Priesterinnen des Apollon

Emily

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Hallo,
ich interessiere mich sehr für den Gott Apollon,und wollte einmal wissen wie seine Priesterinnen so gelebt haben.Das heißt wie man eigentlich Priesterin wurde,was ihre Aufgabe war und ob sie sich z.B an bestimmte Regeln halten mussten.
 
Es könnte sein, daß sehr viel mehr als das, was man bei Wikipedia nachlesen kann (Pythia ? Wikipedia) nicht bekannt ist.
Hauptregel: sie hatten noch Jungfrau zu sein (zumindest die Pythia); und gemeinsam mit der Oberpriesterin (theoprópoi) mußten sie sich vorher "im Wasser der 'silbernen' kastalischen Quellen reinigen." (Athina Kalogeropoulou)
Die Pythia hatte auch im heiligen Bezirk ihre Wohnung.
Als nicht mehr junge Frauen, sondern ältere Frauen als "Pythien" auswählte, kleideten diese sich wie junge Mädchen (was immer das heißen mag).
Rituell wurde mit dem Quellwasser auch der Tempel besprengt - das Opfertier wurde auch besprengt, aber von den männlichen Priestern (sog. Propheten & hósioi).
Während er Oraklezeremonie saß die Pythia im sog. Átron auf dem Dreifuß, den Omphalos berührend und in Exstase geratend.
 
Hallo,
ich interessiere mich sehr für den Gott Apollon,und wollte einmal wissen wie seine Priesterinnen so gelebt haben.Das heißt wie man eigentlich Priesterin wurde,was ihre Aufgabe war und ob sie sich z.B an bestimmte Regeln halten mussten.
So etwas wie eine einheitliche Priesterinnenschaft gab es nicht, also nicht so etwas wie einen Orden "Priesterinnen des Apollon", dem sämtliche Apollonpriesterinnen in ganz Griechenland angehörten. Zur Pythia hat Muspilli schon geschrieben, aber Apollon hatte noch viele weitere Tempel in verschiedenen griechischen Städten. Wie dort jeweils der Kultus aussah, ob es Priester oder Priesterinnen gab, wie sie lebten, welche Feste gefeiert wurden etc., all das war völlig unterschiedlich und lokal geregelt. Leider ist darüber kaum etwas bekannt.
 
In der Tat, ich ging in der Annahme, daß die Frage sich auf das Orakel von Delphi beziehen. Nur auf dieses sind meine Ausführungen zu verstehen, die ich nach der Kalogeropoulou ("Das Apollon-Heiligtum in Delphi." in Evi Melas (Hg.), Tempel & Stätten der Götter Griechenlands. Köln: DuMont Schauberg, 1979, S.132 f) angegeben habe.
 
Während er Oraklezeremonie saß die Pythia im sog. Átron auf dem Dreifuß, den Omphalos berührend und in Exstase geratend.

Kleine Korrektur: die Pythia saß im Adyton des Apollontempels, also im hinteren Bereich, der wohl gegen das übrige Cellaniveau abgesnkt war, Adyton heißt "nicht betretbar", grenzt diesen Bereich also nochmal innerhalb eines schon nur bedingt betretbaren Tempels ab. Solche Adyta kennen wir auch aus anderen tempeln, häufig auf Sizilien und in römischer Zeit auch in Syrien, dort aber immer erhöht.

Ob die Pythia wirklich auf einem Dreifuß im Sinne eines Kessels saß, ist fraglich, obwohl es bildliche Darstellungen gibt, eine berühmte Trinkschale in der Berliner Antikensammlung zeigt dies. Man muß aber auch überlegen, ob hier nicht einfach Symbole zusammengesetzt wurden, der Dreifuß gilt als Symbol des Apollon. Dreifuß kann auch einfach ein dreibeiniger Schemel sein.

Daß sie während des Orakels den Omphalos berührte, ist mir nicht bekannt, denn der befand sich eigentlich vor dem Apollontempel.
 
die Pythia saß im Adyton des Apollontempels, also im hinteren Bereich, der wohl gegen das übrige Cellaniveau abgesnkt war, Adyton heißt "nicht betretbar", grenzt diesen Bereich also nochmal innerhalb eines schon nur bedingt betretbaren Tempels ab. Solche Adyta kennen wir auch aus anderen tempeln, häufig auf Sizilien und in römischer Zeit auch in Syrien, dort aber immer erhöht.

