Revolutionäre Propaganda vor der franz. Revolution

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Fragestellungensman

Gast
Hallo!

Ich habe in verschiedenen Quellen -- unter anderen über den Maquis de Sade (ich meine, unter anderen von Franz Blei, "Formen der Liebe"; ich meine auch Iwan Blochs Werk), "Die Zensoren: Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat" von Darnton, "Kritik und Krise" von Koselleck und anderen -- gelesen, dass vor der französischen Revolution einige Propaganda im Umlauf war, welche das Ancien Régime delegitimierte.
Etwa die Aussage von Marie Antoinet, dass das Volk doch Kuchen essen sollte, wenn es kein Brot habe, ist Fake News und wurde der armen Frau in den Mund gelegt. Auch gab es Schlüsselromane, die die vermeintlichen Ausschweifungen am Hofe zum Thema hatten.

Meine Frage an die historisch Geschulten, die ich hier anzutreffen hoffe, lautet: Wie viel davon ist dran? Wie "sittlich verdorben" waren die französischen Adligen und insbesondere der Hochadel wirklich?
Es werden ja teilweise Dinge berichtet, welche auch in unserer Zeit Abscheu erregen würden.

Doch, wie viel ist dran?

Ich bitte empfindliche Forenteilnehmer um Entschuldigung.
 
Erst einmal wäre ich hier mit dem Begriff "Propaganda" vorsichtig, weil der in insinuiert, dass da in orchestrierter Weise auf das Ende des ancien Régime hingearbeitet worden wäre.

Das dort Gerüchte und teilweise auch ziemlich bösartig verzerrende Gerüchte im Umlauf waren ist richtig, allerdings keine ausgemachte Besonderheit dieses Kontextes.
Und "Propaganda" insinuiert auch, dass dort bewusst falsche Dinge lanciert worden wären, was auf vieles, was im Umlauf war nicht zutraf.

Teilweise basierten diese Dinge auch einfach auf Missverständnissen.

In Sachen Staatsfinanzen etwa, gab es damals keine einheitlichen Bilanzierungsmethoden. Und je nachdem, wer gerade "Generalkontrolleur der Finanzen" war und wie der das darstellte, konnte ein und die selbe Lage von einem Tag auf den anderen sehr verschieden aufgefasst werden.

Zwischen der einfachen Darstellung des Kassenstands und einer Darstellungsweise, die die Verbindlichkeiten und Verpflichtungen des Staates in die Zukunft projiziert, können sehr massive Unterschiede bestehen.
Das war aber durchaus nicht allen Beteiligten klar und der einfachen Bevölkerung um so weniger, zumal es ja auch keine mit heute vergleichbare Informationspolitik der jeweiligen Regierungen gab und diese was sich in den Regierungskreisen abspielte nicht in Echtzeit mitbekam, sondern entweder über offizielle Verlautbarungen im Nachhinein unterrichtet wurde oder nur Gerüchteweise Dinge mitbekam.


Wenn nun an einem Tag zu vernehmen war, dass die Kassenlage des Staates hinreichend war um die Situation auszuhalten und kurze Zeit später aber zu vernehmen war, dass der Staat hochverschuldet sei und deswegen über Steuererhöhungen oder andere Maßnahmen nachgedacht wurde, konnte das zu dem trügerischen Eindruck führen, dass da in kürzester Zeit in skandalösester Weise Geld verbrannt worden wäre.
Und dass dieser Eindruck wenn er entstand zu allerlei phantasievollen Gerüchten führen musste, auf welche Weise das wohl passiert sei, ist ebenfalls klar.

Den meisten Menschen damals dürfte einfach nicht klar gewesen sein, dass die sehr verschieden anmutende Auskunft über die Staatsfinanzen nicht unbedingt etwas mit dem aktuellen Finanzgebaren der Regierung und des Königs zu tun hatte, sondern dass es sich mitunter vielmehr um lange Zeit vorher aufgenommene Kredite handelte, die in naher Zukunft fällig werden mussten, was zu kurzfristigem Kapitalbedarf führen konnte.

