Prognosemodelle des "Club of Rome"

thanepower

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Vor vierzig Jahren publizierten Meadows und andere die Ergebnisse ihrer Computersimulation zur prognostizierten ökologischen Entwicklung des "Ökosystems Erde".

Mit dieser Studie bzw. diesem Ansatz wurden auch sehr wichtige ideologische Grundlagen für das seither gewachsene ökologische Bewußtsein vor allem in den westlichen Industrienationen gelegt und eine wichtige ideologische Legitimation für eine "ökologische Politik" bereitgestellt, sofern man es ideologiekritisch betrachten möchte. Das Aufkommen der "Grünen" wird man in diesem Kontext sehen müssen (vgl. H. Gruhl etc.)

Sowohl das Vorgehen der Prognose, im Rahmen sehr komplexen Computersimulation, und die Darsetllung alternativer "Zukünfte" wie auch die Ergebnisse in Bezug auf das Bevölkerungswachstum, Wirtschaftswachstum und die irreversible Veränderung der Ökosysteme setzten neue Standards und erweiterte die wissenschaftliche und politische Diskussion über den Klimawandel. Und waren sicherlich auch hilfreich für die Entwicklung der "Politischen Ökologie", die sich aus der reinen ökonomischen Betrachtung löste.

Die Grenzen des Wachstums: Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit - Dennis Meadows, Donella H. Meadows - Google Books

Meadows zieht im Gespräch mit spiegel.de ein eindeutiges Resumee nach vierzig Jahren und verweist m.E. zu Recht auf das strukturell notwendige Versagen von Marktmechanismen, um die sich abzeichnende ökologische Entwicklung umzukehren.

Grenzen des Wachstums: Interview mit Dennis Meadows - SPIEGEL ONLINE

In der Zwischenzeit wurden weitere Studien publiziert, die die ursprünglichen Prognosen präzisieren sollten.

The Limits to Growth: The 30-year Update - Dennis Meadows, Jorgan Randers - Google Books

Beyond the Limits to growth: a report to the Club of Rome - Eduard Pestel - Google Books

Es sei natürlich angemerkt, dass den Modellen und ihren Prognosen teilweise deutlich widersprochen wurde.

Betrachtet man parallel dazu die Arbeiten von Diamond und seine Aussagen zum Zusammenbruch von einst mächtigen Zivilisationen, dann stellt sich die - philosophische - Frage, ob diese Zivilisationen anders gehandelt hätten, wenn sie ihren Niedergang prognostiziert bekommen hätten.

Collapse: How Societies Choose to Fail or Succeed: Revised Edition - Jared Diamond - Google Books

Sorry für den Beitrag zwischen Historie, aktuellem Rückbezug und der Betrachtung von neuen "Zukünften". Irgendwie ist es eine Form von "aktueller Historie";). Zwischen Theorien über Märkte, Ökologie und der Rationalität seiner Akteure, weil unterstellt utilitaristisch, von Entscheidungen der Eliten und der Legitimation durch die Bevölkerung. Vielleicht sind wir nicht viel weiter wie die diskutierten Wikinger (Grönland) und die Frage, ob man aus der Historie lernen kann, erscheint weiterhin sehr aktuell.

