Ställe - und zu diesen zählte auch der
Marstall (genau das war ursprünglich der Pferdestall, auch wenn dies später an Fürstenhöfen die Gebäude für Pferde, Wagen, Kutschen und Geschirr bzw. die Gesamtheit aller Pferde eines Fürsten bezeichnete) - gehörten neben Vorratshäusern zu den Versorgungsgebäuden und neben Mauern, Zwingern, Torsystemen, turmförmigen Wehrbauten, palastartigen Wohnbauten, heizbaren Räumen (Kemenate) und Kapellen typischerweise zur Burg.
Vgl. dazu bspw.
Wilhelm Volkert "Adel bis Zunft: ein Lexikon des Mittelalters" - C.H. Beck, München 1991
Einen Eindruck solcher Marställe vermitteln noch heute erhaltene Stallgebäude, wenn sie auch inzwischen teilweise aufgrund touristischer Nutzung (z.B. museal, gastronomisch) umgewidmet wurden:
http://www.dresden-und-sachsen.de/dd2/xpics_ddum/stolpen_burg_kornhaus_w.jpg
(Gebäudeteil rechts)
http://www.greiz.de/tourismus/sehenswert/oschloss/pic/pferdestall.jpg
http://www.burg-greifenstein.net/burg_gs/burgrestaurant/raum/marstall_big_001.jpg
Da es Arbeitspferde - und hierbei sind gleichsam auch Last- bzw. Transportpferde zu nennen - nicht nur im bäuerlichen (da übrigens im Hochmittelalter sogar sehr selten), sondern auch im adligen Haushalt gab, wurden solche Pferde tatsächlich in der
Ständerhaltung gehalten, da sie täglich einige Stunden in Gebrauch und damit reichlich in Bewegung waren.
Desweiteren gab es - so es die natürliche Umgebung zuließ - die
Pferchhaltung bzw. die
Koppelhaltung.
Zusatzinformation:
Hölzerne Gerüste und Gestelle existierten im Mittelalter zudem, um den Pferdehuf zu fixieren und so dem Hufschmied die Arbeit des Beschlagens zu erleichtern.
(Bildquelle:
Alexanderroman von 1340)
Lit.:
John Clark (Editor) "The Medieval Horse and its Equipment: c.1150-c.1450" - Museum of London/The Boydell Press, 2. Aufl. 2004
Verantwortlich für die Pferde eines adligen Haushaltes war der
Marschall (
marescallus, mareschal, marshal), der - bei einem höheren Adligen - einen oder mehrere Hufschmiede (
farrier, ferrour, ferrarius) und mehrere Stallknechte unter sich haben konnte oder aber - beim niederen Adel - auch die Arbeiten des Schmiedes selbst erledigte und lediglich einige Stallknechten unter sich hatte.
Anm.: Auch wenn der
Marschall als Hofamt bspw. im HRR durchaus höhere Bedeutung hatte, so bezeichnete man damit ursprüglich niemanden anderes als eben den
Stallmeister, dessen primäre Aufgabe es war, die Arbeit im herrschaftlichen Marstall zu beaufsichtigen sowie Pferde zu taxieren und medizinisch zu behandeln.
Ausführungen zusammengerafft ebenfalls nach
John Clark (Editor) "The Medieval Horse and its Equipment: c.1150-c.1450" - Museum of London/The Boydell Press, 2. Aufl. 2004
Grundsätzlich kann übrigens davon ausgegangen werden, daß zumindest auch die normalen Reitpferde (
Palfrey, Rouncey, Jennet, Zelter) regelmäßig bewegt wurden, da nahezu jeder Reiseweg zu Pferd zurückgelegt wurde, wenn man denn nicht zu Fuß gehen wollte (und als Adliger ging man auf Reisen wohl nur ungern zu Fuß).
Pferde für den reinen Kampfeinsatz und/oder für die Jagd (
Destrier, Courser) dürften - rein aus den Gründen, daß man sicherlich wußte, daß Pferde bewegt werden müssen, und diese Pferde ja auch teuer waren - ebenso regelmäßig bewegt worden sein. Hier erscheint es mir jedoch am ehesten wahrscheinlich, daß dies bspw. im Rahmen ritterlicher Kampfübungen, Leibesertüchtigung u. dgl. geschah, denn ein solches Pferd wird man nur ungern einem einfachen Stallburschen überantwortet haben.
Anm.: Hier allerdings beginnt meinerseits bereits die Spekulation...
Schlußendlich noch eine Referenz im Forum zum Thema "Mittelalterliche Pferde":
http://www.geschichtsforum.de/f77/das-pferd-im-mittelalter-westliches-europa-9789/