Der größte Teil der Verschuldung des französischen Staates hatte mit Ausschweifungen des Hochadels relativ wenig zu tun, sondern der war einfach dadurch bedingt, dass die französischen Könige spätestens seit Louis XIV. ausschweifende Kriege geführt hatten, für die eigentlich kein Geld vorhanden war.

Die wurden über weitgehend über Anleihen, Verpfändung künftiger Steuereinnahmen, Verkauf von Ämtern (vor allem Steuerpächter) etc. finanziert und hatten auf diesem Weg eine lange Nachwirkung.

In dieser Hinsicht befand sich das ancien Régime kurz vor seinem Untergang auch insofern in einer Zwickmühle, als dass die Bevölkerung wohl annahm, es fänden skandalöse Ausschweifungen statt, die aus dem laufenden Haushalt finanziert würden und die man nur abstellen müsse, um die Staatsfinanzien in Ordnung zu bringen.

Das war ein Irrtum.

Die Ausschweifungen hatten stattgefunden, allerdings nicht in Form verschwenderischer Partys (das auch, aber das wäre in den Griff zu bekommen gewesen, der Anteil der Hofhaltung an den Schulden war tatsächlich zu vernachlässigen), sondern vor allem in Form von Kriegen in Europa, Amerika und in Teilen auch Indien.

Und die liefen nicht und wurden aus dem aktuellen Haushalt finanziert, sondern die waren bereits vor Jahren bis Jahrzehnten (mit in Teilen überschaubaren Erfolgen) gelaufen, und das Problem war, dass jetzt die Kredite fällig wurden, bzw. die Praxis der Verpachtung und Verpfändung kommender Steuereinnahmen, die Staatseinnahmen ziemlich ruinierten, was dafür sorgte, dass durch kurzfristige Einsparungen die finanzielle Lage nicht zu verbessern war.
Die beiden Wege aus dieser Situation heraus waren, entweder den Staatsbankrott zu erklären oder die Einnahmen des Staates zu erhöhen um durch eine längerfristige Saniserungspolitik die Verschuldung in den Griff zu bekommen.

Man versuchte letzteres und hatte in diesem Sinne das Pech, dass es mit Missernten zusammenfiel, vor deren Hintergrund der Versuch die Finanzen vor allem über die Höhe der Einnahmen zu konsolidieren (weil an den Ausgaben, die weitgehend aus Bedienung von Schuldforderungen bestand nicht viel zu ändern war), dann als sozialer Zündstoff wirkte.


Das konnten die Zeitgenossen in dieser Weise aber natürlich kaum überblicken und wie das mit dem Menschen nun einmal ist, wenn er Dinge nicht übersehen kann, sucht er dann einfache Erklärungsmuster und mitunter Sündenböcke.
Das die finanziellen Probleme Frankreichs maßgeblich auf eine skandalös verschwenderische Hofhaltung zurückgingen, war ein solches einfaches Erklärungsmuster, dass, wie man fairerweise sagen muss, reichlich an der Realität vorbei ging.
 
Zuletzt bearbeitet:
Erst einmal wäre ich hier mit dem Begriff "Propaganda" vorsichtig, weil der in insinuiert, dass da in orchestrierter Weise auf das Ende des ancien Régime hingearbeitet worden wäre.

Ich muss Ihnen vollumfänglich Zustimmen und entschuldige mich dafür. Ich habe eine Neigung zu pointierten Überschriften oder Betreffzeilen. Manchmal geht es mit mir durch.

Shinigami schrieb:
Das dort Gerüchte und teilweise auch ziemlich bösartig verzerrende Gerüchte im Umlauf waren ist richtig, allerdings keine ausgemachte Besonderheit dieses Kontextes.

In Iwan Blochs Werk -- ich meine, es war "Neue Forschungen über den Marquis de Sade und seine Zeit" -- gibt es die Beschreibung, dass Ludwig der XV. regelrechte "Freudenhäuser" in Versailles betrieben haben soll.
Louis der XVI. soll einen dafür zuständigen Minister getroffen haben im Garten von Versailles und als dieser sich vorstellte, er sei für die Vergnügen ihrer Majestät zuständig, erwidert haben, sein Vergnügen bestehe nur in Lektüre, Musik usw. und ihn davongejagt.

