Normannen im Nahen Osten (Ahnenforschung)

Ich habe kürzlich einen Bericht über die Wikinger auf dem History Channel gesehen, in dem der Frage nachgegangen wurde, was aus den Wikingern wurde, nachdem diese kriegerisch ja nicht besiegt wurden.
Dort wurde aufgezeigt, daß die Wikinger sich im Laufe der Zeit immer mehr auf den Handel auch über den Landweg verlagerten und bis weit in den Nahen Osten Handel betrieben. Gewürze, Seide und Goldschmuck waren begehrte Artikel.
Viele dieser Händler kehrten nicht mehr zurück und blieben in den damaligen Zentren des Handels im Nahen Osten.
Da damals ja nicht ein Händler losgezogen ist um Ware einzukaufen, sondern einen Großteil seiner Sippe mitgenommen hat, kann man davon ausgehen, daß es nicht wenige waren, die sich letztendlich dort niedergelassen haben.
In dem Bericht wurde dargestellt, daß die ursprünglichen Wikinger nicht ausgestorben sind, sondern durch diese Handelstätigkeit in anderen Volksgemeinschaften aufgegangen sind.

Pidibaer
 
Für den unter Waräger/Wikinger Einfluss entstandenen Kiewer und Nowgoroder Rus war der Handel mit dem Nahen Osten nicht unerheblich. Möglich, dass der eine oder andere in wärmeren Gefilden geblieben ist. Ich denke jedoch, wahrscheinlich eher ohne seine "Sippe", da man Kriegs- und Handelsfahrten nicht so genau auseinanderhielt.
Im Zuge der Kreuzzüge dürften auch einige Normannen ihre Spuren im Nahen Osten hinterlassen haben. Die ersten Herrscher des Fürstentums Antiochia bspw. waren der Normanne Bohemund von Tarent gefolgt von seinem Bruder Tankred.
Byzanz hatte zeitweise die "Warägergarde" als eine Art Elitetruppe. Als Kreuzfahrer Konstantinopel eroberten und das Lateinische Kaiserreich errichteten, spielten sizilianische Normannen eine Rolle.

Ich denke auch nicht, dass die Wikinger ausstarben. Ihre Nachfahren dürften hauptsächlich in Skandinavien zu finden sein, aber auch z.B. in Ländern wie England, Irland, Nordfankreich, Sizilien/Unteritalien und Russland. In den nicht-skandinavischen Ländern fand jedoch relativ schnell ein Assimilierungsprozess statt.

Edit: Interessant dazu könnten auch wikingerzeitliche Münzfunde im Ostseeraum sein.
 
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Ich habe kürzlich einen Bericht über die Wikinger auf dem History Channel gesehen, in dem der Frage nachgegangen wurde, was aus den Wikingern wurde, nachdem diese kriegerisch ja nicht besiegt wurden.
Dort wurde aufgezeigt, daß die Wikinger sich im Laufe der Zeit immer mehr auf den Handel auch über den Landweg verlagerten und bis weit in den Nahen Osten Handel betrieben. Gewürze, Seide und Goldschmuck waren begehrte Artikel.

Der History Channel sucht redaktionell immer nach einer eingängigen Headline. Die Sendungen sind ja meist ganz gut gemacht, die Schlussfolgerungen sollte man aber nicht ungeprüft übernehmen. Das liegt nicht an den beteiligten Historikern, sondern an der Chefredaktion. Die Vorgabe ist klar die, das der Zuschauer nach 45 Minuten eine einfache Weissheit mit nach Hause nimmt. Hier: die Wikinger wurden erst Händler, dann Siedler und sind deswegen nicht ausgestorben. Die unterstellte zeitliche Folge ist aber Unsinn.

Tatsächlich haben die "Wikinger" Handel, Raubzüge und Landnahme immer parallel betrieben. Weiter ist "Wikinger" keine Volks-, sondern eine Berufsbezeichnung.

Hägar der Schreckliche ging in einem Jahr auf Handelsfahrt. Und wenn sich das nicht ausgezahlt hat im nächsten Jahr auf Wiking, also Raubzug. Und wenn er Glück hatte konnte er von dem Beutesilber ein nettes Landgut im Danelag erwerben und siedeln. "Wikinger" war der olle Nordmann in seinem Leben vielleicht nur eine Saison lang.

