Ich gehe noch weiter, indem wir selbst heute nicht davon ausgehen können, dass ein Christ per se Pazifist ist.
Dann muß ich es wohl noch einmal anders formulieren, um nicht erneut mißverstanden zu werden...
Heutzutage sprechen jedoch sich die großen Kirchen bzw. ihre Repräsentanten eindeutig gegen Krieg aus. So hat z.B. der Papst entsprechend "abweichende" Priester zur Raison gebracht: die Befreiungstheologen Südamerikas bspw. können ein Lied davon singen.
Seit dem Frühmittelalter aber galt der Krieg eben dann als gerecht, wenn er den Glauben - und damit insbesondere die Kirche und die Gläubigen - zu schützen, wo dieser bedroht war, und gegen den Unglauben - und das meinte eben auch insbesondere gegen die Ungläubigen - mit der Waffe zu kämpfen.
Worin äussert(e) sich "Christ sein" früher im Vergleich zu heute?
Das ist schwer zu beantworten.
Sagen wir es so: Während des europäischen Mittelalters war die göttliche Wetordnung bedroht, wenn kein Frieden herrschte. Es konnte jedoch kein Friede herrschen, wenn der Glaube - d.h., wie erwähnt die Kirche und die Gläubigen - bedroht war. Aus diesem Grund mußte es auch Christen erlaubt sein, zur Waffe zu greifen, um gegen den Unglaube - d.h., wie erwähnt gegen Ungläubige - zu kämpfen.
Alles andere bzw. eine tiefere Betrachtung würde mE jedoch den Rahmen der historischen Diskussion sprengen.
Um es nochmals auf den Punkt zu bringen: Es wäre anmaßend von uns - und zudem unhistorisch - den Menschen früherer Zeit den Glaube oder das "Christ sein" absprechen zu wollen, weil wir heutzutage andere Vorstellungen eben bspw. vom christlichen Glaube haben. Denn daß wir heute andere Vorstellungen haben, basiert auf historischen Entwicklungen, d.h., es hat seine Gründe.