Wie warm wird die Zukunft? - SPIEGEL ONLINE
 
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Ich finde das ganz interessant, vor allem vor dem Hintergrund eines "Booms" der Zukunftsforschung in den letzten Jahren. Natürlich wurde schon immer prognostiziert, aber es scheint eine Professionalisierung statt gefunden zu haben. Große multinationale Unternehmen haben etwa in den letzten 15 Jahren vermehrt Zukunftsforschungsabteilungen gegründet bzw. den sogenannten "strategic foresight" (strategischen Blick in die Zukunft) mit in ihre Strategieentwürfe aufgenommen.
Es scheint mir so, als ob die Erwartung, zukünftige Entwicklungen würden zu gravierenden Veränderungen in globalem Maßstab führen, sich sehr weit verbreitet hat. Diese Entwicklungen umfassen aber nicht mehr, wie das im 19. Jahrhundert war, technologische und wirtschaftliche Sprünge sowie politische Umwälzungen, sondern beziehen sich viel mehr auf ökologische und soziale Faktoren, etwa Überalterung oder die Entwicklung hin zu einer gleichberechtigten Partizipation von Frauen und Männern aber auch von Alten und Jungen am gesellschaftlichen Leben.
Generell scheint es so, dass Entwicklungen undurchsichtiger geworden sind. Es reicht offenbar nicht mehr, aktuelle Trends im alltäglichen Leben durch eigene Erfahrung oder Zeitungslektüre zu "bemerken" oder auch einfach nur Zukunftsvisionen zu haben, die halbwegs nachvollziehbar sind. Heutzutage müssen ganze Abteilunge wissenschaftlich ausgebildeter Fachkräfte her, die in monatelanger Beratung und auf Basis endloser Zahlenreihen und Studien nicht nur die Zukunft voraussagen zu versuchen (das wäre z.B Meadows, der ja behauptet, der Crash sei unausweichlich und dafür die Metapher vom Autofahren in einer Lagerhalle heranzieht), sondern auch noch den "insight" haben, die Szenarien an das eigene Handeln und das voraussichtliche Handeln anderer, relevanter Akteure anzupassen und so ganze Baumstrukturen von der Zukunft zu erschaffen und diese wiederum auszuwerten.

Nach Krystek gab es folgende Perioden:
Bis in die 70er Jahre: Früherwarnung, die darauf abzielt gegenwärtige Trends zu bestimmten und auf Basis bisheriger Daten durch Hochrechnung eine Prognose abzugeben.
Bis in die 80er Jahre: Operative Früherkennung, die nicht sich nicht nur der Hochrechnugn bedient, sondern auch sogenannter Frühindikatoren, die nicht zu quantifizieren sind, aber dennoch Entwicklungen vorhersehbar machen können.
Bis in die 90er Jahre: Strategische Früherkennung, die zusätzlich zu den vorhergenannten Verfahren auch noch sogenannte "schwache Signale" miteinschließt, die oft Einzelcharakter haben. Das wären z.B. Meinungen von Experten, Tendenzen in der Rechtssprechung bestimmte Sachverhalte anders zu entscheiden oder neue Ansichten, wie sie in großen Tageszeitungen oder wichtigen Fernsehsendungen verbreitet werden.
Seit den 90er Jahren dann die strategische Frühaufklärung, oder zu Neuhochdeutsch, strategic foresight, die das Programm nochmal um die Ebene der vernetzten alternativ Szenarien erweitert.

(Anmerkung: Mir hat sich bisher nicht ganz erschlossen, wo der Unterschied zwischen den genannten Indikatoren und den "schwachen Signalen" genau liegt. Ich glaube eher hier handelt es sich im ersten Falle um Kategorien, die ausdrücklich in der Beobachtungs- bzw Datenerhebungsphase als solche formuliert wurden. Bei letzterem handelt es sich um "Signale", die mehr oder weniger "zufällig" entdeckt werden, die man bei Formulierung seiner Vorgehensweise nicht explizit aufnehmen konnte.)

Ob eine Abgrenzung in dieser Weise tatsächluch stattlich ist, möchte ich einmal dahingestellt sein lassen, was diese Periodisierung allerdings zeigt, ist das Zukunftsforschung(Zukunftologie, Zukunftsstudien, Prophententum, wie auch immer man einen Ansatz bezeichnen möchte), in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine erhebliche Systematisierung erfahren hat.

Nun wäre die Frage: Bringt das überhaupt irgendwas? Wer bedient(e) sich dieser Methoden? Stellen diese Methoden einen Gewinn für die Rezipienten der durch sie gewonnenen Ergebnisse dar (etwa im Sinne besserer Nachvollziehbarkeit von Prognosen)? Und im Anschluss an die von thanepower aufgeworfene philosophische Frage, ob Zivilisationen anders gehandelt hätten, hätte man Ihren Untergang präzise vorausgesagt, wo und wie auf Basis dieser Ergebnisse gehandelt wurde und wird.

*Krystek, Ullrich: Frühaufklärung für Unternehmen. Identifikation und Handhabung zukünftiger Chancen und Bedrohungen, Stuttgart 1993.
 
