Regime-Instalationen und Geo-Strategien der USA (+GB) seit dem 1. Weltkrieg

rrttdd

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Ich habe mir gerade folgende Frage gestellt:

Seit dem 1. Weltkrieg hatten vor allem die USA, aber auch noch GB, zahlreiche Möglichkeiten genutzt, um auf Länder und die Regierungen, welche dort das Sagen haben, Einfluss zu nehmen.

Beispiele:
-Iran: Ablösung von Mossadegh durch den Schah (Operation Ajax)
-Chile: Installation von Pinochet
-Südkorea: Park-Regime
-Taiwan: Chiang Kai shek
-Nicaragua: Somoza-Clan
-Saudi-Arabien: Königshaus Saud
-Griechenland: Unterstützung der Royalisten im Bürgerkrieg
-Deutschland: Unterstützung von Adenauer (Octogon-Trust)
-Nachkriegs-Frankreich: Unterstützung von de Gaulle
-Japan: Konstitutionelle Monarchie (Demokratie), aber mit wenig eigenem Militär, Tenno darf bleiben

Hier frage ich mich, nach welchen Kriterien wurde entschieden, ob ein Land nun eine Monarchie, eine brutale Militärdiktatur oder eine Demokratie werden sollte? Sind solche Kriterien irgendwie ablesbar?

Ist es nach dieser Auflistung ein großes Glück oder hat es Gründe, warum West-Deutschland nach dem 2. Weltkrieg keine proamerikanische Militärdiktatur wurde?

Man hätte ja 1945 z.B. durchaus irgendeinen Vertreter eines süddeutschen Herrscherhauses nehmen können, welches mit den Ergebnissen von 1871 und 1914 unzufrieden war (Wittelsbach? Württemberg? Baden? Sachsen?) und diesen Typen als neuen brutalen Militärdiktator des westlichen Deutschlands einsetzen können. Die Industrie hochfahren, z.B. für die Unterstützung der USA im Koreakrieg, hätte der neue Diktator sicher auch geschafft. Und totalitäre Strukturen wären sogar vorhanden gewesen, die man hätte weiter nutzen können. Adenauer wäre als Kölner Ex-Ob als Fußnote in die Geschichte eingegangen, der 1947 als Oppositioneller von den Schergen des Militär-Regimes abgeholt wurde und -vermutlich nach längerem Aufenthalt im berüchtigten Folterknast Stadelheim - schlussendlich 100 km vor Husum aus einem Flugzeug in die Nordsee geworfen wurde... Seit den 1950er Jahren werden immer wieder Unruhen blutig niedergeschlagen, es kommt zu Militärputschen und Gegenputschen, die Korruption blüht, Eliten bereichern sich, und erst seit den 2000ern entspannt sich die Lage und ein zartes Pflänzlein der Demokratie entwickelt sich...

Derweil interventiert die USA in Chile hinter den Kulissen und baut eine gefestigte Demokratie auf, in der ab den 1960er Jahren ein Wirtschaftswunder erblüht, mit hohen sozialen Standards. Das Land wurde weltbekannt für seine Erzeugnisse aus dem Bereich Maschinenbau, Elektrotechnik und seine Halbleiterindustrie...

--> Die Frage ist, wieso kam es so, wie es kam, und nicht wie in der oben entworfenen Alternativgeschichte?

Wieso war es wichtig, aus Westdeutschland und auch Frankreich anerkannte Demokratien zu machen, während anderswo Terrorregime installiert wurden? Hätte es auch andersrum kommen können (Morgenthau-Plan)?

Wonach entschied sich, welches Land was werden durfte? Gab es eine große Strategie oder wurde nach Einzelfall entschieden und was waren die Kriterien?
 
zu Deinem ersten Beispiel:
"... wurde 1951 die Nationalisierung der Ölindustrie durchaus nicht zufällig zum Hauptziel der ersten demokratischen gewählten Regierung im Iran und im gesamten Mittleren Osten. Diese mit dem Namen Mossadegh verbundene Regierung, die man als den ersten souverän handelnden Akteur aus dem Mittleren Osten auf dem internationalen Ölmarkt bezeichnen kann, hätte schon damals andere Völker zum Nachahmen animiert, vielleicht sogar eine Demokratisierungswelle in der gesamten Region ausgelöst, wäre sie nicht 1953 auf Betreiben des amerikanischen Geheimdienstes CIA gestürzt und durch den diktatorisch regierenden Schah ersetzt worden."
http://mohssenmassarrat.weebly.com/uploads/3/3/8/9/3389565/lpreis_und_demokratie-kurzf_13-06-06.pdf
Demokratien aber treten als souveräne Handelspartner auf und verlangen mithin höhere Preise für den Schmierstoff des westlichen Wohlstands.
Da ist es doch "besser" mit Schurken zu verhandeln, deren Macht wenigstens teilweise von einem selbst abhängt.
Das ist ebenso hart wie beschämend.
 
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