Omnes Viae

Auf den ersten Blick wundert es mich, dass da Teurnia, eine der größten Städte in Noricum, jetzt als St. Peter in Holz bei Spittal an der Drau bekannt, in der Karte nicht verzeichnet ist.
 
Auf den ersten Blick wundert es mich, dass da Teurnia, eine der größten Städte in Noricum, jetzt als St. Peter in Holz bei Spittal an der Drau bekannt, in der Karte nicht verzeichnet ist.
Das liegt daran, dass sie in den erhaltenen antiken Vorlagen nicht verzeichnet ist. Was mich viel mehr stört, ist, dass das Itinerarium Antonini weitgehend ignoriert wird und die offenkundigen Fehler der Tabula Peutingeriana nicht berichtigt werden. Lass Dir z. B. mal die Route von Kempten nach Bregenz anzeigen...
 
Naja, nichts ist perfekt. Wasserwege werden auch nur berücksichtigt, wenn es unausweichlich ist; nach Britannien bspw kommt man halt nicht anders. Ob man von Tarent nach Athen tatsächlich den Weg durch Illyrien gewählt hätte, wage ich zu bezweifeln...

Trotzdem ein nettes Gimmick.
 
Naja, nichts ist perfekt. Wasserwege werden auch nur berücksichtigt, wenn es unausweichlich ist; nach Britannien bspw kommt man halt nicht anders.

In vielen Fällen werden sie selbst dann nicht berücksichtigt. Nach Kreta kommt man z. B. gar nicht (Nullum iter est) und die Städte im heutigen Marokko erreicht man auch nicht, da es keine Seeverbindung über die Straße von Gibraltar gibt, aber auch keine Straßenverbindung zu den übrigen afrikanischen Städten.

Es würde schon helfen, wenn man einige weitere Seeverbindungen berücksichtigen würde, z. B. über die Straße von Gibraltar oder von Afrika nach Sizilien oder über die Straße von Otranto.

Wenn man derzeit von Syrakus nach Clipeis möchte, wird man über Italien, den Balkan, Kleinasien, Syrien, Ägypten und Libyen geschickt. "Iter brevissimum" muss wohl "längster Weg" bedeuten.
 
Zuletzt bearbeitet:

Die Behauptung "Die verschiedenen Symbole stehen für die Größe und Relevanz einer Stadt", die man auf Wiki und vielen anderen Seiten so oder so ähnlich lesen kann, ist kaum haltbar.

Die eher unbedeutende Siedlung Aquae Passeris (immerhin gab es dort Thermalquellen) ist mit einem ziemlich fetten Symbol gekennzeichnet:
Tabula Peutingeriana

Dafür hat Trier eine vergleichsweise bescheidenes und häufiges Symbol:
Tabula Peutingeriana
... und steht damit auf einer Stufe mit der relativ kleinen Siedlung Arbor felix (Arbon):
Tabula Peutingeriana

Während das im Vergleich zu Arbor felix verhältnismäßig große und bedeutende Kempten ganz leer ausgeht:
Tabula Peutingeriana

Ein schlüssiges System lässt sich aus den Vignetten nicht herauslesen. Es könnte aber sein, dass Orte, die für Reisende mit gehobenen Ansprüchen attraktiv waren (Thermen und so) eher bevorzugt wurden.
 
Kempten war zu Zeiten der Peutinger Tafel nicht mehr relevant. Der Niedergang Kemptens begann schon Mitte des 2. Jh. n. Chr. (siehe Wiki).
 
Kempten war zu Zeiten der Peutinger Tafel nicht mehr relevant. Der Niedergang Kemptens begann schon Mitte des 2. Jh. n. Chr. (siehe Wiki).

Wann war denn Deiner Meinung nach die "Zeit der Peutingertafel"?

Hier siehst Du die Straße, die von Neapel nach Herculaneum, Oplontis, Pompeii und Stabiae führt. Diese vier Ortschaften wurden 79 n. Chr. durch den bekannten Vesuvausbruch verschüttet.

upload_2022-8-4_20-29-19.png


Oplontis wird hier übrigens besonders groß dargestellt, aber eine "Stadt" war das offensichtlich nicht. Man hat nur einige wenige Villen gefunden, die begüterten Personen gehörten:
Scavi archeologici di Oplonti - Wikipedia
 
Wir wissen nicht ob die Symbole etwas bedeuten, bzw., wenn ja, was die Symbole bedeuten. Schon Straßenstationen müssten sich nicht an die Ortsgröße halten.

Und es sind Informationen unterschiedlicher Zeitstellung enthalten. Daher müssen unterschiedliche Teile einen unterschiedlichen Stand zeigen.
 
Ich bin auf eine andere Seite gestoßen:

Tabula Peutingeriana
Die Seite gefällt mir sehr. Noch mehr bin von Barrington-Atlas begeistert, der offensichtlich viel mehr enthält als die Orte der TP.

