Ratibor und die Winuler

fingalo

Aktives Mitglied
Nachdem ich im Zusammenhang mit den Kreuzzügen so sachkundige Hilfe bekommen habe, trage ich ein neues Problem vor:

Ich habe aus verschiedenen Quellen folgenden Text zusammengeschrieben:

"1042 griffen die Wenden Dänemark immer wieder im Süden an. Möglicherweise bestand eine gewisse Verbindung zwischen Sven Estridsson und dem wendischen Fürsten Ratibor. Nach Adam von Bremen soll zwischen den Bischöfen Adalbrand von Bremen, Dithtmar von Hildesheim, Ratolf von Schleswig und Herzog Bernhard II. in Schleswig eine Unterredung zu diesem Problem stattgefunden haben, bei deren Gelegenheit auch die Heirat Ottos mit der Halbschwester von Magnus vereinbart worden sei. Die Unterredung könnte 1042 stattgefunden haben. Als König von Dänemark musste er die wendische Bedrohung abwehren. Der dänische Jarl Harold war von Otto getötet worden, wohl, weil er von seiner Familie her ebenfalls Anspruch auf die Königsherrschaft in Dänemark hätte erheben können. Die Dänen töteten nach Adam von Bremen den Slawenherzog Ratibor. Seine acht Söhne versuchten, ihn zu rächen, wurden aber ebenfalls getötet. Daraufhin versammelten die Winuler ein großes Heer und darangen plündernd bis Ribe vor. Magnus fuhr von Schonen kommend, wohin er Sven verfolgt hatte, mit seiner Flotte nach Haithabu und besiegte 1043 die Wenden bei Schleswig in offener Feldschlacht (mann nennt sie die Schlacht von Lyrskogsheide), wobei ihn nach anderen Quellen sein Schwager Otto tatkräftig unterstützt haben soll. Saxo Grammaticus führt den Beinamen "der Gute" auf diesen Sieg zurück."


Ich wüsste gern, wer dieser Ratibor war und was die Winuler waren, bzw. wo sie saßen.
(Ich habe ungern so Blackboxes in meinen Texten):fs:
 
Mein lieber fingalo,

ich finde es uncharmant, dass du so gar keine Resonanz auf deine höfliche Anfrage hattest! Vielleicht kann ich dir zumindest mit einigen Hinweisen zu RATIBOR helfen.

Ratibor I. (um den müsste es sich handeln) war Fürst der Pomoranen und starb am 7. Mai 1156 (Geburtsdatum unbekannt). Er war verheiratet mit Pribislawa und Bruder von Wartislaw I., erster sicher bezeugter Vertreters des Herzogsgeschlechts der Greifen. Die Dynastie regierte später in Pommern und stieg als erstes slawisches Herrschergeschlecht in den Reichsfürstenstand auf.

1135 unternahm Ratibor einen Kriegszug nach Norwegen und plünderte hier die Stadt Konghelle. Als im Wendenkreuzzug 1147 Stettin belagert wurde, traten Ratibor und der Pommernbischof Adalbert den Anführern entgegen. 1148 bekannte Ratibor vor sächsischen Fürsten zu Havelberg seinen christlichen Glauben und gelobte, für Ausbreitung und Verteidigung des Christentums tätig zu sein.

Pommern gelangte in den Einflussbereich der Magdeburger Kirche, die von nun an "Aufbauhilfen" leistete. Das in Stolpe an der Peene gegründete Kloster wurde mit Benediktinern besetzt und mit Unterstützung von Ratibor mit Land ausgestattet. Das von ihm und seiner Frau gegründete Prämonstratenserkloster Grobe - nahe der Herzogsresidenz Usedom - wurde als Hauskloster der Dynastie reich ausgestattet.

Wer die "Winuler" sein könnten, entzieht sich völlig meiner Kenntnis. Ich würde den Volksnamen vielleicht mit den Wenden (auch Winden, Winidones, Winethen usw.) in Verbindung bringen. Ein Teilstamm der Pomoranen ist schließlich als "Vuolini" bekannt. Mehr konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen.

Beste Grüße einstweilen!
 
...wo also Polen endet, kommt man zu einem sehr
ausgedehnten sklavischen Lande, nämlich zu denen, die vor alters
Vandalen, jetzt aber Wenden oder Winuler genannt werden...

...Vandalen, wo man jetzt Wenden nennt,
haben vorzeitig gewohnt bei dem Mittnächtigen Meer (Anm.: Ostsee)
und sind ganz mächtig gewesen, aber nachmals sind sie von den Sachsen
gedempt (Anm.: gezähmt, bezwungen mit Feuer und Schwert) worden und
zu einem guten Teil hinder sich vom Meer getrieben...

Quelle: http://www.weltnetzzeitschrift-der-lotse.de/slawen.htm
 
Besten Dank, Demiurg! Damit wäre die Identität der ominösen "Winuler" wohl auch geklärt, und meine Vermutung zutreffend, dass es sich um Wenden handelt.

Vandalen können es natürlich nicht gewesen sein, denn die sind bereits etwa 700 Jahre vor dem Slawenherzog Ratibor auf der Völkerwanderung nach Südwesten gezogen, und haben sich in Nordafrika niedergelassen.
 
Zurück
Oben