Hm, da hat mir die Sekundärliteratur mehr versprochen als war. Pausanias verweist mich auf sein erstes Buch, welches ich nicht hier habe (vielleicht ja jemand anderes) und Thukydides beläßt es bei einem lapidaren vermerk des Sieges. Ich nehme an Princeps, das meintest du mit "nicht brauchbar"...
Nunja, damit müssen wir nun leben. Statt dessen habe ich mal ein wenig nachgeblättert und kam auf noch mehr Quellenstellen, die uns Aufschluß geben.
Peter Franz formuliert es für das 7. Jh.v.Chr. so:
Die Gefahr, daß die Krieger flüchten, ist offensichtlich groß. (...) Das Hauptverdienst der promachoi besteht (...)ganz einfach im stehenbleiben.
Dies Schlußfolgert er aus einer Bemerkung in einem Fragment des Tyrtaios.
Bei Kallinos findet sich neben dem Hinweis auf die Durchmischung
der Reihen, während die Männer sich "den Zahn in die Lippe beißen".
Eine Textstelle im 6. Jh.v. bezieht sich übrigens auf Themistokles Einwurf des Trinkens und bestätigt diesen immerhin formell:
"Wenn du von dem Wein trinkst, wirst du die schweren Sorgen vertreiben, im Panzer aber viel leichter sein." Theognidea
Peter Franz vermutet, aufgrund der Darstellung der beiden Aryballoi und der Chigi Vase im Vergleich mit den Darstellungen des 6. Jh., dass sich im Laufe dieser beiden Jahrhunderte die Distanz verkleinerte, das Gedränge vergrößerte. Waren im 7. Jh. noch jede Menge Wurfwaffen auch Seitens der Hopliten im Einsatz, und kämpfte man immerhin noch mit etwas Distanz, scheint die Luft zwischen den Kontrahenten im 6. buchstäblich zu entweichen, wenn auch noch immer Wurfspeere im Arsenal waren und noch Zwischenraum erkennbar ist.
Er kommt zum Schluß, dass ein detaillierter Ablauf der Schlacht (also das für unser Thema ja wichtige) für diese beiden Jahrhunderte nicht oder nur extrem selten und zweifelhaft gezogen werden kann.
Wir müssen uns also auf das 5. und 4. Jh.v.Chr. beschränken.
Für die Zeit der innergriechischen Kriege führt bringt er die für uns interessanten Beispiele:
"In der Schlacht von Amphipolis wurden die Athener von einem plötzlichen Angriff der Spartaner regelrecht paralysiert. (...) In der Schlacht am Delion wurde der siegreiche rechte Athenische Flügel durch das erscheinen eines zweiten Heeres (eigentlich nur eine Reiterabteilung) so verunsichert, daß er in die Flucht geschlagen werden konnte."
Thuk. 4,96,6
Dagegen in der Schlacht von Leuktra waren es die hohen Verluste, die den Ausschlag zur Flucht gaben.
Für das zerbrechen der Formation während des Nahkampfes kannten die Griechen sogar ein Wort, pararrexis. Mitunter gingen Taktiker sogar so weit, vom klassischen aufeinandertreffen der Phalanxen abzugehen und einen solchen Druchbruch gezielt zu versuchen, indem sie tiefer Staffeln und so die Breite ihrer Truppen reduzieren (so der Feldherr Epameinondas in der Schilderung des Xenophon, 7,5,23).
Ich hoffe durch diese Schilderungen betreffend anderer Schlachten immerhin etwas das ausbleiben der versprochenen zu kompensieren