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nun, Prognosen und Weltuntergangsszenarien gabs viele, nur die des Club of Rome/Meadows sind leider bisher sehr genau eingetroffen.
Mir gefällt besonders das Bild mit dem Seerosenteich.
(in einem Teich wächst eine Seerose, deren Blätter jeden Zeitabschnitt,- Tag , monat jahr-, doppelt soviel Fläche bedecken wie im Zeitabschnitt zuvor. Wenn der Teich vollständig von Seerosenblättern bedeckt ist, wird der Teich auf grund des Lichtmangels umkippen. Niemand wird die Seerose bremsen , wenn sie die Hälfte des Teiches bedeckt, obwohl jeder weiß, das im nächsten Zeitabschnitt der Teich umkippt)

Die in den 70ern des letzten Jahrhunderts erkannten Entwicklungen und ihre Folgen sind heute bekannt, wirksame Maßnahmen nicht erfolgt. Die Eliten dieser Welt fahren diesen Planeten wie den Sportwagen durch die Industriehalle, mit Vollgas gegen die Wand.
 
Betrachtet man parallel dazu die Arbeiten von Diamond und seine Aussagen zum Zusammenbruch von einst mächtigen Zivilisationen, dann stellt sich die - philosophische - Frage, ob diese Zivilisationen anders gehandelt hätten, wenn sie ihren Niedergang prognostiziert bekommen hätten.

Vielleicht sind wir nicht viel weiter wie die diskutierten Wikinger (Grönland) und die Frage, ob man aus der Historie lernen kann, erscheint weiterhin sehr aktuell.
Ich würde eindeutig sagen: nein!

Dem Zeitalter Ludwig XV. hängt dieser Makel an: "Nach uns die Sintflut!"

War/ist es zu anderen Zeiten oder heute anders?

Interessant eine Meinung zum Interview Meadows:

"Soll ich mal die Wahrheit sagen? Es ist mir egal! In dreißig Jahren lebe ich nicht mehr und so wenig wie vorhergehende Generationen sich um spätere sorgten, mache ich es auch. Jeder der den Autoschlüssel umdreht, dem ist es im Grunde auch egal. Die Öko Bewegung ist ein Feigenblatt fürs Gewissen, die ökolog. Katastrophe wird eh kommen. Hinter vorgehaltener Hand denken viele so und ändern deswegen ihr Verhalten nicht. Spätere Generation werdens zahlen. Geht aber nur die Leute mit Kindern an, den anderen ists noch egaler."

Fraglich ist, ob es dem, der den Zündschlüssel dreht, tatsächlich egal ist, oder ob sich nur dadurch sein Lebensunterhalt realisieren läßt ...

Und damit stellt sich die Frage, ob es überhaupt möglich war/ist, im Widerstreit der verschiedensten Interessen die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Grüße
excideuil
 
Die Eliten dieser Welt fahren diesen Planeten wie den Sportwagen durch die Industriehalle, mit Vollgas gegen die Wand.
Aha, "die Eliten" sitzen also am Steuer. Ich habe da eine viel erschreckendere Vorstellung, wer das Auto steuert : Niemand ! Es steuert sich selbst (siehe auch : http://www.geschichtsforum.de/f72/g...rkl-rung-von-geschichtlichen-vorg-ngen-32594/ ). Es ist eben leichter, ein komplexes System zu schaffen als es zu steuern. Da kannst Du jede Ameise fragen.
 
Betrachtet man parallel dazu die Arbeiten von Diamond und seine Aussagen zum Zusammenbruch von einst mächtigen Zivilisationen, dann stellt sich die - philosophische - Frage, ob diese Zivilisationen anders gehandelt hätten, wenn sie ihren Niedergang prognostiziert bekommen hätten. ...

@Thane

Entschuldige bitte die medial bedingte Knappheit der Antwort, die aus m. Sicht eindeutig, nein lautet. Das hat nichts mit Kultur- oder Geschichtspessimus zu tun, sondern ganz einfach etwas mit historischer Analyse.

