Pomp auf Pump (im 17. und 18.Jh.)

Brissotin

Aktives Mitglied
Ich kam durch ein Buch, das ich neulich in die Hände bekam und in welchem die Schlagworte "Pomp" und "Pump" nebeneinander gesetzt wurden auf den Threadtitel.

Worum es mir hier gehen soll, ist abseits von der Fürstenschelte einmal wirklich zu schauen, wessen Schuldenberge denn tatsächlich in erster Linie durch eine aufwändige Hofhaltung verschuldet wurden.

3 Höfe scheinen mir bis jetzt augenscheinlich darunter zu fallen.

1.
Da wäre jener der Fürstinwitwe Auguste Dorothea von Schwarzburg-Sondershausen-Arnstadt. Ihre Sondershausener Verwandten, welche für die Lebensführung der etwas berühmt gewordenen Witwe aufkommen mussten, verübelten ihr ihre hohen Ausgaben, welche mit ihrem immerhin 100-köpfigen Hofstaat im Schloss Augustenburg zu Arnstadt, ihrer Förderung eines katholischen Ordens in Arnstadt und der Zusammentragung ihres bekannten Puppenkabinetts "Mon Plaisir" verbunden war.

2.
Dann wäre wohl noch der Hof des Markgrafen Friedrich III. und der Wilhelmine von Bayreuth zu nennen. (z.B.: http://www.geschichtsforum.de/404565-post165.html ) Deren Nachfolger und Onkel Friedrich Christian, der ein hoher dänischer Militär war, bemühte sich um eine Sarnierung der zerrütteten Finanzen. Viele Künstler verließen daraufhin schlagartig den Hof, auch sparte er am Hofstaat, der Spielbetrieb am Markgräflichen Opernhaus wurde nach dem Krieg nicht wieder aufgenommen. Alles dies nutzte offenbar nichts mehr. Auch wenn der sparsame Markgraf als Sonderling galt und seine Maßnahmen mit Befremden aufgenommen wurden, so musste sein Nachfolger Karl Alexander ab 1769 auch die Schulden Bayreuths neben jenen Ansbachs abbauen, welche sich bei Regierungsantritt auf sage und schreibe 5 Millionen Gulden belaufen hatten. Durch verschiedene Maßnahmen wie auch die Vermietung seiner Truppen gelang es Karl Alexander bis zu dem Geheimvertrag von 1791, in welchem er seine beiden Fürstentümer an Preußen abtrat, den Schuldenberg auf immerhin noch stolze 1,5 Millionen Gulden zu reduzieren.

3.
Im winzigen Staatswesen des Grafen von Hohenlohe-Weikersheim gelang es dem Grafen Carl Ludwig innerhalb seiner Regierungszeit 150.000 Gulden Schulden anzuhäufen. Sein Hofstaat umfasste immerhin etwa 100 Personen, worunter neben ihm, seiner Gemahlin und ihrem Sohn noch 2 Kavaliere und 2 adelige Fräulein waren. Die Hauptausgaben kamen aber wohl durch die Bautätigkeit des Grafen zustande, welcher um seine kleine Residenzstadt herum Schlösser anlegen ließ und seine Residenz prunkvoll ausgestalten und einen Park mit herrlicher Orangerie anlegen ließ.
 
Zu der Fürstinwittwe wäre ja noch zu sagen, dass sie "skandalöserweise" zum Katholizismus übertrat. Eigentlich ist es sehr verwunderlich, dass da die Verwandschaft nicht alle Brücken zu ihr abbrach - vielleicht war man da im 18.Jh. schon etwas toleranter geworden?
 
Klingt ja nach einem sehr spannenden Buch - stell doch den ganzen Titel rein.
Das ganze Thema ist höchst faszinierend, mich würde vor allem die Tilgungspolitik nach dem gepumpten Pomp interessieren.
Das ist alles unserer Zeit viel näher als man auf dem ersten Blick glaubt....
 
