Politik Wilhelms --> Weltkrieg?

mad wurst schrieb:
Hi
inwiefern kann man eigentlich sagen, dass wilhelms politik des neuen kurses zum weltkireg führte?
Lieber Mad Wurst,
welchen neuen Kurs soll Wilhelm II eingeschlagen haben? :confused: Er konnte den Reichskanzler ohne Zustimmung des Parlamentes ernennen. An dem Ausbruch des ersten Weltkrieges war er schon aktiv beteiligt, da er Österreich-Ungarn aufforderte nach dem Mord an dem Thronfolger Serbien anzugreifen. :rolleyes:
 
mad wurst schrieb:
Hi
inwiefern kann man eigentlich sagen, dass wilhelms politik des neuen kurses zum weltkireg führte?


Meinst Du mit den neuen Kurs nach Bismarcks Entlassung ?

Präzisier Dich , dann kommen auch Antworten.... :) aber bitte im "Frage und Antwort " Forum
ganz oben .
 
Zuletzt bearbeitet:
Wo hat er denn Ö-U aufgeforder Serbien anzugreifen?

Der sogenannte Blankoscheck war lediglich eine Rückendeckung mit Blick auf Russland!

Gruß,

Andreas
 
ganz_der_alte schrieb:
Wo hat er denn Ö-U aufgeforder Serbien anzugreifen?

Lieber Ganz der Alte, Wilhelm II hat vor Beginn des 1. Weltkrieges Franz Joseph aufgefordert nach dem Attentat Serbien anzugreifen, um so das Problem Serbien zu lösen.
 
heinz schrieb:
Lieber Ganz der Alte, Wilhelm II hat vor Beginn des 1. Weltkrieges Franz Joseph aufgefordert nach dem Attentat Serbien anzugreifen, um so das Problem Serbien zu lösen.

Das ist aber doch eine sehr freie Interpretation des berüchtigten "Blanko-Schecks".

Die deutsche Regierung hat ÖU mitgeteilt, dass man unbedingt zum Bündnis stehen würde. Dies hat nun natürlich keineswegs zur Mäßigung beigetragen, was ja eigentlich nötig gewesen wäre. Aber eine direkte "Aufforderung zum Angriff" ist es nun auch nicht.

Eine sehr ähnliche Zusicherung hat übrigens Poincare für Frankreich der zaristischen Regierung gemacht.
Nach Kriegen sind die Geheimarchive der Verlierer sofort zugänglich, die der Sieger erst nach einem Menschenalter, oder gar nicht. Der eigenartige Fall, dass Rußland ein Verlierer, doch lange auf der Seite der Sieger war, hat diese Tatsache überhaupt bekannt gemacht.

Grüße
Repo
 
Wundert mich jetzt doch etwas, dass man hier anscheindend mit dem Begriff "Neuer Kurs" Wilhelms II nichts anfangen kann ... der Begriff ist nämlich durchaus in der Fachlitaratur geläufig.

Damit ist gemeint:
Entlassung Bismarcks, um die Außenpolitik stärker selbst gestalten zu können
Auflösung des Bündnissystem Bismarcks / Einseitige Anlehnung an Österreich
Streben nach Weltmachtstatus
damit verbunden Aufbau einer Flotte
Abkehr vom "status quo" und "Deutschland ist saturiert"
 
Dieser "neue Kurs" hat auch sehr viel mit Wilhelms "Politik der freien Hand zu tun".

Wilhem dachte dass die anderen europäischen Großmächte nichts gegen den Flottenbau bzw die allgemeine Aufrüstung des Reiches unternehmen würden ... auch die stufenweise Isolierung des Reiches konnte bzw wollte Wilhelm nicht sehen.

Aber am ersten Weltkrieg sind noch viele andere Faktoren beteiligt. Zum Beispiel die annektierung Elsaß-Lotringen, welches den Franzosen überhaupt nicht gefallen hat und diese seit dieser Zeit eine "Revange" haben wollten.

Trotzdem kann man sagen dass nicht nur Wilhem bzw das deutsche Kaiserreich schuld am 1. Weltkrieg hatte. Da waren alle Großmächte Europas (England, Frankreich, Österreich-Ungarn, Russland und Deutschland) daran beteiligt.
 
