Preußische Annexionen 1866

Ich hab soeben nochmal ein Buch über den ersten Weltkrieg gelesen und da wird natürlich auch nochmal kurz die polit. Situation davor beschrieben.
Bei dem Krieg 1866 gegen Österreich verzichtete Preußen auf Annektionen bei Österreich, um diesen für ein Bündnis zu gewinnen.
Wenn Preußen jetzt aber doch Gebiete von Österreich annektiert hätte, welche wären das denn dann gewesen?
Evtl. Böhmen und/oder Mähren?

Das gleiche dann 1870 nur umgekehrt. Österreich wartete auf den ersten Erfolg der französischen Armee um dann aktiv in den Krieg eingreifen zu können. Leider kam der nie und damit auch kein erneuter Krieg zwischen Preußen und Österreich. Wenn er aber gekommen wäre, was wären dann evtl. die österreichischen Kriegsziele gewesen?
Man verlor ja 1866 kein Staatsgebiet an Preußen!
Hätte man evtl. wieder um Schlesien gekämpft - oder galt dies schon als zu "preußisch" um nochmal österreichisch zu werden?
Oder gar um Bayern?

Wenn einer eine Antwort weis, oder ihn dieses Thema inmteressiert kann er gerne antworten.
Würde mich über jede Beteiligung freuen
 
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Das gleiche dann 1870 nur umgekehrt. Österreich wartete auf den ersten Erfolg der französischen Armee um dann aktiv in den Krieg eingreifen zu können. Leider kam der nie und damit auch kein erneuter Krieg zwischen Preußen und Österreich.

Leider?

Leider hat der Weihnachtsmann seinen Rutenplaner schon eingepackt. Diese Bemerkung wäre ihm einige Rutenstreiche wert gewesen.
 
Sorry für die falsche Formulierung!
Natürlich bin ich froh, dass er (der franz. erfolg) weggeblieben ist.
Das "leider" habe ich auf das damalige Österreich bezogen, für die es wünschenswert gewesen wäre!
Nix für ungut ;)
 
Wenn Preußen jetzt aber doch Gebiete von Österreich annektiert hätte, welche wären das denn dann gewesen?
Evtl. Böhmen und/oder Mähren?


Wenn einer eine Antwort weis, oder ihn dieses Thema inmteressiert kann er gerne antworten.
Würde mich über jede Beteiligung freuen

Also meine Antwort wäre diese; in Weihnachtszeiten verstehe ich eine gewisse Lust am Spekulatius , aber die vielen :hätte- würde-vielleicht-wenn und wäre -die gehören nunmal nicht hier ins Forum. Ich bitte dich dieses Gebäck nun beiseite zulegen und deinen Geschmack auf Fakten und gesicherte Erkenntisse zu leiten ! :)
 
Möchte aber gerne etwas Substanzielles zum Thema preuß. Annexion 1866 beitragen :fs:

Die Schlacht bei Langensalza war das erste größere Gefecht auf dem westlichen Kriegschauplatz während des Deutschen Krieges. Die Schlacht fand am 27. Juni 1866 statt. Auf diesem Kriegsschauplatz standen Preußen und sein norddeutscher Verbündeter Sachsen-Coburg und Gotha dem mittlerweile außenpolitisch isolierten Königreich Hannover gegenüber. Es war die erste Schlacht des Deutschen Krieges :

...Auf die falsche Nachricht hin, dass die Hannoveraner von Langensalza nach Nordosten zu entweichen versuchten, marschierte ein kleinerer preußischer Truppenverband dorthin, um dies zu verhindern. Daraus entwickelte sich am 27. Juni 1866 die Schlacht bei Langensalza..................
Insofern hatte das Gefecht bei Langensalza auch eine politische Bedeutung. Alles hing jedoch vom Ergebnis des Kampfes zwischen den Hauptkontrahenten Preußen und Österreich ab. Die Entscheidung fiel bereits sechs Tage später mit dem preußischen Sieg über die österreichische Armee bei Königgrätz. Jetzt lag das Schicksal des Königreichs Hannover in preußischen Händen. Schon längst von Bismarck beabsichtigt, bewilligte der preußische Landtag am 20. September die Annexion Hannovers........

http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Langensalza
 
Wenn er aber gekommen wäre, was wären dann evtl. die österreichischen Kriegsziele gewesen?
Mindestens die Wiedergewinnung dessen, was man 1866 verloren hatte.
Deutschritter schrieb:
Man verlor ja 1866 kein Staatsgebiet an Preußen!
Dafür aber die Stellung und den Einfluss Österreichs in Deutschland.
Deutschritter schrieb:
Hätte man evtl. wieder um Schlesien gekämpft - oder galt dies schon als zu "preußisch" um nochmal österreichisch zu werden?
Es galt gewiss nicht als zu "preussisch", den im Falle einer Niederlage Preußens im Deutschen Krieg hätte Österreich Schlesien zu annektieren versucht.
Siehe "Der Deutsche Bund" von Jürgen Angelow
 
Mindestens die Wiedergewinnung dessen, was man 1866 verloren hatte.