Das namentlich meine ich.

Auf der einen Seite sehe ich keinen Grund, dem zu misstrauen; auf der anderen Seite wäre das genau die Art von Propaganda, durch die man ein Regimé vorher destabilisiert und nachher zur eigenen Rechtfertigung delegitimiert.

Shinigami schrieb:
Die wurden über weitgehend über Anleihen, Verpfändung künftiger Steuereinnahmen, Verkauf von Ämtern (vor allem Steuerpächter) etc. finanziert und hatten auf diesem Weg eine lange Nachwirkung.

War es damals nicht üblich, dass der König das Recht, Steuern einzuziehen, ganz einfach an Steuerpächter, "Zöllner", verkaufte?
Der Zöllner hatte damit ein ökonomisches Interesse daran, tendenziell mehr Steuern herauszuholen als der König bezahlt wurde, quasi als "Zins" für das vorab gegebene Geld.

Umgekehrt hatte der König kein Interesse daran, realistisch einzuschätzen wie viel Geld an Steuern aus einer Pacht herauszuholen war. Er musste ja möglichst viel Geld damit machen.

Shinigami schrieb:
sondern vor allem in Form von Kriegen in Europa, Amerika und in Teilen auch Indien.

War es nicht namentlich der 7-jährige Krieg und die Beteiligung der Franzosen auf Seiten der Amerikaner im Unabhängigkeitskrieg?
 
In Iwan Blochs Werk -- ich meine, es war "Neue Forschungen über den Marquis de Sade und seine Zeit" --

Zunächst mal muss ich hier sagen, dass ich Blochs Werk nicht kenne und daher kein abschließendes Urteil davon abgeben kann, wie verlässlich das ist, weil ich nicht weiß, wie er gearbeitet hat.

Allein das Werk muss an Hand der Lebensdaten des Autors über 100 Jahre alt sein und erschien wohl auch unter Pseudonym, dass erscheint mir nicht unbedingt vertrauenerweckend.

dass Ludwig der XV. regelrechte "Freudenhäuser" in Versailles betrieben haben soll.
Klingt mir ehrlich gesagt, nach einer ausschmückenden Übertreibung der damals nicht unüblichen Mätressenwirtschaft.
Mal davon ab, Louis XV war doch bereits 15 Jahre vor der Revolution verstorben.

Louis der XVI. soll einen dafür zuständigen Minister getroffen haben im Garten von Versailles und als dieser sich vorstellte, er sei für die Vergnügen ihrer Majestät zuständig, erwidert haben, sein Vergnügen bestehe nur in Lektüre, Musik usw. und ihn davongejagt.

Das wird Bloch entweder in dieser Form nicht geschrieben haben oder es ist ein Nachweis dafür, dass das Werk in Sachen Darstellung historischer Tatsachen nicht viel taugt.

Einen Minister der im Besondern für die Verwaltung sprichwörtlicher Bordelle zuständig gewesen wäre, hat es defintiv in dieser Form nicht gegeben.
Was es im 18. und 19. Jahrhundert durchaus gab (unter wechselnden Bezeichnungen firmierend) waren Bedienstete, die sich weniger um die Staatsangelegenheiten, als mehr um die Privatbelange der Dynastie, der Verwealtung ihres Privatbesitzes, der Krondomäne etc. kümmerte (in Preußen firmiert das später unter der Bezeichnung "Minister des königlichen Hauses").
Das ein solcher Bediensteter, sich auch um die Belange von Mätressen und der unehelichen Nachkommen der Dynasten etc. zu befassen hatte, war nichts ungewöhnliches.

Das war dann allerdings lediglich ein kleiner Teilbereich seiner Tätigkeit der sich auch keinesfalls auf die Organisation sexueller Ausschweifungen beschränkte.
Jemanden, der sich lapidar gesprochen als "Seiner Majestät Bordellminister" vorgestellt habe würde man in dieser Form kaum angetroffen haben.

Jemanden, der sich von Amts wegen um die Belange der Dynastie kümmerte und abei auch Angelegenheiten zu regeln hatten, die Bedürfnisse der Mätressen oder des unehelichen Nachwuchses, würde man durchaus angetroffen haben, aber das ist keine französische Besonderheit gewesen, das war an den europäischen Höfen mehr oder minder der Normalzustand.

