Im republikanischen Rom waren Bewaffnete innerhalb der Stadt nicht gern gesehen. Augustus begründete eine Einteilung, die sich offensichtlich bis in die Spätantike weiter verfolgen lässt. Zum Schutz des KAISERS selbst wurden die berüchtigten Prätorianer stationiert. Diese wurden durch Kaiser Konstantin aufgelöst, da sie im Bürgerkrieg gegen ihn Partei ergriffen hatten. Welche Einheiten ihre Funktionen übernahm ist nicht relevant, aber die Benennungen einiger Posten (etwa Prätorianerpräfekt) blieben erhalten, büßten aber zumeist ihre militärische Funktion ein. Bereits unter Kaiser Nero hatte der Präfekt der Prätorianer der Stadt Rom derart weitreichende Vollmachten, dass Le Bohec schon einmal die Ausdrücke "Ministerpräsident" oder "Kriegsminister" verwendet hatte. Das nur für jene, die sich über den Namen wundern, wenn doch die Prätorianer verschwunden sind.
Für die Sicherheit der STADT selbst waren die bereits genannten Stadtkohorten (Cohortes Urbane) aufgestellt worden, die ursprünglich 3 Kohorten ( X bis XIII) umfassten. Später wurden sie verstärkt und es gab sie auch in den Metropolen Lyon und Karthago. Es gibt Stimmen, die unterstellen, dass sie zeitweilig ihren militärischen Charakter verloren hätten bei ihren Aufgaben, die teilweise an Soldaten und auch an Polizei erinnern. Doch später wurden sie laut Le Bohec sicher wieder vollwertiges Militär. Ob sie noch zu Zeiten Geiserichs in dieser Form existierten, kann ich nicht beantworten. Jedenfalls waren sie zeitweilig so etwas wie die Stadtgarde und gehobene Stadtpolizei. Aus ihren Reihen wurden Truppen während der Reichskrise im 3. Jht. an die „Front“ verlegt.
Die ebenfalls unter Augustus ins Leben gerufenen Vigiles Urbani entstammten ursprünglich eher dem Plebs und genossen weit weniger Ansehen als Stadtkohorten oder gar Prätorianer. Sie dienten als eine Art von Polizei und Feuerwehr zugleich. Je eine Kohorte war für zwei Stadtbezirke zuständig. Aus diversen literarischen und archäologischen Quellen hat man abgeleitet, dass sie etwa auch als Nachtwächter eingesetzt wurden (Kammern für Fackeln/Lampen e.t.c.) und überhaupt in der Stadt patrouillierten. Man erinnere sich, dass in der späten Republik ein recht skrupelloser Senator (Rufus) mit seinen Sklaven eine private Feuerwehr gegründet hatte und damit mächtig Geld verdiente. Die Aufgabe als Feuerwehr war gewiss nicht hoch angesehen, die Vigiles dürften da keine sonderliche Ausnahme gemacht haben. Während der Reichskrise (Stichwort „Soldatenkaiser“) wurden sie allerdings als Soldaten auch gegen auswärtige Gegner zum Teil abkommandiert. Sie existierten noch in der Spätantike.
Im Bezug auf Polizei sollte man aber nicht zu sehr auf heutige Vorbilder sehen, da eine derartig straffe Organisation und enge, Aufgabenbezogene Verzahnung mit der Justiz unbekannt gewesen ist. Auch hatten die Senatoren und Würdenträger der Stadt sicherlich eigene „Schutzkräfte“, die über die Aufgaben von reinen Leibwächtern hinausgingen.
Dazu kam das relative Machtvakuum, welches durch den Abzug des kaiserlichen Hofes nach Ravenna entstanden war. Schon vor Gründung von Konstantinopel war der kaiserliche Hof nicht mehr ständig in Rom verblieben und viele Würdenträger und Senatoren verschwanden mit ihm. Auch als Zentrum des Westreiches hatte Rom an Bedeutung eingebüßt, die Kaiser hatten schon seit der Tetrarchie mehr in Mailand, Arles, Trier… oder letztlich im fraglichen Zeitraum seit längerem in Ravenna residiert. Vorstellbar, dass damit den Vigiles eine größere Bedeutung zugekommen sein könnte?
Der Angriff des Geiserich auf Rom erfolgte offiziell zur „Wahrung der Ansprüche seiner Dynastie“ auf den Kaiserthron, denn die Tochter des ermordeten Kaisers Valentinian III. war mit dem Sohn und Erben Geiserichs: Hunerich verlobt, während der in Rom an die Macht gespülte Petronius Maximus keinerlei „verwandtschaftliche Legitimation“ vorweisen konnte. Petronius versuchte diese Braut nun zur eigenen Legitimation zu heiraten. Dies wollte Geiserich nicht akzeptieren und zog aus seinem Sohn die Braut – und seinem ungezeugten Enkel die Ansprüche auf den Thron des Westreiches wiederzubeschaffen. Mit dem Ende Valentinians III. war aus Sicht der Vandalen das Weströmische Reich als „völkerrechtliches Subjekt“ erledigt, alle Verträge hinfällig geworden…. Im Rahmen des Angriffs auf Rom traten in den Reihen der Vandalen auch deutlich nordafrikanische Berberscharen in Erscheinung…. Bei den direkt vorausgehenden Wirren in Rom, denen auch Petronius zum Opfer gefallen war, dürfte jede Polizeitruppe überfordert gewesen sein.
Um eine Spekulation auszuformulieren: Solange die von unserem Gast gesuchte Polizei vor den Unruhen nach dem Tode des Valentinian ihren Auftritt hat, würde ich am Stadttor und in angesehenen Bereichen die Stadtkohorten mit der Aufgabe betrauen. Geht es um Vorgänge in der Nacht oder in herunter gekommenen Vierteln, dürften die Vigiles zum Zuge kommen. Bedeutende Vorfälle (politisch brisant?) dürften Magistrate oder Amtsträger rasch durch „Sonderbeauftragte“ an sich gerissen haben und sie von Leuten ihres Vertrauens bearbeiten lassen. Dazu in Frage kommen m.E. vor allem abkommandiertes Militär aus besonders angesehenen Einheiten, eventuell auch nur ein entsprechend angesehener Mann (Offizier?) der mit Söldnern oder Bucellarii seinen Wünschen Nachdruck verleiht.