Persische Kleidung und Turbane

LouWho

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Hi, ich schreibe gerade eine Kunstgeschichtssemesterarbeit über islamische Lackeinbände und habe ein besonders schönes persisches Exemplar zur genaueren Untersuchung vorliegen. Auf den Innenseiten der Deckel sind 4 Personen abgebildet und ich würde gerne wissen, ob man anhand der Kleidung und der Turbane erkennen kann, ob sie in irgendeiner Weise in eine Hierarchie o.Ä. einzuordnen sind.

Hat jemand Buchtips zum Thema parat oder kennt sich mit besonders gut mit persischer Kleidung aus???

Brauche dringend Hilfe!!!

Gruß

LouWho
 

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Soweit ich weiß, war in der islamischen Kultur Emiren Weiß als Turbanfarbe vorbehalten.Daraus schliesse ich,dass wohl der linke Herr auf dem Bild ein Emir ist (,falls das weiß ist,was er da auf dem Kopf trägt).:winke:
 
Soweit ich weiß, war in der islamischen Kultur Emiren Weiß als Turbanfarbe vorbehalten. Daraus schließe ich,dass wohl der linke Herr auf dem Bild ein Emir ist (,falls das weiß ist,was er da auf dem Kopf trägt).:winke:

Der Titel Emir bzw. Amīr ist nicht gerade besonders aussagekräftig. Ein Emir ist ein Herrscher, aber worüber? Das kann sich vom Amīr al-Baḥru ('Beherrscher des Meeres') von dem unser Wort Admiral stammt, bis zum Amīr al-Mu'minīn ('Beherrscher der Gläubigen'), was dem Kalifentitel gleichkommt, erstrecken. Ich kenne z.B. weiß als die Farbe der Umayyaden und schwarz als die Farbe der 'Abbāsiden. 'Abd ar-Raḥmān I. soll in al-Andalus, als er dort die Macht übernahm, die schwarze Fahne der 'Abbāsiden, die zuvor in Damaskus gegen seine Familie erfolgreich geputscht hatten, verboten haben. Ṣalāḥ ad-Dīn hatte einige Jahrhunderte später die gelbe Fahne als sein Markenzeichen.
 
Das Bild ist ein bißchen klein geraten, also auch die Großansicht. Aber generell ist es so, daß man anhand der Kleidung kaum Hierarchien erkennen kann. Eher noch an der Anordnung der Personen auf dem Bild.
Von wann ist denn die Darstellung?
Das mit den Amiren und weißen Turbanen ist Unsinn. Der Titel Amir hat so viele unterschiedliche Bedeutungen in verschiedenen Zeiten und Regionen, und auch die Kleidung ist so verschiedenartig, daß man damit wenig anfangen kann. Andererseits unterschied sich aber die Kleidung reicher und mächtiger Leute von der der niedriger stehenden im Schnitt praktisch gar nicht. Erst die Wahl der Stoffe, der Verzierungen und vor allem des Schmucks zeichnete den Träger aus.
Hier ist eine Bibliographie zu islamischer Textilkunst und Kleidung, geordnet nach Regionen:
http://www.freewebs.com/tribezareefat2004/bibliography costume.htm
 
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Danke für alle unglaublich schnellen Antworten!

Der Einband entstand um 1900. Bei dem Inhalt handelt es sich um Saadis Golestan (Rosengarten), der im 13. Jahrhundert geschrieben wurde. Man geht davon aus, dass es sich bei dem bärtigen Mann im Bild um einen Gelehrten handelt, der seinen Schülern die Weisheiten des Golestans näherbringt.?

Für mich hat es den Anschein, als würde es sich bei der Person im Hintergrund um eine Art Diener oder Sekretär handeln.
 
Das hier ist übrigens der vordere Buchdeckel. Ähnlich in der Darstellung aber vielleicht doch aussagekräftiger.

Leider auch ein bisschen klein geraten. Bin nicht unbedingt ein Bildbearbeitungs- oder Computerprofi :rotwerd: Tut mir leid.
 

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Der Herr mit der spitzen Kappe auf dem ersten Bild könnte evtl. ein Sufi sein.
 
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Wenn es sich um den Golestan-i Saadi handelt, stellen die Bilder sicher irgendwelche Anekdoten aus dem Buch dar, die jeder Iraner auswendig weiß.
Vielleicht findest Du was dazu unter Encyclopaedia Iranica im Artikel Golestan-e Sa'di.
Hier ist noch ein frei herunterladbarer Artikel zu qajarischen Lackmalereien. Kennst Du vielleicht schon.
Qajar Laquer

Hast Du halbwegs gebildete Iraner, die Du befragen kannst? Die wissen ungeheuer viel über ihre Dichter und könnten Dir evtl. einen Hinweis geben.
 