Seit 1866 gab es den Nordeutschen Bund und mit den Süddeutschen Staaten gab es Schutz und Trutzbündnisse, von daher glaube ich, das diese Zielsetzung nicht wirklich realistisch war.

Österreich hatte sich ja auch schnell mit Deutschland arrangiert, nachdem Frankreich den Krieg verloren hatte und es wurde eine dauerhaften Allianz vereinbart. Zuerst das DreiKaiserAbkommen und später dann den Zweibund.
 
Seit 1866 gab es den Nordeutschen Bund und mit den Süddeutschen Staaten gab es Schutz und Trutzbündnisse, von daher glaube ich, das diese Zielsetzung nicht wirklich realistisch war.
Diese beruhten erheblich auf der Macht Preußens. Eine schwere Niederlage dieser Macht hätte daher auch diesen Bündnissen ein Ende setzen können.

amicus schrieb:
Österreich hatte sich ja auch schnell mit Deutschland arrangiert, nachdem Frankreich den Krieg verloren hatte
Nachdem dem Krieg war die preußische Macht in Deutschland noch stärker und gefestigter geworden, was die Chance Österreichs zur Revesion der entstandenen Ordnung weiter senkten. Gleichzeitig war das Deutsche Reich noch die freundlichste, benachbarte Großmacht, die auc bereit war Österreich zu unterstützen, was die Zusammenarbeit erleichterte.
amicus schrieb:
und es wurde eine dauerhaften Allianz vereinbart. Zuerst das DreiKaiserAbkommen und später dann den Zweibund.
Das Dreikaiserabkommen und der Zweibund waren nur "Minimallösungen", die die Position des Deutschen Reiches stärken sollten.
 
Eine schwere Niederlage dieser Macht hätte daher auch diesen Bündnissen ein Ende setzen können.

Die Franzosen in ihrem Bemühen Preußen zu demütigen, sind einfach zu weit gegangen, und deshalb hatte Preußen eigentlich ganz Deutschland hinter sich, bei diesem Krieg . Ob die Bündisse daran gescheitert wären, möchte ich nicht beurteilen.


Das Dreikaiserabkommen und der Zweibund waren nur "Minimallösungen", die die Position des Deutschen Reiches stärken sollten.

Der Zweibund war im ganz besonderen Interesse Österreichs, da er vorsah, dass das Deutsche Reich Österreich im Falle eine russischen Angriffs militärisch unterstützt. Im Gegenzug sah er nur eine österreichische Neutralität im Falle eines französischen Angriffs auf das Deutsche Reich vor.

Grüße
Amicus
 
Die Franzosen in ihrem Bemühen Preußen zu demütigen, sind einfach zu weit gegangen, und deshalb hatte Preußen eigentlich ganz Deutschland hinter sich, bei diesem Krieg .
Diese Form der "Demütigung" wurde durch die Aktionen Bismarcks provoziert. Die deutliche Unterstützung Preußens gegen Frankreich lag eher in der wachsenden antifrazösischen Einstellung in Deutschland begründet.
amicus schrieb:
Der Zweibund war im ganz besonderen Interesse Österreichs, da er vorsah, dass das Deutsche Reich Österreich im Falle eine russischen Angriffs militärisch unterstützt. Im Gegenzug sah er nur eine österreichische Neutralität im Falle eines französischen Angriffs auf das Deutsche Reich vor.
Natürlich war der Zweibund auch im Interesse Österreich-Ungarns.
Es war allerdings das Deutsche Reich, das ein Bündnis anstrebte, das Österreich-Ungarn an das Deutsche Reich binden sollte.
Die genannte österreichische Neutralität war für das Kleindeutsche Reich von ähnlicher Bedeutung wie die Unterstützung Österreich-Ungarns gegen Russland denn es garatierte dem Kleindeutschen Reich das Österreich-Ungarn nicht mit Frankreich gegen Preußen verbünden würde, was die Situation, wie sie 1870 drohte, ausschloss und einen Mehrfrontenkrieg weniger wahrscheinlich machte.
 
Diese Form der "Demütigung" wurde durch die Aktionen Bismarcks provoziert.


