stakkato
Ich sollte noch anmerken, dass diese Entwicklungen keinesfalls nur auf „Reichsklöster“ beschränkt waren, sondern einen meist allgemeinen Trend wiederspiegeln. Reichsklöster genossen halt eher die Aufmerksamkeit der Kaiser/Könige und Fürsten, sowie nicht zuletzt auch des Papstes. Einige privilegierte Klöster waren ja auch aus der allgemeinen, kirchlichen Organisation ihres Umfeldes herausgehoben, wodurch ihnen „ihre Bischöfe“ nicht so reinreden konnten, wie sie wollten. Prominentestes Beispiel für diese seltene Sonderstellung /Reichsunmittelbar & Kirchenunmittelbar im Kerngebiet) ist gewiss das Kloster Fulda, das sich daher direkt an den Papst wenden konnte. Eine gute Ausgangslage um viel später ein eigenes Bistum zu etablieren (mit dem Abt als Bischof!), obwohl hier so mächtige Gegenspieler wie das Fürstbistum Würzburg (deren Bischöfe sich auch Herzöge von Franken nannten) dagegen standen….
Was die Konflikte mit der Ritterschaft in solchen geistlichen Gebieten betrifft fand letztes Jahr eine Ausstellung zu interessanten Vorgängen des Jahres 1225 statt (ich war leider nicht dort…)
LWL - Ritter, Burgen und Intrigen - Aufruhr 1225 - Aufruhr 1225
Es ist zeitlich kein Zufall, dass diese Zeit von Umbrüchen und Versuchen zur Territorialisierung gekennzeichnet war, welche die Verhältnisse zu manchen Lehensrittern zerrütteten. Die Ritter- ob nun Ministeriale oder nicht, begannen verstärkt sich gegen diese Bestrebungen zu verbünden. Der Kampf sollte regional verschieden, unterschiedlich in Zeit und Erfolg verlaufen.
Reichsritterschaft ? Wikipedia
Eidechsenbund ? Wikipedia
Für die Klöster mit ihrem Streubesitz war dies die Zeit der „Entfremdung“, wo ihre entfernten Besitzungen häufig verloren gingen. Durch Gütertausch und andere Maßnahmen versuchten sie eigene, mehr geschlossen liegende Territorien zu gewinnen. – Was zu den besagten Konflikten mit den dortigen Adeligen und Rittern führen musste! Hier war jede Hilfe recht. 1220 wurde etwa die Abtei Fulda durch Kaiser Friedrich II. gefürstet – was die Territorialisierung quasi legitimieren musste (vergleiche die Jahreszahl mit den Vorgängen in Köln 1225!). Fulda ist auch ein schönes Beispiel, dass gut zu den Vorgängen in Köln 1225 passt. Reichsweite Wellen schlugen im Jahre 1271 die Ereignisse um die Ermordung des Fürstabtes Bertho und das damit verbundene Fehdewesen
Bertho II. von Leibolz ? Wikipedia
Kurz: Jene Klöster (vor allem die „Reichsklöster“), die mit Macht daran gingen, sich als Territorialfürstentümer zu etablieren, wurden mit den gleichen Problemen konfrontiert wie die übrigen großen geistlichen Fürstentümer, die einst eine der großen Stützen des Reiches gewesen waren. Eine Aufgabe, die sie nur unter starken Kaisern zu erfüllen in der Lage waren, da sie alleine meist zu schwach waren um mit den wirklich großen Adelsgeschlechtern (Fürsten) des Reiches zu rivalisieren. Die Reformation bot dann häufig die einmalige Gelegenheit, diesen Streit ein für allemal zu entscheiden!
…So mal mit mehr als Siebenmeilenstiefeln durch das Mittelalter gehetzt^^