Danke. Den Artikel hatte ich noch nicht!
In dem Link zu den Bibliografien habe ich eine Reihe von einem Arthur Pope gefunden. Die enthält 17 Volumen zur persischen Kunst und Kultur. Da wird sicher was dabei sein. Blöd nur, dass man die Bücher kaum auftreiben kann und ich eine furchtbar teure Fernleihe aus Teheran beantragen muss.
Habe mir auch mal die Turbane der Sufi angeschaut und da könnte tatsächlich was dran sein.
Danke nochmal!
 
Der Autor heißt mit vollem Namen Arthur Upham Pope. Das Werk trägt den Titel 'A survey of Persian Art' in, soviel ich weiß, 18 Volumen. Die sind gegliedert in Unterkategorien wie Architektur, Kunst, Kleidung, Buchbinderei usw.
Man kann die Bücher aus den USA über das Internet erwerben. Dann kosten die allerdings alle zusammen an die 2000$.
In der Düsseldorfer Zentralbibliothek liegen die Bücher nicht vor. Eine Fernleihe ist wohl möglich. Als Standort der Bücher wurde aber Teheran angegeben!?
Wird bestimmt teuer und dauert ewig. Aber ich denke, eswürde sich lohnen.
 
In Halle und Göttingen gibt's die auch.
Schau mal im GBV nach; da findest Du den Pope in vielen Uni-Bibs. Düsseldorf ist jetzt nicht so das Zentrum der Orientalistik Deutschlands. ;-)
 
Na, dann gibt es ja noch Hoffnung! Weiß jemand wie ich an die Bücher dran komme ohne nach Halle, Göttingen oder Karlsruhe fahren zu müssen?
 
Habe entsprechende Werke gerade in der Bib des Hetjes-Museum in Düsseldorf ausfindig gemacht. Gott sei Dank bin ich um die Fernleihe aus Teheran drumrum gekommen ;-)

Danke nochmal an alle Helfer.
 
Scherifen, also direkte Nachfahren Mohammeds, trugen grüne Turbane. So einer ist auf dem Bild aber offenbar nicht dabei.
 
Ja, mit den Scherifen, den Nachkommen Hassans haben die´s nicht so.
Mehr mit den Sayiden, den Nachkommen Huseins, die schwarze Turbane tragen.
Diese Unterscheidung zwischen Nachkommen Hasans und Husains war aber schon früh nicht mehr besonders streng. Es werden auch oft Nachkommen Hasans Sayyid genannt. In Iran tragen die trotzdem einen schwarzen Turban.
 
Turandokht hat dir ja schon sehr geholfen. Gut, dass du schon was über das Bild weißt, und es nicht selber recherchieren musst. Die Schrift auf dem 2. Bild kennst du sicherlich "Indien 1800?".
Über den Titel des Bildes erfährst du nicht nur in der Iranica etwas, sondern sicherlich auch in der Encycl. of Islam.

Ansonsten kann ich dir noch die (islam.) Bibliothek im Hamburger Kunst und Gewerbemuseum empfehlen. Die haben dort auch alle Sothebys und Christies Kataloge mit ähnlichen Gemälden, so dass man schnell von deren Beschreibungen profitieren könnte.
Auktionskataloge solltest du auch in anderen Biblioheken auftreiben können.

Wenn es denn keine "einfache" Semesterarbeit sein sollte, sondern etwas umfangreicheres mit eigener Forschungsarbeit darin, dann kann man natürlich auch mal in der hamb. Bibliothek nachfragen, ob dieses und jenes Buch enthalten ist. In der Uni-Seminarbibliothek in HH kann man ja online schauen, was da ist. Dann kann man auch im Rahmen einer Doktorarbeit so ein Bild mal dem Kurator des Pergamonmuseums senden, Claus Peter Haase, der ist besonders für den iranischen Raum sehr bewandert. Und in Zeiten von emails kann man ja mal fragen, am besten per Telefon, ob er mal einen Blick riskiert.
Aber wie gesagt, das würde ich hier als zu weitgehend betrachten, denn es ist ja "nur" eine Semesterarbeit, die alleine mit den Mitteln der örtlichen Bibliothek zu lösen sein sollte, ansonsten mal mit dem Prof. meckern, was er da so aussucht, oder euch machen lässt.
 
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