Papa_Leo schrieb:
Damit ist gemeint:
Entlassung Bismarcks, um die Außenpolitik stärker selbst gestalten zu können
Auflösung des Bündnissystem Bismarcks / Einseitige Anlehnung an Österreich
Streben nach Weltmachtstatus
damit verbunden Aufbau einer Flotte
Abkehr vom "status quo" und "Deutschland ist saturiert"


Wilhelm II hatte durch die Entlassung viel mehr "Spielraum", den er auch genutzt hat. Er war dafür bekannt mit den Säbeln zu rasseln und sich dort aufzublasen, wo es völlig dumm war "den Macho zu markieren", z.B. ließ er vor ausländischen Vertretern gerne Paraden der Armee durchführen, oder er ließ aus Spaß sinnlose Truppenbewegungen an Grenzen durchführen, nur um sich zu zeigen. Er war ein völlig unfähiger Außenpolitiker, der nicht erkannt hat, was er da treibt und bewirkt.

Die Entlassung Bismarcks war ein großer Fehler.
 
Martas schrieb:
Er war dafür bekannt mit den Säbeln zu rasseln und sich dort aufzublasen, wo es völlig dumm war "den Macho zu markieren", z.B. ließ er vor ausländischen Vertretern gerne Paraden der Armee durchführen, oder er ließ aus Spaß sinnlose Truppenbewegungen an Grenzen durchführen, nur um sich zu zeigen. Er war ein völlig unfähiger Außenpolitiker, der nicht erkannt hat, was er da treibt und bewirkt.
Eine Auflistung populärer Meinungen a la Lieschen Müller..."der Kaiser war an allem schuld" :fs:

Die Entlassung Bismarcks war ein großer Fehler.
Schnellschuß nach dem Denkschema: "Bismarckzeit: Krieg gewonnen, Reich geeint + Frieden. Ohne Bismarck: Krieg verloren = doof gelaufen..."

Denk dich mal mehr in die Zeit ein. Sozialistengesetze, Verschärfung der gesellschaftlichen Klassenunterschiede, heimliche Entmachtung des Kaisers. Bismarck war bei seiner Entlassung 1890 75 Jahre alt, nachdem er eine Verschärfung des Sozialistengesetzes nicht durch den Reichstag bekam. Den Zulauf der Sozialisten wollte er mit gesetzlichen Verboten bekämpfen, nachdem die Errichtung der Sozialversicherung zu wenig gebracht hat. Wilhelm II. sah sich als moderner Monarch, der sich um die Verbesserung der Lebensumstände der Arbeiter bemühen wollte und kam da mit dem greisen Kanzler nicht überein, der bereits für seinen Großvater gearbeitet hatte und ihn, als amtierenden Kaiser, kaum einbezog.

Bismarck hat viel geleistet, aber war auch nicht fehlerlos und 1890 war er "verbraucht". Man mag denken, selbst der uralte Bismarck wäre besser gewesen, als seine Nachfolger, aber wie lange hätte er die Geschicke Deutschlands noch bestimmen sollen? Bis 85 oder 100 Jahre? Ach nee, acht Jahre nach seiner Entlassung ist er eh an Altersschwäche gestorben, nachdem er unendlich rumgegrantelt und Gift verspritzt hat.
 
Gut, Bismarck war alt, hätte wahrscheinlich nicht mehr lange gelebt, aber trotzdem, durch seine Entlassung hat Wilhelm sich aufgespielt. Hielt sich für den Größten, außerdem sind das keine Auflistungen á la "Der Kaiser ist an allem Schuld", das sind Meinungen von allen Geschichtsbüchern(Schule,Literatur), die ich gelesen habe.:(
 
mad wurst schrieb:
Hi
inwiefern kann man eigentlich sagen, dass wilhelms politik des neuen kurses zum weltkireg führte?
Hallo, Du verrückte Wurst:)

Leider tut sich die Historikergilde mit der Unterscheidung von Kriegsursachen und Kriegsschuld ziemlich schwer. Die Kriegsursachen beschreiben lediglich die Umstände, die in einem Ursachenzusammenhang zum Kriegsausbruch stehen. Die Kriegsschuld beschreibt hingegen, wer die konkrete Verantwortung für den Ausbruch eines Krieges trägt. Der Schuldige wird auch Ursachen gesetzt haben, aber nicht jede Ursache begründet eine Schuld. Von ihrer Ausbildung betrachtet, sind Historiker geeignet, Ursachenzusammenhänge zu beschreiben. Aber für die Beantwortung von Schuldfragen fehlt ihnen leider das hierfür erforderliche Instrumentarium. Das Instrumentarium findet sich eher bei den Juristen, aber diese verstehen wiederum gewöhnlicherweise nichts von Geschichte.

