Rechtsrheinische Siedeltätigkeit über 9 hinaus (und Waldgirmes)

Wo hast Du das denn her?

Die Trümmer der berühmten Pferdestatue hat man in einem Brunnen gefunden, unter acht (!) Mühlsteinen und Resten von diversen Holzgeräten. Anscheinend wurde sie kurz und klein geschlagen und in dem Brunnen versenkt.
Wer eine Siedlung weiterbenutzen will, der verstopft doch die Brunnen nicht mit Schrott und Mühlsteinen...
Römische Taktik der verbrannten Erde. Die Germanen waren wohl zu bequem, den Brunnen wieder nutzbar zu machen. Oft lagen darin Tierkadaver, die eine Trinkwassergewinnung ausschlossen.
 
Einen gut ausgebauten und befestigten regionalen Handels- und Verwaltungsplatz bei gezielter Aufgabe einfach ungemindert bestehen zu lassen, wäre aus Sicht der römischen Herrschaft wohl eine Einladung an alle möglichen umherziehenden oder beweglichen Gruppierungen gewesen, damit zu versuchen, einen eigenen kleinen militärischen oder sonstigen Herrschaftsbereich zu basteln.
Welchen Sinn sollte es für die römische Herrschaft machen, solche Möglichkeiten für andere und wen auch immer zu bieten?
 
Römische Taktik der verbrannten Erde. Die Germanen waren wohl zu bequem, den Brunnen wieder nutzbar zu machen. Oft lagen darin Tierkadaver, die eine Trinkwassergewinnung ausschlossen.
Das dachte ich mir auch. In Haltern haben die Römer wohl bei der Lagerräumung auch alles mögliche in den Brunnen geschmissen, um diesen unbrauchbar zu machen.
(Wobei es in der Gegend ja wirklich nicht an Trinkwasser mangelt. War das vll. eine Lagerräumungs-Routine, die man aus dem trockeneren Mittelmeerraum mitbrachte?)
 
Das dachte ich mir auch. In Haltern haben die Römer wohl bei der Lagerräumung auch alles mögliche in den Brunnen geschmissen, um diesen unbrauchbar zu machen.
(Wobei es in der Gegend ja wirklich nicht an Trinkwasser mangelt. War das vll. eine Lagerräumungs-Routine, die man aus dem trockeneren Mittelmeerraum mitbrachte?)

Ob es irgendwo in der Nähe auch noch Wasser gibt, ist im Falle einer Belagerung nicht so besonders relevant, da ist nur relevant ob der befestigte Platz selbst über einen Brunnen einen direkten Zugang zu einem Fliesgewässer oder ähnliches verfügt oder nicht.
Nicht nur im Hinblick auf Trink- sondern auch im Hinblick auf Löschwasser.

Entsprechend ist das Unbrauchbarmachen der Brunnen auch in diesen Gefilden konsequent, wenn man nicht wollte, das ein Platz von anderer Seite übernommen und ausgebaut wurde.
 
Römische Taktik der verbrannten Erde
Trift hier nicht zu, da Waldgirmes nicht im Rahmen einer Kriegstaktik während des Rückzuges in kriegerischen Auseinandersetzungen abgebrannt wurde. Es gab in einigen größeren Kriegszügen, beispielsweise des Sonnenkönigs beim Versuch der Durchsetzung der Ansprüche auf das ehemalige Erbe der Liselotte von der Pfalz, die Taktik, das regionale, 'gegnerische' Vorfeld möglichst dauerhaft zu entfesten und auf dem Rückzug die Taktik der Verbrannten Erde anzuwenden - auf dem Gebiet des Kriegsgegners.
Eine Unbrauchbarmachung eines gut ausgestatteten und befestigten, günstig gelegenen, staatlicherseits angelegten Ortes im Rahmen einer Entscheidung, diesen eigenen, vorgeschobenen Ort nicht mehr weiter zu unterhalten, zu benutzen, war und ist keine 'Taktik der Verbrannten Erde'. Und auch keine Folge eines 'Nerobefehls'.
 
Römische Taktik der verbrannten Erde. Die Germanen waren wohl zu bequem, den Brunnen wieder nutzbar zu machen.
Sie werden auch zu bequem gewesen sein, die zerstörten Gebäude wieder aufzubauen. Wo stammt denn die Schnapsidee her, die römische Siedlung sei nach ihrer Aufgabe von Germanen besiedelt worden?
 
Soweit ich weiß, war es das grundsätzliche Vorgehen der Römer, aufgegebene Lager und dergleichen unbrauchbar zu machen.
 
Ich schrieb ausdrücklich nicht "besiedelt", sondern "benutzt". Im Baumaterial der Straße in Waldgirmes wurden Bruchstücke der Reiterstatue gefunden. Das war nach deren Zerstörung.
 
Die Leiter im Brunnen hat ein Falldatum vom Winter 9/10 n. Chr. laut Becker. Die Straße wurde nach dem Brand neu errichtet, darum auch das Bronzebruchstück der Statue unter der Straßendecke. Die Statue wurde teilweise eingeschmolzen wie Schlacke und Bruchstücke aus der Umgegend von Waldgirmes zeigen ( Uni Jena). Tiberius hat ja die Querwege erneuert (9/10 n. Chr. laut Paterculus). Für Germanicus gibt es keine Nachweise! Das müsste Becker beim Symposium in Halle 2015 damals einräumen. Sie fehlen bis heute.
 
