Organisation der SS: SS-Oberabschnitt Nord- und Ostsee

BerndHH

Aktives Mitglied
Hallo liebe Leute,
ich hätte da noch eine Frage:

Die Organisation der SS ist mir nicht ganz klar.

XIII SS-Oberabschnitt Ostsee, Dienstsitz Stettin (Adresse, wo genau?)
XV SS-Oberabschnitt Nordsee, Dienstsitz Altona (Adresse, wo genau?)

Wer waren ihre Kommandeure Curt Wittje, Werner Ballauf? Und wie waren dort die SS-Standarten organisiert? Für jeden Abschnitt eine lfd. Nummer, also auch die SS-Standarte 28 nur in Hamburg und in München dann wieder eine Standarte 28? Vielleicht kann jemand von Euch Licht in diese Angelegenheit bringen. Würde mich sehr freuen.

Vielen Dank,
Bodo
 
Die SS-Oberabschnitte waren die vorgesetzten Dienststellen der Standarten.

Die idR verlässlichen Datenbanken beim FdW haben dazu einiges:
Forum der Wehrmacht | Einheiten der Waffen-SS und Allgemeinen SS | Informationen zur Allgemeinen SS
http://www.forum-der-wehrmacht.de/t...8&page=1&sid=9a022c8155430bf6d3526eeeeaa3a627
http://www.specialcamp11.co.uk/SS-O...l_der_Waffen-SS_und_Polizei_Werner_Lorenz.htm
Hier die Anschrift für den SS-OA "Nordwest" (später: "Nordsee") Gebäude. 8a
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Gebäude_am_Harvestehuder_Weg
http://de.wikipedia.org/wiki/Harvestehuder_Weg#Villa_Laeisz

Anschriften gehen sehr in die Tiefe der Quellen, das hat Melchior auch schon nachgewiesen. Du könntest dort nachfragen.

Der SS-Oberabschnitt in Stettin hieß von 1936 bis 1940 "Nord", und wurde dann in "Ostsee" 1940 umbenannt.
Axis History Factbook: SS-Oberabschnitt Ostsee
 
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Hallo Silesia,
Wahnsinn, so viele Informationen in so kurzer Zeit. Vielen herzlichen Dank.

Ich fasse mal zusammen:

SS-Oberabschnitt Nord
16. November 1933 Teilung der SS-Gruppe Nord in SS-Oberabschnitt Nord und Nordost
Dienstsitz der SS-Gruppenführung des SS-Oberabschnitt Nord/West: Villa Laeisz, Harvestehuder Weg 8a, Hamburg
SS-Abschnitte XIV, XV und XX

SS-Abschnitt XIII
seit August 1932 in Stettin, bis 16. November 1933 SS-Gruppe Nord
Standarten:
9. SS-Standarte Pommern
39. SS-Standarte Ostpommern
77. SS-Standarte Schneidemühl

SS-Abschnitt XV
seit September 1932 in Altona, Juli 1933 in Kiel, 1934 Rückverlegung nach Altona
bis November 1933 SS-Gruppe Nord, SS-Oberabschnitt Nord
Standarten:
4. SS-Standarte Schleswig-Holstein
28. SS-Standarte Hamburg

SS-Abschnitt XX
seit September 1933 in Kiel, unterstellt SS-Gruppe Nord
40. SS-Standarte Kiel
50. SS-Standarte Nordschleswig
51. SS-Standarte Harz

Source: Mark C. Yerger: The Commands, Units and Leaders of the General SS

Vielen herzlichen Dank. Jetzt sehe ich klarer.