Die - recht kompetente - Schlossführerin in Weikersheim, sprach davon, dass eine Komission einberufen wurde, die Vorschläge zu Einsparungen machen sollte. Die Fürstin (darauf legte sie wert, denn sie war zwar mit einem Grafen verheiratet, aber die Tochter eines Fürsten) war entsetzt als man ihr vorschlug, dass sich eine ihrer Hofdamen um die Verwaltung der Marmelade (ein ziemliches Luxusgut damals) kümmern könnte... und der Erbgraf sah überhaupt nicht ein, wesswegen er auf zwei von seinen sechs Hunden verzichten sollte... ob irgendwelche der Einsparvorschläge angenommen wurden, haben wir allerdings nicht erfahren.
 
Klingt ja nach einem sehr spannenden Buch - stell doch den ganzen Titel rein.
Das ganze Thema ist höchst faszinierend, mich würde vor allem die Tilgungspolitik nach dem gepumpten Pomp interessieren.
Das Buch ist eher ein Heft aber wirklich sehr interessant, weil eben auf Archivarbeit beruhend und offenbar sehr fundiert gemacht.

Ein Kapitel der Schrift heißt "Pomp auf Pump". Darin wird dargelegt, dass die Grafschaft Hohenlohe Weikersheim jährlich etwa 33.000 Gulden abwarf. Auf der anderen Seite häuften sich über 30 Jahre der Regierung des Reichsgrafen Carl Ludwig 164.000 Gulden Passiva auf, deren Zinsen schon allein 1/5 der "Staats"einnahmen verschlangen. 1740 sah man sich gezwungen durch eine Komission ein Memorandum erstellen zu lassen, welches die Möglichkeiten von Sparmaßnahmen und Erhöhungen von Einnahmen auflisten sollte.
Wie Cécile schon sagte, fanden die Sparmaßnahmen bei den schockierten Landesherren keinerlei Gehör. Erst der Tod des Erbgrafen 1744 soll makabererweise zu einer Erholung der Finanzen geführt haben. (Ist ja auch ganz klar, der Aufwand für ihn als Person und seine Entourage fielen dann weg.)
*

Die Zahlen und der Schriftverkehr dazu wurde dem Neuensteiner Hausarchiv der Hohenloher Grafen und Fürsten entnommen. In Weikersheim selber wurde offenbar im Schlossarchiv bis zu seiner Überführung nach Neuenstein ordentlich akribisch aufgehoben, was die Hofhaltung der Grafen sehr gut erfahrbar macht.


Zu den anderen Themen habe ich die Angaben und Eindrücke aus Schriften aus Bayreuth oder dem Historischen Museum der Stadt.

Zur Arnstädter Fürstin findet man auch was in:
Matthias Klein u. Carola Müller: "Die Puppenstadt im Schlossmuseum zu Arnstadt", Königstein i. Taunus, 1999 (= Die Blauen Bücher).
Einen guten Eindruck vom Aufwand allein schon für das "Mon Plaisir" bekommt man hier: http://www.arnstadt.de/content/kulttour/monplaisir.html


Quelle:
* "Schloss Weikersheim in Renaissance und Barock" Staatsanzeiger Verlag Baden Württemberg, Stuttgart, 2006
S. 24-25
 
Darf ich hier noch Hohenzollern-Hechingen anführen?
Jahrhundertelang pleite.
Ich glaube insgesamt bis 1796 vierzehn Volksaufstände, gegen die Besteuerung und andere Schikanen.

Aus Wiki:
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts war das Fürstentum aufgrund seiner desoltaten Finanzverwaltung völlig überschuldet und stand kurz vor dem Staatsbankrott. Für den Dichter Achim von Arnim wurde es zur Vorlage für seinen 1810 erschienenen Roman Armut, Reichthum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores. In einem Brief an Jacob Brentano schrieb er dazu: „…es ist eine Posse, wozu mir Hechingen die Veranlassung gab, wo das jüdische Handelshaus Kaulla sich in ungeheurem Reichtum erhob, während das Fürstenhaus Hohenzollern verarmte.“
Steuben war im 18. Jahrhundert Hofmarschall, bis der Fürst sich ihn auch nicht mehr leisten konnte, und ihn wie "sauer Bier" reihum anbot. So kamen die Amis über den maroden Hechinger Haushalt zu ihrem deutschen Helden.

auch aus wiki:
Friedrich Ludwig von Hohenzollern-Hechingen (* 1. September 1688 in Straßburg; † 4. Juni 1750 im Schloss Lindich bei Hechingen) war Fürst von Hohenzollern-Hechingen.

