Resignation+Nischengesellschaft

D

Danii

Gast
Hallo :winke:

Ich soll einen kleinen Vortrag über die resignation und die Nischengesellschaft in der DDR halten.
Mein Problem ist folgendes, ich finde nicht wirklich viel beim googeln.
Könntet ihr mir da vielleicht etwas weiter helfen?
 
Vielleicht konnte man dieses System nur überstehen, wenn man sich in eine Nische zurückzog. Schließlich war unsere heutige Kanzlerin in DDR-Zeiten Physikerin und damit sicherlich ziemlich unpolitisch.:grübel:
 
Bis 1990 war Frau Merkel als Sekretärin für Agitation und Propaganda einer FDJ Kreisleitung tätig.
Ohne die Wende wäre ihr Weg ein wohl typisch sozialistischer geworden. ;)
 
Erdnuß schrieb:
Bis 1990 war Frau Merkel als Sekretärin für Agitation und Propaganda einer FDJ Kreisleitung tätig.
Ohne die Wende wäre ihr Weg ein wohl typisch sozialistischer geworden. ;)

Liebe Erdnuß,

hat sie das nicht nebenher gemacht und war hauptberuflich Physikerin?:confused: Ich habe nochmal bei Wikipedia nachgeschaut, sie hat hauptamtlich als Physikerin am Zentralinstitut gearbeitet.:)
 
Zuletzt bearbeitet:
Resignation ist der falsche Begriff.
Man richtete sich in der DDR so gut wie es ging ein. Und blieb hoffnungslos. Mit der flächendeckenden Einspeisung des Westfernsehens (Ende der 70er Jahre) wurde den DDR-Bürgern das Gefühl gegeben, es gibt noch was anderes als DDR und Sozialismus. Allerdings sollte dies nicht einen Anreiz darstellen sondern die Lebensqualität fürdern, dass man doch nicht hinter einer Mauer festsaß.
Hier waren die Psychologen wirklich gescheit: es musste ein Ziel für die DDR-Bürger geben, dass man das Leben in der DDR ertragen ließ. Und die Hoffnung, dass man nicht allein mit seinem Elend sei.

Eine der größten Nischen der DDR war der Alkohol.
 
Hurvinek schrieb:
Und blieb hoffnungslos. Hier waren die Psychologen wirklich gescheit: es musste ein Ziel für die DDR-Bürger geben, dass man das Leben in der DDR ertragen ließ. Und die Hoffnung, dass man nicht allein mit seinem Elend sei.

Eine der größten Nischen der DDR war der Alkohol.

Grosse Worte.
Aber das mit dem Alkohol musst du mir noch mal erklären.
 
Hurvinek schrieb:
Eine der größten Nischen der DDR war der Alkohol.

So ein Quatsch:motz: . Also so ein Humbug, als wenn der Großteil der Bevölkerung Alkoholiker gewesen wäre? Genauso wie das Wort etragen, als wenn jeder qualvolle Schmerzen litt, wenn er durch die Straße läuft, weil das System so ein Rotz war. Wo hast du das her? Also mehrere Zeitzeugen bestätigen mri das Gegenteil.
 
Hurvinek schrieb:
Resignation ist der falsche Begriff.
Man richtete sich in der DDR so gut wie es ging ein. Und blieb hoffnungslos. Mit der flächendeckenden Einspeisung des Westfernsehens (Ende der 70er Jahre) wurde den DDR-Bürgern das Gefühl gegeben, es gibt noch was anderes als DDR und Sozialismus. Allerdings sollte dies nicht einen Anreiz darstellen sondern die Lebensqualität fürdern, dass man doch nicht hinter einer Mauer festsaß.
Hier waren die Psychologen wirklich gescheit: es musste ein Ziel für die DDR-Bürger geben, dass man das Leben in der DDR ertragen ließ. Und die Hoffnung, dass man nicht allein mit seinem Elend sei.

Eine der größten Nischen der DDR war der Alkohol.


