohe Interesse der englischen Literatur am Afrikafeldzug, auch hier wurde der Gegner hochstilisiert. Auch dieses Phänomen gab es schon während des Krieges, sah sich doch Montgomery vor El Alamein zu Bekanntmachungen gezwungen, dass man gegen Rommels Afrikakorps als "normale Gegner" kämpfen würde (und nicht gegen "Außerirdische - ich spitze das hier mal etwas zu). Hier gab es selbst auf der alliierten Seite nach dem Fiasko vor Tobruk 1942 Ansätze, den Gegner für unbesiegbar zu halten.
 
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