Proviant Kolonne 2 - 1Sektion

Ahnenforscher

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Hallo,

ich betreibe seit einiger Zeit Ahnenforschung. Nun habe ich aus der Verwandschaft win Foto bekommen, das meinen Urgroßvater zeigt. Das Bild ist beschriftet mit
Proviant Kolonne 2, 1 Sektion 1915
Ich habe online nicht wirklich was dazu gefunden. Daher wollte ioch mal Nachfragen ob jemand von Euch Infos dazu hat, oder mir Tipps geben könnte wo ich dazu Infod erhltern könnte.
Vielen Dank schon mal
Uwe
 

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Die Frage ist, wonach du gesucht hast. Im Militärjargon wird Kolonne für zweierlei Begriffe benutzt:
1. Eine Art des Aufmarsches, nämlich hintereinanderher (im Idealfall über befestigte Straßen)
2. - und das dürfte hier der Fall sein - die mit dem Nachschub beauftragen Soldaten, hier ganz offensichtlich die Küche oder diejenigen, welche beauftragt waren, Essen von der Feldküche in die Unterstände zu bringen.
 
Aufnahmedatum ist wohl der 21.11.1915

Als weitere Infos bleiben

Proviant Kolonne 2
I. Sektion


Mit diesen Angaben kann man aber keine bestimmte Militäreinheit finden.
Solche Einheiten wären bei der deutschen Infanterie
Gruppe - Zug - Kompanie - Bataillon - Regiment - (Brigade) - Division

Für die Verwaltung als auch für militärische Führung waren vernünftige Zuordnungen wichtig.

Z. B.
3. Gruppe im 1. Zug der 2. Kompanie in II. Bataillon des Infanteriegimentes 44 der 8. Infanteriedivision.
Mit dieser Bezeichnungsreihe könnte man dann einen Soldaten aus einer 10.000 Mann großen Infanteriedivision auf eine Gruppe von vielleicht 10 Leuten herunterbrechen.
In der Realität interessierte man sich in der Militärverwaltung und an den Landkarten des Generalstabes nicht für Gruppen und Züge. Da ging es erst mit Kompanien los.

Diese Gruppen und Züge waren relevant in den Niederungen der Frontsoldaten, ab Bataillon abwärts.

Neben diesen offiziellen Strukturen gab es Funktionseinheiten, welche informell gebildet wurden. Kam es auf besondere Fähigkeiten oder Fertigkeiten von Soldaten an, bildete man entsprechende "Teams". Oder es gab unangenehme Aufgaben, welche man auf "Frischlinge" abschob.
Die Bezeichnung Proviant Kolonne 2 ist daher einfach eine Anzahl Soldaten, welche aus einem Depot oder einer rückwärtigen Feldküche Lebensmittel nach vorne schaffte. Nun hätte man dies auch als die 3. Gruppe im 1. Zug der 2. Kompanie in II. Bataillon des Infanteriegimentes 44 der 8. Infanteriedivision bezeichnen können. Da man dies nicht tat, wird es gerade nicht die offizielle Struktur gewesen sein. Wir haben hier 13 Leute stehen. Der Herr ganz rechts scheint der Vorgesetzte zu sein. Dies ergibt sich für mich aus dem Kragen, welcher sich von den anderen 12 abhebt. Ganz links steht ein Soldat mit einem Ordensband am Knopfloch. Die anderen 11 dazwischen sind wohl eher "Fußvolk". Die Essenholer für eine Gruppe ist das nicht. Auch für die rund 30 bis 40 Leuten eines Zuges ist das zu viel Personal. Also eher für die Kompanie-Ebene.
Wobei ich Sektion als störend sehe. Das ist ein Begriff, den ich eher aus dem Festungswesen kenne. Vorstellbar wäre als Auflösung, ein "Team" Essensholer, welche für eine Festungsbesatzung das Essen vom rückwärtigen Proviantlager heranschafft. Wie oft man dies tun musste, kann man nur vermuten. Es gab mindestens 2 dieser Proviantkolonnen. Es können aber auch deutlich mehr gewesen sein.

Kurzum, mit diesen Angaben wird eine Zuordnung zu einer konkreten Einheit wohl nicht möglich sein.
 
Eine Proviantkolonne war eine militärische Einheit des sog. Trains (vor 1914 eine eigene Truppengattung).
Die Train-Abteilungen oder Trainbataillone waren für den Nachschub eines Armeekorps verantwortlich.
Ihnen unterstanden mehrere Munitionskolonnen, Fuhrparkkolonnen, Proviantkolonnen.
Eine Proviantkolonne wurde von einem Capitain oder Rittmeister als Kolonnenkommandant geführt, kann also mit einer Kompanie verglichen werden. Sie war weiter unterteilt in Sektionen. 4 Sektionen Bäcker à 19 Mann, 1 Sektion Fleischer etc.

Der Bestand der Proviantkolonne ist auf die Nachführung eines viertägigen Bedarfs an Lebensmitteln, und zwar Brod, beziehungsweise Zwieback und Mehl, Gemüse, Salz und Branntwein berechnet. Durch 1 Proviantkolonne ist allenfalls der Bedarf des Korps auf 1 Tag gesichert, sobald dasselbe, wie im Krieg bald eintritt, einigen Abgang erlitten hat.
aus: Handbuch der Militär-Verpflegung im Frieden und Krieg, 1864, Carl von Martens

Heute würde man von einer Nachschubkompanie sprechen.

Vor und anfangs 1. WK waren die Proviantkolonnen innerhalb eines Armeekorps durchnummeriert, so dass es viele dieser 2. Proviantkolonnen gab.
Irgendwann während des Krieges wurden die Proviantkolonnen für das ganze Heer fortlaufend nummeriert.
Nachzulesen in Fahrwesen (Kolonnen und Trains), Hans Föst in: Die militärischen Lehren des großen Krieges, 1923, Max Schwarte

Es ist also sehr schwierig, die auf diesem Foto erwähnte 2. Proviantkolonne zu orten.

Informationen zu was der Urgrossvater in einer Proviantkolonne tat, könnte diese Arbeit geben:
"A Logistician's Dream?" : Logistik der Westfront im Ersten Weltkrieg, Möser Kurt, 2016
https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=fer-002:2016:88::160
 
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