Um mal ein leicht verständliches Beispiel aus dem Strafrecht zu nehmen: die Mutter eines Mörders setzt mit der Geburt ihres Sohnes eine Ursache, ohne die es nicht zum Mord gekommen wäre. Aber sie trägt natürlich an der Tat ihres Sohnes keine Schuld.;)

Um das ganze mal auf Wilhelm II. zu übertragen: dieser hat in seiner Amtszeit sicherlich viele Fehler begangen, die sich auch negativ auf die Entwicklung der deutschen Aussenpolitik ausgewirkt haben und auch in einem Ursachenzusammenhang zum WK1 stehen. Aber in der Julikrise 1914 waren es auf deutscher Seite vor allem Bethmann Hollweg, Jagow und Moltke der Jüngere, die für den Kriegsausbruch Verantwortung tragen. Nachdem die serbische Antwort auf das österreichische Ultimatum vorlag, sah z.B. Wilhelm II. keinen Kriegsgrund mehr. Er wurde dann aber von Bethmann Hollweg bearbeitet an der eingeschlagenen Linie festzuhalten.

Allerdings trifft ihn eine Verantwortung dafür, dass er seine Machtposition nicht dazu benutzt hat, die grundlegenden außenpolitischen und militärischen Fragestellungen zu Ende zu denken und "vom Ende nach vorne zu schließen". So gab es eine Reihe von Widersprüchen in der Politik des Deutschen Reiches, deren frühzeitige Klärung Deutschland gut getan hätten und vielleicht auch den Ersten WK vermieden hätten. Bsp: zum einem versuchte Berlin GB als Bündnispartner zu gewinnen, zum anderen lehnte Berlin es ab, die dt.-brit. Flottenrivalität beizulegen und sah der Plan des Generalstabs vor, Frankreich über Belgien anzugreifen, obwohl dessen Chef große Zweifel hatte, dass dieser Plan gelingen könne. Hier fehlte ein Machtzentrum, das diese Widersprüche aufgegriffen und geklärt hätte. Wilhelm II. hätte über diese Autorität verfügt. Aber er hat leider seine Verantwortung nicht wahrgenommen und andere haben ihre Bedenken nicht deutlich genug geäussert (z.B. Moltke der Jüngere).


Zu Arne und Bismarck:
Bismarck verfolgte zwar eine kluge Aussenpolitik. Aber seine Entlassung war - hier stimme ich Arne zu - 1890 überfällig. Innenpolitisch war Bismarck am Ende und steuerte auf einen Putsch gegen die Reichsverfassung zu.

Bismarcks Entlassung (1890) war sicherlich eine wichtige Zäsur in der Epoche 1871-1914. Aber bis zum Ersten Weltkrieg war es noch ein langer Weg (24 Jahre!) und eröffneten sich noch viele Chancen diesen zu vermeiden - bis in die letzten Tage der Julikrise.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Erste Weltkrieg war eine unglückliche Kettenreaktion, entstanden insbesondere durch die provokative Außenpolitik des Deutschen Kaiserreiches und der völligen Verkennung der politischen Brisanz der gedankenlosen Säbelrasselei durch Kaiser Wilhelm II.
Wilhelm II. und seine Berater sprachen bereits seit 1911 davon, dass in wenigen Jahren der optimale Zeitpunkt für einen Krieg kommen würde, denn sie wollten die deutsche Vorherrschaft in Europa erreichen, hegten aber die Sorge, dass das Kräfteverhältnis sich langfristig zu Ungunsten Deutschlands verschieben würde.
Am 4. Juli 1914 notierte der Kaiser am Rande eines Dokuments: "Jetzt oder nie. Mit den Serben muss aufgeräumt werden, und zwar bald"

Dennoch ist bis heute umstritten, ob der deutsche Kaiser tatsächlich Krieg wollte, jedenfalls ist sein Zurückschrecken mehrfach nachweisbar. Denn nachdem Wilhelm II. Österreich seine unbedingte Unterstützung versprochen hatte und so eine beträchtliche Verantwortung für alles Kommende auf sich geladen hatte, fuhr der Kaiser in den Urlaub nach Norwegen, wie jedes Jahr. Er rechnete offensichtlich nicht damit, dass der serbisch-österreichische Konflikt über einen territorialen Konflikt hinaus wachsen könnte.
Als er Wochen später das österreichische Ultimatum an Serbien las und ihm seine Ratgeber klarmachten, dass damit, durch die Kettenreaktion der europäischen Bündnisse, ein Kontinentalkrieg sehr wahrscheinlich war, wollte er plötzlich gegensteuern. Bis in den 1. August 1914 hinein versuchte er, wenn auch letztlich erfolglos, den Kriegsausbruch zu verhindern.
Sicher hätte Wilhelm II. noch viel mehr machen können, wäre seine eigene Haltung klarer und entschiedener, sein Friedenswunsch unmißverständlicher und seine eigene Haltung nicht durch 25 Jahre Soldatenkaiser-Spielerei hoffnungslos konditioniert und kompromittiert gewesen.