Ich habe nun gelesen, dass es diesen Atlas nur gedruckt (für $ 395) und als App für iPads (für $ 19,95) gibt. Eine Web-Adresse, um z.B. auch von Windows-PCs darauf zugreifen zu können, scheint es nicht zu geben – oder doch?
 
Wir wissen nicht ob die Symbole etwas bedeuten, bzw., wenn ja, was die Symbole bedeuten.

Spontaner Gedanke: Im Falle von Oplontis könnte man sich überlegen, ob mit der Darstellung nicht eine basis villae gemeint sein könnte, also einer jener aufwendigen Terrassierungen (ggf. auch mit Türmen, wie an den Ecken angedeutet), auf denen römische Villenkomplexe häufig errichtet wurden. Da müsste man sich aber mal anschauen, ob und wo die Darstellung ggf. in ähnlicher Weise noch mal auftaucht.

Bezüglich des Barrington-Atlas: Nein, ein Web-Interface gibt es m.W. leider nicht.

Das Projekt aus Eichstätt ist übrigens noch nicht abgeschlossen, so dass im Laufe der Zeit noch mit mehr 'content' zu rechnen ist.
 
Spontaner Gedanke: Im Falle von Oplontis könnte man sich überlegen, ob mit der Darstellung nicht eine basis villae gemeint sein könnte, also einer jener aufwendigen Terrassierungen (ggf. auch mit Türmen, wie an den Ecken angedeutet), auf denen römische Villenkomplexe häufig errichtet wurden. Da müsste man sich aber mal anschauen, ob und wo die Darstellung ggf. in ähnlicher Weise noch mal auftaucht.
Eine identische Vignette finde ich nicht. Wenn es solche Villenkomplexe häufig gab, wäre schwer erklärbar, warum nur Oplontis so dargestellt wird.

Die nächste einigermaßen ähnliche Vignette findet sich bei Aquas labodes:
upload_2022-8-5_16-41-6.png


Den relativ großen Gebäudetyp findet man auffällig oft an Badeorten (aquae, aquas, aquis): Aquae Passeris hatte ich schon genannt:

upload_2022-8-5_16-46-8.png
 
Bezüglich des Barrington-Atlas: Nein, ein Web-Interface gibt es m.W. leider nicht.
Das habe ich befürchtet. Habe nun die 20 € geopfert und kann nicht klagen. Klar, auf einem iPad wird alles kleiner dargestellt, aber der Detailreichtum ist deswegen nicht weniger da. Nur dass die Höhen nicht in Metern, sondern in Fuß angegeben sind, stört ein wenig. Da sieht man, wie sich in 1988 gemachte Entscheidug, die aeronautische Karten als Grundlage zu benutzen, bis in die heutige Zeit auswirkt, als niemand mehr - außer eben USA und die Aviation - damit was anfangen kann.
 

Den Artikel habe ich auch schon mal verlinkt:

"Bleibt die Frage nach dem Zweck einer so riesigen Karte. 'Das Ding muss unfassbar teuer gewesen sein', glaubt Michael Rathmann. 'Das war definitiv etwas für die Oberschicht.' Tatsächlich berichtet Sueton, zur Zeit Kaiser Domitians habe der Senator Mettius Pompusianus einen 'gezeichneten Erdkreis auf Pergament' besessen. 'Das war genau die Zielgruppe', sagt Rathman. 'Ein Senator hatte das Geld und das Interesse, um sich so etwas in seine Privatbibliothek zu legen.' Man darf sich die Karte, von der die Tabula Peutingeriana abstammt, also vielleicht als etwas vorstellen, das der Bildung des Eigentümers diente, aber auch deren repräsentativem Aufweis – ein wenig wie bei uns früher der Brockhaus oder heute noch ein großkalibriger Globus, auf dem man seinen Gästen zeigt, wohin die nächste Weltreise geht."

„Peutinger-Tafel“: Der Erdkreis zum Einwickeln

Wann Deiner Meinung nach die "Zeit der Peutingertafel" war, steht da aber leider nicht drin.

Meiner Meinung nach gibt es die "Zeit der Peutingertafel" nicht. Für manche Teile gibt es ein klares Zeitfenster, z. B. für die Straße durchs Dekumatland mit Stationen wie Arae Flaviae oder Grinario, die in flavischer Zeit gegründet wurden und ums Jahr 260 verloren gingen. Die Zeitfenster passen aber nicht zusammen, denn Constantinopolis erhielt ihren Namen erst im 4. Jahrhundert.
 
Die Person des Auftraggebers kann die Anwendung der Symbole vorgegeben haben. Darauf kann zurückgehen, dass uns die Symbole mehr zufällig erscheinen.

Offensichtlich wurden Vorlagen verschiedener Zeitstellung benutzt. Dies ist eine andere Quelle für Unregelmäßigkeiten.

Ein drittes Problem dabei ist die Wiedergabe durch den mittelalterlichen Abschreiber.
 
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