Gruss,
Bernd
 
Curt Wittje war eine interessante Figur:
Vor dem Hintergrund der Verfolgung von Homosexuellen während der Zeit des Nationalsozialismus fällt an Wittjes Lebensweg die zögerliche Verfolgung seiner wahrscheinlichen Homosexualität durch Himmler auf. Himmler, der als ausgesprochen homophob galt, ging normalerweise streng gegen SS-Mitglieder vor, die in den Verdacht der Homosexualität geraten waren.[14] Wittje hingegen wurde erst 1938 und ohne Strafe aus der SS entlassen, vier Jahre, nachdem Himmler die ersten „Hinweise“ bekommen hatte und Wittje durch weitere Übergriffe auf Untergebene meist unter Alkoholeinfluss auffällig geworden war. Selbst dann verschaffte ihm Himmler eine neue Existenz. Mit solcher Nachsicht konnten andere, die nur in den Verdacht der Homosexualität gerieten, nicht rechnen: Der Fahrer Wittjes’ wurde 1936 aus der SS entlassen und in das KZ Sachsenhausen überstellt. Nach Aussagen über Wittjes Annäherungsversuche war ihm von Himmler unterstellt worden, „selbst ein Mann mit nicht sehr lauterem Gewissen“ zu sein, da er „es lange in einer solchen Stellung ausgehalten“ habe.
(aus Wikipedia).

Meines Wissens steht mehr über den Fall in Heinz Höhnes Klassiker "Die SS - der Orden unter dem Totenkopf" aus den 1960er Jahren. Das Himmler ihn laufen ließ, könnte eventuell System gehabt haben. Sein Biograf Peter Longerich schildert viele Fälle, in denen sich Himmler charakterliche Schwächen oder persönliche Verfehlungen von SS-Führern gerade zunutze machte, um sie im Griff zu haben und für seine persönlichen Zielte zu instrumentieren. Gerade solche Menschen wurden für die brutale "Drecksarbeit", z.B. die Erschießungskommandos ausgewählt, weil sie quasi erpressbar waren. Bei Wittje selbst war dies allerdings wohl nicht der Fall.
 
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Guten Morgen Ashigaru,

Homosexualität soll bei einem Männerbündnis wie der Sturmabteilung durchaus keine Ausnahme gewesen sein. In einer Dokumentation hieß es, die Homoerotik/Homosexualität dieser Männerbündnisse hätten sogar in gewisser Weise die verschworene Gemeinschaft ("nichts darf an die Öffentlichkeit dringen) gefördert.

Für mein Verständnis war die SA eher die öffentliche Massenbewegung, das braune Massenheer und die SS der abgeschottete Geheimorden, das Schwarze Korps (niemand wusste genau, was die da eigentlich so treiben), die Geheimniskrämer im Verborgenen, der später zu einem eigenständigen SS-Staat im NS-Staat wurde. Eine SS-Welt mit eigenen Ritualen (Sonnenwende, Julleuchter), eigener Mythologie, eigenen Ehrengesetzen, etc.

Curt Wittje, ich zitiere aus WP:
"Im April 1933 übernahm Wittje, nun mehr hauptberuflicher SS-Führer, den SS-Oberabschnitt Nord in Hamburg, ehe er am 12. Februar 1934 zum Chef des SS-Hauptamts befördert wurde. In dieser Funktion fungierte Wittje als Verbindungsmann zwischen Himmler und Theodor Eicke, als Eicke bei der Entstehung der Inspektion der Konzentrationslager (IKL) Ende Mai 1934 die Kontrolle über das KZ Lichtenburg übernahm."
Damit war er nicht nur ein hohes Tier bei der norddeutschen SS, sondern auch irgendwie in die Geschehnisse in den Konzentrationslagern involviert.

Es ist immer wieder die Rede von Fluktuation zwischen Mitgliedern der Allgemeinen SS, damals SS-VT, der späteren Waffen-SS und der Totenkopfstandarte in den Konzentrationslagern. Will heißen, jemand, der in Hamburg als SS-Anwärter in der "Germania"-Standarte seinen Dienst verrichtet, könnte doch ohne weiteres auch für eine Zeitlang zum Wachsturmbann Dachau versetzt/abgestellt werden und dann wieder zurück an seinen Heimatstandort, oder?
Zumindest in der Frühzeit der SS (z.B. 1934) denkbar.

