Religionen in kommunistischen Ländern?

Scarlett

Mitglied
Hier sind Experten gefragt.. ich bräuchte Informationen zu den jeweiligen
Religionspolitiken in den kommunistischen Ländern, von Stalin über Konsorten.

Ich bräuchte nämlich einen Vergleich zum sozialistischen Jugoslawien (über das ich genug Infos habe)..
 
Einige Abhandlungen dazu...

Zur Sowjetunion:
http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/84019/
http://www.bautz.de/bbkl/s/s2/sergius_v_m.shtml

Zu den ehemaligen sozialistischen Ländern in Ost-Mitteleuropa:
http://www.concilium.org/deutsch/einl003.htm (auch wenn mir persönlich der erste Absatz dieses Artikels ein wenig zu scharf erscheint)
http://www.wissenschaft.de/sixcms/detail.php?id=149520

Und dann noch eine Forschungseinrichtung, deren Arbeitsfeld diese Thematik ist:
http://www.staat-kirche-forschung.de/main_d.htm
Dort kannst Du bestimmt diesbezüglich anfragen...
 
Vielen, vielen Dank!!

Vor allem der Artikel auf wissenschaft.de bestätigte mich in meiner Meinung, daß gerade die jugoslawische Religionspolitik im Grunde gescheitert ist, vor allem in Hinblick auf das Wiedererstarken der Religionen (als trennendes Element der Nationen) etwa ab Ende der 80ger. :)

Die Unterdrückung der Kirchen scheint dazu geführt zu haben, daß sich hier ein Raum für Regimegegner gebildet hat, welcher sich nicht so ohne weiteres kontrollieren ließ - allen Repressionen zum Trotz.
Nochmal danke!

P.s. Deinen Einwand, daß der erste Absatz im concilium Artikel zu scharf sei, kann ich nachvollziehen, kann Dir aber sagen, daß dies etwa in serbischen und kroatischen Histeriographie ähnlich scharf abgeurteilt abgeurteilt wird. Man könnte auch sagen, daß es in gewisser Weise eine verspätete Reaktion auf die vorzugsweise durch den als Ideal geltenden und propagierten Atheismus ist. In Folge dessen wurden die Kirchen ja mit wenig schmeichelhaften Bewertungen überzogen. ;)
 
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Scarlett: “Die Unterdrückung der Kirchen scheint dazu geführt zu haben, daß sich hier ein Raum für Regimegegner gebildet hat, welcher sich nicht so ohne weiteres kontrollieren ließ - allen Repressionen zum Trotz.
Nochmal danke!”

Diese Schlussfolgerung, meiner Meinung nach, ist absolut falsch und unlogisch. Warum? Sehr einfach.
Hier wurde behauptet, dass die Kirche von dem Staat unterdrückt wurde. Wie stellst Du Dir diese „Unterdrückung vor? Sprechen wir über die Periode nach den 60-en Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Kirche war einfach ein Teil des Staates von dem Staat finanziert und ganz logisch von dem Staat kontrolliert. Es gab überhaupt keinen Platz für Regimegegner”. Die Kirche als eine religiöse Institution beschäftigte sich nicht mit Politik. Das galt besonders für die Ostorthodoxen Länder. Auch heute mischt sich die Orthodoxe Kirche in das politische Leben in Rumänien, Bulgarien, Ukraine, Mazedonien, ect. sehr selten ein. Anders ist die Situation in einigen Katholischen Ländern, wo die Kirche einer ausländischen Hierarchie (dem Vatikan) untergeordnet ist. Trotzdem war die kirchliche Opposition sogar in diesem Fall schwach und unbedeutend. Die einzige nennenswerte Gefahr für diese Regimes kam seitens der Islamischen Fundamentalisten aus den ehemaligen sowjetischen Republiken Zentralasiens – der Bürgerkrieg in Tadjikistan, die Terrorangriffen in Uzbekistan, ect.
 
Diese Schlussfolgerung, meiner Meinung nach, ist absolut falsch und unlogisch. Warum? Sehr einfach.
Hier wurde behauptet, dass die Kirche von dem Staat unterdrückt wurde. Wie stellst Du Dir diese „Unterdrückung vor? Sprechen wir über die Periode nach den 60-en Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Kirche war einfach ein Teil des Staates von dem Staat finanziert und ganz logisch von dem Staat kontrolliert. Es gab überhaupt keinen Platz für Regimegegner”. Die Kirche als eine religiöse Institution beschäftigte sich nicht mit Politik. Das galt besonders für die Ostorthodoxen Länder. Auch heute mischt sich die Orthodoxe Kirche in das politische Leben in Rumänien, Bulgarien, Ukraine, Mazedonien, ect. sehr selten ein. Anders ist die Situation in einigen Katholischen Ländern, wo die Kirche einer ausländischen Hierarchie (dem Vatikan) untergeordnet ist. Trotzdem war die kirchliche Opposition sogar in diesem Fall schwach und unbedeutend. Die einzige nennenswerte Gefahr für diese Regimes kam seitens der Islamischen Fundamentalisten aus den ehemaligen sowjetischen Republiken Zentralasiens – der Bürgerkrieg in Tadjikistan, die Terrorangriffen in Uzbekistan, ect.