Das auf Veranlassung von Friedrich Ludwig erbaute Schloss Lindich


Friedrich Ludwigs Vater war Friedrich Wilhelm I. Fürst zu Hohenzollern (1663–1735), seine Mutter Maria Leopoldine Ludovika Gräfin von Sinzendorf (1666–1709). Seine Kinder- und Jugendjahre verbrachte er in Hechingen im elterlichen Renaissanceschloss. Nach seiner Ausbildung beim Militär wurde Friedrich Ludwig leidenschaftlicher Soldat und Jäger. Er war kaiserlicher Generalfeldmarschall und Oberkommandierender der österreichischen Truppen am Oberrhein. Unter Prinz Eugen kämpfte er im Venezianisch-Österreichischer Türkenkrieg (1714 bis 1718) und gegen aufständischen Ungarn.
1730 übernahm er von seinem Vater die Regierungsgeschäfte im kleinen Fürstentum Hohenzollern-Hechingen. Derart an die Region gebunden, veranlasste seine Begeisterung für die Jagd den Bau eines Jagd- und Lustschlosses, und das trotz einer misslichen finanziellen Lage. Er ließ von 1739 bis 1741 außerhalb, drei Kilometer westlich von Hechingen, das architektonisch herausragende Schloss Lindich erbauen. Lindich wurde nach seiner Fertigstellung auch fürstliche Sommerresidenz. Auch ließ er das Jagdschloss Friedrichstal südöstlich von Boll errichten. Auch durch diese finanziellen Belastungen nahm der Druck auf die Bevölkerung zu und die Auseinandersetzungen mit den Untertanen verschärften sich.

Vielleicht habe ich die nächsten Tage Zeit, wüsste noch etliches dazu zu berichten.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Repo
Interessant wäre wie sich der Pomp äußerte und wie hoch die Schulden bei welchen Einnahmen waren.:)

Hohenlohe-Langenburg scheint zumindest relativ finanziell solide gewesen zu sein, da es zusammen mit anderen Grafschaften Hohenlohe-Weikersheim im zweiten Jahrhundertviertel des 18.Jh. mit einer Finanzspritze von 50.000 Gulden aushalf.
 
@ Repo
Interessant wäre wie sich der Pomp äußerte und wie hoch die Schulden bei welchen Einnahmen waren.:)

Der Pomp äußerste sich, bis heute sichtbar, in den Schlossbauten,
was oben noch fehlt, Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss aus dem 16. Jahrhundert abgerissen, und das "Neue Schloss" angefangen, aber es reichte lediglich für den Rohbau mit Dach und Fenstern, dann war die Kohle weg. Eine historische Bauruine.

Die Hofhaltung Anfang des 19. Jahrhunderts war überaus aufwändig, (unter anderem hat man sich Franz Liszt geleistet) die finanzierte aber glaube ich die letzte Fürstin, eine Leuchtenberg.

Zahlen zu den Schulden und Einnahmen habe ich, aber wo????

Getilgt wurden die Schulden 1850 durch Verkauf der Landeshoheit an Hohenzollern-Berlin, die übrigen Rechte verscheuerte der letzte Fürst an Hohenzollern-Sigmaringen. Womit er schuldenfrei war, und noch 2 Renten einstrich.
Preußen-Berlin war angesichts der Schuldenlast zuerst eher abgeneigt, der Hechinger brachte dann aber die Württemberger ins Spiel, und die Stammburg unter den Hirschhörnern zu verhindern war FW IV der Handel dann doch wert.
 
Der desolate Zustand der Stammburg zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist ebenfalls der teuren Hofhaltung geschuldet.

