Schmoeckel (jener von Phillipos)
hyokkose schrieb:
Ein lehrreiches Beispiel, wie solche pseudohistorische Fiktion funktioniert, läßt sich an dem Brauch des "ver sacrum" (bei Schmoeckel: "Geweihter Frühling", vgl. S. 25) demonstrieren:
Dieser Brauch ist aus dem 1. vorchristlichen Jahrtausend bei den Sabellern im Appenin belegt. Schmoeckel projiziert diesen Brauch Jahrtausende früher und Tausende von Kilometern weiter in die eurasische Steppe und strickt dann seine Story daraus. Nach dem gleichen Verfahren hätte er auch eine Story konstruieren können, bei der sich die alten Germanen vor 2000 Jahren schon Baseball-Turniere geliefert hätten...
Dummerweise genau Beginn und Ansatz des Buches und, wie mir deuchte, einziges eigenhistor. Wagnis vom SchmÖckel;- was ja nicht so verwerflich ist, ich glaube kaum, das man die Fortziehenden nur mit einem "Na, denn Tschüss" (indoeuropäisch "na dann tschau") durchgewunken hat. Gemeint ist ja dabei nicht das allmähliche, langsame Ausbreiten der indogerman. Sprachfamilien, sondern die starken Wellen der Wanderungen, jene großen Menschenbewegungen, die anhand der Gräberkultur nachgewiesen werden wollen (ab 4000, 3000 und dann, hoffe mich recht zu erinnern, die stärksten so um 2000 v.Chr.)
Die Wanderbewegungen hat er schlichtweg nicht anders unterlegt, als es jede andere Logik und Geschichtsschreibung auch versucht: abgeweidetes Land und zunehmend trockener werdendes Klima, (nomadisierende) Hirtenkultur, wenig Landwirtschaft, Lockung des kultivierten Südens bzw. des klimat. "fettbödigen Westens" (mitteleuropa)
Btw: Als "Ver Sacrum" beschrieben ( bzw. versuchten gleichzusetzen) gerade die röm. Historiker jene Wellen, in denen die Kelten nach Oberitalien ab Mitte des 5. Jhdt. bis ins 3. Jh. v. Chr. nach Oberitalien hereinströmten.
Was der werte Herr Hyokrokosai schon andernorts zitiert hat, ist leider auch das, was einen "ärgerlich" werden lassen kann bei Schmöckels Werk: seine trivialliterarischen "Geschichterln" zu den versch. Zeiten, man liest einen Juristen, der fabulieren möchte und dessen Stories dann so zw. Dichtversuch und etwas fader Korrektheit rumhängen...
Dennoch möchte ich ihm meine Hochachtung zollen, dafür, gesellschaftl. Einblicke zumindest darzustellen zu versuchen und einen derart großen Bogen und Versuch der Sprachentwicklung/-verwandtschaften zu spannen. Und er hat brav alle literar. Werke zum Thema aufgeführt. Bitte, ich habs nicht mehr, aber nur 20er- bis 60er-jahre, tatsächlich??
Eco ist er keiner, völlig richtig.
Und jetzt wird er dafür in den "Avalon-Spiral Topf" gehauen?
Man darf sich in Sachen "Indogerman./indoeuropäischer Sprachen" also wirklich nur durch Knochentrockenes lesen?.. Also wirklich!
Und lieber meister, du weißt ja selbst keinen "besseren" Einstieg!
(was von Schmoeckels Buch über die "Welt der Germanen" (oder so) zu halten ist, entzieht sich meines Wissens...)
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Aber nun: Woher hatte Alexandros seine Hörner....? Stier- oder Widder?