Prager Frühling als Teil der internationalen 68er Revolte?

Simon

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Mir ist vor kurzem aufgefallen, dass der Prager Frühling "zufällig" auch im Jahr 1968 war und ich hatte mal gelesen, auch dieser sei von großen Teilen von der Jugend getragen worde.
Daher die frage, ob man den Prager Frühling in die Reihe der westlichen Jugendrevolte von 68 einreihen kann. Dafür spräche eben die zeitliche Übereinstimmung und dass er durch die Jugend getragen wurde, die gegen das vorherrschende System rebellierte.

Dagegen spräche, dass vorallem in der BRD und Frankreich die politische richtung sehr links ausgeprägt war und sich auch am Realsozialismus orientierte(Che,Lenin,Ho Chi Minh als Ikonen). Der Prager Frühling richtete sich eben gegen diesen Realsozialismus.
 
Der Prager Frühling wollte mWn einen Sozialismus mit "menschlichem Antlitz" war also imho ähnlich orientiert wie die westlichen Bewegungen.
 
@Simon: Dagegen spräche, dass vorallem in der BRD und Frankreich die politische richtung sehr links ausgeprägt war und sich auch am Realsozialismus orientierte(Che,Lenin,Ho Chi Minh als Ikonen). Der Prager Frühling richtete sich eben gegen diesen Realsozialismus.
Die 68er, mit Verlaub, hatten nix mit dem damals existierenden Realsozialismus zu tun. Es war eine Auflehnung gegen etablierte festgefahrene Strukturen, deren Wurzeln bis ins Dritte Reich führten. Und um erst recht eine "Alternative" zu bieten, war die Mao-Bibel damals ein Bestseller. Es ging nicht darum etwas wirklich Neues zu machen, sondern das Alte aufzubrechen und zu zerstören. Entschuldigung, ich verärgere viele Forenteilnehmer, aber ihr wart "Salonkommunisten".

In der CSSR hatten die Bürger 1968 ihre Erfahrungen mittlerweile gemacht. Mao war kein Thema. Der Kapitalismus aber auch nicht, da muss man nur in die Tageszeitung sehen. Der Sozialismus mit menschlichem Antlitz entpuppte sich, wie auch 1989 in der DDR, als eine schön klingende intellektuelle Spinnerei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die 68er, mit Verlaub, hatten nix mit dem damals existierenden Realsozialismus zu tun.

wie meinst du das?
Dutschke und der SDS orientierte sich doch schon Realsozialismus der UdSSR und der DDR. Lenin und Luxenburg Plakate auf Demos sind da doch auch nicht zufällig gewesen!?


Richtete sich die Bewegung des Prager Frühlings auch
gegen etablierte festgefahrene Strukturen
?
 
Mitte der 1960er Jahre war es im Ostblock allgemein zu einer inneren Öffnung gekommen. Kultur und Kunst durfte allerhand Kritik am System veröffentlichen.
In der CSSR kam es zur weitesten Bewegung, den Sozialismus zu reformieren. Alexander Dubcek wollte den Sozialismus unter Führung der Kommunisten nicht abschaffen! Parallelen zur 68er-Bewegung des Westens gab es also gar nicht. Ähnliches hatte Egon Krenz und die SED in der DDR von 18.10.-3.12.1989 vor.

Walter Ulbricht

In der DDR wurde bis ca.1966 diese innere Öffnung wieder rückgängig gemacht. Allerhand DDR-Filme verschwanden im Giftschrank der Kommunisten ("Spur der Steine", "Das Kaninchen bin ich", usw.). Die U-Musik der DDR beschränkte sich wieder auf deutschsprachige Texte. Gelegentlich wurden englischsprachige Titel gecovert. Die Musikstile des Westens durften gespielt werden, aber eben mit deutschen Texten (die Puhdys hatten Anfang der 70er Jahre musikalische Elemente von Deep Purple in ihren Hardrocktiteln).
1978 durfte auch spanisch gesungen werden, da die Weltfestspiele in Cuba stattfanden.
 
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