Ausgestorben sind sowieso die wenigsten Völker. Wahrscheinlich gar keins.
 
Du hast definitiv recht mit den Doku's auf History Channel. Letztendlich muß es massentauglich sein und Einschaltquoten bringen.
Aber mit etwas Abstand kann man trotzdem einiges mitnehmen von diesen Doku's.
Ich sehe mir gerne die Dokus ueber Themen an, die für mich jetzt nicht die interessantesten Themen sind, aber etwas Wissen darüber auch nicht schadet.

Was ich definitiv nicht wusste, ist , daß "Wikinger" nicht für ein Volk gestanden hat. Danke dir. Und das, obwohl ich in meiner Kindheit Wikinger-Romane gefressen habe.

Pidibaer
 
In dem Bericht wurde dargestellt, daß die ursprünglichen Wikinger nicht ausgestorben sind, sondern durch diese Handelstätigkeit in anderen Volksgemeinschaften aufgegangen sind.

Diese Formulierung erweckt den Eindruck, als seien die Wikinger ein eigenes Volk gewesen. Das waren sie natürlich nicht, sondern lediglich Angehörige skandinavischer Bevölkerungsgruppen, die zu Plünderungsfahrten auszogen.

Soweit sich Wikinger an Handelsplätzen oder Orten außerhalb Skandinaviens niederließen, haben sie nicht "überlebt", sondern verschmolzen mit der ansässigen Bevölkerung und gaben im Verlaig einiger Generationen ihre nordische Identität auf. So geschah das z.B. in der Normandie, in Süditalien oder in Russland, wo wikingische Waräger zur russischen Staatenbildung beitrugen.
 
Danke dir Dieter,

hat auch Steffen04 erklärt und habe das, wie in meinem letzten Beitrag erwähnt, vorher nicht gewusst. Man lernt eben nie aus
 
Hallo, wollte als "neuer" hier mal meine Senf dazugeben, da die "Wikingerzeit" zwischen 800 und ca 1200 a.D. mein Hauptgebiet ist.

Laut Ibn Fadlan (ca 922) haben die "Nordmänner", welche er bei seinen Reisen an der Wolga getroffen hat, mit Pelzen, Bernstein und Sklaven gehandelt. Er erwähnt auch die enorme Grösse und das meist blonde Bart-und Haupthaar.
Waräger sind nachweisbar in ganz Asien,bis China und Indien, so auch Bagdad. (U.a. wurden in Schweden Buddastatuen und Arabische Münzen dieser Zeit gefunden)
Weiterhin wies Ibn Fadlan ausdrücklich auf die enorme sexuelle Aktivität dieser Waräger hin......
Also, was spricht denn dagegen, das sich einige dieser Waräger (die sich meistens aus dem Südschwedischen Raum rekrutierten!) nicht auch noch in anderer Weise in ihren Handelsgebieten verewigt haben?
 
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Waräger sind nachweisbar in ganz Asien,bis China und Indien, so auch Bagdad. (U.a. wurden in Schweden Buddastatuen und Arabische Münzen dieser Zeit gefunden)
Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie persönlich bis nach Indien und China gekommen sind. Die genannten Waren können auch über Zwischenhändler "gereist" sein, bis sie von den Warägern z. B. im Nahen Osten oder in Südrussland übernommen wurden.

Weiterhin wies Ibn Fadlan ausdrücklich auf die enorme sexuelle Aktivität dieser Waräger hin......
Das kann zwar stimmen, kann aber auch ein Barbaren-Klischee gewesen sein. Wenn man sich Berichte über fremde Völker aus verschiedenen Epochen und Kulturen anschaut, fällt auf, dass oft fremde Völker teils als besonders sittsam, teils aber auch als besonders promiskuitiv beschrieben wurden.

einige dieser Waräger (die sich meistens aus dem Südschwedischen Raum rekrutierten!)
Soweit es die Rus betrifft, wohl ja. Aber die Waräger in den Diensten der Byzantiner rekrutierten sich aus ganz Skandinavien (man denke an einen der berühmtesten Waräger, den Norweger Harald den Harten), aber auch England und Sachsen.
 
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