Prostitution in der Frühen Neuzeit

JasminMa

Neues Mitglied
Hallo ihr Lieben,
ich stehe gerade vor meiner Masterarbeit und hoffe daher sehr, auf diesem Wege einige hilfreiche Tipps zu erlangen.

Ich möchte gerne über die Prostitution in der Frühen Neuzeit schreiben und bin diesbezüglich auf der Suche nach einer passenden Primärquelle. Leider bin ich nicht wirklich fündig geworden und würde mich daher über all eure Tipps freuen.

Lieben Dank im Voraus
 
Wie bist du denn auf das Thema gekommen? Welche Sprachen beherrscht du so, dass du auch historische Quellen darin lesen kannst?

In der Spanischen Schelmenliteratur (z.B. La Celestina, El Lazrillo del Tormes...) kommen Prostituierte vor. Aber du wirst sicherlich nichtliterarische Textquellen suchen.
 
Da mein zu betreuender Dozent für die Epoche der Frühen Neuzeit zuständig ist und ich mich auf das Gebiet der Alltagsgeschichte spezialisiere, bin ich nach einiger Recherche auf das Prostitution und dann insbesondere auf Frauenhäuser gestoßen. Demnach sind alle Quellen interessant, die im Zusammenhang mit Frauenhäusern entstanden sind.

Englisch, Deutsch und Französisch (letzteres allerdings eher ungern)
 
Du meinst aber schon Bordelle? Heutzutage versteht man unter einem "Frauenhaus" eine Einrichtung, in der von Gewalt (ausgeübt von einem Angehörigen) betroffene Frauen Zuflucht finden.
 
Ob darin direkte oder indirekte Quellenverweise zu finden sind weiss ich nicht, doch bei über 500 Seiten könnte ne Chance bestehen:

Schuster, Beate (1995): Die freien Frauen. Dirnen und Frauenhäuser im 15. und 16. Jahrhundert. Frankfurt: Campus Verlag.

Edit:
Eine weitere Publikation (Dissertation):
Schuster, Peter (1992): Das Frauenhaus. Städtische Bordelle in Deutschland (1350 - 1600). Paderborn: Schöningh.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zur Prostitution in Köln, Hervorhebung durch mich; aus: Frauen im Mittelalter (15. und 16. Jahrhunder) - Stadtführungen mit Stadtgeschichten Köln

Anschauliche Beschreibungen sind uns aus dem 16. Jahrhundert durch den Kölner Chronisten Hermann von Weinsberg erhalten, der sehr genau geschildert hat, wie es sich unter den Studenten zutrug:
„Schier alle meine Gesellen, mit denen ich zusammen wohnte und studierte, so geschickt, fleißig und gelehrt sie waren, immer redeten sie von hübschen Frauen; der eine erzählte dies, der andere das, unverschämt, hässlich und frech; der eine sagte, er habe mit dieser gebuhlt, gelegen, geschlafen, der andere, was er aus- und inwendig getrieben hatte. Insbesonderheit war es ein Geistlicher, im Dall wohnhaftig, der mich unterrichtete, wie er mit Huren Unzucht getrieben, fragte mich vielerlei, was ich nicht wusste und unterwies mich viel böser Sachen."

Hermann Weinsberg - digitale Edition — Institut für Geschichtswissenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für den interessanten Hinweis.
Weißt du zufällig, wo man Zugang zu dieser Chronik bekommt? Und gibt es ein Inhaltsverzeichnis oder muss man die 6000 Seiten durchgehen, um die entsprechenden Passagen zu finden?
 
Vielleicht noch das hier:
Prostitution und Bordelle im Basel des 14. bis 16. Jahrhunderts

Da werden einige, auch frühneuzeitliche Primärquellen aus Basel zitiert. u.a.
Rechtsquellen von Basel : Stadt und Land, Band 1,Ausgabe 1
Verweisung herumschweifender Dirnen von 1480
aus dem hervor geht, dass die in Basel ansässigen Prostituierten (lichtfertige Frouwen) eine Art Genossenschaft (ein Banner) bildeten, die eben fremde Dirnen aufnehmen oder verweisen durften.
 
Hallo ihr Lieben,
ich stehe gerade vor meiner Masterarbeit und hoffe daher sehr, auf diesem Wege einige hilfreiche Tipps zu erlangen.

Ich möchte gerne über die Prostitution in der Frühen Neuzeit schreiben und bin diesbezüglich auf der Suche nach einer passenden Primärquelle. Leider bin ich nicht wirklich fündig geworden und würde mich daher über all eure Tipps freuen.

Lieben Dank im Voraus

Das ist freilich schon über 30 Jahre alt, aber immer noch lesenswert, und du solltest darin auch Verweise auf Originalquellen und Archivalien finden:

Franz Irrsiegler, Arnold Lasotta: Bettler und Gauner, Dirnen und Henker- Außenseiter in einer mittelalterlichen Stadt.

Irrsiegler und Lasotta konzentrieren sich auf die Situation in Köln, vor allem im Kölner "Frauenhaus", dem Berlich.

Es ist zwar vom mittelalterlichen Köln die Rede, die zitierten Quellen stammen aber aus der frühen Neuzeit.

Irrsiegler/Lasotta dürfte es in einer gut ausgestatteten Seminar- oder Unibiobliothek geben.
 
Zur Prostitution in Köln, Hervorhebung durch mich; aus: Frauen im Mittelalter (15. und 16. Jahrhunder) - Stadtführungen mit Stadtgeschichten Köln

Anschauliche Beschreibungen sind uns aus dem 16. Jahrhundert durch den Kölner Chronisten Hermann von Weinsberg erhalten, der sehr genau geschildert hat, wie es sich unter den Studenten zutrug:
„Schier alle meine Gesellen, mit denen ich zusammen wohnte und studierte, so geschickt, fleißig und gelehrt sie waren, immer redeten sie von hübschen Frauen; der eine erzählte dies, der andere das, unverschämt, hässlich und frech; der eine sagte, er habe mit dieser gebuhlt, gelegen, geschlafen, der andere, was er aus- und inwendig getrieben hatte. Insbesonderheit war es ein Geistlicher, im Dall wohnhaftig, der mich unterrichtete, wie er mit Huren Unzucht getrieben, fragte mich vielerlei, was ich nicht wusste und unterwies mich viel böser Sachen."

Hermann Weinsberg - digitale Edition — Institut für Geschichtswissenschaft

Hermann Weinsberg ist ein gutes Beispiel, und auch Irrsiegler/Lasotta zitieren seine Äußerungen zu Prostituierten, sind sie doch quasi zeittypisch für die herrschende Doppelmoral.
 
Hallo ihr Lieben,
ich stehe gerade vor meiner Masterarbeit und hoffe daher sehr, auf diesem Wege einige hilfreiche Tipps zu erlangen.

Ich möchte gerne über die Prostitution in der Frühen Neuzeit schreiben und bin diesbezüglich auf der Suche nach einer passenden Primärquelle. Leider bin ich nicht wirklich fündig geworden und würde mich daher über all eure Tipps freuen.

Lieben Dank im Voraus

Wenn du viel Zeit hast und paläographieren kannst, wäre vielleicht das Archiv einer Stadt mit städtischem Bordell wie Köln oder Nördlingen interessant.
 
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