Bismarck Provokation durch die Manipulation an der "Emser Depesche" ging die französische Provokation voraus, denn was aber der Kaiser der Franzosen verlangte, war doch wohl ein wenig sehr heftig. Frankreich hatte doch diplomatisch bereits triumphiert, aber es musste überflüssigerweise noch eines durch die Demütigung Preußens draufgesetzt werden.
Die deutliche Unterstützung Preußens gegen Frankreich lag eher in der wachsenden antifrazösischen Einstellung in Deutschland begründet.


Als die manipulierte Emser Depesche öffentlich wurde, wurde die diplomatische Anglelegenheit zu eine Sache des ganzen Volkes. Der Konflikt wurde quasi nationalisiert. Die französische Regierung hat mit seiner Diplomatie das deutsche Nationalgefühl mobilisiert.

..., das Österreich-Ungarn an das Deutsche Reich binden sollte.


Bismarck sah in dem Zweibund ein Defensivbündis, das helfen sollte Kriege zu vermeiden.

Die genannte österreichische Neutralität war für das Kleindeutsche Reich von ähnlicher Bedeutung wie die Unterstützung Österreich-Ungarns gegen Russland denn es garatierte dem Kleindeutschen Reich das Österreich-Ungarn nicht mit Frankreich gegen Preußen verbünden würde, was die Situation, wie sie 1870 drohte, ausschloss und einen Mehrfrontenkrieg weniger wahrscheinlich machte.


Die Neutraliät von Österreich-Ungarn war natürlich wichtig.
Ich wollte deutlich machen, das der Beitrag des Deutschen Reiches ungleich größer war, denn es wurde verpflichtet ggf. militärisch zugunsten Österreich-Ungarns gegen Russland einzugreifen, während Österreich-Ungarn im Falle eines Angriffs Frankreichs lediglich neutral bleiben musste. Das ist schon ein Qualitätsunterschied.
 
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Liebe Beitragschreiber, bitte laßt das Thema hier bei Frage +Antworten nicht aus dem Auge; "Preuß. Annexionen 1866 " .


Zum 1866 und 1870/ 71 -er Krieg bitte in den entsprechenden Pfad z.B. hier :

http://212.227.62.226/geschichtsforum/showthread.php?t=11203 oder

zum "Deutschen Kaiserreich " wechseln, alle späteren Mitleser werden es euch zwecks Wiederauffindbarkeit danken :)
 
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Die Frage von Annektionen oder Nicht-Annektionen ist nur ein Teil der Psychologie von Krieg bzw. dessen Vorbereitung.
Wie zuvor richtig angemerkt, hatte Frankreich ja in der Frage des spanischen Thrones bereits seinen Erfolg gehabt! Nur die -Verzeihung- dämliche "Emser Depesche" war ein Schritt zu weit und zog in der gekürzten-verschärften Form von Bismarck den Krieg nach sich. Es war schon ein seltsames Benehmen, einem der gekrönten europäischen Häupter (Wilhelm I.) im Kurort in rüder Form durch den Gesandten die Depesche zukommmen zu lassen.

Desweiteren gedenke man der Position Bismarcks nach dem Sieg 1871 über Frankreich. Es wurde ihm geraten, Frankreich nicht zu stark zu belasten um es nicht dauerhaft gegen Deutschland aufzubringen. Daraufhin erwähnte Bismarck den in Frankreich nach dem deutschen Krieg 1866 sehr populären Ausspruch "Rache für Sadowa" ("Königgrätz" war für Franzosen kaum auszusprechen) und meinte, daß man Frankreich sowieso gegen sich haben würde, da es selbst bei einem Krieg, an dem es gar nicht beteiligt war, so sehr durch einen preußischen Sieg aufgebracht war!
 
Möchte aber gerne etwas Substanzielles zum Thema preuß. Annexion 1866 beitragen :fs:

Die Schlacht bei Langensalza war das erste größere Gefecht auf dem westlichen Kriegschauplatz während des Deutschen Krieges. Die Schlacht fand am 27. Juni 1866 statt. Auf diesem Kriegsschauplatz standen Preußen und sein norddeutscher Verbündeter Sachsen-Coburg und Gotha dem mittlerweile außenpolitisch isolierten Königreich Hannover gegenüber. Es war die erste Schlacht des Deutschen Krieges :