Der Zoller war österreichische Festung, und der Fürst von Hzl-Hechingen strich bis 1798 erhebliche Summen aus Wien ein, die für den Erhalt dieser Festung dienen sollten.

Aber statt dessen für alles mögliche verwendet wurden.

aus Wiki
Die zweite Burg [Bearbeiten]

Nach einem Neubau ab 1454 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg, obwohl zur starken Festung ausgebaut, 1634 von den Württembergern erobert und vorübergehend besetzt. Nach dem Krieg war sie überwiegend in habsburgischem Besitz, bevor sie während des Österreichischen Erbfolgekriegs im Winter 1744/45 von französischen Truppen besetzt wurde. Nach dem Abzug der letzten österreichischen Besatzung 1798 verfiel die Burg und war Anfang des 19. Jahrhunderts eine Ruine. Als einziger nennenswerter Teil war die St. Michaelskapelle erhalten geblieben.
 
Der desolate Zustand der Stammburg zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist ebenfalls der teuren Hofhaltung geschuldet.

Der Zoller war österreichische Festung, und der Fürst von Hzl-Hechingen strich bis 1798 erhebliche Summen aus Wien ein, die für den Erhalt dieser Festung dienen sollten.
Dann hatte sich die österreichische Seite nicht dafür interessiert, dass das Geld auch für den Erhalt der Festung eingesetzt wurde? Eine strategische Bedeutung muss sie ja gehabt haben, sonst hätte man nicht auf fremden Territorium eine Garnison unterhalten.

Ich habe mal irgendwo eine Karte von Hohenzollern-Hechingen für diese Zeit gesehen und allerdings stelle ich es mir schwierig vor, aus solchen Territorien in dem Zuschnitt genügend Gelder für eine aufwändigere Hofhaltung oder gar Bautätigkeit zu schöpfen.
So 100 % lassen sich die Einnahmen aber bisweilen nicht beziffern, wenn man nur Geldwerte hat, da ja auch mit Naturalien bisweilen noch gehandelt wurde, bzw. diese zum Reichtum gehören.
So soll bei den Hohenloher Grafen wirklich bis ins kleinste Detail - Vermögen, zu erwartende Einnahmen, Gebäude, Tiere usw. - der Wert jedes Stückleins geschätzt worden sein, bevor es zu einer möglichst gerechten Zerstückelung des ursprünglichen Staates in die Sekundogenituren kam.
 
'Hier noch was dazu:
In dem Ökonomisch schwachen Kleinterritorium der gefürsteten Grafschaft
Hohenzollern-Hechingen (Abb. 1) aber entwickelte sich im 17. und 18. Jahrhundert eine
dramatische Auseinandersetzung zwischen den-Untertanen und ihrem Landesherrn. Sie war
revolutionäir und wurde durch einen fast 100 Jahre andauernden Rechtsstreit vor den
höchsten Reichsgerichten und dem Kaiser ausgetragen. Der Prozeß ging als ..... Land und
Leute verderblicher Untertanenprozef" in die deutsche Rechtsgeschichte ein (Abb. 2). Zu
den Streitpunkten zählten die erdriückenden Fron- und Abgabelasten der Leibeigenen sowie
die Einschränkung der agrarwirtschaftlichen Nutzungsrechte. Weit im Vordergrund aber
stand der Kampf um die Erhaltung der ,,freien Pürsch".
hieraus


Ich habe mal irgendwo eine Karte von Hohenzollern-Hechingen für diese Zeit gesehen und allerdings stelle ich es mir schwierig vor, aus solchen Territorien in dem Zuschnitt genügend Gelder für eine aufwändigere Hofhaltung oder gar Bautätigkeit zu schöpfen.

damit hast Du zweifellos recht.
Aber der Grund sind nicht die zu geringen Einnahmen, sondern die zu großen Ausgaben.
Der Versuch mit "den großen Hunden zu brunzen".
Rustikal ausgedrückt.
 