Ich wollte eigentlich in der Neuzeit überhaupt nicht mehr schreiben, aber ich glaube, das kann man nicht stehen lassen. Ich hab schon viel Unsinn gehört und gelesen, aber das hier ist neu. Alkoholismus ist weltweit lt. WHO-Studie steigend, aus den verschiedensten Gründen. Dass er in der DDR erhöht vorgekommen wäre, das solltest du mit Quellen nachweisen, anstatt hier unsachliche Glaubensbekenntnisse abzugeben. Sachlichkeit in der Diskussion wäre nett.

Und zu dem Begriff hoffnungslos. Es gibt für jeden Menschen eine Teilung seines Lebens, einmal als ein ganz normaler Bürger und einmal als ein politischer Mensch. Die Wirklichkeit in der DDR zu erkennen und zu begreifen, heißt nicht gleichzeitig, in Resignation oder Hoffnungslosigkeit zu versinken. Ein Mensch ohne Hoffnung ist tot. Das Führen eines ganz normalen Lebens und Alltags ist auch für Menschen in einem Staat möglich, dessen Politik und Ideologie sie ablehnen. Millionenfach und weltweit ist es so und war es schon immer so. Sonst wäre die Menschheit schon ausgestorben. Gründe zur Resignation und Hoffnungslosigkeit hatte sie genug.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hurvinek, glaubst du wirklich an diesen Mumpitz, den du da so schreibst?:motz:


Ich hoffe für dich, daß du kein Alkoholproblem hast. :devil:
 
Um dir bei deiner Frage zu helfen.
Das Leben der Menschen in der DDR verlief im Grund so, wie das Leben millionen anderer Menschen. Die Politik bestimmte nicht den gesamten Tages- und Lebenslauf. Sie hatten ihre Arbeit, ihre Familie, ihren Freundeskreis. Sie gingen ihren Hobbys nach und lebten ein normales Leben. Das Wort Elend in diesem Zusammenhang ist ebenfalls hochtrabend, es trifft nicht die Situation in der DDR. Elend definiert sich anders. Und der Mensch ist dazu in der Lage, bestimmte Dinge zu kompensieren, sich anzupassen, den Umständen entsprechend hatten die Menschen sich auch auf Verzichte oder die Schwierigkeiten, die es gab eingestellt. Aber desto trotz waren sie genauso glückliche oder unglückliche Menschen wie überall auf der Welt, genauso fröhlich oder schweigsam, genauso verbiestert oder optimistisch. Alle menschlichen Eigenschaften also und das ist auch ganz natürlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin gewiss gegen eine nachträgliche Verklärung der DDR, aber sie als alkoholisiertes und hoffnungsloses Jammertal zu beschreiben, ist wohl stark übertrieben.

Den Begriff "Nischengesellschaft" prägte um 1983 der westdeutsche Diplomat Günter Gaus, der lange Jahre in Ost-Berlin lebte, und dort von 1973-80 die "Ständige Vertretung" der BRD leitete. Der Durchschnittsbürger, so meinte er, bringt gerade soviel an gesellschaftspolitischem Engagement auf, dass er nicht negativ auffällt. Im übrigen kümmert er sich nicht um das Gerede vom "neuen Menschen im Sozialismus", sondern vollzieht – wann immer es geht – den Rückzug ins Private, in seine "Nische".

Ob Gaus damit den Kern des Sicheinrichtens im "sozialistischen Alltag" getroffen hat, mögen DDR-Bürger entscheiden, die diese Zeit aktiv erlebt haben. Das Wort von der "Nischengesellschaft" ist seinem Buch "Wo Deutschland liegt", erschienen in Hamburg 1983, entnommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Irene schrieb:
Ich hab schon viel Unsinn gehört und gelesen, aber das hier ist neu. Alkoholismus ist weltweit lt. WHO-Studie steigend, aus den verschiedensten Gründen. Dass er in der DDR erhöht vorgekommen wäre, das solltest du mit Quellen nachweisen, anstatt hier unsachliche Glaubensbekenntnisse abzugeben. Sachlichkeit in der Diskussion wäre nett.

