Quellengattung Schmuckbild?

Mythomanin

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Hallo,

ich suche gerade Hinweise zur Quellengattung "Schmuckbild" aus dem deutschen Reich. Es gibt z.B. einige Examplare mit dem Thema Marine - Kriegsschiffe etc. Die Bildchen sind farbig, oft mit Sprüchen versehen wie "Deutschland zur See", meistens werden sie auf Speichern in altem "KrimsKrams" gefunden.

Ich bin darauf durch einen Artikel in Praxis Geschichte 1/93 gestoßen.

Was mir nicht so ganz klar ist... Welche Funktion hatten "Schmuckbilder"? Ist das vielleicht vergleichbar mit heutigen Fussballsammelbildchen o.ä.? In welchem Kontext wurden Schmuckbilder hergestellt und verkauft? Mir fehlen auch genaue Größenangaben...

Hat jemand schon mal von dieser Quellengattung gehört und weiß näheres?
 
Du meinst Sammelbilder, oder? Also sowas hier: Sammelbilder Stollwerck Nr 3 1900 Stöwer.jpg ? Wikipedia

Die wurden, wie der Name schon sagt, gesammelt und in solchen Alben eingeheftet: Album

Diese Bildchen gab es als Produktbeigabe, bei den beiden Wiki-Links eben mit Schokolade, extra kaufen konnte man die im Vergleich zu den heutigen Fußballsammelbilchen nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, ich bin mir nicht ganz sicher, ob es dasselbe ist. Das Schmuckbild/Schmuckblatt, das mich interessiert hat leider keinen Firmenaufdruck. Der Artikel in Praxis Geschichte behandelt jedoch auch solche Schokoladen-Sammelbildchen (die alle den Aufdruck "Stollwerck" haben). Ich weiß daher nicht, woher das Schmuckbild "Deutschland zur See" kommt und ob es etwas anderes als ein Sammelbild ist. Der Untertitel des Beitrags "Ein Schmuckblatt, Sammelbildchen, eine Ansichtskarte" suggeriert ja, dass es sich um verwandte aber verschiedene Quellengattungen handelt.
 
Ich hab wohl "Schmuckblatt" mit "Sammelbild" verwechselt....

Hab jetzt mal "Schmuckblatt" recherchiert. Aktuelle "Schmuckblätter" sind anscheinend kleine Bildchen, die als Verzierung auf Briefpapier geklebt werden u.ä.

Ich habe noch ein Beispiel aus der NS-Zeit gefunden:

Schmuckblatt "Wochenspruch... / Datenblatt ©Deutsches Historisches Museum, Berlin (03020304-0)

Dieses ist allerdings viel zu groß um als Verzierung wie ein Sticker zu fungieren... Vielleicht doch zum Aufhängen??? Oder kam das zusammen mit kleineren Bildchen ins Album??? Bzw. als Zwischenblatt in Mappen oder Schreibtischunterlagen???
 
Bist du sicher, dass es nicht das Titelblatt einer Zeitschrift ist? Auf der Website von praxis geschichte ist es leider nur verzeichnet, aber nicht anzeigbar - aus verständlichen Gründen.

Als Beilage zu Zeitungen gab es zeitweise auch Bilder oder Karikaturen in relaltiv großem Format.
 
Diese Sammelbildchen gab es nicht nur von Stollwerck. Je nach herausgebendem Unternehmen war der Firmenaufdruck auch manchmal hinten drauf.

Als "Schmuckbild" kenne ich nur sowas in der Art: Schmuckbild
ein Schmuckblatt ist sowas: Schmuckblatt Otto Normalverbraucher konnte so bspw. Briefe oder Telegramme optisch aufwerten, wobei da nix geklebt wurde, das war schon so bedruckt. (heute würden wir "Briefpapier" dazu sagen, also dieses pastellfarben bedruckte Kitschzeug) Insbesondere für Telegramme gab es Auswahlbögen mit den unterschiedlichen Motiven bei der Post (so wie hier: Schmuckblattbogen). Vielleicht ist dein Bogen "Deutschland zur See" ja auch daher.

Vielleicht noch das Naheliegendste: Ansichtskarten? Auch die wurden gesammelt und zu Sammelzwecken herausgegeben. Dafür gab es neben Sammelalben auch Passepartouts aus Fotokarton, so dass man die feritge Sammlung an die Wand hängen konnte. Das kann dann u.U. auch aussehen wie ein Bild.
 
Bei Schmuckblättern schein es sich um ein Medium zu handeln, mit dem erinnerungswürdige Ereignisse (Jubiläum, Konfirmation) in angemessener Form mit einem Schmuckblatt
gewürdigt werden sollten.

Exponat: Schmuckblatt zum 50. Geburtstag von Adolf Hitler, 1939
Exponat: Druckschrift: Schmuckblatt mit dem Text der DDR-Hymne, 1960er Jahre
Exponat: Dokument: Schmuckblatt mit dem Gelöbnis der NS-Frauenschaft, 1936
Exponat: Dokument: Schmuckblatt mit der Rede Wilhelms II. zum Kriegsbeginn, 1914
Exponat: Schmuckblatt zum 1. Mai 1929
Streik: Detailansicht

Zur Konfirmation habe ich einen kurzen Abschnitt gefunden:

Die Konfirmation verliert im Laufe des Jahrhunderts die herausragende Bedeutung. Gewiss bleibt sie die große Familienfeier. Doch bemüht man sich nicht mehr um eine großartige Erinnerung. Am Anfang des Jahrhunderts finden wir noch eindrucksvolle Schmuckblätter mit Aufschriften. Eine Variante ist das Schmuckblatt, das fertiggedruckt ist und Raum für die persönlichen Eintragungen von Hand vorsieht. Nach und nach werden die Schmuckblätter schlichter. Wohl eher als Kriegsfolge ist das Foto aus Uelvesbüll zu werten, das das kleinste bisher gefundene ist. Schließlich reicht es nur noch zu einem einfachen Titel unter dem Foto, der auch als Goldprägung auf dem Foto vorkommt. Dabei sind Inschriften oder Aufschriften in der Nachkriegszeit aber selten wie das Foto aus Krummesse.
http://www.archive.nrw.de/archivar/hefte/2001/Archivar_2001-1.pdf

Mich erinnert das am ehesten an Sieger- und Ehrenurkunden aus der Schulzeit. Die kann man aufhängen oder zur Erinnerung irgendwo einheften, aufkleben, etc.
Bei Beispielen wie der DDR-Hymne kann man vielleicht auf eine besondere Verbundenheit des Eigentümers mit dem Dargestellten schließen. Für die Quellenkritik dürfte also die Art der Verbreitung interessant sein. Wurde das Schmuckblatt "Zur Erinnerung an die fünfzigste Wiederkehr des Jahrestages der Gründung der deutschen Sozialdemokratie" an Parteimitglieder verschenkt, gab es eine (limitierte?) Auflage, die jeder erwerben konnte?
 
Ohne allzu aktuell werden zu wollen: Die Telegramm-Schmuckblätter gibt es auch im e-mail-Zeitalter noch. Ihre Entwicklung könnte als Chronik des Zeitgeists gelten.
Das Bild "Deutschland zur See" könnte ein Propagandamittel des Flottenvereins gewesen sein. Ohne Datierung ist das aber nur eine Vermutung.
Deutscher Flottenverein ? Wikipedia
 
Danke für die vielfältigen Anregungen. Auch der Praxis Geschichte-Artikel interpretiert das Schmuckblatt als Propaganda für den deutschen Flottenverein und den Aufbau der Flotte durch Tirpitz. Er bringt es auch mit dem 20. Jahrestag des Deutschen Reiches in Verbindung. Für die Datierung schätze ich daher grob um 1900. Der Artikel macht leider überhaupt keine Angaben zur genaueren Beschaffenheit des Schmuckblattes (z.B. Größe). Es gibt auch keine Angaben zum Hersteller oder dem genauen Präsentationszusammenhang.

Das mit der Zeitschrift ist vielleicht keine schlechte Idee, allerdings sieht es nicht wie ein Titelblatt aus (Querformat), könnte vielleicht ein kleines Beilageposter zum Aufhängen sein?

Für Telegramme ist es zu farbenreich, könnte aber vielleicht zum Briefpapier gehören. Oder es handelt sich wirklich um ein kleines Bildchen aus Schokoladen oder Zigarrenpackungen. Das würde dann die Frage aufwerfen, ob es absichtliche Propaganda von Seiten des Flottenvereins ist, oder ob die Schokoladenfirma/Briefpapierdruckerei o.ä. das Motiv wegen der allgemeinen Beliebtheit druckte.

Das Marinemotiv ist ja in den Stollwerck-Sammelbildchen gut vertreten. Im Unterschied dazu hat das "Deutschland zur See"-Bild jedoch einen deutlicheren Aufforderungscharakter. Meinem Empfinden nach wirkt es aber auch nicht wie ein großes politisches Plakat, weil eine Art zusammengestückelte Collage aus verschiedenen Motiven: Kanonenschiff, Eichenlaub, Sonne mit Reichskrone, Meereswellen mit weiteren Schiffen, Leuchtturm... Für einen großen Blickfang mit einprägsamer politischer Botschaft sind irgendwie zuviele einzelne Elemente drauf und die Gesamtkonzeption wirkt flächig und kulissenhaft.
 
Sag mal, du hast das entsprechende Bild doch, oder? Wie wäre es wenn du es einscannen würdest? Das würde die Diskussion hier wohl durchaus erleichtern.
 
Sorry, ich wusste nicht, dass ich hier Bilder von meinem Computer hochladen und posten kann.

Hier:
 

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  • Deutschland zur See.jpg
    Deutschland zur See.jpg
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Spontan: Postkarte oder Sammelbild - wobei ich eher zu Postkarte tendiere (für ein Sammelbildchen ist für mich zu viel Propaganda drin)
 
Na Jungs und Mädels, da mache ich mich mal schlau.
Auf dem Bild sind jedenfalls Panzerschiffe der Brandenburg-Klasse zu erkennen und ich würde dieses Bild auf Mitte der 1890iger datieren.
 
Also, nur über das Bild sind keine Informationen zu erhalten.

Es gibt alle möglichen Arten von Motiven mit dieser Bezeichnung "Deutschland zur See", auch wenn man hier die Panzerschiffe der Brandenburg-Klasse wie auch einen Leuchtturm z.B. von Friedrichsort erkennen kann.

Die Zeichnung zeigt zumindest nicht die Handschrift von Willy Stöwer und stammt m.E. aus Mitte/Ende der 1890iger Jahre.

Als Beispiel habe ich Literatur, die passend sein könnte, doch möchte ich mich so nicht auf einen Illustrator dieser Zeichnung festlegen.

Google-Ergebnis für http://www.buchfreund.de/covers/10726/19149.jpg

Aber es gibt auch richtig schöne Zeichnungen im Internet zu finden, siehe hier z.B:
Galerie Saxonia Muenchen, Frank C. Kempe / bersicht

Hat aber nicht unmittelbar etwas mit dem gesuchten zu tun.

Aber vielleicht gibt es mehr Infos über den entsprechenden Artikel von Wolfgang Bickel, Deutschland zur See (Imperialismus) in der Praxis Geschichte 1/93, wenn das Bild zu diesen Artikel gehört?

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