Aus historischer Sicht haben die prognostizierten "Untergangsszenarien" m.E. nur einmal Wirkungsmächtigkeit gehabt, und das waren die Untergangsszenarien im Kalten Krieg. Die prognostizierten Untergangsszenarien waren so evident, nachhaltig und das erscheint mir besonders bedeutsam, die eigene Generation betreffend, daß sie wirkten und kein Hauptmannnn, um im Bild zu bleiben, die Schlüssel drehen konnte, weil, dann hätten viele Hauptleute die Schlüssel gedreht. Danach wäre es zu einer sehr schnellen und signifikanten Erderwärmung gekommen, die auch die Entscheider sofort und direkt getroffen hätte, im übrigen auch die "Schlüsseldreher" und ihre Familien.

Will sagen, gedacht und Ergebnisse des Denkens, werden nur Wirkungsmächtig und werden nur durch Entscheider antizipiert, wenn die Systemgrenzen nicht überschritten werden, egal ob in soziologischen, historischen oder aber auch technischen Systemen. Es sei denn, die "Strafe" für das Handeln oder Unterlassen trifft direkt und aktuell einen selbst oder die Family. Aber dann muß die Systemüberschreitung
faktisch schon suizidal sein.

Irgendwie banal?(!)

M. :winke:
 
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Und damit stellt sich die Frage, ob es überhaupt möglich war/ist, im Widerstreit der verschiedensten Interessen die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Ich habe da eine viel erschreckendere Vorstellung, wer das Auto steuert : Niemand ! Es steuert sich selbst

Vor einiger Zeit gab es Meldungen aus den Universitäten, dass die Studenten gegen die einseitige, wachstumsorientierte - unrealistische - Modellbildung der VWL und runtergebrochen auch auf die BWL, Position bezogen haben und einen höheren Realitätsbezug der Theoriebildung erwarteten.

Wie kommt es zu dieser m.E. völlig richtigen Einschätzung? Oder anders, was ist seit der ersten Publikation des "Club of Rome" in der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion falsch gelaufen?

Abstrakt formuliert, so die These, war es ein einseitiger und somit "unvollständiger" Paradigmenwechsel, den die Ökologie / Klimaforschung vollzog und im Bereich der ökonomischen Modelle nicht ausreichend stattfand. Als Reaktion auf die Prognosen des Clubs wurden keine Modelle in den Universitäten entwickelt, die mit einer volkswirtschaftlichen Betrachtung gearbeitet hätten, die die "Gesamtkosten", also inklusive der ökologischen Kosten, berücksichtigt hätte.

Kompliziert wurde diese Thematik in den neunziger Jahren durch die zunehmende Bedeutung "virtueller" Produkte und Services, die via Internet bereitgestellt werden. Und somit die Bedeutung der klassischen Faktormärkte, so schien es und so sah es beispielsweise auch Ed Jardeni (ein einflussreicher Kommentator der "Neuen Märkte") veränderte und Wachstum ermöglichen sollte, ohne Verbrauch von Rohstoffen und ohne paralleles Erzeugen von Schadstoffen (und auch inflationsfrei).

Diese defizitäre, einseitige VWL-Theoriebildung setzte sich auf der Ebene der betriebswirtschaftlichen Sichtweise fort und setzte nur sehr begrenzte Anreize für die Unternehmen, ihre Ausrichtung auf eine reine betriebliche Gewinnmaximierung durch zusätzliche Überlegungen zu ergänzen.

Unabhängig davon, dass es durchaus eine Vielzahl alternativer Vorschläge zur Organisation von Wirtschaft gibt, die jedoch nie eine weitergehende praktische Bedeutung erlangt haben. Und selbst das Wirken von so einflussreichen Ökonomen wie Stiglitz wirkt vergebens.

Erschwerend kommt hinzu, dass das Wertesystem der Gesellschaftsenwürfe, weitgehend von materiellen Überlegungen geprägt war und ist, trotz der von Inglehart propagierten "postmateriellen" Revolution.

