Provinz Oberhessen - Warum Norddeutscher Bund?

Lafayette II.

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Hallo zusammen,

durch den Thread hinsichtlich der Rolle der Eisenbahn bei den Einigungskriegen bin ich über eine alte Frage von mir gestolpert, die ich bis dato nicht beantworten konnte.
Wieso wurde nur die Provinz Oberhessen des Großherzogtums Hessens Teil des Norddeutschen Bundes und der südliche Teil nicht? Was war der Grund dafür?

Danke!

:winke:
 
Hallo,

Oberhessen ist nicht ganz korrekt. Du meinst wahrscheinlich den Kreis Biedenkopf, das sogenannte hessische Hinterland.

Im Deutschen Krieg 1866 stand das Großherzogtum, wie seine Nachbarn Kurhessen, Nassau und Frankfurt, auf der Seite Österreichs und gegen Preußen. Nach der Niederlage Österreichs floh Großherzog Ludwig III. nach Worms und das Großherzogtum musste die Landgrafschaft Hessen-Homburg und den Kreis Biedenkopf an Preußen abtreten. Am 3. September 1866 trat der nördlich vom Main gelegener Teil des Großherzogtums, die Provinz Oberhessen dem Norddeutschen Bund bei.

Oberhessen: Nach den territorialen Änderungen des Wiener Kongresses 1814/15 war das Gebiet zwischen dem Großherzogtum Hessen und dem Kurfürstentum Hessen aufgeteilt. Jeder dieser beiden hessischen Staaten bildeten mehrere Provinzen (Großherzogtum drei, Kurhessen vier), von denen jeweils eine den Namen „Oberhessen“ erhielt. Im Gebiet des Großherzogtums Hessen erhielt der nördlich des Mains gelegene Teil diese Bezeichnung; die kurhessische Provinz Oberhessen wurde aus den Kreisen Frankenberg, Marburg, Kirchhain und Ziegenhain gebildet. Bei der Erschaffung des Norddeutschen Bunds gehörte Kurhessen gänzlich dem Norddeutschen Bund an, vom Großherzogtum Hessen nur die Provinz Oberhessen.


Oberhessen - Landschaft oder Provinz


Großherzogtum Hessen (1806-1918)


en hesse aus dem hinterland :scheinheilig:
 
Im Krieg von 1866 kämpfte das Großherzogtum Hessen-Darmstadt auf der Seite Österreichs gegen Preußen und damit auf der Seite der Verlierer. Gemäß Artikel 14 des Friedensvertrages musste Hessen-Darmstadt am 3. August 1866 u.a. den nördlichen Teil des Kreises Gießen mit den Ortschaften Fellingshausen, Frankenbach, Hermannstein, Königsberg, Krumbach, Naunheim, Rodheim und Waldgirmes und die Ämter Battenberg, Biedenkopf, Blankenstein, Vöhl und Itter an Preußen abtreten.
 
Danke.

Ich frage mich eben, warum Preußen nicht dafür gesorgt hat, dass auch der südliche Teil des Großherzogtums Mitglied des Norddeutschen Bundes wird. :D
 
Was hier ein bißchen durcheinander geht: das Hinterland und die ehemalige Landgrafschaft Hessen-Homburg wurden in den preußischen Staat annektiert. Die Provinz Oberhessen blieb großhessisch, war aber in der Tat anders als das restliche Staatsgebiet des Großherzogtum Hessens Mitglied des Norddeutschen Bundes. Eine seltsame Konstruktion, die sich zum einen daraus erklärt, dass Preußen sich liebend gern das ganze Großgherzogtum einverleibt hätte. "Gerettet" wurden die Großherzöge aber auf diplomatischer Bühne, wobei auch familiäre Verbindungen zum Zarenhaus eine Rolle spielten. So bewahrten sie ihre Souveränität.
Eine zu antipreußische Haltung war aber wohl auch nicht opportun, zudem die Provinz Oberhessen als ein Ergebnis des Deutschen Krieges nun ringsum von preußischem Territorien umgeben war und mit Leichtigkeit wirtschaftlich und militärisch hätte isoliert werden können.
Darmstadtwar nun sicher kein machtvoller Gegner, und so brachten die Preußen mit einigen weiteren diplomatischen Schachzügen das Land doch weitgehend unter Kontrolle, auch ohne dass es direkt annektiert wurde - und zwar ging dies soweit, dass die großherzogliche Armee schon 1867 unter preußischem Oberbefehl stand.

Dies genauer noch hier nachzulesen:


https://books.google.de/books?id=V6...e&q="Norddeutscher Bund" "Oberhessen"&f=false
 
Nicht zu vergessen ist hierbei,daß die Einverleibung von Hessen-Darmstadt mit Sicherheit zu einem Konflikt mit Frankreich geführt hätte
Ein Teil ,nämlich Rheinhessen lag ja diesseits des Rheins und wurde von Frankreich immer noch als designierte Einfluß-Sphäre betrachtet und eine Annexion hätte die süddeutschen Staaten sicherlich ins französische Lager getrieben.
 
Also hätten die anderen Mächte einen kompletten Einbezug des Großherzogtums in den Norddeutschen Bund nicht akzeptiert, wenn ich das richtig verstehe?
 
Also hätten die anderen Mächte einen kompletten Einbezug des Großherzogtums in den Norddeutschen Bund nicht akzeptiert, wenn ich das richtig verstehe?

Das wäre im Gegensatz zur Annexion wahrscheinlich weniger problematisch für Preußen gewesen. Allerdings wurde der völlige Beitritt zum Norddeutschen Bund wohl nicht vom Großherzogtum gewünscht. Leider konnte ich nirgendwo finden, warum es nicht versucht wurde. Ich nehme aber an, da der Beitritt Oberhessens ja mehr oder weniger unfreiwillig erfolgte, weil er eine der Friedensbedingungen war, ermutigte dies das Großherzogtum nicht unbedingt zu einem Komplettbeitritt.
 
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