Danke für die Korrektur; ich hatte mich da eh verschrieben. Nach der mir vorliegenden Darstellung war der hintere Teil, das Ádyton mehrfach geteilt; einmal zweistöckig: Erdgeschoß mit goldenen Kultstatue Apollons und ein Tiefgeschoß, das selbst zwei abgetrennte Bereiche hatte: den Oíkos für die Besucher (Ratsuchenden) - übrigens auch falsch von mir geschrieben: die Ratsuchende sind die theoprópoi.- Davon abgetrennt durch eine dünne Wand befand sich das Ántron mit dem "Erdspalt", der sich allerdings archäologisch wohl nicht nachweisen ließ; gefunden hat man aber wohl "eine Steinplatte, auf der die Einsatzspuren des Dreifußes und des Omphalos zu erkennen sind, sowie eine Rinne".

Daß sie während des Orakels den Omphalos berührte, ist mir nicht bekannt, denn der befand sich eigentlich vor dem Apollontempel.

Denkst du dabei an einen Standort beim Apollon Alter?

Die von mir rausgesuchten Angaben beziehen sich wohl auf die älteren Ausgrabungen (Anfang 20. Jh.); diese enge Interpretation mit der Berührung könnte aber auch von der von mir zitierten Autorin stammen. In der Nähe soll sich in alter Zeit ja auch ein "goldene[r] Dreifuß, auf einer ehernen Schlangensäule" befunden haben, der eine Stiftung nach dem Sieg von Plataia 479 v. Ztr. war.

Merkwürdig finde ich freilich, daß von Einsatzspuren die Rede ist. Die Erklärung könnte hier sein, daß man im Zuge einer kultischen Zeremonie den Gott wieder in sein Heiligtum einziehen ließ und in Folge vielleicht auch der Omphalos an seinen Platz im Tempel verbracht wurde.
A. Kalegoropoulou erwähnt zumindest, daß Apollon zwischen Dez. und Feb. des Jahres Delphi verließ und den Dionysios-Kult tolerierte und im Frühjahr von Schwänen gezogen in sein delphisches Heiligtum zurückkehrte, ein Motiv, das sich auch häufig auf Vasen finden sollte.
 
Denkst du dabei an einen Standort beim Apollon Alter?

Die von mir rausgesuchten Angaben beziehen sich wohl auf die älteren Ausgrabungen (Anfang 20. Jh.); diese enge Interpretation mit der Berührung könnte aber auch von der von mir zitierten Autorin stammen. In der Nähe soll sich in alter Zeit ja auch ein "goldene[r] Dreifuß, auf einer ehernen Schlangensäule" befunden haben, der eine Stiftung nach dem Sieg von Plataia 479 v. Ztr. war.

Merkwürdig finde ich freilich, daß von Einsatzspuren die Rede ist. Die Erklärung könnte hier sein, daß man im Zuge einer kultischen Zeremonie den Gott wieder in sein Heiligtum einziehen ließ und in Folge vielleicht auch der Omphalos an seinen Platz im Tempel verbracht wurde.
A. Kalegoropoulou erwähnt zumindest, daß Apollon zwischen Dez. und Feb. des Jahres Delphi verließ und den Dionysios-Kult tolerierte und im Frühjahr von Schwänen gezogen in sein delphisches Heiligtum zurückkehrte, ein Motiv, das sich auch häufig auf Vasen finden sollte.

Ich bin mir mit dem Omphalos jetzt auch nicht mehr ganz sicher. Derjenige, welcher heute im Museum in Delphi steht, ist wohl erst eine spätere Kopie und meines Erachtens nicht geeignet, um in einer Prozession herumgetragen zu werden, aber das muß nichts heißen, es kann auch mehrere gegeben haben, die stellvertretend für den Nabel der Welt standen.

Der goldene Dreifuß auf der Schlangensäule jedenfalls stand definitiv vor dem Tempel.