Nach der Reichstagsbrandverordnung 1933 wurden ja die ersten „wilden Konzentrationslager“ (z.B. Kemna) errichtet und am 21. März 1933 berichtete Himmer der Presse erstmalig von der Existenz des KZ Dachau.
Es ist doch auch denkbar, dass SS-Männer von Germania für eine Zeitlang im KZ Dachau abgestellt wurden und umgekehrt. Oder war es so, dass die SS-Totenkopfstandarte eine hermetisch abgeschlossene SS-Organisation innerhalb der SS war, will heißen keine Verbindung zwischen Germania und Totenkopf in Bayern?


Gruss,
Bernd
 
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Es ist immer wieder die Rede von Fluktuation zwischen Mitgliedern der Allgemeinen SS, damals SS-VT, der späteren Waffen-SS und der Totenkopfstandarte in den Konzentrationslagern. Will heißen, jemand, der in Hamburg als SS-Anwärter in der "Germania"-Standarte seinen Dienst verrichtet, könnte doch ohne weiteres auch für eine Zeitlang zum Wachsturmbann Dachau versetzt/abgestellt werden und dann wieder zurück an seinen Heimatstandort, oder?
Zumindest in der Frühzeit der SS (z.B. 1934) denkbar.

Nach der Reichstagsbrandverordnung 1933 wurden ja die ersten „wilden Konzentrationslager“ (z.B. Kemna) errichtet und am 21. März 1933 berichtete Himmer der Presse erstmalig von der Existenz des KZ Dachau.
Es ist doch auch denkbar, dass SS-Männer von Germania für eine Zeitlang im KZ Dachau abgestellt wurden und umgekehrt. Oder war es so, dass die SS-Totenkopfstandarte eine hermetisch abgeschlossene SS-Organisation innerhalb der SS war, will heißen keine Verbindung zwischen Germania und Totenkopf in Bayern? Gruss, Bernd

über die SS kann ich das nicht sagen (habe ich noch nichts dazu gelsen), aber innerhalb der Gestapo wurden die Beamten sehr häufig versetzt. (Gelesen in: Gerhard Paul und Klaus-Michael Mallmann "Gestapo - Mythos und Realität")
Da ist es nicht abwegig, dass es in der SS auch so gelaufen ist.
 
@BerndHH

Wenn Du die Postanschriften der beiden in #1 genannten Oberabschnitte recherchieren möchtest, dann laß Dir die in vielen wissenschaftlichen Bibliotheken mindestens aber in der Nationalbibliothek vorhandenen Adreß- bzw. Telefonbücher dienen. Das waren keine Geheimadressen.

Oft haben auch Archive diese Adreß- und Telefonbücher in ihrem Bibliotheksbestand.

M.
 
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Hallo Melchior,
gute Idee. Das probiere ich mal. Meinst Du die Dt. Nationalbibliothek in Leipzig?
Gruss,
Bernd
 
Moin,

bei Höhne (Der Orden unter dem Totenkopf, S. 406) finde ich, dass Sepp Dietrich 1931 den SS-Oberabschnitt Nord in Hamburg führte. Ausgerechnet der "krachledernde Bajuware" von der LAH (Leibstandarte Adolf Hitler).

Und über Dietrich sagte Wilhelm Bittrich:
"Ich habe einmal den Versuch gemacht, Sepp Dietrich an Hand einer Karte in einem anderthalbstündigem Vortrag die Lage zu schildern. Es hat gar keinen Zweck gehabt. Er hat nichts verstanden."

Gruss,
Bernd
 
Bittrich war allerdings nun selber keine militärische Leuchte, und auch "Quereinsteiger".

Er gehörte als Flieger in die Reihe der durch das Waffen-SS-Wachstum hochgespülten, hochdekorierten, stabseitig unausgebildeten und damit unprofessionellen SS-Generalität.

Kriegsverbrechen waren ihm keine anzulasten, und in Arnheim hat er mit Gefechtspausen human gehandelt.
 
Hallo Silesia,
ich glaube Du hast Recht. Bittrich Leutnant i.e. JägerBtl. im WK I, Jagdflieger Jagdstaffel 37, danach Freikorps und 1932 SS-Anwärter b.d. SS-Fliegerstaffel.
Stabsdiensterfahrung scheint er wirklich nicht gehabt zu haben.
Gruss,
Bernd
 
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