Päpstliche Friedensnote vom August 1917

silesia

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Benedikt XV. richtete am 17.8.1917 gleichlautende Noten an alle Kriegsparteien mit Vorschlägen zur Friedensvermittlung. Die wichtigsten Voraussetzungen zum Eintritt in die Friedensverhandlungen sollten sein:

- gegenseitiger Verzicht auf Erstattung der Kriegskosten
- Räumung Belgiens
- Räumung Nordfrankreichs
- Rückgabe der okkupierten deutschen Kolonien
- Prüfung sonstiger territorialer Streitigkeiten in "versöhnlicher Absicht" (Elsaß-Lothringen, Trento).

Eine gewisse Ähnlichkeit gab es mit den Bestrebungen der Reichstagsmehrheit vom 19.7.1917.

Gibt es Darstellungen der deutschen außenpolitischen Beschäftigung mit der Note bzw. Reaktionen?
 
In "Deutschland und der Erste Weltkrieg" von Peter Graf Kielmamsegg ist die päpstliche Friedensaktion und die Friedenspolitik des Staatssekretärs im AA Kühlmann im 30.Kapitel von Seite 517 bis 551 Gegenstand der Betrachtung.
 
Wolfgang Steglich hat sich an der Friedensnote von Papst Benedikt XV. und deren Aufnahme in der deutschen Außenpolitik wohl abgearbeitet; zuletzt 1984 mit "Die Friedensversuche der kriegführenden Mächte im Sommer und Herbst 1917. Quellenkritische Untersuchungen, Akten und Vernehmungsprotokolle".

Zur Aufnahme der Friedensnote in der deutschen Öffentlichkeit erschien 2007 von René Schlott das Buch "Die Friedensnote Papst Benedikts XV. vom 1. August 1917: eine Untersuchung zur Berichterstattung und Kommentierung in der zeitgenössischen Berliner Tagespresse".
Beschreibung vom Verlag: Die Friedensnote Papst Benedikts XV. vom 1. August 1917. Eine Untersuchung zur Berichterstattung und Kommentierung in der zeitgenössischen Berliner Tagespresse. Von René Schlott. Erschienen im Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2007
 
Nicht zur deutschen, aber zur amerikanischen Haltung habe ich noch etwas in den Lansing-Papers gefunden.

Die päpstliche Friedensnote wurde in einer Entwurfsfassung vom britischen Botschafter Cecil bereits am 13.8.1917 an Lansing zur Kenntnisnahme übergeben. Lansings erster Eindruck war, dass die Note möglicherweise in gewissen Zusammenhang mit Österreich-Ungarn stehe und möglicherweise vom Deutschen Reich vorab gebilligt worden sei.
(Lansing II, S. 43)

Die ausführliche Analyse Lansings, adressiert an Wilson, stammt vom 20.8.1917. Die Note gehe nicht - was nicht akzeptabel sei - über die deutschen Friedensfühler vom Dezember 1916 hinaus. Es handele sich nur um eine "Einladung" zur Verhandlung.

Wesentliche Unterschiede zu früheren Aktivitäten ergäben sich im klaren päpstlichen Standpunkt zur Wiederherstellung Belgiens als Gegenleistung für die Wiederherstellung der deutschen Kolonien. Der zu errichtende polnische Staat sein dagegen nur unbefriedigend bzgl. eines Teils des alten polnischen Königreiches angesprochen, was nach Meinung Lansings auf den östlichen - russischen - Teil hindeuten könne. Alles Weitere sei den Verhandlungen zugewiesen worden. Unbefriedigend seien weiterhin die Positionen zu den Reparationen und Kriegsschäden.

Die Note sei insgesamt ein Friedensaufruf mit Bezug zum status quo ante des Krieges, und somit zusammenfassend eine Neuauflage des älteren deutschen Vorschlages. Diese Basis sei klar zurückzuweisen.
(Lansing II, S. 44-45).
 
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