...Auf die falsche Nachricht hin, dass die Hannoveraner von Langensalza nach Nordosten zu entweichen versuchten, marschierte ein kleinerer preußischer Truppenverband dorthin, um dies zu verhindern. Daraus entwickelte sich am 27. Juni 1866 die Schlacht bei Langensalza..................
Insofern hatte das Gefecht bei Langensalza auch eine politische Bedeutung. Alles hing jedoch vom Ergebnis des Kampfes zwischen den Hauptkontrahenten Preußen und Österreich ab. Die Entscheidung fiel bereits sechs Tage später mit dem preußischen Sieg über die österreichische Armee bei Königgrätz. Jetzt lag das Schicksal des Königreichs Hannover in preußischen Händen. Schon längst von Bismarck beabsichtigt, bewilligte der preußische Landtag am 20. September die Annexion Hannovers........

http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Langensalza

Langensalza scheint mit doch etwas überbewertet. Auf preußischer Seite standen ganze 8.150 Mann mit 24 Geschützen. Ein großer Teil dieser Soldaten war eigentlich ursprünglich gar nicht für eine Verwendung im Felde vorgesehen und entsprechend mangelhaft ausgerüstet.

Auf der Seite von Hannover waren über 20.000 Soldaten mit 52 Geschützen beteiligt.

Angesichts dieser Zahlenverhältnisse hat sich die preußische Truppe achtbar aus der Affäre gezogen.
 
Mal eine andere Frage, die mich im Bezug auf Preußens reale Annexionen 1866/1867 durchaus interessieren würde:

Warum eigentlich Frankfut, Kurhessen und Hessen-Nassau?

Das man von preußischer Seite her das Kgr. Hannover annektierte erscheint folgerichtig, Das Territorium schuf nicht nur die Verbindung zwischen den altpreußisch-ostelbischen Gebieten und Rheinpreußen sondern vor allem verschaffte es Preußen auch eine besseren Zugang zur Nordsee, als es das über Schleswig und Holstein gehabt hätte, außerdem stellte es perspektivisch ein ideales Ausfalltor für die werdende rheinisch-westfälische Industrie in diese Richtung dar und war demgemäß auch dazu geeignet, zollpolitischen Druck auf die Niederlande auszuüben

Warum aber die anderen und ausgerechnet diese Territorien?

Auch im Hinblick darauf dass man dadurch immerhin 2 regierende Fürsten enttrhronen musste und im Hinblick auf den dadurch zu erwartenden Schaden für das "monarchische Prinzip"?
 
Wilhelm sah in Sachsen einen der "Hauptsünder" für den Ausbruch des Krieges. Sachsen sollte nach seinem Willen territorial beschnitten werden. Bismarck wusste nur zu gut, das es deutlich klüger sei, der Forderung Frankreich nach der territorialen Unversehrtheit Sachsens nachzugeben.
Dafür sollte aber mit den Verbündeten Österreichs in Norden rigors verfahren. Wilhelm wollte hier gnädiger sein, als Bismarck. Er wollte die feindlichen Souveräne zum Rücktritt zu deren Erbfolger zwingen und durch Teilannexionen zu schwächen. Bismarck wollte gleich tabula rasa machen. Er wollte keine potenziellen Verbündeten für ein Österreich, welches möglicherweise auf Revanche sinnt. Wilhelm hatte da schon echte legitimistische Gewissensbisse, aber schließlich setzte sich Bismarck durch.

Und Bismarck hatte dies auch im Vorfrieden von Nikolsburg erreicht. Dafür, das Sachsen erhalten blieb, akzeptierte der Kaiser Franz-Joseph die Entthronung des Königs von Hannover, des Kurfürsten von Hessen und des Herzogs von Nassau und die Besetzung der Stadt Frankfurt.
 
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Gemessen an der Vorgeschichte seit dem Wiener Kongress wäre es aus preußischer Sicht eigentlich auch wesentlich logischer gewesen, neben Kurhessen oder idealer Weise aber Hannover, Zugewinne im Besonderen in Sachsen zu suchen.
Die relativ enge Anlehnung Sachsens an Frankreich ist mir ebenfalls natürlich bekannt und angesichts der Tatsache, dass Sachsen an beide Vormächte des deutschen Bundes grenzte und damit potentielles Schlachtfeld und potentielles Objekt territorialer Interessen beider Mächte war, machte das auch Sinn.

Gibt es aber einen näheren Grund dafür, dass man von französischer Seite über 1866/1867 hinaus ein so deutliches Interesse am Bestand Sachsens in seinen damaligen Grenzen hatte?
Das hätte doch eigentlich mit dem Ende des Deutschen Bundes obsolet sein müssen.
Die Übermacht Preußens in Norddeutschland musste doch eigentlich so eindeutig sein, dass klar sein musste, dass sich da auch vermittels eines freundlich gesinnten Sachsens keine wirklichen Störfeuer fabrizieren lassen würden.
 
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