Die Leiter im Brunnen hat ein Falldatum vom Winter 9/10 n. Chr. laut Becker. Die Straße wurde nach dem Brand neu errichtet, darum auch das Bronzebruchstück der Statue unter der Straßendecke. Die Statue wurde teilweise eingeschmolzen wie Schlacke und Bruchstücke aus der Umgegend von Waldgirmes zeigen ( Uni Jena). Tiberius hat ja die Querwege erneuert (9/10 n. Chr. laut Paterculus). Für Germanicus gibt es keine Nachweise! Das müsste Becker beim Symposium in Halle 2015 damals einräumen. Sie fehlen bis heute.
Zwischen der Zerschlagung des Standbildes und dem späteren Brand liegt noch so manches im Dunkel.
Die nahe gelegene germanischen Siedlung von Wetzlar-Naunheim wurde vor der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. angelegt und erbrachte Funde, die die Bewohner von der römischen Ruinenstätte aufgelesen hatten. Darunter augusteische Keramik aber auch Architekturteile aus lothringischem Muschelkalk und ein Fragment der Bronzestatue.
 
Falls ich das richtig in Erinnerung habe (aus der Literatur, Artikeln - so alt bin ich nun auch wieder nicht), wurde doch Waldgirmes erst 15 oder 16 n. Chr. aufgegeben.

Ich habe auf die Schnelle nicht finden können, ob und für wann ein Ende des Forums Waldgirmes bestimmt werden konnte, aber hier ist etwas aus dem Thread:

Herausragend war hin-
gegen der Fund eines kleinen unscheinbaren Frag-
mentes einer der zerschlagenen Bronzestatuen im
Straßengraben. Damit war der Beweis erbracht,
dass der Graben mit Schutt verfüllt wurde, nach-
dem die Bronzestatue zerschlagen worden war."



Und aus dem auch von @Hermundure in seinem Post verlinkten Artikel in der Frankfurter Allgemeinen:

„Der Zeitpunkt der Statuenzerstörung markiert einen Einschnitt“, sagt Gabriele Rasbach. Doch habe er nicht das Ende der Siedlung bedeutet. Hier besserte man anschließend die Straßen aus, wie archäologisch nachgewiesen werden konnte. Erst 14 nach Christus (mit dem Tod des Kaisers Augustus, der einen Aufstand am Rhein zur Folge hatte) oder zwei Jahre später (als Kaiser Tiberius beschloss, die Eroberungspolitik aufzugeben und die Germanen sich selbst zu überlassen) war Schluss.​

Römischer Vorposten: Ein kleines Köln an der Lahn


Nach meinem Verständnis heißt das, dass vermutlich nach der Varusschlacht die Anlage von den Römern geräumt und entweder von ihnen selbst planmäßig niedergebrannt wurde oder aber die Germanen haben die verlassene Anlage niedergebrannt und die Reiterstandbilder als Symbole des Feindes zerstört.

Irgendwann danach wurde dann wieder dieser Ort aufgesucht, wie die Ausbesserungsarbeiten an der Straße zeigen. Welchen Umfang dieser Neubeginn hatte, ist wohl noch nicht erforscht.
 
Daraus ergeben sich folgende Fragen:
wer hat die Statue zerstört und den Pferdekopf zuunterst in den Brunnen geworfen?
wer hat wann die Bronzestücke ohne Kopf eingeschmolzen, wobei die Germanen der benachbarten Siedlung sich ebenfalls bedienen konnten und manche Stücke beim Abtransport verloren gingen?
wann wurden die Straßen ausgebessert, wobei Schutt mit Bruhstücken verwendet wurde?
 
Die Befestigung einer Straße allein bedeutet keine Siedlungstätigkeit.
Es heisst: "Verbreitungsmuster wie auch die Ursprünge mancher Verzierungen auf der handgemachten Keramik sind Hinweise auf eine große Mobilität einheimischer Gesellschaftsgruppen, die in der Lage waren überregionale Wegestrukturen aufzubauen und zu unterhalten"
Die Römerstraßen wurden von diesen einheimischen Gruppen genutzt. Haben diese die Wege später auch ausgebessert?
 
Stört sich denn niemand an der Tatsache, das ausgerechnet der Pferdekopf nicht zerstört wurde? Auch für seine Positionierung unter mehreren Mühlsteinen, am Boden eines Brunnens, ist blinder Vandalismus m.E. eine eher ungenügende Erklärung.
 
Stört sich denn niemand an der Tatsache, das ausgerechnet der Pferdekopf nicht zerstört wurde? Auch für seine Positionierung unter mehreren Mühlsteinen, am Boden eines Brunnens, ist blinder Vandalismus m.E. eine eher ungenügende Erklärung.
Wenn man es genau betrachtet, bist du der erste, der „blinder Vandalismus“ im Munde führt.
Die Frage ist allerdings, warum du der Tatsache, dass der Pferdekopf noch weitgehend - es kommt nämlich durchaus darauf an, von welcher Seite man ihn betrachtet - intakt war, so viel Bedeutung beimisst? Warum hätte man diesen weiter zerstückeln sollen? Bzw. welche Bedeutung misst du dem bei, dass man das nicht getan hat? Wenn es Vandalismus war - ähnlich, wie die Messereinstiche auf die Augustusportraits auf Münzen - dann ging es doch wohl in erster Linie um (mutmaßlich) Augustus und nicht um das Pferd.
 
Es sind wohl rund herum 180 Bruchstücke aufgefunden worden. Zum Zweck des Einschmelzens wäre das logisch, aber dann hätte man sie nicht liegen gelassen.
 
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