Um etwas Sachlichkeit in die Diskussion zu bringen:

Da ist schon etwas dran, auch wenn mir das als in der DDR Geborener ebenso nicht gefällt - es ist ein Fakt, daß in der DDR ein deutlich erhöht
Alkohol konsumiert wurde: http://www.stiftung-aufarbeitung.de/downloads/pdf/KOCHAN.pdf

Es handelt sich um die Website einer Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die eine bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Recht ist - feindliche Propaganda wird Wieger jetzt gleich schreiben.

:eek:fftopic:
@Wieger: Kennst du Landolf Scherzer, den linken DDR-Schriftsteller? Der schrieb in oder zu den 80er Jahren in der DDR: Alkoholismus - die Volkskrankheit in der DDR. Lies einmal "Der Erste" - kann ich nur empfehlen zu Einsichten in den Alltag in der DDR Ende der 1980er Jahre - zu DDR-Zeiten ein stark diskutiertes Buch aus dem System heraus.

Bei den Diskussionen um DDR-Themen fällt mir auf, daß es manchmal unsachlich wird. Vielleicht muß man noch mehr Zeit verstreichen lassen oder sich trotz der Verbundenheit mit der eigenen Geschichte versuchen ein wenig zu Distanz zu wahren oder nicht in Vorurteile zu verfallen.
 
Renard schrieb:
Um etwas Sachlichkeit in die Diskussion zu bringen:

Da ist schon etwas dran, auch wenn mir das als in der DDR Geborener ebenso nicht gefällt - es ist ein Fakt, daß in der DDR ein deutlich erhöht
Alkohol konsumiert wurde: http://www.stiftung-aufarbeitung.de/downloads/pdf/KOCHAN.pdf

Es handelt sich um die Website einer Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die eine bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Recht ist - feindliche Propaganda wird Wieger jetzt gleich schreiben.

:eek:fftopic:
@Wieger: Kennst du Landolf Scherzer, den linken DDR-Schriftsteller? Der schrieb in oder zu den 80er Jahren in der DDR: Alkoholismus - die Volkskrankheit in der DDR. Lies einmal "Der Erste" - kann ich nur empfehlen zu Einsichten in den Alltag in der DDR Ende der 1980er Jahre - zu DDR-Zeiten ein stark diskutiertes Buch aus dem System heraus.

Bei den Diskussionen um DDR-Themen fällt mir auf, daß es manchmal unsachlich wird. Vielleicht muß man noch mehr Zeit verstreichen lassen oder sich trotz der Verbundenheit mit der eigenen Geschichte versuchen ein wenig zu Distanz zu wahren oder nicht in Vorurteile zu verfallen.


Alkoholismus gilt als die weitverbreiteste Krankheit weltweit. Eine sachliche Beurteilung wäre nur möglich, wenn parallel zu der von dir genannten Studie eine zeitgleiche Studie bestehen würde, die den Alkoholimus in der BRD oder anderen westeuropäischen Ländern zeigt. Ansonsten ist die obige Studie nur ein Nachweis, dass es in der DDR Alkoholismus gab.

Wobei zu beachten ist, nicht der Verbrauch an Alkohol ist gemeint, sondern statistische Zahlen zu der erfaßten Krankheit Alkoholismus.

http://www.drogen-aufklaerung.de/texte/sachtext/alkohol03.htm

zu beachten ist bei dieser Statistik das Jahr 1987 und ebenfalls die Statistik zu Drogen, möglicherweise haben unsere Brüder und Schwestern aus Solidarität mitgelitten. :weinen:
 
Zuletzt bearbeitet:
Die DHS hat eine schöne Broschüre.

http://www.dhs-intern.de/pdf/Broschuere_Alkohol.pdf#search='pro%20kopf%20verbrauch%20alkohol%20brd'

Auf Seite 6 sind die Alkoholzahlen der DDR und der BRD beschrieben. Über die 0,5 l pro Kopf kann Mehrverbrauch in der DDR kann man nun darüber streiten, ob es das Gläschen am Abend mehr war, oder ob es dem Export der lieben Westverwandtschaft und Besuchern der umliegenden Freundesstaaten geschuldet war. Meines Wissens nach war der Alkohol in Polen z.B. sehr hoch besteuert.
 