Vor diesem Hintergrund, so meine Vermutung, ist durch die Regierungen weltweit via Wissenschaftspolitik und Vergabe von Forschungsgeldern und Forschungsschwerpunkten, als quasi globales Projekt, kein alternatives ökonomisches Paradigma in Kombination mit ökologischen und sozialen Überlegungen entwickelt worden.

Die Vergabe der Nobelpreise im Bereich der Ökonomie unterstützt m.E. diese Vermutung. Und nur die Vergabe der "alternativen Nobelpreise" setzt alternative theoretische Bezugspunkte.

Right Livelihood Award: Summary German

Das Auto in der Halle wird gesteuert, aber es wird durch ein Programm gesteuert, das Menschen geschrieben haben und somit kann es auch reprogrammiert werden.
 
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Ich sehe die Probleme der Ökologie sehr differenziert.

Einerseits wenn man die Leute fragt ob sie mehr Wachstum wollen, dann heißt es nein, wollen sie aber mehr Wohlstand heißt es ja.

Jeder ist für erneuerbare Energien, wird aber eine Anlage vor der Haustür gebaut gibt es gleich Proteste.

Jeder ist für Kleidung die nicht von Kindern oder auf Kosten der Natur hergestellt wurde, am Ende kauft die Masse der Bevölkerung trotzdem T Shirts um 5 Euro.

Und am Ende sind trotzdem die Eliten, die Regierung oder die Unternehmer Schuld.

Wie weit die Prognossen stimmen muss man erst sehen das Bevölkerungswachstum schwächt sich Weltweit ab und das ohne Kontrollmechanismen. Wohlstand ist die beste Pille.
 
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Ich habe hier noch ein Exemplar von "Global 2000" rumstehen, in dem das Ende der Ressourcen und somit der industriellen Welt für das Jahr 2000 prognostiziert wurde.

In den 70er Jahren wurde ein großflächiges allgemeines Waldsterebn prognostiziert, wonach Deutschland im Jahr 2012 nahezu entlaubt wäre.

1972 erschien das Buch "Die japanische Herausforderung", das den weltweiten Sieg der japanischen Wirtschaft prognostizierte.

Ich misstraue somit allen apokalyptischen Voraussagen, auch denen des "Club of Rome". Er ist genau das, was er im Namen trägt, nämlich ein Club. Wer aufgenommen werden soll, entscheiden die Mitglieder und treffen sich regelmäßig um das zu tun, was anscheinend am meisten Aufmerksamkeit bringt: nämlich schwarz sehen und jammern. Ich will gar nicht nachzählen, auf wie viele Arten die Menschheit in den letzten zehn Jahren nach Prognosen des CoR schon ausgestorben sein soll.

Seit jeher werden dem Club Fehlinterpretationen und falsche Voraussagen vorgehalten. Was sein Bericht "Die Grenzen des Wachstums" bis Ende des 20. Jh. voraussagte, ist vielfach nicht eingetroffen oder durch andere Interpretationen ersetzt worden. Silber, Zink und Uran sollten noch im 20. Jh. knapp werden, wovon keine Rede sein kann.

Der Club of Rome ist vielfach eine Cassandra, die Hysterie schürt und man darf nicht alle Voraussagen wörtlich nehmen.
 
Dieter ohne die Kalkung der Wälder sähe fast der ganze Harz aus wie der Acker, Kahl...
Es mag ja etliches nicht eingetroffen sein, was dieser Club prognostiziert hat, aber in der Hauptsache liegt das wie z.B. beim Waldsterben an massivsten Gegenmaßnahmen, die glücklicherweise gewirkt haben. Beim Waldsterben wars die Entschwefelung von Kohlekraftwerken, der "Zusammenbruch" der Hüttenindustrie im Ruhrgebiet und eben die Kalkung der Wälder sowie die Umstellung der Waldwirtschaft auf säureresistentere Baumarten. Hier hat mal die wissenschaftliche Kaffeesatzleserei tatsächlich einen Teilerfolg erzielt. Es trifft aber auch einen Bereich, in dem per se sehr langfristig geplant werden muß und in dem Wachstumsverhalten schon sehr lange bekannt ist. s. Beispiel Seerosenteich. In der Hüttenindustrie soll langfristig geplant werden 20 Jahre+ in der Forstwirtschaft min 60 Jahre+. . In beiden Bereichen ist "Zukunftsforschung" als "Planen für die übernächste Generation" ja schon seit mehreren Jahrhunderten üblich.