Auf der einen Seite sehe ich keinen Grund, dem zu misstrauen
Also abgesehen davon, dass das 100 Jahre alt ist und somit aus einer Zeit stammt, die dem aktuellen Forschungsstand um Dekaden hinterherhängt, dass es unter Pseudonym veröffentlicht wurde und aus der Feder eines Autoren stammt, der von dem her, was er gelernt hat, eigentlich aus anderen Disziplinen kam?
Letzteres ist kein Totschlagargument dafür, dass die Arbeit nichts taugen würde, müsste aber zur Vorsicht anhalten sich die Arbeitsweise genau anzusehen, inwiefern die Quellen tatsächlich kritisch hinterfragt oder eher unkritisch übernommen wurden.

Ich sage nicht, dass Bloch da offensichtlich irreführen wollte, aber die Ausführung oben ist entweder nicht so widergegeben worden, wie Bloch sie abgefasst hat, oder aber Bloch hat da ziemliche Übertreibungen und Mythen aufgegriffen und in seinem Werk verwurstet oder aber er hat das wider besseren Wissens geschrieben, würde ich meinen.

auf der anderen Seite wäre das genau die Art von Propaganda, durch die man ein Regimé vorher destabilisiert und nachher zur eigenen Rechtfertigung delegitimiert.

Sofern wir von Propaganda reden, anders herum.
Es wurden sicherlich von entsprechenden republikanisch gesinnten Interessengruppen bösartige Gerüchte in Umlauf gebracht und Kampagnen lanciert, als es denn tatsächlich um die Zukunft der Monarchie (direkte Folge der Revolution war ja nicht die Absetzung des Königs, sondern zunächst mal nur die Einführung einer konstitutionellen Monarchie) ging, aber das war vor der Revolution nicht absehbar.
Der größte Teil der Bevölkerung, der anno 1789 revoltierte interessierte sich für die Getreide- und Brotpreise, nicht in erster Linie für die Hofintrigen.

Ansonsten hatten die Leute damals mit Lebensmittelknappheit, Krieg (zwischenzeitlich jakobinischem Terror) und seit Beginn der Revolutionskriege und der Einführung und dem ausgibigen Druck von Papiergeld auch mit Inflation zu tun.

Ich denke, dass es nicht viel Einbildungskraft braucht um sich vorstellen zu können, dass sowas zu gelegentlichen Hysterien führte und eine solche Atmosphäre dazu geeignet war so manche blühende Phantasie zu befeuern und so manches reichlich phantastische Gerücht hervor zu bringen.
Oft sicherlich auch ohne dezidiert propagandistische Absicht.

Im Übrigen was oben steht ist so besonders nicht, zeig mir mal einen europäischen Herrscher von Bedeutung, aus dieser Zeit, dem nicht gerüchteweise ausschweifendes Sexualleben oder gesellschaftlich nicht akzeptierte Sexualpraktiken unterstellt worden wären.

Vergleichen etwa mit Dingen, die z.B. Katharina der Großen im Bezug auf Pferde angedichtet wurden, ist die obige Einlassung noch relativ harm- fantasielos, würde ich meinen.

War es damals nicht üblich, dass der König das Recht, Steuern einzuziehen, ganz einfach an Steuerpächter, "Zöllner", verkaufte?
Der Zöllner hatte damit ein ökonomisches Interesse daran, tendenziell mehr Steuern herauszuholen als der König bezahlt wurde, quasi als "Zins" für das vorab gegebene Geld.

Das kommt ganz auf das Ausmaß an.

In Regionen, auf dem platten Land, in die die staatliche Verwaltung noch nicht hineinrichte, war das sicherlich durchaus noch üblich.
In Regionen, in denen es bereits einigermaßen funktionierende Verwaltungen gab, nicht mehr unbedingt.