Wie die Kirchen unterdrückt wurden, in einem kommunistischem System? Ist das eine ernsthafte Frage oder ein Scherz? ;)

In der Sowjetunion wurden ebenso wie in Jugoslawien Kommissionen geschaffen, die sich mit den Religionen auseinandersetzten. Offiziell sollten sie den Kontakt zwischen Kirche und Staat herstellen, in der Praxis stellten sie in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Geheimpolizei (etwa der UDBA im jugoslawischen Fall) ein Mittel zur Kontrolle der Gläubigen dar. Die Geheimpolizei übernahm hier die Rolle der gewaltsamen Bestrafung. Freilich ist hier einzuwenden, daß etwa die Jugoslawen nicht restriktiv wie die Sowjets waren und flexibler auf die gegebenen Situationen in den Republiken reagierten.

Und nein, die Kirche war nicht einfach Teil des Staates. Dem öffentlichen Recht in Jugoslawien unterstanden nur die Priestervereinigungen, welche vom Staat forcierte Vereinigungen von Geistlichen waren, wohingegen die Kirchen ganz bewußt dem Privatrecht unterstanden. Jegliche Entscheidungen, die innerhalb dieser Religionsgemeinschaft getroffen wurde, hatte keinerlei Bindungswirkung außerhalb dieser Gemeinschaft.

Per Gesetz bzw schärferer Auslegung liess sich zudem feststellen, ob und wann eine Glaubensgemeinschaft gegen die Interessen des Staates handelte - wogegen man mit Hilfe repressiver Maßnahmen und bewußter Behinderung kirchlicher Tätigkeiten vorgehen konnte.

Und daß Kirchen sich nicht mit Politik beschäftigen, ist doch absurd. So ziemlich jede Glaubensgemeinschaft dürfte sich an dieses Prinzip nicht gehalten haben.
Die Rolle der serbisch orthodoxen Kirche etwa widerlegt diese Annahme, war sie und ist sie Teil der serbischen Identität- ihre Rolle während der Balkankriege der 90ger zeigt etwa ganz deutlich, daß Religion und Politik nicht voneinander zu trennen sind.
Gleiches gilt für die katholische Kirche, welche während des Kommunismus ganz klar Raum für Opposition bot -- und da sie eng mit der kroatischen Identität verwoben ist und zudem mit dem Vatikan ein externes Zentrum besaß, war für die Kommunisten nicht so ohne weiteres zu kontrolieren!

Und Deine Darstellungsweise der islamischen Bedrohung scheint mir arg geprägt von einem vom Jahr 2001 geprägten Bedrohungsszenario - mir ist zumindest nicht bekannt, daß der Islam eine ernsthafte BEdrohung für sowjetische Authoritäten war?! :confused:

P.S: Ich würde nun nicht gerade behaupten, daß etwa die katholische Kirche per se unbedeutend war, schließlich ist die Rolle Papst Johannes Pauls II. für Polen alles andere als marginal!!
 
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Trotzdem war die kirchliche Opposition sogar in diesem Fall schwach und unbedeutend.

Die Opposition war die Kirche und die Kirche war die Oppostion.
Jede Form der Opposition-Aktivitat wurde von der Kirche animiert.
Die Katolische Kirche war einfach die starkste Organisation auf dem Grund ihrer Struktur, ihrer Zahl (offiziel 98% der Polen in 1960'-'80-en Jahren deklarierten Katolizismus) und auch der finanzilellen Mitteln ausser der kommunistischen Partai im Polen.
 
Hallo Bartek. Ich respektiere sehr Deine katholischen Gefühle und gleichzeitig habe ich immer gedacht, dass wir an einem Geschichtsforum teilnehmen – nicht an einem Ideologieforum.

Bartek: Die Katolische Kirche war einfach die starkste Organisation auf dem Grund ihrer Struktur, ihrer Zahl (offiziel 98% der Polen in 1960'-'80-en Jahren deklarierten Katolizismus) und auch der finanzilellen Mitteln ausser der kommunistischen Partai im Polen.

Was hat die Zahl der polnischen Bevölkerung, die traditionell zum katholischen Glauben gehört mit unserem Thema zu tun? Dass „offiziell 98% der Polen in 1960'-'80-en Jahren Katolizismus deklarierten” ist ganz gut verständlich die Protestanten (Deutschen) und die Uniaten und Orthodoxen (Ukrainer) wurden nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg vollständig vertrieben.
Im Zusammenhang mit dieser Zahl (98%) habe ich einige Fragen an Dich:
  • Was ist mit den anderen 2%?
  • Würdest Du behaupten, dass alle Polen, die zu diesen 98% gehörten, „Oppositionelleroder Regimegegner” waren?
  • Würdest Du uns informieren wie viel von diesen 98% waren Mitglieder der regierenden Partei?
  • Und eine letzte Frage, aber recht interessant – Du hast etwas über die unabhängigen „finanziellen Mittel der Katholischen Kirche in Polen erwähnt. Ich bin kein Katholik und meine Frage ist ganz gut gemeint – Woher kamen diese finanziellen Mittel? Aus der armen Bevölkerung, aus dem Vatikan, anderen Quellen?
Ist es eine übliche Praxis zum Beispiel Geld von dem Vatikan zu bekommen? Bekommen auf diese Weise Geld von dem Vatikan auch die Priester in Mexiko oder Brasilien, zum Beispiel?
 
Danke fur Respekt. Fur meine Gefuhle :))
Kiprian, der Kampf gegen Kirche war die Konfrontation der zwei Ideologien.
Lese bitte der Brief des Episkopats Polens an kommunistischen Regierung aus 8. Mai 1953 das unter dem Titel "Non possumus" bekannt ist. Lese die Biographie von Kardinal Stafan Wyszyński. Lese etwas uber die Posnaneren Luhteraner, die von Nazis fur seinen Patriotismus gemordet wurden.

Und dann stellt mir eine konkrete Frage. Ok?
 
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