Glücklicherweise wurden die Kassandrarufe des Club of Rome doch gehört, so das Silber zwar knapper geworden ist (es gibt Überlegungen, die alten Harzgänge neu aufzufahren), uran eben nicht verknappt, weil die "Atomindustrie " nicht entsprechend der Erwartungen gestiegen ist und auch der Zinkverbrauch z.T.durch Recycling gedeckt wird. Im Gegensatz zu 1970 sind wir ja heute eine regelrechte Recyclingkultur geworden.
Das wird aber auch bei allergrößten Anstrengungen wenig daran ändern , das Bangladesch und die Malediven absaufen werden. Denn das Eis des Nordpols und der Antarktis schmilzt, wie 1970 vorausgesagt, die Erde ist im Rahmen der Prognose von 1970 wärmer geworden und sie wird sich nach Abschmelzen der Pole noch etwas schneller erwärmen. Das ist nun mal so. Wenn man in einem Ofen Feuer macht, wird der eine bestimmte Oberflächentemperatur annehmen. Mit großen Wassebehältern an den Seiten nicht so schnell wie Ohne, ist in einem Teil der Wasserbehälter Eis, dauerts noch etwas länger , bis der reagiert. Aber er wird sich erwärmen. Machste n größeres Feuer, gehts schneller. Genau das machen wir mit unserer Erde und dem Verbrennen fossiler Brennstoffe. Und das messen wir am Co² Ausstoß. Wobei ich allerdings bis 2003 noch keinen Einfluß von "Klimagasen" erkennen konnte, jedoch einen direkten Zusammenhang von zusätzlich aus fossilen Brennstoffen erzeugter Energie,- berechnet aus der Erzeugung von Co² , und der Erderwärmung als "Oberflächentemeratur" des "grauen Strahlers" Erde. Die in den letzten Jahrzehnten entwickelten Computermodelle bilden das ganze zwar besser ab ,als ich kleiner Hütteningenieur mit meinem PC, aber das Ergebnis , der Trend ist der gleiche. Bangladesch und die Maledivien stehen unter Wasser. Geht das weiter wie bisher, sieht es in 3 Generationen ziemlich anders aus auf unserer Welt, und das wie wird den meisten Menschen nicht gefallen.
 
Man kann mit solchen Modellen eben immer nur eine vereinfachte Abbildung der Realität erstellen. Eine Vielzahl von Faktoren bleibt außen vor bzw. ist nicht prognostizierbar. Als Beispiel will ich nur mal das leidige Thema Öl nenen. Darf in keinem düsteren Zukunftsszenario fehlen. Zum einen werden regelmäßig neue Erdölquellen erschlossen. Zum anderen wird es rentabler durch den steigenden Ölpreis Quellen zu verarbeiten die bislang brach lagen. Darüber hinaus gibt es technologischen Fortschritt der es bspw. erlaubt Ölsand effizient abzubauen oder Bohrungen in der Antarktis durchzuführen (inkl. Abbau). Keine Ahnung wie komplex deren Modelle sind und ob das alles abgebildet ist. Mich würde auch mal interessieren welche Vorhersagen in diesem Bereich getroffen wurden.
 
naja, ich habe mich falsch ausgedrückt, Bangladesch wir dauerhaft unter Wasser stehen ..
Warum?
Erstmal fließt das Eis der Gletscher und des Südpols ins Meer, dann dehnt sich das Wasser des Meeres aus, weil es im Mittel wärmer wird. Somit steit der Meeresspiegel an, was dann für eine Überflutung niedrig liegender Landmassen sorgt ...

Sicher kann man mit diesen ganzen Modellen nur mögliche Zukunftszenarien aufzeigen ...
Aber das Thema hier ist:
Welche Folgen können solche Modelle haben, kann eine Zivilisation einen "Untergang" abwehren?

