Unbeliebt muss man eben auch einschränken und zwischen der Stimmung in der Hauptstadt Berlin und der in den Gegenden diferenzieren, wo Friedrichs Taten positive Auswirkungen hatten.
Wer zum Beispiel selber vom Krieg nicht betroffen war, glorifiziert leichter den Feldherren Friedrich, was schon damals gemacht wurde, man denke nur an die Vivat-Bänder und Zeugnisse der Volkskunst, fliegende Blätter etc., auf welchen Friedrich als großer Sieger dargestellt wurde. Da der sächsische Kurfürst schon als Kurprinz zum katholischen Glauben übergetreten war, hatte Preußen recht unangefochten den Nimbus der protestantischen Schutzmacht inne. Über Johann Wolfgang von Goethe bekommst Du auch eine Sichtweise auf Friedrich, ein Teil seiner Familie schätzte ihn sehr, der andere war auf der Seite des Kaisers. Da sein Elternhaus in Frankfurt stand, ist das auch ein Hinweis auf die überregionale Wirkung Friedrich II..
Dann muss man wieder sehen, wie zurückgezogen Friedrich lebte. Ich erwähnte es schon. Auch wenn seine Allgegenwärtigkeit auf seinen Inspektionsfahrten etc. vom Volksmund wahrgenommen wurde und Niederschlag bspw. in den Heimatsagen fand, so wirkte er auch unnahbar und weit entrückt, eben weil er scheinbar keinen Lastern frönte. Hinzu kommt, dass er sich scheinbar wenig Neuem aufgeschlossen zeigte. Die Mitglieder seiner berühmten Tafelrunde von Sans-Souci, wie man sie auf dem historistischen Gemälde von Menzel sieht, starben aus, aber er hielt an diesen alten Ansichten fest. Sicherlich waren Maupertuis, Voltaire und all die anderen einige der bedeutensten Persönlichkeiten, aber dennoch wird Friedrich II., bei all seinem Geist, vorgeworfen die neuen Strömungen in Deutschland nicht mehr erkannt zu haben.
Während Friedrich Reformvorhaben im eigenen Staat durchführte, was, wie Du betontest die Justiz bspw. betrifft, so verhinderte er mit dem Fürstenbund aber auch eine Konsolidierung auf Reichsebene, welche freilich Einschnitte für die Libertät der Reichsstände bedeutet hätte.
Besonders schwierig ist ja das Thema Moral, welches ein ganz eklatantes Kernmoment im Disput der Aufklärer war. Friedrich zeigte Zeichen eines aufklärerischen Denkens innenpolitisch, während er außenpolitisch, vor allem wenn man an die Teilung Polens oder dem Begehren auf eine Schädigung bzw. Einverleibung Sachsen denkt, völlig den moralischen Gedanken seiner eigenen Philosophen widersprach, freilich unter dem Vorbehalt, das Beste für den Staat damit zu tun.
Ich denke manche dieser Diskrepanzen machten schon den Zeitgenossen einen Blick auf die Herrscherperson des Königs schwierig und umgab ihn mit der Aura des Geheimnisvollen...