Ich habe mal irgendwo eine Karte von Hohenzollern-Hechingen für diese Zeit gesehen und allerdings stelle ich es mir schwierig vor, aus solchen Territorien in dem Zuschnitt genügend Gelder für eine aufwändigere Hofhaltung oder gar Bautätigkeit zu schöpfen.

Im Vergleich zu anderen Zaunkönigen ist Hohenzollern-Hechingen noch riesig!

Was sagst du erst zu den Grafschaften Rieneck, Wertheim, Ortenburg, Falkenstein oder Wied! Auch diese Miniterritorien wollten mit den Großen mithalten und verschuldeten sich dabei bis über beide Ohren! Über einigen Ländern schwebte ständig das Schwert des Sequester und nicht wenige Potentaten ereilte die Zwangsverwaltung auch.
 
Die Rienecker fielen schon 1559 an Mainz und Würzburg. Wertheim ist aber ein gutes Beispiel, ich arbeite gerade daran.
 
Im Vergleich zu anderen Zaunkönigen ist Hohenzollern-Hechingen noch riesig!

Was sagst du erst zu den Grafschaften Rieneck, Wertheim, Ortenburg, Falkenstein oder Wied! Auch diese Miniterritorien wollten mit den Großen mithalten und verschuldeten sich dabei bis über beide Ohren! Über einigen Ländern schwebte ständig das Schwert des Sequester und nicht wenige Potentaten ereilte die Zwangsverwaltung auch.
Hm, dann steht das natürlich im Gegensatz zu diesen Aussagen: http://www.geschichtsforum.de/451103-post168.html
:grübel:

Aber gerade darum geht es mir ja auch, wenn ich eine Position eines Historikers/einer Historikerin lese, diese mit augenfälligen Beispielen zu überprüfen, die mir so mehr oder weniger zufällig unterkommen.:winke:

Wenn ich durch ein kleines ehem. selbstständiges (reichsständisches) Territorium fahre und mir fallen 1-2 (und mehr) große Schlösser oder andere Anlagen aus einem Zeitraum auf, macht mich das stutzig und ich frage mich, wie man das wohl bezahlen konnte. In der Regel ist dann die Antwort, man konnte das auch nicht bezahlen. Ansbach mit seinem gewaltigen Schlossneubau, Bayreuth mit einer imposanten Zahl neu angelegter Schlösser und Gärten waren über beide Ohren verschuldet.

Schaut man sich das an, sind ja auch andere Aspekte einleuchtend. In der Regel braucht man eben auch eine solide Finanzlage (neben einem achtungsgebietenden Militär und geschickten diplomatischen Beziehungen), um politisch eine Rolle zu spielen. Schwer verschuldete Staaten hingegen gerieten mehr und mehr in Abhängigkeit zu ihren Gläubigern, waren das nun Aus- oder Inländer. Große Ausgaben zwangen dann und wann auch die Herrscher den, so denn vorhandenen, Landständen Zugeständnisse zu machen oder zumindest den Ausbau der Vormacht gegenüber diesen nicht weiter voran zu treiben.
Aber das ist wahrscheinlich ein anderes Thema.

Also welche Staaten haben wir bis jetzt?:
Hohenzollern-Hechingen: Schlossbau, Jagdleidenschaft
Bayreuth: Schlossbauten, Parkanlagen, Künstler verschiedener Art (Opernhaus)
Ansbach: Schlossneubau, Jagdleidenschaft
Hohenlohe-Weikersheim: verhältnismäßig aufwändige Hofhaltung, neue Innenausstattung, Parkanlage, Jagd
Kursachsen: aufwändige Hofhaltung, Kunstsammlung, Schlossbau (?):grübel:

Bei Kursachsen überlege ich noch. Grundsätzlich steckte es schon vor dem 7-jährigen in einer finanziellen Misere, welche zu der Abstockung des Militärs als Gegenmaßnahme führte. Ein wenig mögen auch die Auswirkungen der Ausgaben im Österr. Erbfolgekrieg eine Rolle gespielt haben. Andere Staaten hingegen hatten sich aber zwischen 1748 und 1756 wieder finanziell erholt.
Brühls Hauptaugenmerk und darin war er tatsächlich eifrig, war immer neue Geldquellen zu suchen, um die Sammelleidenschaft seines Kurfürsten und das Hofleben zu finanzieren. Überdies mussten die Zahlungen im Zuge des Erwerbs der polnischen Krone und der damit verbundenen prunkvollen Einzüge reingeholt werden.
Eine Auswertung zu Kursachsen ist etwas schwierig, da dort der große Kassensturz unter Kurfürst Friedrich Christian erst nach dem 7-jährigen gemacht wurde. Die vom Krieg verursachten Schulden und die anderen auseinander zu dividieren dürfte schwierig sein.

Schönes Wochenende!:winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hm, dann steht das natürlich im Gegensatz zu diesen Aussagen: http://www.geschichtsforum.de/451103-post168.html
:grübel:

Aber gerade darum geht es mir ja auch, wenn ich eine Position eines Historikers/einer Historikerin lese, diese mit augenfälligen Beispielen zu überprüfen, die mir so mehr oder weniger zufällig unterkommen.:winke:

Wenn ich durch ein kleines ehem. selbstständiges (reichsständisches) Territorium fahre und mir fallen 1-2 (und mehr) große Schlösser oder andere Anlagen aus einem Zeitraum auf, macht mich das stutzig und ich frage mich, wie man das wohl bezahlen konnte. In der Regel ist dann die Antwort, man konnte das auch nicht bezahlen. Ansbach mit seinem gewaltigen Schlossneubau, Bayreuth mit einer imposanten Zahl neu angelegter Schlösser und Gärten waren über beide Ohren verschuldet.

Schaut man sich das an, sind ja auch andere Aspekte einleuchtend. In der Regel braucht man eben auch eine solide Finanzlage (neben einem achtungsgebietenden Militär und geschickten diplomatischen Beziehungen), um politisch eine Rolle zu spielen. Schwer verschuldete Staaten hingegen gerieten mehr und mehr in Abhängigkeit zu ihren Gläubigern, waren das nun Aus- oder Inländer. Große Ausgaben zwangen dann und wann auch die Herrscher den, so denn vorhandenen, Landständen Zugeständnisse zu machen oder zumindest den Ausbau der Vormacht gegenüber diesen nicht weiter voran zu treiben.
Aber das ist wahrscheinlich ein anderes Thema.

Also welche Staaten haben wir bis jetzt?:
Hohenzollern-Hechingen: Schlossbau, Jagdleidenschaft
Bayreuth: Schlossbauten, Parkanlagen, Künstler verschiedener Art (Opernhaus)
Ansbach: Schlossneubau, Jagdleidenschaft
Hohenlohe-Weikersheim: verhältnismäßig aufwändige Hofhaltung, neue Innenausstattung, Parkanlage, Jagd
Kursachsen: aufwändige Hofhaltung, Kunstsammlung, Schlossbau (?):grübel:

Bei Kursachsen überlege ich noch. Grundsätzlich steckte es schon vor dem 7-jährigen in einer finanziellen Misere, welche zu der Abstockung des Militärs als Gegenmaßnahme führte. Ein wenig mögen auch die Auswirkungen der Ausgaben im Österr. Erbfolgekrieg eine Rolle gespielt haben. Andere Staaten hingegen hatten sich aber zwischen 1748 und 1756 wieder finanziell erholt.
Brühls Hauptaugenmerk und darin war er tatsächlich eifrig, war immer neue Geldquellen zu suchen, um die Sammelleidenschaft seines Kurfürsten und das Hofleben zu finanzieren. Überdies mussten die Zahlungen im Zuge des Erwerbs der polnischen Krone und der damit verbundenen prunkvollen Einzüge reingeholt werden.
Eine Auswertung zu Kursachsen ist etwas schwierig, da dort der große Kassensturz unter Kurfürst Friedrich Christian erst nach dem 7-jährigen gemacht wurde. Die vom Krieg verursachten Schulden und die anderen auseinander zu dividieren dürfte schwierig sein.

