Ich möchte gern eine kleine Auswertung zur Politik August des Starken schreiben. d.h. wie erging es Sachsen unter der Herrschaft Friedrich Augusts?
Litt das Volk unter der Prunksucht?
Ob das Volk unter der Prunk"sucht" litt, weiß ich nicht. Nennenswerter dürften die Nöte im Zuge der Kriege (Nordischer und Spanischer Erbfolgekrieg) sein. Überhaupt gibt es scheinbar keinen genügenden Wissensstand über die Ausgaben der sächsischen Hofhaltung. Siehe dazu:
http://www.geschichtsforum.de/f288/...g-der-zeit-von-louis-xiv-und-august-ii-23278/
Grundsätzlich sollte man die größeren Festivitäten nicht platt als "Prunksucht" abkanzeln. Oftmals verband gerade Friedrich August I. mit diesen Anlässen weitgreifende politische Absichten. So ließ er die Vertreter des sächsischen Landtages unterhalten, erhoffte sich mit anfangs umfangreichen Karnevalsfestivitäten in Polen eine bessere Verbindung zu seinem polnischen Adel aufzubauen, was allerdings misslang.
Zwar wird beispielsweise der Tausch einiger Hundert Dragoner gegen wertvolles Porzelan mit dem preußischen König Friedrich I. als Beispiel für seine Luxusliebe angesehen, andererseits forcierte Friedrich August gerade am Ende seiner Regierungszeit den umfangreichen Ausbau seines kursächsischen Heeres, wohl auch aufgrund der Lehren aus dem katastrophalen Verlauf des Nordischen Krieges und dem damit verbundenen temporären Verlust seiner Krone.
Als Begründung für seinen erhöhten Finanzbedarf gab Friedrich August I. auf dem Landtag von 1694 in seinen "Propositionen" an:
- Mehrkosten für den Hofstaat
- Verpflichtungen gegenüber Kaiser und Reich
- Aufstockung des Militärs.
Die Reihenfolge hier bei mir sagt aber nichts über die Abstufung nach Wertigkeit für den Kurfürst aus. Die Hauptausgaben und Hauptbelastungen für den sächsischen Staat waren sicherlich mit dem Heer, das durch die Niederlagen gegen die Schweden immer wieder aufgefüllt werden musste, und auch die Gelder für die politischen Aktivitäten in Polen verbunden. Allein für den Erwerb der Krone hatte August II. selber Ausgaben in Höhe von 2 Millionen Gulden berechnet. Dabei waren die jährlichen Einkünfte des Staatshaushaltes von Kursachsen "nur" 3 Millionen Gulden stark!* Doch auch nach der Königswahl musste - v.a. sächsisches (!) - Geld den polnischen Adel bestechen, um ihn für Augusts Sache zu gewinnen. Was dabei für ihn selbst herrausspringen würde, hatte er scheinbar völlig falsch eingeschätzt - ein Absolutismus war noch weniger als in Kursachsen möglich.
Schwerpunkte von Augusts kursächsischer Politik:
- Gewinn von Geldern für außenpolitische Pläne (v.a. nach dem Erwerb und für den Erwerb der polnischen Krone)
- Aufbau einer schlagkräftigen und nummerisch beeindruckenden Armee
- Ausbau der Macht des Landesherren gegenüber den Landständen bspw. über die Revisionskommissionen, welche vor allem den reicheren, renitenten Adel bedrohten, aber auch Einrichtung des Geheimen Rates ab 1703, der sich der landständischen Opposition weitesgehend entzog
- Wirtschaftsförderung nach merkantilistischen Vorstellungen, Ausbau der Infrastruktur, kartographische Erfassung des Landes
- Förderung von Kultur und Kunst
- achtungsgebietende Rolle Sachsens als Reichsstand ausbauen
* Zahlen nach:
Karl Czok:"August der Starke und seine Zeit - Kurfürst von Sachsen und König in Polen" Piper, 2006, München
S. 46, 59-60