optische Telegraphen-Linien

ohmha

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Hallo zusammen,
suche optische Telegraphenlinien in der Oberpfalz (Landkreis Amberg)
habe eine Ur-Aufnahme(Vermessung von 1835) vom Hirschhof(jetzt-
Kamerlhof)wo auf der Höhe(gegenüber)die Telegraphen-Station-Hirschhof
steht,
gibt es Material über diese "optische Telelegraphenlinie",kann jemand weiterhelfen,

m.f.Forschergrüßen

Hartmut
 

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Hallo Hartmut,

denke nicht, daß das "Signal Hirschhof" auf dieser Karte auf einen Semaphor oder eine andere optische Telegraphenstrecke hinweist. Die Stationen dieser Strecken lagen so gerade eben noch in Sichtweite zueinander, also im Durchschnitt wohl so um die zehn Kilometer voneinader entfernt. Das Königreich Preußen z.B. nahm, wenn ich mich recht erinnere, 1834 eine Semaphoren-Linie von Berlin nach Koblenz in Betrieb mit rund 60 Stationen, also so grob alle acht Kilometer eine. Wenn Du von Deinem "Signal Hirschhof" ein klein wenig nach Norden gehst, findest Du gleich auf dem angrenzenden Ortsblatt das Signal Ensdorf, gerade mal 1400 Meter Luftlinie vom Signal Hirschhof entfernt.
Zudem hat Heinrich Schellen 1850 in "Der elektromagnetische Telegraph in den einzelnen Stadien seiner Entwicklung" (online einsehbar in der Bayerischen StaatsBibliothek digital) die seinerzeit vorhandenen Telegraphenlinien u.a. in Bayern, gleich wie funktionierend, recht vollständig aufgelistet. Grob in der passenden Gegend wäre da höchstens die Linie Augsburg - Hof, die allerdings über Nürnberg und Bamberg geführt war, außerdem mit elektromagnetischer Signalübermittlung arbeitete, nicht optisch.

Wenn's keine Signaltürme zur Nachrichtenübermittlung waren, was war das dann? Ich tippe auf trigonometrische Messpunkte, genauer auf Eckpunkte des Dreiecksnetzes zweiter Ordnung.

Ab 1801 wurde Bayern erstmals systematisch und flächendeckend exakt vermessen. Das Vorgehen damals kurz erklärt: Ich brauche zunächst zwei gut und weithin sichtbare Geländepunkte. Konkret wählte man damals den Turm der Münchner Frauenkirche sowie die Turmspitze der Kirche zu Aufkirchen bei Erding. Dann messe ich die exakte Entfernung zwischen diesen beiden Punkten. Wenn ich jetzt von einem dritten Punkt aus, von dem diese beiden Kirchtürme zu sehen sind, den Winkel zwischen den beiden Sichtlinien exakt ermittle, außerdem von einem dieser bekannten Punkte den Winkel zum neuen Punkt, kann ich über den Sinussatz den Entfernung von meinem neuen zu den beiden bereits bekannten Punkten errechnen. Von dieser neuen Basis ausgehend, kann ich einen vierten Punkt einmessen usw. Nach und nach entsteht daraus ein Netz aus aneinanderliegenden Dreiecken.
1825 war das bayerische Hauptdreiecksnetz erster Ordnung vollständig eingemessen mit 131 trigonometrischen Punkten. Die lagen zum Teil bis zu 80 Kilometer voneinander entfernt, was Detailmessungen in Tälern und Senken unmöglich machte. Deshalb wurde ein Dreiecksnetz zweiter Ordnung angehängt mit durchschnittlich einem Messpunkt je vier Quadratkilometer. Schon bei den Punkten für das Hauptdreiecksnetz stand nicht immer und überall ein geeigneter Kirchturm o.ä. zur Verfügung, bei den trigonometrischen Punkten für das Netz zweiter Ordnung war das in vielen Regionen eher die Regel als die Ausnahme. Die Geometer behalfen sich mit künstlichen Geländepunkten, eben diesen sogenannten Signalen. Das waren je nach Bedarf mal solide hölzerne Türme von bis zu 40m Höhe, mal eher einfache Pyramidenkonstruktionen mit einem Mast an der Spitze.
Falls Dich das Thema im Detail interessiert: Max Seeberger, "Wie Bayern vermessen wurde", Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur, Band 26 - gibt's sogar online als PDF.

Auf so ein "Signal" würde ich also tippen. Und aufgrund der Distanz zum benachbarten Signal Ensdorf eben auf einen Vermessungspunkt im Dreiecksnetz zweiter Ordnung. Rot eingezeichnit in diesem Kartenblatt sind außerdem ja recht ähnliche Symbole - die Vermessungspunkte dritter Ordnung, die für die kleinräumige Aufnahme von Grundstücksgrenzen, Straßen- und Gewässerverläufen usw. gebraucht wurden.
 
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