Wilhelm II. wurde in einer besonderen Weise schuldig, nämlich durch die ungeheure Gedankenlosigkeit, mit der er immer wieder dazu beitrug, die diplomatische Stimmung durch seine Äußerungen zu verschärfen, und durch sein Beharren auf der Hochrüstung und dem Schlachtflottenbau. Somit trug er eine große persönliche Mitschuld an der Verschlechterung des politischen Klimas in Europa vor 1914 und an dem verhängnisvollen Wettrüsten, das zu den wichtigsten mittelbaren Kriegsursachen gehörte!


Saludos!
 
Rodriguez schrieb:
Am 4. Juli 1914 notierte der Kaiser am Rande eines Dokuments: "Jetzt oder nie. Mit den Serben muss aufgeräumt werden, und zwar bald"
Das belegt nur eine augenblickliche Reaktion auf die Vorgänge am Balkan. Der in Wilhelms Augen ständige Unruhestifter und Krisenherd Serbien sollte ausgeschaltet werden. Damit ist kein Wille zum Weltkrieg bewiesen. Wilhelm unterstützte eine regionale Aktion von ÖU.

Denn nachdem Wilhelm II. Österreich seine unbedingte Unterstützung versprochen hatte und so eine beträchtliche Verantwortung für alles Kommende auf sich geladen hatte, fuhr der Kaiser in den Urlaub nach Norwegen, wie jedes Jahr. Er rechnete offensichtlich nicht damit, dass der serbisch-österreichische Konflikt über einen territorialen Konflikt hinaus wachsen könnte.
Er trat die alljährliche Nordlandreise auf Drängen des Kanzlers an, gegen seinen eigenen Willen. Gerade um den Eindruck von "Normalität" zu bringen. Tatsächlich war er sehr besorgt und ließ sich täglich über den Stand der Dinge informieren.


Sicher hätte Wilhelm II. noch viel mehr machen können, wäre seine eigene Haltung klarer und entschiedener, sein Friedenswunsch unmißverständlicher und seine eigene Haltung nicht durch 25 Jahre Soldatenkaiser-Spielerei hoffnungslos konditioniert und kompromittiert gewesen.
Soldatenkaiser? Zum Thronjubiläum 1913 wurde er der "Friedenskaiser" genannt - nach 25 Jahren Regierungszeit und Frieden in Deutschland.

Wilhelm II. wurde in einer besonderen Weise schuldig, nämlich durch die ungeheure Gedankenlosigkeit, mit der er immer wieder dazu beitrug, die diplomatische Stimmung durch seine Äußerungen zu verschärfen, und durch sein Beharren auf der Hochrüstung und dem Schlachtflottenbau. Somit trug er eine große persönliche Mitschuld an der Verschlechterung des politischen Klimas in Europa vor 1914 und an dem verhängnisvollen Wettrüsten, das zu den wichtigsten mittelbaren Kriegsursachen gehörte!
Soweit richtig...
 
Bitte auch diesen Thread in das Forum Deutsches Kaiserreich verschieben.

Wilhelm hat in Julikrise nicht einheitlich agiert. Man muss schon zwischen Beginn und Ende der Julikrise differenzieren.

Zu Beginn, und auch erst nach einigen Zögern, hat Wilhelm Österreich-Ungarn aufgefordert militärisch schnell zu handeln. Hintergrund seiner Gedanken war wohl der angedache Überraschungsmoment und dadurch den Krieg erfolgreich lokalisieren zu können. Einen globalen Krieg hatte Wilhelm nicht im Sinne.

Zum Ende der Krise wurde, wie Gandolg vollkommen zutreffend ausgeführt, vom AA vollständig ausgebremst. Das war schon ein krass. Das AA hat das Odium eine große Mitverantwortung am Ausbruch des Krieges auf sich geladen; aber Wilehlm kann von seiner Verantwortung nicht freigesprochen werden. Schließlich war ihm das AA untergeordnet und er das Staatsoberhaupt.
 
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