Das Beispiel Waldsterben zeigt, das es möglich ist. Und gibt in anderen Bereichen eben ein Beispiel in Bezug auf "Nachhaltigkeit" Es gab eine Prognose und man hat unter großen Anstrengungen die Grundlagen der Prognosen geändert wodurch dann eben die Szenarien nicht eingetreten sind. Hätte eine frühere Gesellschaft ihren Untergang also hinausgezögert, verhindert, wenn man ihr das so , wie es der Club of Rome gemacht hat, vorhergesagt hätte?
Ja, es hat eine Gesellschaft gemacht, nämlich unsere ...
 
OT:

Ich möchte kurz dem Vorwurf der Einseitigkeit der ökonomischen Theoriebildung (VWL, und insbesondere BWL) auf Wachstumsorientierung widersprechen. Die Diskussion - über die politischen und sozialwissenschaftlichen Treiber - würde aber hier wohl zuweit führen. Die "Treiber" sehe ich in erster Linie im politischen Bereich.
 
Die Zukunft ist UNBERECHENBAR, und das ist gut so!
Der Wunsch, die Zukunft zu kennen ist verständlich und so alt wie die Menschheit, wird aber immer unerfüllbar bleiben. Eine Änderung der technischen Hilfsmittel - Super-Computer statt Vogelinnereien oder Kristallkugel - ändert da gar nichts.
Der Lebensraum Erde ist nun einmal ein dynamisches System, wie dynamisch zeigt schon ein Blick auf die Geschichte der Westküste Schleswig-Holsteins: Sturmfluten.
Gesellschaften, die es verstanden, sich den verändernden Lebensverhältnissen anzupassen, haben eine Chance. Ein Beharren auf dem Augenblickszustand als "Normal" ist der erste Schritt in eine Krise - die Interpolation in die Zukunft ist nichts anderes als Wunschdenken. Besonders kritisch wird es, wenn Ursache und Wirkung verwechselt werden, bspw. beim vielgepriesenen Wirtschaftwachstum, oder Analysen nicht ergebnisoffen erfolgen.
Die Wachstumskurve der Erdbevölkerung steigt in den letzten 50 Jahren beängstigend an. ... Wenn aber schon heute die Hälfte der Menschheit hungert, wie sollen dann 6 Milliarden satt werden?
aus Erdkunde 6 - Die Erde als Wirtschaftraum, Ausgabe von 1965. Eine Hochrechnung der Bevölkerungsentwicklung für Europa und China sah damals so aus:
1960 450 Mill. Europäer, 680 Mill. Chinesen
2000 580 Mill. Europäer, 1.700 Mill. Chinesen
In China hat man das Kernproblem wohl erkannt und versucht gegenzusteuern. Andernorts wurde und wird Bevölkerungswachstum als Lösung lokaler sekundärer Probleme propagiert - absurd.
 
Tagespolitisch (oder doch nicht)? Jedenfalls hat mich u. a. Geschichte (aus) der Sahelzone doch sehr bewegt. Sie spiegelt ein Bild von Not, Lösungen und der Dummheit der Gier im menschlichen Werkeln in seiner Umwelt wieder:
Sahelzone: Der Mann, der die Wüste aufhielt | Wirtschaft | ZEIT ONLINE

Der Mensch hat einen tiefen Fußabdruck auf der Welt hinterlassen. Allerdings nicht zum objektiv Schlechten. Wer von uns möchte denn noch sein kurzes und freudloses Leben im selben Dorf verbringen, unter Tränen sein Brot verdienen, im Winter hungern & frieren, vom Krieg überrannt und ruiniert werden und mit 27 den Verlust seines letzten Zahns bedauern ohne jemals ein Buch gelesen zu haben? Nicht nur im "reichen Westen" leben wir Menschen historisch gesehen m. E. in der besten aller Welten - das ist mitunter durchaus die positive Folge von technischen Entwicklungen und der Art und Weise, wie wir Menschen wirtschaften.

Ohne auch nur eines der globalen Risiken in irgendeiner Weise verharmlosen zu wollen, halte ich unsere Zukunftssorgen aus Sicht der Menschen JEDER Epoche vor 1950 für ein absolutes Luxusproblem.
Zeitlich wie räumlich sind die lebensbedrohlichen Risiken immer weiter von einem Großteil der Menschheit weggerückt.