Ihr habt Hurvineks Beitrag nicht verstanden. Es geht um Alkohol als Fluchtmöglichkeit vor dem Alltag. Nicht darum, ob in Monaco mehr gesoffen wurde als in Paris. Es geht darum, wie und warum gesoffen wurde.

Die These lautet demnach: ein Teil der Bevölkerung zog sich depressiv aus der Realität zurück, und Alkohol war ein Mittel zum Zweck.
 
Pope schrieb:
Ihr habt Hurvineks Beitrag nicht verstanden. Es geht um Alkohol als Fluchtmöglichkeit vor dem Alltag. Nicht darum, ob in Monaco mehr gesoffen wurde als in Paris. Es geht darum, wie und warum gesoffen wurde.

Die These lautet demnach: ein Teil der Bevölkerung zog sich depressiv aus der Realität zurück, und Alkohol war ein Mittel zum Zweck.



Eine These, dazu müßte man nun allerdings die Leute hören, ob sie den Alkohol getrunken haben, um politische Depressionen abzubauen oder ob dieser Alkoholkonsum eine ganz natürlich Entwicklung war, wie auch in anderen Ländern. Kollektive hatten auch ein gemeinsames Freizeitprogramm (Kegeln, Billard z.B.) , es gab sehr viele Skatvereine, Hundesportvereine, Freundeskreise z.B. Camper etc. - da wird nur ungern Tee getrunken:rofl: das Grillen nahm in der DDR auch einen wichtigen Platz der Freizeitgestaltung ein, nicht zu vergessen diverse Familienfeiern, die in der DDR groß geschrieben wurden. Also da von dem Alkoholverbrauch auf eine These - Flucht in den Alkohol - zu schließen, ist mehr oder weniger nur eine Spekulation. Zumal ja der steigende Verbrauch in anderen Ländern auch zu verzeichnen war.
 
Erdnuß schrieb:
Über die 0,5 l pro Kopf kann Mehrverbrauch in der DDR kann man nun darüber streiten, ob es das Gläschen am Abend mehr war, ...

...werte Erdnuß, diese "Halbe" hättest Du besser nicht probiert! :D

Es handelt sich um die reine Alkoholmenge (=100% Ethanol) pro Kopf pro Jahr. Die 1,1 Liter entsprechen circa 25 Liter Bier, wobei da auch Kinder ecetera statistisch beinhaltet sind, da auf die gesamte Bevölkerung gerechnet wird. (1960 Ost: 5,2l West: 7,3l 1990 Ost: 12,9l West: 11,8l)

Man sieht sehr gut die Aufhol- und Überholbewegung des Ostdeutschen gegenüber des Westdeutschen Konsums. Anfänglich deutlich geringere Produktion und Nachfrage ("oder sich leisten können"), dann weitaus rasantere Zuwachsraten. Dürfte kaum eine bessere Statistik zu einer Nachfragedynamik geben... (Frustrationsdynamik?!) :pfeif:

sorry. Eine Statistik im Sinne von Hurvinek.
Des weiteren erachte ich Krankheits-Mengen nicht ganz als so treffliche historische Vergleichsmasse. Nochdazu gerade die Alkoholkrankheit ähnlich weiterer psychischer Erkrankungen erst relativ "frisch" von der WHO als Krankheit eingestuft wurde (1983: ICD-10, F10). Vielleicht besser Inhaftierte, MfS-Mitglieder oder Republikflüchtlinge zählen?! :still:

Martin
 
Zuletzt bearbeitet:
Zumal ja nicht jeder Alkoholiker nicht mit dem System konnte, also die Gründe für das Saufen sind vielfältig.
 
wenn der drogenkonsum zwischen ddr - brd/andere westl.staaten verglichen werden soll, muß meiner meinung nach auch der kunsum der anderen drogen (hasch, heroin usw.) mit einbezogen werden, welche sicher nicht so leicht in der ddr zu beschaffen waren. :grübel:
 
Zurück
Oben