Ja, der Winterurlaub von Apollon ist eine sehr interessante Sache, er überläßt Dionysos, dessen Grab ja auch in Delphi sein soll (wir hatten das Thema Göttergräber ja schon bei den Titanen) das Heiligtum, und Dionysos ist ja geradezu das Gegenteil von Apollon. Gezogen wird der Wagen oder der Dreifuß, mit dem Apollon reist, auch gern von den hyperboreischen Greifen, die Hyperboräer, die hinter dem Nordwind wohnen, sind ja sein Ziel. Dieser Greif ist übrigens heute das Wappentier des Deutschen Archäologischen Institutes.
 
laut "Terra X - 70 - Das Delphi-Syndikat - Das Orakel von Delphi", diente der Omphalos als Auslass für berauschende Gase die der Phytia die Weissagungen ermöglichten, bzw. sie in einen Rauschzustand versetzten. De Boer (ein Geologe!?) präsentiert hier auch eine Steinplatte mit der Aufnahme für einen Dreifuss, auf dem angeblich die Phytia saß. Ich bin selbst sehr vorsichtig mit Dukumentationen und bewege mich hier in einem Bereich in dem ich nicht firm bin, aber könnte da nicht etwas wahres dran sein? Hier vierleicht als Frage an die Experten?:schau: Wie sieht die Lehrmeinung aus?

hier der link zur Doku, ab 20,25min


DOKU: Terra X - 70 - Das Delphi-Syndikat - Das Orakel von Delphi - YouTube
 
laut "Terra X - 70 - Das Delphi-Syndikat - Das Orakel von Delphi", diente der Omphalos als Auslass für rauschende Gase die der Phytia die Weissagungen ermöglichten, bzw. sie in einen Rauschzustand versetzten. De Boer (ein Geologe!?) präsentiert hier auch eine Steinplatte mit der Aufnahme für einen Dreifuss, auf dem angeblich die Phytia saß. Ich bin selbst sehr vorsichtig mit Dukumentationen und bewege mich hier in einem Bereich in dem ich nicht firm bin, aber könnte da nicht etwas wahres dran sein? Hier vierleicht als Frage an die Experten? Wie sieht die Lehrmeinung aus?

In der Tat ist es wohl ein Geologe, die die Erdspalten-Etylendioxid-Theorie als Ursache für die Ekstase der Pythia erneut lancierten: Wikipedia erwähnt Jelle de Boer, der wohl auch einmal in einer PM-Ausgabe zitiert worden sein soll; ihm widersprach laut Wikipedia ein gewisser Giuseppe Etiope: Orakel von Delphi ? Wikipedia

Zur Ergänzung die Veröffentlichung der Forschungen aus den 1990er Jahren:
- für de Boer et al z. B. J. Z. de Boer, J. R. Hale & J. Chanton, "New evidence for the geological origins of the ancient Delphic oracle (Greece)." Geology 29:8 (August 2001): 707-710.
f. die angegebene Kritik: G. Etiope et al. "The Geological Links of the Ancient Delphic Oracle (Greece): A Reappraisal of Natural Gas Occurrence and Origin," Geology 34.10 [2006] 821-24

Die Frage nach einer Lehrmeinung erscheint mir schwierig zu beantworten. Ich habe recherchiert. Lynda Walsh zitiert in einer Arbeit über Rhetorik von Orakeln den Befund bspw. in einer Anm., daß er Plutarchs Überlieferung von Dämpfen bestätigen würde. Daryn Lahoux & J. Foster hingegen lehnen diese These strikt ab; D. Lehoux, aus dessen Artikel von 2007 ich diesen Hinweis entnehme,* diskutiert aber auch kritisch die Kritik Etiopes: Etiope stellt nicht nur die de-Boer'sche Intoxikationsthese in Frage; er widerspricht auch der Entdeckung zweier Bruchlinien (Erdspalten) ab; merkwürdig nur, daß er selbst wiederum eine gelten läßt und eine alternative Intoxikationsthese (Methan) aufstellt. Lehoux scheint der Intoxikationsthese gegenüber in seinem Artikel zwar skeptisch gegenüber; er betont vor allem, daß sich die Ekstase der Pythia keinesfalls eine eine - wenn mögliche - Intoxikation reduzieren ließe.
Marianne Rydderch (2009), die im übrigen erwähnt, daß Plutarch selbst Apollon-Priester war, hingegen greift die De-Boer'sche These positiv auf, um die Überlieferungen genauer zu analysieren: http://www.arts.mq.edu.au/documents/04MRHYDDERCH_18-28.pdf

Mein Resümee der Literaturübersicht: Während man vor einem halben Jahrhundert von einer ablehnender Lehrmeinung zur Intoxikationsthese hätte sprechen können, gilt es heute höchstens als kontrovers.

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