Schönes Wochenende!:winke:

recht genau, wofür die ganze Kohle draufging, weiß man bei Ernst Ludwig von hessen Darmstadt, der 1739 in seinem Jagdschloss Jägersburg bei Groß- Rohrheim starb. Im Vorjahr konnte der Landgraf sein 50 jähriges Regierungsjubiläum feiern, wobei Parforcejagden, italienische Oper und französisches Theater einander abwechselten. Erste Reformpläne blieben wegen des Spanischen Erbfolgekrieges stecken. wegen einer Finanzkrise musste Ernst Ludwig seine Lustbarkeiten einschränken, da Oper, Theater und Jagden die Kassen überstrapazierten. Daraufhin ließ sich Ernst Ludwig auf halsbrecherische Spekulationen und Finanzoperationen ein, wobei kostspielige Goldmacherexperimente die fínanzielle Lage verschlechterten. So übernahm Ernst Ludwigs Nachfolger, Ludwig VIII. einen mit mehreren Millionen Gulden verschuldeten Staat.
 
Bei Kursachsen überlege ich noch. Grundsätzlich steckte es schon vor dem 7-jährigen in einer finanziellen Misere, welche zu der Abstockung des Militärs als Gegenmaßnahme führte. Ein wenig mögen auch die Auswirkungen der Ausgaben im Österr. Erbfolgekrieg eine Rolle gespielt haben. Andere Staaten hingegen hatten sich aber zwischen 1748 und 1756 wieder finanziell erholt.
Brühls Hauptaugenmerk und darin war er tatsächlich eifrig, war immer neue Geldquellen zu suchen, um die Sammelleidenschaft seines Kurfürsten und das Hofleben zu finanzieren. Überdies mussten die Zahlungen im Zuge des Erwerbs der polnischen Krone und der damit verbundenen prunkvollen Einzüge reingeholt werden.
Eine Auswertung zu Kursachsen ist etwas schwierig, da dort der große Kassensturz unter Kurfürst Friedrich Christian erst nach dem 7-jährigen gemacht wurde. Die vom Krieg verursachten Schulden und die anderen auseinander zu dividieren dürfte schwierig sein.
Thomas Nicklas hebt als Vorlieben Friedrich August III. Jagd und Kunstleidenschaft hervor. Immerhin habe sich die Dresdener Sammlung jenen von Rom und Versailles messen können.

Zu der finanziellen Lage bemerkt Nicklas:
"Der nächste Waffengang schien unvermeidlich. Angesichts der äußerst gefährdeten Lage der albertinischen Lande im österreichisch-preußischen Spannungsfeld wäre es erforderlich gewesen, das wirtschaftliche und gesellschaftliche Potential des Kurstaates besser zu entwickeln. ... Gerade vor diesen inneren Herausforderungen hat das Brühlsche System jedoch vollkommen versagt. Die Regierung sah ihre Hauptaufgabe nicht darin, den Einfallsreichtum und den Leistungswillen der Untertanen zu fördern, sondern sog sie mit hohen Steuern aus. Wo die Einnahmen nicht hinreichten, nahm man seine Zuflucht im Schuldenmachen, so daß die kursächsischen Staatsfinanzen beim Beginn des Siebenjährigen Krieges 1756 bereits völlig zerrüttet waren.
..."
*

Offenbar war ein Hauptaugenmerk Brühls weniger auf die Erlangung einer guten Bilanz als auf eine ständige Befriedigung der Nachfrage nach Geld für die Ziele seines Fürsten und sich selbst ausgerichtet. Immerhin auf seinen eigenen Besitzungen attestiert man Brühl sich als geschickter Ökonom erwiesen zu haben.

