NS-Außenpolitik bis 1939

Brando

Neues Mitglied
Hallo,

ich brauche einige Beiträge,ob die NS-Ausenpolitik bis 1939 als situative Taktik,langfristige Strategie oder als Ausweg aus der Krise zu sehen ist.

Schreibe morgen Klausur und kann Hilfe gebrauchen!

Vielen lieben Dank
 
Im Prinzip gibt es unterschiedliche Antworten, die Historiker geben.

Mir persönlich erscheint es plausibel, in unterschiedlichen Situationen, Hr. Hitler ein unterschiedliches Kalkül zu unterstellen (in Anlehnung an Hillgruber und Hildebrand, Jäckel, aber auch Wehler)

Hitler war auf der einen Seite dogmatischer Ideologe (Mein Kampf Bd 1 und 2 und die entsprechenden Konferenzen mit den mittelfristigen Zielsetzungen), der ein "missionarisches Sendungsbewußtsein" besaß (wie man in seinem politischen Testament sehr deutlich nachvollziehen kann).

In diesem Sinne war die außenpolitische Gesamtstrategie koherent, aber nicht bruchlos, und lief auf einen Konflikt im Osten mit anschließender Landnahme hinaus.

Diese Position erklärt zmindest teilweise, wieso Chamberlain sich so lange in dem Charakter der politischen Ziele von Hitler getäuscht hat, da er sie als klassich revisionistisch interpretierte mit begrenzten Zielsetzungen, und nicht den radikalen Impuls der politischn Ziele verstand.

Somit bewegte sich sein Weltbild bis 39 im wesentlichen in den Bahnen des klassischen Revisionismus und zielte auf die Zerbrechung des "Eisrnen Dreick", "Polen, Tchechei, Frankreich" ab.

Vor diesem Hintergrund sind ein Großteil seiner pragmatischen Entscheidungen zur Außenpolitik zu interpretieren. In diese Lini passt hervorragend der Abschluß des Hiter-Stalin-Paktes, der ihm die notwendige Handlungsfreiheit im Osten gab und innen- wie außenpolitische Probleme löste.

Ab Ende 40, aber das ist ja nicht mehr Deine Frage, drängen sich eher langfristige, dogmatische Überlegungen bei der Formulierung seiner Außenpolitik in den Vordergrund und fließen in die OPeration Barbarossa ein.

Es ist zwar legitim die Außenpolitik bis 39 zu betrachten, dennoch wid sie in der Anlage, vor allem in ihren unterschielichen Mitteln und Instrumenten, und ihrem vorläufigen Abschluß erst Mitte 41 deutlich mit dem Angriff auf die UdSSR.

Es ist zwar zu spät für die Klausur, aber nicht unerhebliche Positionen kannst Du in "Deutsche Geschichte. 1933-1945. Dokumente, Michalka (Hg) selber nachvollziehen
 
Hallo,
ich brauche einige Beiträge,ob die NS-Ausenpolitik bis 1939 als situative Taktik,langfristige Strategie oder als Ausweg aus der Krise zu sehen ist.
Schreibe morgen Klausur und kann Hilfe gebrauchen!
Vielen lieben Dank

Die Klausur dürfte gelaufen sein. Dennoch eine Anmerkung.
Beispiele lassen sich für alle drei Kategorien 1933-1939 unter den Aspekten Revisionismus, Lebensraum-Politik, Aufrüstung finden:

situative Taktik:
der Abschluß des Nichtangriffspaktes mit Polen im Januar 1934, der Austritt aus dem Völkerbund 1933 in Ansehung der Abrüstungsvorschläge, die Rheinland-Besetzung, das Münchener Abkommen

langfristige Strategie:
das deutsch-britische Flottenabkommen, der angestrebte Ausgleich mit Großbritannien als Voraussetzung der Lebensraum-Politik im Osten, die außenpolitische Durchsetzung der deutschen Aufrüstungspolitik

Ausweg aus der Krise:
der Hitler-Stalin-Pakt, ideologisch überraschend, als Voraussetzung für den Angriff auf Polen
 
Dennoch eine Anmerkung.
Beispiele lassen sich für alle drei Kategorien 1933-1939 unter den Aspekten Revisionismus, Lebensraum-Politik, Aufrüstung finden:

Ich denke, dass die Beurteilung der NS-Außenpolitik bis 1939 recht unterschiedliche Bewertungen ergeben kann, je nachdem wie man diese Ergebnisse eben interpretiert.

Das deutsch-britische Flottenabkommen bzw. die damit bezweckten "Beschwichtigungen" in Richtungen England waren zwar langfristig angelegt, aber real bereits 1938 (also kurzfristig) gescheitert.

Der Austritt aus dem Völkerbund und die Rheinland-Besetzung würde ich dagegen in die langfristige Zielsetzung der "Wehrhaftmachung NS-Deutschlands" einordnen, ebenso die Lösung vom VV. Das Münchener Abkommen war zwar als solches nicht geplant bzw. überraschend, und daher in gewisser Weise sicherlich situativ, steht aber ganz im Zeichen der langfristigen Strategie, Deutschland wieder zu diesem politischen und militärischen Faktor zu machen, wie anno dazumal 1914.
 
Das Münchener Abkommen war zwar als solches nicht geplant bzw. überraschend, und daher in gewisser Weise sicherlich situativ, steht aber ganz im Zeichen der langfristigen Strategie, Deutschland wieder zu diesem politischen und militärischen Faktor zu machen, wie anno dazumal 1914.

Hallo Aeon, diese Sichtweise beschreibt im wesentlichen die politischen Vorstellungen der Nationakonservativen und ihre Ziele im Rahmen der außenpolitischen Revision.

Ein typischer Vertreter dieser Position ist Schacht. Nach dem Erfolg von München waren aus dieser Sicht die klassischen Forderungen weitgehend erfüllt, sieht man von der ungeklärten Danzig-Frage ab (die man aber auch politisch und nicht zwangsläufig militärisch hätte lösen können, was Hitler nach der friedlichen Lösung von München ja explizit verhindern wollte).

Aber das waren nur Durchgangsziele von Hitler. Das Aufbrechen des "Eisernen Dreicks" war die übergeordnete, mittelfristige strategische Zielsetzung für Hitler, die ja auch zeitlich im Rahmen des "Vierjahresplans" in diesen Planungshorizont gegossen wurde.

Von Hillgruber wird die Politik des Kaiserreichs und des Dritten Reichs als ein zweifacher Versuch interpretiert, die Position einer "halbfertigen" Hegemonialmacht zu durchbrechen. Zum einen aufgrund grundsätzlicher ideologisch motivierter Positionen und zum anderen aufgrund der wehrwirtschaftlichen Zwangslage, die ein europäischer Mehrfrontenkrieg mit sich bringt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier gibt es etwas neues zur Aufarbeitung der Geschichtes des Auswärtigen Amtes ("Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik" , 2010)

Joschka Fischers Rache am Auswärtigem Amt

Ohne jetzt auf die Inhalte einzugehen, werfen die dargestellten Beweggründe zur Einsetzung der Historikerkommission ("1938<>1968") ein ernüchterndes Bild auf die Abläufe in politischen Ministerien.
 
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