Der zweite Punkt, ist dann natürlich auch die Laufzeit dieses Geschäfts. Bei Laufzeit über mehrere Jahre war das natürlich für den Pächter, der mehrfach kassieren konnte, aber nur einmal vorzuschießen brauchte, ein vorteilhafteres Geschäft, als für den Staat, im Besonderen wenn der in der Region bereits eigene Verwaltungen hatte, die das eigentlich auch hätten machen können.

Der dritte Punkt ist, dass die dadurch aufkommende Zusatzbelastung, denn der Steucherpächter refinanzierte sich ja über die Abgaben der Steuerpflichtigen, sich um so negativer auf wirtschaftlichen Fortschritt und/oder Stabilität auswirken musste, je länger dieses System betrieben wurde.

Naja, was dieses System, zumal in Regionen deren Verwaltungsinfrastruktur das eigentlich überflüssig machte, im Besonderen bei langen Laufzeiten mittelfristig sowohl im Bereich der Steuereinnahmen, als auch im Hinblick auf die Abgabenlast der Bevölkerung und deren wirtschaftlicher Leistungs- und Überlebensfähigkeit anrichtet, liegt auf der Hand.


Umgekehrt hatte der König kein Interesse daran, realistisch einzuschätzen wie viel Geld an Steuern aus einer Pacht herauszuholen war. Er musste ja möglichst viel Geld damit machen.

Wie gesagt, beim Modell der Steuerpacht geht es nicht nur um den monetären Ertrag, das hat durchaus auch eine nicht zu unterschätzende volkswirtschaftliche Komponente.

Das Problem ist, dass das Modell Steuerpacht dem Steuerpächter mehr oder minder einen Blankoscheck dahingehend ausstellt Raubbau an der eigenen Wirtschaft zu betreiben, im Besonderen wenn das über mehrere Jahre so geht.
Je länger die Steuerrechte in einer bestimmten Region verpachtet wurden, desto sicherer nahm deren wirtschaftliche Leistungsfähigkeit rapide ab, weil die Bewohner die Abgaben die in die Taschen der Steuerpächter gingen nicht selten aus der Substanz aufbringen mussten und umso niedriger mussten dann auch die zu erwartenden Steuereinnahmen in den kommenden Jahren ausfallen.

War es nicht namentlich der 7-jährige Krieg und die Beteiligung der Franzosen auf Seiten der Amerikaner im Unabhängigkeitskrieg?
Die haben sicherlich zur Anhäufung des französischen Schuldenbergs massiv beigetragen letztendlich beginnt das aber bereits bei Louis XIV.

Allein die Kriege gegen die Niederlande (6 Jahre), der Pfälzische Erbfolgekrieg (9 Jahre) und der Spanische Erbfolgekrieg (13 Jahre), bedeuteten für Frankreich fast 30 Jahre Krieg gegen halb Europa, selbst wenn man hier den "Devolutionskrieg" und den "Reunionskrieg" als kleinere Konflikte, die jeweils ungefähr ein Jahr dauerten, mal außer acht lässt.

Louis XIV. regierte an die 72 Jahre, fast 30 Jahre davon waren Kriegsjahre und Kleinigkeiten wie der Aufbau von Versailles, kamen auf die damit verbundenen Kosten und Schäden noch dazu.
Das musste Frankreichs Staatsfinanzen überfordern.

De facto betrug die französische Staatsschuld bereits beim Tod Louis XIV wohl mehrere Milliaren livres (die Hofhaltung zur Zeit Louis XVI. verschlang im Jahr lediglich einige 100.000).

Das Louis XV sich dann in den Österreichischen Erbfolgekrieg, den 7-Jährigen Krieg und die Auseinandersetzungen mit Großbritannien in Amerika und Indien hineinziehen ließ, machte die Sache sicherlich genau so wenig besser, wie die Tatsache, dass danach dann noch der amerikanische Unabhängigkeitskrieg mit finanziert und die Verschuldung damit noch weiter getrieben wurde.
Das Grundproblem eines gigantischen Schuldenbergs und einer gefährlichen Nähe zum Staatsbankrott hatte Frankreich aber bereits seit Louis XIV und die Problematik der französischen Staatsfinanzen in den 1780er Jahren waren im Grunde genommen seit mehr oder weniger fast einem Jahrhundert verschleppt.
 
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