*
Thomas Nicklas: "Friedrich August III." hier S. 198
in "Die Herrscher Sachsens - Markgrafen, Kurfürsten, Könige. 1089-1918" (F-L Kroll Hrsg.) beck'sche Reihe, München, 2007
 
Selbst Friedrich der II. (Hohenzollern) war eigentlich in seiner Kronprinzenzeit permanent pleite, was bei seinem knauserigen Vater nicht verwundert und auch bestimmt nicht gut ankam. Fischer-Fabian schreibt, dass er sogar Subsidien aus Wien bezog, was schon denTatbestand der Korruption und des Hochverrats erfüllt.
Das was der preußische Hofstaat unter dem Soldatenkönig FW I. jährlich verbrauchte, hätte in Sachsen bei August dem Strarken nicht mal für ein Feuerwerk gereicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hohenlohe-Langenburg scheint zumindest relativ finanziell solide gewesen zu sein, da es zusammen mit anderen Grafschaften Hohenlohe-Weikersheim im zweiten Jahrhundertviertel des 18.Jh. mit einer Finanzspritze von 50.000 Gulden aushalf.
Die rosige finanzielle Lage Hohenlohe-Langenburg änderte sich allerdings gravierend mit dem Umbau eines Teils des Residenzschlosses Langenburg zwischen 1754 (Beginn der endgültigen Planungen) und 1762. Waren die Schulden am Beginn der Baumaßnahmen noch recht überschaubar und wurden zum Teil durch den Verkauf von Silber auf etwa 6.000 fl. abgesehen von den gemeinschaftlichen Schulden (von denen 15.000 fl. auf die Langenburger Linie entfielen) gedrückt, hatten sie 1767, also zwei Jahre nach dem Tod des Bauherrn Fürst Ludwig (Graf/Fürst 1715-65), schon die bträchtliche Summe von fast 50.000 fl. erreicht. Allein zum Umbau des Schlosses, welcher einem Neubau des Ostflügels nebst Torhaus und Brückenanlagen gleichkam, wurden über 21.500 fl. aufgewendet. Für einen kleinen Staat wie Hohenlohe-Langenburg, der im ersten Viertel des 18.Jh. nur etwa 3.000 Einwohner in einem runden Dutzend Dörfern außer der Residenz, bedeutete dies schon eine enorme Belastung. Vor allem muss man dies in Relation zu den überschaubaren Einnahmen aus den gemeinschaftlichen Einkünften mit den Kirchbergern und Ingelfinger sowie den eigenen sehen. Aus den gemeinschaftlichen Einkünften kamen bspw. nicht mal 2.000 fl. an die gräfliche Kasse(!).

Einige Dinge sind hier anzumerken. Denn es scheint sich nicht um unbedingt unnötige Ausgaben gehandelt zu haben. Der Schlossbau war marode und das Bauvorhaben wurde mehrfach aus Kostengründen aufgeschoben, auch wenn bereits 1720 eine Planung vorlag. Auch wurde vermieden, dass den Untertanen übergebührlich der Bau zur Last fiel, denn die Deckung der Kosten wurde versucht, aus dem Privatvermögen der gräflichen Familie zu schöpfen. Daneben mussten freilich immer neue Gläubiger aufgetan werden, wozu letztlich auch viele Untertanen zählten.

Ein Problem war neben dem Schlossbau in Langenburg, dass dies eben nicht die einzigen größeren Ausgaben in den letzten Regierungsjahren des Grafen Ludwig waren. Zum einen verschlangen die Bildungsreisen der Söhne Unsummen, dann schlug die Aussteuer der ältesten Tochter mit 5.000 Gulden zu Buche, an einem kleineren Schlösschen begannen auch Bauarbeiten und am Ende mussten für die prunkvollen Beisetzungsfeierlichkeiten des Fürsten 3.000 fl. aufgebracht werden.*

Der Aufsatz von Taddey ist sehr interessant, weil er erhellt wie selbst halbwegs sparsam regierte Kleinstaaten in eine finanzielle Misere steuerten und das, obwohl für die Besoldung selbst der Spitzenverdiener des höfischen und staatlichen Apparates keine großen Summen ausgegeben wurden.

*
Gerhard Taddey: "Barockbau im Kleinterritorium - Planung, Durchführung, Finanzierung" in: "Barock in Baden-Württemberg" Bd. 2, G.Braun, Karlsruhe, 1981, S. 145-153
 
Zurück
Oben