Zeitlich:
Frühere Generationen hatten allen Grund, zu fürchten, ihr Leben während der nächsten Nacht, der nächsten Feldzugssaison oder dem nächsten Winter zu verlieren. Heute sorgen wir uns um unsere Gesundheit (und unseren Wohlstand) im Ruhestand. (Allein dieser Begriff dürfte bis vor ca. 150 Jahren in keinem häuslichen Duden dieser Welt aufgetaucht sein. Der subjektive Risikohorizont ist also weit in die Zukunft gerückt. Das gilt auch für globale Risiken: Die Folgen der Klimaerwärmung spüren wir wahlweise erst 2030, 2050 oder 2100. Bis dahin fließt noch viel Wasser den Golfstrom runter. Was wir Tag für Tag befürchten, ist in der Regel unschön, jedoch nicht lebensbedrohend. Und viele Dinge fürchten wir als solche erst, seit wir sie verstehen. Und wir verstehen sie erst seit wir sie erforscht haben. Früher war's halt schlechtes Wetter (ggf. mit Fischer-Bauernregel), heute ist's El Nino...

Räumlich:
Der arme Schneider, Schuster, Weber, Kumpel oder Landarbeiter gehörte bis ins letzte Jahrhundert noch zum ortsüblichen Straßenbild. Er fristete in einem dunklen, engen und feuchten Kellerloch seinen und seiner Familie kärglichen Lebensunterhalt. Den ganzen Tag sich krummachen, die Gesundheit früh ruiniert, Frau und Kinder mussten helfen. Etwas Muße zur Kirchweih, das wars dann. Diese Elenden sind nun fortgezogen - nach Bangladesh, Vietnam und Pakistan. Klingt zynisch, ist auch so. Aber die materiellen Risiken haben sich für die Nachfahren dieser "Billigstlöhner" m. E. doch ganz entscheidend verringert.

Erst seit die konkreten Bedrohungen aus unserem Alltag verschwunden sind, empfinden wir Müßigen es als erforderlich, uns mit abstrakten Zukunftsprognosen zu beschäftigen. Und man muss diesen Modellrechnungen zu Gute halten, dass sie den Erdkreis als (beinah) geschlossenes System mit all den damit verbundenen Gefahren, Risiken und Endlichkeiten erst so richtig ins Bewusstsein gerufen haben. Und die Modelle haben dafür gesorgt, dass die Menschheit sich mit den genannten Risiken und möglichen Gegenmaßnahmen beschäftigt. Ist halt nicht so leicht, 6,5 Mrd. Menschen gerecht zu werden.
 
naja, thermodynamisch ist der Erdkreis ein geschlossenes System, d.i. Energie kann zu und abfließen, im Gegensatz zum abgeschlossenen System, in dem alles drin bzw draußen bleibt.
 
Gegenstand eines Beitrages in der FAZ vom 11.12.2012 ist Nate Silver, der zumindest mit seinen Prognosen der letzten beiden US-Präsidentenwahlen eine hohe Trefferquote erzielte (2012: 50 von 50 Bundesstaaten richtig, 2008: 49 von 50 Bundesstaaten richtig).

"Typisch Journalist" ist wohl die Einleitung des Artikels
Alle fünf Jahre nehmen die Bürger der Vereinigten Staaten an einem landesweiten philosophischen Experiment teil.
 
Wenn es sich tatsächlich um Kassandrarufe handelt, dann haben wir aber erstrecht ein Problem. ;)

Sehr richtig:winke:

MMn sollten die beiden da behandelten Begriffe nicht ganz außer Acht gelassen werden.
Selbsterfüllende Prophezeiung ? Wikipedia
"Die Grenzen des Wachstums" war als self-defeating prophecy gedacht, sollte also dazu führen, dass es gerade nicht zu dem käme, was bei Fortschreibung der Trends zu befürchten war. Dass es in einzelnen Punkten nicht so schlimm kam, muss also nicht gegen die Analyse sprechen, sondern kann auch als Erfolg gesehen werden.
 
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